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Lippe aktuell , 31.01.1993 :

Öko-Faschismus von Bruker bis zum Collegium Humanum

Lemgo (ger). Zum Outing politischer und gesellschaftsrelevanter Persönlichkeiten und Einrichtungen wurde der Vortrag der drei Referenten der "Broschürengruppe" der FH Bielefeld zur Anti-Rassismus-Woche in der Lemgoer Remise. Eingeladen hatte der Studentenclub und der Bürger/innentreff "Räuber Hotzenpolotz". Und was die circa sechszig Interessierten an diesem Abend zu hören bekamen, gab zum Staunen und zum Nachdenken.

In fundierter Weise, mit Zeitungs-, Film- und Broschürendokumenten unterlegt, zeigten die Vortragenden auf, wie stark sich die neofaschistische Bewegung gerade in unseren modernen Lebensweisen und Strukturen festgesetzt hat.

Schon zu Adolf Hitlers Zeiten sei Ökologie in Verbindung mit dem urvölkischem Brauchtum eines der Schlagworte gewesen, so der Referent von der FH Bielefeld. Skandaltitel wie "Braune unterwandern Grüne" seien also in den achtziger Jahren falsch gewesen. Zum Selbstverständnis der Faschisten habe schon immer im starken Maße die Ökologie gehört und sei auch im Dritten Reich tief verwurzelt gewesen.

Als ein Beispiel neofaschistischer Aktivitäten unter dem Deckmantel der Ökobewegung bezeichnete der Referent das "Collegium Humanum" in Vlotho-Valdorf. Mit Argumentationsweisen wie Anti-AKW und gesunde Ernährung schaffe es die Vlothoer Einrichtung auch Personen von gesellschaftlicher Relevanz hinter diese Ideologie zu stellen. Einer der Mitorganisatoren des "Collegium Humanum", Georg Werner Haverbeck, könne laut dem Referenten auf eine aktive Zeit in der NSDAP und in der NSA zurückblicken. Faschistische Hintergründe solcher Einrichtungen nachzuweisen, sei erfahrungsgemäß sehr schwer, so der Referent. Welche Gefahr aber auch für die Jugend vom "Collegium Humanum" ausgehe, zeige die dortige Arbeit einer so genannten "Märchengemeinschaft", deren Mitbegründer Iean Regenwald, Mitglied der DVU sei.

Ebenfalls starke Zusammenhänge zwischen Ökologie und Faschsimus zeigten sich in der Person des Politikers Herbert Gruhl und des Mediziners Dr. Max Otto Bruker. "Der Papst der Öko-Bewegung", wie Bruker genannt wird, war als Klinikleiter in Lemgo und Bad Salzuflen tätig und ist, laut dem Referenten, seit Jahren eine schillernde Persönlichkeit in der faschistischen Bewegung. Bruker gehöre der "Gesellschaft für biologischeAnthropologie, Eugenik und Verhaltensforschung" an, deren Vorsitzender der Staranwalt der rechten Szene, Jürgen Rieger, sei und dem eine enge Zusammenarbeit mit dem "Kampfbund Deutscher Soldaten" nachgewisen sei. Der Referent führte weiter aus, dass Dr. Max Otto Bruker zudem der 1. Vorsitzende der der NPD nahestehenden "Grünen Liste" sei.

Das Anliegen der Referenten an das teilweise der Öko-Bewegung nahestehende Publikum im Studentenclub war, doch immer wieder Hintergründe zu erfragen und Zusammenhänge zwischen Gruppen und Organisationen kritisch zu durchleuchten. Diese Zielsetzung ist wohl angekommen und spiegelte sich in den nachdenklichen Minen der Zuhörerschaft in der Remise wieder.


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