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Bünder Bündnis gegen Rechts , 11.11.2003 :

Antifaschistische Demonstration / "Kein Nazi-Zentrum in Bünde!"

"Sie brauchen keinen Führer, sie können's jetzt allein!" sang Udo Lindenberg in den 90ern als die erste große Welle rassistischer Gewalt aus dem neonazistischen Lager Flüchtlingsheime und linke Projekte traf. Seit damals befinden sich linke Ideen in der Defensive. Viele Ideen der Rechtsextremen, die sie damals mit Feuer und Baseballschläger propagierten, sind inzwischen akzeptiertes Gedankengut bis weit ins bürgerliche Lager hinein. Diesem Trend will sich das Bündnis gegen Rechts entgegenstellen.

Mit der Demonstration am 22. November wollen wir auf die Aktivitäten der Neonazis in und um die Marktstraße 3 aufmerksam machen. Diese fallen zwar nur noch relativ selten durch gewalttätige Übergriffe in Bünde auf, dafür leisten sie im Verborgenen eine Aufbau- und Organisationsarbeit, die darauf zielt, Jugendliche fest in ihre Strukturen einzubinden.

Die Geschichte rechtsextremer Organisierung in Bünde reicht bis in die 80er zurück. Seit den frühen 90er Jahren spielt dabei das Haus Marktstraße 3 eine entscheidende Rolle. In unmittelbarer Nähe kam es immer wieder zu Angriffen auf Menschen, die nicht in das Weltbild der Neonazis passen, oftmals wenn auswärtige Szeneaktivisten zu Besuch waren, so an Silvester letzten Jahres. Antifaschistische Gegenwehr und Strafverfahren konnten diese Aktivitäten einige Zeit eindämmen.

Seit den Verboten der militanten neofaschistischen Organisationen Ende der 90er Jahre verfolgen die Bünder Neonazis eine Strategie. die der des weltweit tätigen Netzwerkes "Blood & Honour" entspricht. Diese zielt auf die Vermittlung von NS-ldeologie mit den Mitteln der populären Kultur. Eine wichtige Rolle spielt dabei Nazi-Rockmusik. Die Bünder Neonazis gehören hier regelmäßig zu den Konzert-Veranstaltern, ganze Cliquen Bünder Neonazis und NaziSkins sind regelmäßige Besucher dieser meistens illegal organisierten Konzerte, wo sich außerdem die Nazikader auf informellem Weg über ihr weiteres Agieren verständigen. Auch die Bünder Zeitschrift "Skinhead-Meeting", deren Redaktionsanschrift die Marktstraße 3 war, diente diesem Ziel, ebenso das Organisieren von Fußballturnieren für die NS-Szene Ostwestfalen-Lippes und die Teilnahme an und Organisation von wehrsportähnlichen Orientierungsmärschen.

Diese verdeckte Aufbauarbeit halten wir für eine noch ernstere Bedrohung als den offenen Straßenterror. Mit unserer Demonstration wollen wir dieses Treiben an die Offentlichkeit bringen und allen Menschen Mut machen, sich der rechten Gefahr entgegenzustellen.

Organisiert den antifaschistischen Widerstand!
Keinen Fußbreit den Faschisten!

Das "Bündnis gegen Rechts" will nicht bei reinen Anti-Nazi-Aktivitäten stehen bleiben. Die neonazistische Organisierung ist nur die Spitze einer gesellschaftlichen Entwicklung, die mehr und mehr Menschen von der Teilhabe am zweifellos vorhandenen Wohlstand in der BRD ausgrenzt. Sozialabbau, Abschottung der Grenzen gegenüber Menschen, die vor politischer Verfolgung fliehen müssen bei gleich- zeitigem Abwerben hochqualifizierter "Ausländer" für die deutsche Wirtschaft und eine aggressive Außenpolitik, die zunehmend auf militärische Gewalt setzt, um eigene Ziele durchzusetzen, sind nur einige der von uns kritisierten Mißstände.

Wir wollen jedoch nicht nur diese Zusammenhänge kritisieren, scndern auf lokaler Ebene agieren. Zahlreiche Behörden, die die Bundesbeschlüsse in die Tat umsetzen, und die kommende Kommunalwahl bieten genügend Anlässe aktiv zu werden. Ein erster Schritt muss die Ablösung der CDU-Regierung in Bünde sein, denn zu lang ist die Liste der Taktlosigkeiten, die sich Bürgermeisterin Anett Kleine-Döpke-Güse geleistet hat: Verlegung der Bibliothek in völlig ungeeignete Räume, Absetzung der Ersten Beigeordneten wegen angeblichen Zickenterrors, Ablehnung eines von den Landesbehörden vorgeschlagenen neuen Rektors für das Gymnasium am Markt, weil er ihr zu "links" ist und nicht zuletzt Schließung und Abriss des autonomen Jugendzentrums "Villa Kunterbunt".

Damit verschwand ein Treffpunkt für Jugendliche, die sich nicht auf kommerzielle Freizeitangebote einlassen, sondern lieber selbst was machen wollten, aus dem Bünder Stadtbild. Auch wenn die Bürgermeisterin sich um eine klare Begründung drückt, warum der Abriss sein musste - das Grünzeug, das jetzt an der Herforder Straße steht, hätte doch wohl auch woanders Platz gehabt - hat sie damit ein Ziel der Neonazis in so konsequenter Weise umgesetzt, wie diese es selbst mit zwei Brandanschlägen in den frühen 90ern nicht hinbekommen haben. Auch wenn sie das natürlich weit von sich weisen wird, der Jubel auf den einschlägigen Internetseiten der Neonazis und das kreisweite Klingen der Sektgläser, mit dem in den CDU-Gremien im Kreis auf den Abriss angestoßen worden sein dürfte, zeigen einmal mehr, dass bürgerliche Ideologie und rechte Ideen oft kaum zu unterscheiden sind - manchmal nur durch die Wahl der Mittel.

Der Totenstille gegenüber dem Bürgerblock setzen wir die Vision einer toleranten, sozial gerechten Gesellschaft entgegen. Der Kampf für ein besseres Morgen beginnt hier und heute!

Organisiert euch -
gegen Faschismus, Sozialabbau, Krieg und Rassismus!

Raus mit den Nazi-Skins aus der Marktstrasse!
Kampf dem Rassismus und Faschismus!

Samstag 22. November, 13 Uhr - Bünde Goetheplatz





antifa-aktion-buende@freenet.de

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