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Lippische Landes-Zeitung , 02.06.1986 :

Kundgebung in der Detmolder City ohne besondere Zwischenfälle

Marktplatz für Demo "gesperrt"

Detmold (Cg). Zu einer Demonstration gegen das ursprünglich in Detmold geplante, jedoch kurzfristig am Freitag "abgeblasene" Jahrestreffen der Mitglieder der sogenannten "Maximillian-von-Schenkendorf-Gesellschaft" hatte das "Antifaschistische Aktionsbündnis gegen das SS-Treffen" am Samstagmorgen aufgerufen.

Mit einem Zug durch die Innenstadt demonstrierten die Teilnehmer vornehmlich gegen die bekanntgewordenen Versammlungen der Gesellschaftsmitglieder - von denen ein großer Teil ehemalige Angehörige von Waffen-SS-Verbänden waren -, machten jedoch auch ihre grundsätzliche Ablehnung gegenüber "neu aufkeimenden faschistischen Tendenzen" in der Bundesrepublik Deutschland deutlich.

Treffpunkt der Demonstration bildete die Ameide. Dort hatten sich gegen 11 Uhr nach Angaben der Polizei schätzungsweise 500, nach Aussagen des mitveranstaltenden DGB mehr als 1.000 Personen versammelt. Der geordnet verlaufene Demonstrationszug wurde von starken Polizeikräften (etwa 200 Beamte standen nach Auskunft des Einsatzleiters zur Verfügung) begleitet.

Unstimmigkeiten hatte es im Vorfeld der Demonstration über die Route gegeben. Während die Organisatoren darauf bestanden hatten, auch die Lange Straße (einschließlich des Marktplatzes) mit in ihren Weg einzubeziehen, hatte die Polizei die Route: Ameide, Bruchberg, Paulinenstraße, Bismarckstraße, Rosental, Leopoldstraße, Exterstraße, Krumme Straße, Bruchberg vorgegeben. Dagegen hatten die Veranstalter bei den Verwaltungsgerichten Einspruch eingelegt, waren jedoch abgewiesen worden. Ihren Protest gegen diese Entscheidung machten sie deutlich, indem sie am Karstadt-Haus versuchten, in die Lange Straße einzubiegen, was jedoch von den Polizeibeamten verhindert wurde.

Mit Zurufen wie "macht euch länger" oder "jetzt mal ein bisschen Stimmung" "munterten" die Organisatoren die Demonstranten während des Zuges auf. Vor Beginn und zum Abschluss der Demonstration fand am Bruchberg eine Rahmenveranstaltung mit Liedermachern statt, in deren Rahmen Sprecher der verschiedenen teilnehmenden Gruppen ihre Ablehnung gegenüber dem Faschismus deutlich zum Ausdruck brachten.

Nach Angaben der Polizei verlief die gesamte Veranstaltung ruhig. Weder im Verlaufe noch nach Abschluss der Demonstration sei es zu außergewöhnlichen Vorfällen gekommen.

Obwohl mehrere Sprecher zu Beginn der Veranstaltung Vermutungen geäußert hatten, dass alle Mitglieder der "Gesellschaft" doch noch nicht abgereist seien und am Nachmittag in einem Detmolder Lokal ihre Versammlung abzuhalten gedächten, erwiesen sich diese "Aussagen" nach Angaben der Polizei als offensichtlich nicht richtig. "Weder am Samstag noch am Sonntag konnten irgendwelche Anzeichen für ein doch noch zustande gekommenes Treffen festgestellt werden", verlautet von der Detmolder Polizeibehörde.


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