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Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V. , 26.07.2000 :

Offener Brief an den Anstaltsleiter der JVA Büren zur erneuten Arrestierung von Gefangenen

An
Herrn Peter Möller
JVA Büren
Postfach 1240
33131 Büren

Sehr geehrter Herr Möller,

in der JVA Büren ist schon wieder eine Person arrestiert worden. Als der Gefangene am 17.07.2000 in seine Zelle eingeschlossen werden sollte, drückte ein Beamter die Tür so schnell zu, dass ein Fuß des Gefangenen zwischen Tür und Türrahmen geriet. Daraufhin öffnete der Beamte die Tür und sprang ihn an. Es kam zu einer kleinen Rangelei. Anschließend brachten sechs Beamte ihn unter massiver Gewalteinwirkung in den "besonders gesicherten Haftraum" (BGH). Begründet wurde es damit, er habe den Beamten geschlagen. Der Gefangene streitet dieses jedoch ab. Da Aussage gegen Aussage steht, gilt nach Meinung des Gefangenen wohl ehe "im Zweifel für den Beamten". Er verbrachte einen Tag im BGH. Danach musste er in eine Schlichtzelle. Hier durfte er nur unter Aufsicht rauchen. Als er am 3. Tag an die Tür klopfte, um nach Raucherlaubnis zu fragen, stürmten sechs Beamte die Zelle und brachten in eine Arrestzelle im Keller. Hier musste er fünf Tage verbringen. Er wurde nur entlassen, weil er sich bei dem Beamten entschuldigte. Er erhielt zwei weitere Tage Arrest auf "Bewährung". Als er im Arrest war, wollte ihm ein Betreuer unseres Vereins besuchen. Dieses wurde von Seiten der JVA abgelehnt. Unter anderem wurde angeführt, dass wir diesen Vorfall in die Öffentlichkeit bringen würden. Erst heute konnte ein Betreuer, nach einer Wartezeit von zwei Stunden, den Gefangenen sprechen.

Arrest bedeutet totale Isolation, ohne Fernsehen, ohne Radio, ohne Zeitung, ohne Bücher und vor allem ohne Kontakt zu Mithäftlingen, mit nur eine Stunde Hofgang, die isoliert von anderen Häftlingen stattfindet, 23 Stunden allein in einer Kellerzelle. Abschiebehaft ist ohnehin schon eine enorme psychische Belastung. Der zusätzliche Arrest kann zum psychischen Zusammenbruch führen. Immer wieder hören wir von Flüchtlingen, die in den Arrestzellen durchgedreht sind.

Rachid Sbaai starb, während der Verbüßung einer Arreststrafe, qualvoll an einer Rauchvergiftung.

Nach diesem tragischen Todesfall ist es für uns unfassbar, dass diese Art der Disziplinierung noch immer stattfindet. Statt zu strafen, wäre eine fachliche psychologische Betreuung notwendig. Die Beamten in der JVA sind mit dieser Aufgabe überfordert.

Wir protestieren gegen die nun wieder bekannt gewordene Arrestierung.


gockel@gegenabschiebehaft.de

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