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Lippische Landes-Zeitung , 31.05.1986 :

"Absage der Detmolder Straßenparty war richtig"

DGB fordert Auflösung und Verbot von SS-Traditionsverbänden

Kreis Lippe. "Die Haltung der Stadt Detmold, ungeachtet der anfallenden Kosten das geplante Straßenfest abzusagen, war und ist aus moralischer Verpflichtung heraus die einzig richtige Haltung." Mit diesen Worten bezieht der DGB-Kreisvorstand klar Stellung zu den Ereignissen im Vorfeld und im Umfeld des geplanten Treffens der sogenannten "Maximilian-von-Schenkendorf-Gesellschaft", deren Mitglieder - die sich zu einem großen Teil aus Angehörigen der ehemaligen Waffen-SS rekrutieren - vom vorgestrigen Donnerstag bis Sonntag in Detmold ihr Jahrestreffen mit einem umfangreichen Programm abhalten wollten und auch in die Residenz angereist waren.

Es sei unvorstellbar, so der DGB, dass eine getarnte SS-Traditionsveranstaltung zum gleichen Zeitpunkt in der Residenz abgelaufen wäre, zu dem die Stadt ihre Gäste aus Holland, Belgien und Frankreich empfangen hätte; unvorstellbar auch der Gedanke, dass auf der einen Seite Bürger feierten, während auf der anderen Seite die schreckliche Vergangenheit jüngster deutscher Geschichte von "Unbelehrbaren" heraufbeschworen werde.

Nachdem der DGB-Kreis Lippe auf Grund der Aufmerksamkeit einer Kollegin aus dem Rheinland den wahren Anlass des getarnten Treffens entdeckt habe, sei es in den zurückliegenden Wochen seine Strategie gewesen, schnell und wirksam zu handeln und - ohne besonderes Aufsehen in der Öffentlichkeit zu erregen - das Treffen zu verhindern, betonte DGB-Kreisvorsitzender Hermann Hibbeler, um auf diesem Wege zu verhindern, dass undemokratische Kräfte angelockt würden, die lediglich an unfriedlichen Auseinandersetzungen interessiert seien.

Mit allen nach dem Grundgesetz zur Verfügung stehenden Mitteln müssten sich alle verantwortungsbewussten Bürger gegen solche Vereinigungen zur Wehr setzen, wichtig sei, dass alle Bürger, Gewerkschaften, Parteien und Kirchen "Flagge zeigten". Dies dürfe nicht nur am Samstag im Rahmen der Protestdemonstration geschehen, fordert der DGB, diese Thematik müsse auch in Schulen und in den Weitereinbildungseinrichtungen beherrschende Diskussionsgrundlage sein, bis das wahre Ausmaß solcher Ereignisse wahrgenommen und verinnerlicht worden seien.

Der DGB fordere ein sofortiges Verbot und eine Auflösung aller SS-Traditionsverbände, erklärt Hibbeler, ebenso müssten FAP und andere Nachfolgeorganisationen unverzüglich verboten und die Verbreitung rechtsradikaler Propagandaschriften, Schallplatten und Filme untersagt werden.

Alle Städte und Gemeinden des Kreises fordert der DGB auf, entsprechende Beschlüsse zu fassen, damit sich derartige Geschehnisse, wie nun in Detmold konstatiert, nicht wiederholen können.

31.05./01.06.1986

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