www.hiergeblieben.de

Lippische Landes-Zeitung , 26.06.1993 :

Ehrlich und offen

Betr.: Ihr Artikel vom 19. Juni 1993 „Juden und Türken"

Es ist nicht nur bemerkenswert, sondern sehr hoch anzurechnen, dass uns Menschen anderer Nationalität und anderen Glaubens sagen müssen, was Objektivität ist. Bei uns Deutschen ist die Objektivität zum Fremdwort geworden, oder ist sie uns "ausgetrieben worden", man kann es nehmen, wie man will. Was in diesem Interview von Professor Mosche Zimmermann zum Ausdruck gebracht wird, sollte bei uns normal sein, doch normal zu denken ist bei uns nur noch eine Ausnahme und oft unerwünscht. Wir sehen solche und ähnliche Probleme nur "oberflächlich" und lassen uns von unseren Medien fast alle Meinung, wenn sie gegen uns ist, "aufreden".

Es ist eben bequemer, als selber nachzudenken. Demonstration ist uns wichtiger als viele andere Wege, nur weiß man oft nicht, wozu oder wofür man auf die Straße gegangen ist. Man meint, mit Demonstration kann man vor der ganzen Welt bezeugen, dass man die Probleme angefasst hat. Dabei gibt es bessere und einfachere Wege, die zu größeren Erfolgen führen. Warum sind wir aber unfähig, diese Wege zu gehen? Weil wir zu schwerfällig sind, den Tatsachen ins Gesicht zu sehen?

Oder weil wir meinen, dass uns die Welt "lieb gewinnen" wird, wenn wir uns nur noch selber beschuldigen und uns nur noch ducken'? Ein ehrlicher und offener Mensch kann aufrecht stehen, genauso auch ein ehrliches und offenes Volk. Wenn viele Politiker versagen, so muss doch nicht das Volk versagen. Auch wir brauchen keine "Sündenböcke", schon lange nicht, wenn man uns die "aufschwätzen" möchte. Ich habe diesen Artikel mit Professor Mosche Zimmermann mit viel Interesse, aber auch mit Verstand gelesen. Solche Artikel taugen mehr zur Völkerverständigung als tagelange Diskussionen im Parlament oder alle anderen Schwüre auf Deutschlands Straßen!

Florian Mierzwa
Kiefernweg 12
Oerlinghausen

26./27.06.1993
Detmold@lz-online.de

zurück