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Antifa AG Universität Bielefeld , 18.04.2004 :

"Wenn's der Wahrheitsfindung dient" / Marco Carini liest aus seinem Buch über Fritz Teufel / Montag, 26.04.2004, 18.00 Uhr, Universität Bielefeld, Hörsaal 10

Der Journalist und Autor Marco Carini ist ein waschechter Hamburger. In Hamburg-Harburg am 29. Oktober 1962 geboren, in Hamburg-Poppenbüttel aufgewachsen, in Hamburg-Wellingsbüttel und Bramfeld zur Schule gegangen, an der Hamburger Universität studiert, um schließlich in der Hansestadt journalistisch zu arbeiten und in Klein-Flottbeck ("In einem großen Haus mit vielen großen und kleinen Leuten") einen neuen Lebensmittelpunkt zu finden.

Seine ersten journalistischen Gehversuche machte Carini Anfang der achtziger Jahre bei der linksliberalen Wochenzeitung "Hamburger Rundschau", zehn Jahre später ging er nach abgeschlossenem Politikwissenschafts-Studium als Redakteur zur Hamburger Filiale der taz. Hier blieb er 6 Jahre, bevor er Anfang 1998 als Sprecher in das schleswig-holsteinische Energie- und Finanzministerium und anderthalb Jahre später in gleicher Position zur Hamburger Bürgerschaftsgruppe "Regenbogen" wechselte. "Wer täglich über Politik schreibt, sollte einmal die Parlaments- und Regierungsarbeit von innen kennenlernen", begründet Marco Carini seinen fast vierjährigen Ausflug in die Welt der Kabinettssitzungen und Senatsdrucksachen.

Seit zwei Jahren arbeitet Carini wieder als (freier) Journalist und Buchautor. Vergangenen Sommer erschien im Konkret Literatur-Verlag ein gemeinsam mit Andreas Speit verfasstes Buch über den Hamburger Rechtspopulisten Ronald Schill ("Der Rechtssprecher"), jetzt folgt eine Biographie über Fritz Teufel nach. Warum aber gerade ein Buch über Teufel?

Marco Carini:

"Die Zeit der von der Studentenbewegung ausgehenden Umwälzungen von Ende der sechziger bis Anfang der achtziger Jahre sind für mich nicht nur die vielleicht bewegendste Zeit dieser Republik, sondern auch die Zeit, in der ich selber aufgewachsen und politisch geprägt worden bin. Und Fritz Teufel spielt in dieser Periode eine ganz besondere Rolle. Er war neben Rudi Dutschke wohl mit die schillerndste und bekannteste Persönlichkeit der APO. Während Dutschke das Bedürfnis nach politisch-emanzipatorischer Theorie ansprach, beförderte Teufel die Lust auf subkulturelle Grenzübertretung und nonkonformistische Lebensweisen: verwegen, unbeugsam, den Schalk im Nacken und den gesellschaftlichen Autoritäten die Stirn bietend. Da der Mitbegründer der legendären "Kommune 1" der undogmatische Eulenspiegel der antiautoritären Linken war, ist sein Lebenslauf schon von sich aus ungeheuer unterhaltsam - ein absolutes Schreib- und ich glaube auch Lesevergnügen. Und Fritz Teufel ist einer der meistgesuchten "Terroristen" der siebziger Jahre: angeklagt, den Berliner CDU-Vorsitzenden Peter Lorenz entführt zu haben und an der Erschießung des Kammergerichtspräsidenten Günter von Drenkmann beteiligt gewesen zu sein. An ihm lässt sich wie an kaum einem Anderen die Geschichte des Aufbegehrens von großen Teilen dieser Generation und der Radikalisierung linker Widerstandsformen erzählerisch nachvollziehen. Die Geschichte vom friedlichen, phantasievollen Studenten-Protest hin zum bewaffneten Kampf sowie der Verarbeitung des Scheiterns militanter Stadtguerilla-Konzepte."

- Eine Veranstaltung der Antifa AG und des AStA Uni Bielefeld -


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