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Die Glocke , 19.04.2004 :

Wiedersehens-Freude in der Kaserne / 50 Briten sind wohlbehalten aus Irak zurück

Gütersloh (heva). "Am Ende gab es sogar Abschiedsgeschenke." Das Bild, das Oberstleutnant Julian Free jetzt seiner Rückkehr aus dem Irak zeichnet, ist ein ganz anderes als das der Fernsehnachrichten. Mit Freude seien die Briten in der Region um die südirakische Stadt Basra empfangen worden. Julian Free muss es wissen. Der Kommandeur einer in Gütersloh stationierten Artillerie-Einheit der britischen Armee war sechs Monate am Persischen Golf. Die Gütersloher bewachten Öl-Pipelines und Hochspannungsleitungen, sorgten für die Sicherung der Grenzen und organisierten die Ausbildung von Polizisten. Dass sie an einem der gefährlichsten Orte der Welt Dienst tun, bekamen aber auch die Soldaten aus Gütersloh zu spüren. Immer wieder sei die Einheit in Schießereien verwickelt worden, berichtet Julian Free nach der Rückkehr der Soldaten. Schwer Verletzte oder gar Getötete haben die Artilleristen aber nicht zu beklagen. Im Gegenteil: Als großen Erfolg wertet der Regimentskommandeur, dass es seine Einheit geschafft habe, ein gutes Verhältnis zu den örtlichen Geistlichen aufzubauen. Die enge Kooperation mit den Irakern habe die Situation spürbar entschärft. Erst zum Ende ihres Irak-Aufenthalts registrierte die Artillerie-Einheit neue Spannungen durch Aufständische unter Schiitenführer Muktada al-Sadr.

Nach sechsstündigem Flug vom Wüstenstaat Katar nach Hannover steigen die 51 Artilleristen der Einheit am Freitag wohlbehalten in Gütersloh aus dem Bus. Für die Familien der britischen Soldaten ist das Wiedersehen trotz allem das Ende einer Zeit der Sorge. Die Angst müsse man unterdrücken, sind sich Ehefrauen und Kinder der Soldaten einig. Die meisten konnten während des Irak-Einsatzes über Mobiltelefone kommunizieren. So, wie Cornelia Whiteway, die ihren Ehemann Tim zusammen mit ihren Kindern Philip (10) und Niklas (7) in Empfang nimmt. Die Familie kennt die Situation bereits aus dem ersten Irak-Krieg. Auch damals war Tim Whiteway eingesetzt worden. Insgesamt sorgten rund 400 Artilleristen aus Gütersloh für Sicherheit in der Region Basra. Die ersten Soldaten sind bereits am 9. April in ihre Kaserne an der Verler Straße zurückgekehrt. Der letzte Flug wird für den 29. April erwartet. 13 der in Gütersloh stationierten Soldaten seien im Irak verletzt worden, sagt Armee-Pressesprecherin Martina Hollmann. Dabei handele es sich um leichte Verletzungen durch Unfälle, aber auch um Verbrennungen und von Geschoss-Splittern hervorgerufene Verwundungen.


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