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Avanti ! e.V. , 18.10.2003 :

Demonstration für ein Autonomes Zentrum und gegen die Räumung des AZ-Wagenplatzes

Unglaublich viele Menschen haben seit dem August 2002 den AZ-Wagenplatz besucht, um sich über das Projekt "Autonomes Zentrum" (AZ) zu informieren oder an einer der über 100 kulturellen und politischen Veranstaltungen teilzunehmen.

Innerhalb von nicht einmal 2 Jahren hat sich das Projekt in Osnabrück etabliert, es ist nicht mehr wegzudenken. Die AZ-Gruppe hat gezeigt, dass ein selbstverwaltetes Zentrum in Osnabrück nicht nur möglich ist, sondern auch nötig. Der AZ-Betrieb wurde trotz schwieriger Umstände auf dem Platz am Fürstenauer Weg (kein Strom, kein Wasser, selbstgebautes Kompostklo) und gegen den permanenten Druck der CDU durchgeführt und hat gezeigt, dass das Angebot eines kulturellen, politischen und sozialen Zentrums ohne Hierarchien, statt dessen basierend auf den Konsensbeschlüssen derjenigen, die es nutzen, hervorragend angenommen wird. Neben dem Zentrumsbetrieb wohnen viele Leute der Bewegung auf dem Platz in Bauwagen. Sie haben damit eine Alternative des Zusammenlebens geschaffen.

Trotzdem meint jetzt die CDU alles kippen zu müssen:

Am Dienstag, den 9. September 2003 brachte die CDU-Fraktion einen Antrag auf sofortige Räumung des AZ-Wagenplatzes am Fürstenauer Weg 70 in den Verwaltungsausschuss ein. Weiter beantragten sie, dass die Stadtverwaltung der AZ-Gruppe kein Angebot für einen Ersatz machen darf. Der Antrag wurde mit 6 : 5 Stimmen angenommen.

Damit sind zunächst sämtliche Verhandlungen für ein Autonomes Zentrum gescheitert.

Wann die Räumung erfolgt, ist nunmehr eine Frage der Zeit. Der Wagenplatz ist jetzt noch so lange legal, bis die AZ-Gruppe eine Aufforderung von der Stadt zugestellt bekommt, den Platz zu räumen.

Die Zeit des Redens und des Verhandelns mag damit vorbei sein, die Zeit des Kampfes um ein AZ ist damit noch lange nicht vorbei!

Das Gelände am Fürstenauer Weg wurde der AZ-Bewegung von Seiten der Stadtverwaltung zugewiesen, als Übergang, bis die Verhandlungen um ein Autonomes Zentrum abgeschlossen sind.

Diese Zeit wurde genutzt, um schon mal mit dem Betrieb des AZ zu beginnen und der Öffentlichkeit deutlich zu machen, dass ein Zentrum in Selbstverwaltung möglich ist.

Alle Veranstaltungen fanden in einem selbst gekauften und aufgestellten Zirkuszelt statt, alle aus eigenen Mitteln finanziert und mit ehrenamtlicher Arbeit durchgeführt. Es spielten Bands aus allen Ländern der Welt, von Südamerika bis Moskau. Es fanden Informationsveranstaltungen und Diskussionen statt zu gesellschaftlichen und politischen Themen. Es wurde die Möglichkeit für einen unkommerziellen und sozialen Treffpunkt geboten.

Darüber hinaus trat die AZ-Gruppe mit unglaublich vielen Osnabrücker Initiativen und Organisationen ins Gespräch und hat die Idee der Selbstverwaltung erläutert. Auf die Umsonst-Flohmärkte kamen viele Bürgerinnen und Bürger der Stadt, auch von ihnen kam eine durchweg positive Rückmeldung.

Das soll nun alles vorbei sein, nur weil ein paar Mitglieder der CDU ihre Mehrheit im Parlament ausnutzten und einen knappen Beschluss auf Räumung herbeiführten.

Die Mitglieder der CDU waren von Beginn an nicht bereit oder in der Lage, über das Projekt zu diskutieren. Bis heute gab es keine inhaltliche Stellungnahme, warum das Projekt Autonomes Zentrum von ihnen mit allen Mitteln verhindert werden soll. Stattdessen berufen sie sich auf Formalien. Zunächst war es der Geldmangel der Stadt, der für eine Ablehnung herhalten musste, und jetzt, wo die AZ-Gruppe in über einem Jahr Arbeit bewiesen hat, dass das Projekt die Stadt nicht einen Cent kostet, benutzen sie einen Ausschuss, der nichtöffentlich tagt, um hinter verschlossenen Türen mal eben die Räumung zu beschließen.

Die Räumung betrifft dabei nicht nur den Betrieb des Autonomen Zentrums, sondern auch die Leute, die dort wohnen. Diese Leute, die zeigen, dass eine alternative Form des Zusammenlebens möglich ist, werden bei der Räumung obdachlos. Was mit den Bauwagen passieren soll, die den Menschen als Wohnung dienen und mit den Bauwagen und dem Zelt, die als Gemeinschaftsräume und Treffpunkte dienen, ist noch völlig unklar. Klar ist nur eins: der CDU ist das alles scheißegal. Ihr geht es nur um das Ausspielen der Macht. Im kleinkarierten biederen Hirn der CDU-Mitglieder haben alternative Ideen keinen Platz. Wer in ihr eingeschränktes Gesellschaftsbild nicht passt, muß verschwinden, zur Not mit Repression und Gewalt. Für sie zählt nur die Ruhe des Stillhaltens. Ob dabei in dieser Gesellschaft, in der nur noch Kommerz und persönliches Weiterkommen etwas zählen, Menschen untergehen, ist ihnen egal. Und wenn es Menschen gibt, die dieses System durchbrechen wollen, indem sie ihm ein solidarisches Miteinander entgegensetzen wollen, dann hauen sie drauf und wollen das nicht zulassen.

Aber jedes Herz hat Sprengkraft. Die AZ-Gruppe, samt den BewohnerInnen des Platzes hat in dem weit über einen Jahr des Kampfes mit Höhen und Tiefen immer einen Weg gefunden wie es weiter geht. Sie hat harte Verhandlungen geführt und ist immer wieder Kompromisse eingegangen. Die Bewegung für ein Autonomes Zentrum ist dabei gewachsen. Die Idee kann darf jetzt nicht einfach aufgegeben werden. Wir alle, AZ-Gruppe und UnterstützerInnen sind noch lange nicht am Ende unserer Phantasie und unseres Tatendranges.


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