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Lippische Landes-Zeitung , 20.08.2002 :

Asyl in Erlöserkirche / Mutter aus Kongo und ihre Tochter finden Zuflucht vor Abschiebung

Detmold. Die Gemeinde der Marktkirche in Detmold gewährt seit Mittwochabend Kimamungidi Yunga und ihrer sechsjährigen Tochter Christel aus dem Kongo Zuflucht in ihren Räumen. Mutter und Tochter, die seit fünfeinhalb Jahren in Deutschland wohnen, seien von der Ausweisung bedroht gewesen, so Pfarrer Eko Alberts.

Die Maßnahme sei in Zusammenarbeit mit dem Ökumenischen Forum "Flüchtlinge in Lippe" und in Abstimmung mit der Lippischen Landeskirche geschehen. Der Kirchenvorstand hat laut Alberts dieser Nothilfe des sogenannten Kirchenasyls ohne Gegenstimme zugestimmt.

Nach Mitteilung der Gemeinde waren entsprechende Anträge der Kongolesen, ein Bleiberecht nach dem Asylverfahren zu erreichen, abgelehnt worden. Ein Antrag bei der Härtefallkommission des Innenministeriums sei indes noch nicht behandelt worden.

Abschiebung stand unmittelbar bevor

Eine Rückführung würden Mutter und Kind, die ohne familiären Rückhalt im Kongo seien, nach Einschätzung der Verantwortlichen in der Gemeinde und der Unterstützungsgruppe "in höchstem Maße an Leib und Leben gefährden".

Eko Alberts: "In Kinshasa ist die Ernährungslage und die medizinische Versorgung katastrophal. Die Rate der Aids-Erkrankungen ist in der Volksrepublik Kongo erschreckend hoch. Der traumatisierte Zustand von Kimamungidi Yunga lässt es völlig undenkbar erscheinen, dass sie für sich und ihre Tochter dort den Überlebenskampf gewinnen kann."

Die Ausländerbehörde der Stadt Detmold habe sich in einem letzten Vermittlungsgespräch nicht in der Lage gesehen, die Empfehlung der Härtefallkommission, die in einigen Wochen erfolgen wird, abzuwarten.

Die Gemeinde wurde am Sonntag in dem Gottesdienst über den Vorgang informiert. In der Bekanntmachung heißt es, dass die betroffene Mutter Kimamungidi Yunga die "Last einer schweren Leidensgeschichte" trage und nicht in der Lage sei, in ihr angestammtes Land zurückzukehren. Zudem sei ihre Tochter noch als Baby nach Deutschland gekommen und hier herangewachsen.

Rechtsweg erschöpft

Und weiter: Rein rechtlich schienen vorläufig alle Mittel, die ein Bleiberecht erwirken könnten, erschöpft. "Wir möchten erreichen, dass Kimamungidi Yunga mit ihrer Tochter eine Lebenschance erhält. Dafür hat sie sich für einige Zeit in unsere Obhut begegeben."

Die Gemeinde bittet Menschen, die bei der Betreuung helfen können, sich telefonisch zu melden unter (05231) 570226.


detmold@lz-online.de

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