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Lippische Landes-Zeitung , 26.08.2006 :

"Courage zeigen!" / Schüler der Geschwister-Scholl-Gesamtschule erinnern an unbekannte Helden im Nationalsozialismus

Detmold (ir). Zehn Schüler der Geschwister-Scholl-Gesamtschule haben am Donnerstag im Foyer der Sparkasse Texte, Bilder und Collagen zum Thema "Widerstand im Nationalsozialismus - Der Kreisauer Kreis" präsentiert. Dabei ergänzten die sehr authentischen und tiefgründigen Werke der Schüler die professionelle Wanderausstellung "In der Wahrheit leben" der Kreisau-Initiative Berlin.

Der Kreisauer Kreis war eine bürgerliche Widerstandsgruppe im Nationalsozialismus, die sich in Zeiten der Lebensgefahr gegen Unrecht und Unterdrückung wehrte. Mit der Entwicklung eines grundlegenden Konzeptes für die Neugestaltung Deutschlands rebellierten sie gegen Krieg, Morde und Rassismus.

"Wir haben uns den Kreisauer Kreis zum Thema gemacht, weil die Gruppe weitgehend unbekannt ist", erklärte die 17-jährige Schülerin Melanie Wieneke. Die Gründung der Projektgruppe "Kreisauer Kreis" sei zum 20-jährigen Bestehen der Geschwister-Scholl-Schule initiiert worden, berichtete Schulleiter Jürgen Neumann. Er betonte, dass der Name der Schule nach wie vor zum festen Bestandteil des Schulalltags gehöre.

Ziel des Projektes "Kreisauer Kreis" sei die künstlerische und literarische Auseinandersetzung mit dem aktiven Widerstand in der NS-Zeit gewesen. "Dabei konnte die Schule im Verlauf der Arbeitsgruppe nicht nur die Wanderausstellung 'In der Wahrheit leben' gewinnen, sondern auch die Schirmherrschaft der Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl", sagte Stephan Hohn, der das Projekt betreut. Neben der Behandlung des "Kreisauer Kreises" im Unterricht durch eigene Recherchen und Referate begaben sich die Schüler auf Zeitreise in deutsche Vergangenheit nach Berlin.

"Die Besichtigung der Hinrichtungsstelle Plötzensee war mehr als schockierend", berichtete Schülerin Lena Spieker. In Berlin haben die Schüler unter anderem Häuser der Aktivisten des Kreisauer Kreises besichtigt. Die Ergebnisse der Studienfahrt und der eingehenden Beschäftigung mit dem NS-Regime: eindrucksvolle Bilder, Collagen und Gedichte im Andenken an die 20 Helden des Kreisauer Kreises.

"Immer Courage zeigen"
Lena Spieker

Gedanklicher Kern der künstlerischen Werke sind zwanzig Portraits der Widerstands-Kämpfer. Diese werden von Abbildungen und Fotos umrundet. Sie visualisieren, wogegen und wofür sich der "Kreisauer Kreis" einsetzte. Um den Lernprozess in die heutige Zeit zu transferieren, haben die Schüler Umfragen auf dem Schulhof, in der Familie und auf der Strasse gemacht, erklärte Wolfgang Stratmann. Besonders die Frage "Gibt es Werte, für die Sie in der heutigen Zeit ihr Leben einsetzen würden" habe die Schüler bewegt, sagte Stratmann. Zusätzlich haben sich die Schüler mit Rechtsradikalismus und Abschiebung im 21. Jahrhundert befasst.

Die Resonanz auf das Schülerprojekt war Donnerstag mehr als positiv. So betonte die leitende Regierungsschuldirektorin Mechthild Kramer "das herausragende Engagement der Schüler", und Sparkassendirektor Jürgen Wannhoff fügte hinzu, dass die Ausstellung nicht nur künstlerisch eindrucksvoll, sondern als präventive Maßnahmen gegen aktuelle nationalsozialistische Folgeerscheinungen fungiere.

"Aus dem Projekt haben wir gelernt, dass man bei Ausländerhass und Rassismus immer Courage zeigen muss", resümierte Lena Spieker. Im gleichen Atemzug schränkte die Schülerin jedoch ein, dass dies nur eine Station von einem langen Weg des Verstehens und Lernens gewesen sei.

26./27.08.2006
Detmold@lz-online.de

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