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Lippische Landes-Zeitung , 06.10.2006 :

Naher Osten bleibt Krisenherd / Beck bei der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik

Detmold. "Der Julikrieg 2006 und seine Folgen für den Nahen Osten" war jetzt das Thema von Dr. Martin Beck. Der Gast vom Deutschen Orientinstitut referierte bei der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik.

Keine der beiden Kriegsparteien habe zu Beginn die Intensität und die Entwicklung der Kämpfe vorhergesehen, betonte Dr. Beck, nach Angaben der Gesellschaft "ein ausgezeichneter Kenner der Region". Der Referent habe verdeutlicht, dass die Situation im Libanon einerseits und im Westjordanland sowie dem Gazastreifen andererseits unterschiedlich zu beurteilen sei, ist einer Pressemitteilung zu entnehmen.

Die Lage im Libanon sei dadurch gekennzeichnet, dass die Hisbolla von großen Teilen der Bevölkerung gestützt werde und eine hohe Legitimität besitze, Israel angreifen zu dürfen - auch wenn sie keinen vom Kriegsvölkerrecht gedeckten "Kombattantenstatus" habe.

"Die Kämpfe, die durch die Entführung von zwei israelischen Soldaten ausgelöst worden waren, bekamen durch die massiven Schläge der israelischen Luftwaffe sowie durch den Raketenbeschuss israelischer Städte eine Dynamik, die erst nach vier Wochen durch weltweite diplomatische Aktivitäten gebremst werden konnte."

Im Gazastreifen und im Westjordanland gebe es eine andere Situation. Mit dem Rückzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen habe die Regierung durch "Land für Frieden" zu einem Ausgleich mit den Palästinensern kommen wollen. "Eine staatliche Souveränität aber bekamen sie noch nicht."

Durch die unterschiedliche Auffassung von Recht und Gesetz, von Lebensrecht und Recht auf Heimat, von Ehre und Frieden sei bei den Menschen in der Region ein Hass und eine Feindschaft entstanden, die kurzfristig kaum zu überwinden seien. Fazit des Referenten: "Solange die militanten Organisationen der Palästinenser die Vernichtung Israels zum Ziel haben und die Israelis unverhältnismäßig hohe Opfer unter der Zivilbevölkerung in Kauf nehmen, bleibt der Nahe Osten ein Krisenherd."


Detmold@lz-online.de

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