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Bielefelder Tageblatt (MW) / Neue Westfälische , 06.10.2006 :

Johannes Kuhlo und die Nationalsozialisten / Christian Blümel fürchtet, dass bei den Feiern zu Ehren des "Posaunengenerals" dessen braune Vergangenheit verschwiegen wird

Von Thomas Dohna

Bielefeld. Johannes Kuhlo hatte eine Mission, Christian Blümel hat sie auch. Der Posaunenchorleiter und Diplom-Theologe aus Münster macht seit Jahren auf die nationalsozialistische Vergangenheit der "Posaunengenerals" aufmerksam, gestern mit lauten Tönen im Foyer des Landeskirchenamtes.

Aufsehen erregte Blümel das erste Mal 1991. Anlass war der 50. Todestag Johannes Kuhlos am 16. Mai. Kuhlo (1856 - 1941) gilt in weiten Kreisen der kirchlichen Bläserarbeit als der Begründer der Posaunenchöre in Westfalen. Blümel wies damals mit einem Flugblatt "Das braune Posaunenchor-Evangelium des Johannes Kuhlo" auf die Mitgliedschaft Kuhlos in der NSDAP hin. Inzwischen ist erwiesen, dass Kuhlo schon 1932, also bevor Adolf Hitler Reichskanzler wurde und die nationalsozialistische Diktatur errichtete, Parteimitglied war.

Nach Blümels Darstellung ist die Nazi-Vergangenheit Kuhlos in der evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) und im Posaunenwerk der Evangelischen Kirche von Westfalen lange verschwiegen worden. Bis in die 80er Jahre hinein ist in Zeitungsartikeln über Kuhlo nichts über seine Parteimitgliedschaft und über seinen Besuch bei Hitler auf dem Obersalzberg im Juli 1933 sowie einen Wahlaufruf für Hitler in der Siegerländer Nationalzeitung zu lesen. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Johannes Kuhlo setzt erst Mitte der 90er Jahre ein.

Allerdings deutete der damalige Leiter der Diakonenanstalt Nazareth, Pfarrer Hermann Adam, am 16. Mai 1991 an: "Johannes Kuhlo ließ sich sehr hineinziehen in die Verirrungen und Verblendung der Hitlerzeit. Wir finden bei ihm Beispiele eines heftigen Judenhasses, den er noch mit dem Zitieren mancherlei Bibelstellen begründete." Kuhlo war 29 Jahre Vorsteher der Diakonenanstalt.

Blümel belässt es nicht bei seinem Hinweis auf das jahrzehntelange Verschweigen in Kirche, Posaunenwerk und Medien. Er fürchtet, dass diese Vergangenheit auch am 8. Oktober, dem 150. Geburtstag Kuhlos und den ihn ehrenden Veranstaltungen in der Betheler Zionskirche und im Assapheum verschwiegen wird. Er fürchtet, dass der Präses der EKvW, Alfred Buß, in seiner Predigt nur die Verdienste Kuhlos um die Posaunenchorarbeit erwähnt und die wunden Punkte relativiert. Buß empfing Blümel gestern im Landeskirchenamt.


lok-red.bielefeld@neue-westfaelische.de

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