www.hiergeblieben.de

Oldenburger Nachrichten / Nordwest-Zeitung , 20.10.2006 :

Streit über das Essen in Blankenburg / Betrifft: Berichte über die Proteste der Asylbewerber

Der Protest der Asylbewerber kristallisiert sich im Kantinenessen, weil das Leben in Blankenburg unerträglich ( ... ) geworden ist. Man kennt diesen etwas vulgären Ausdruck "es ist mir zum Kotzen". Aber das ist genau das, was in diesem Protest ausgedrückt wird.

Unter Residenzpflicht, seit manchmal mehr als zwei Jahren, leben diese Menschen, ohne Rechte, isoliert. Schon ganz einfach, weil sie meistens die schlechten Busverbindungen sich nicht leisten können. Von ihren 39,18 Euro im Monat müssen sie unter anderem ihren Rechtsanwalt bezahlen, denn ihr Asylbewerberantrag wird grundsätzlich abgelehnt. Dabei haben viele, auch wenn nicht alle, einen Grund um Asyl zu bitten. ( ... )

Mögen die Oldenburger ein Herz haben und sich mit den Asylbewerbern solidarisieren.

Beatrice Zimmermann
Oldenburg




Ich finde es ist schon ziemlich unverantwortlich, wenn ( ... ) die NWZ (... ) sich einseitig zum Sprachrohr der Repressalienhüter, wie dem Polizei-Chef Kühme und Leiter Lüttgau macht. Eine nur etwas intelligentere Berichterstattung hätte auch nur annähernd der "anderen Seite", der angeblichen "Ruhestörer" oder Demonstranten (und nicht den paar scheinbar ausgewählten moderaten Flüchtlingen) Gehör geschenkt, anstelle ein populistisches nachgestelltes Foto vom wahrscheinlich vorher nie "servierten" Essen incl. neuem Speiseplan zu präsentieren. ( ... )

Die gesamte Thematik der Flüchtlingslager, bzw. dieses Lagers speziell, hat ohnehin extrem politisches Sprengstoffpotential (siehe nächste IMK)! Mit dieser Art der Auseinandersetzung werden die Erwähnten wahrscheinlich noch mehr Polizeistunden provozieren und produzieren, zumal manche Demoeinsätze personell auch oft unverhältnismäßig übertrieben besetzt sind ...

( ... )

Torsten Klieser
Oldenburg




Jeder hat das Recht, da zu leben, wo er sich wohlfühlt. Wenn also einige Asylbewerber meinen, dass sie sich in Blankenburg nicht wohlfühlen oder nicht ordentlich behandelt werden, dann haben sie ja das Recht dahin zu gehen, wo sie herkommen. Da haben sie ihr Essen und können sich dort entfalten, wie sie es möchten (oder auch nicht). So ein Essen, wie es in Blankenburg angeboten wird, hätten bestimmt viele Familien in Oldenburg gern mittags auf ihrem Tisch, und das die ganze Woche durch. Vielleicht sollte man den ( ... ) Asylbewerbern mal einige Wochen ihr gewohntes Landesessen auftischen: Hirsebrei und Wasser. Herr Lüttgau sollte sich nicht beirren lassen und weiter den Weg gehen: Also leckeres Essen statt Bargeld – davon haben so einige Asylbewerber ja genug.

Hermann Koenen
Oldenburg




Das Leben in einem Flüchtlingslager ist in jeder Hinsicht von Entbehrung gekennzeichnet. Deswegen sollte der Aufenthalt dort so kurz wie möglich sein. Die Realität heißt aber üblicherweise im Schnitt ein Jahr, zwei oder drei Jahre, und der Gipfel soll bei zwölf Jahren Warten auf einen Status liegen. Viele Flüchtlinge leben in Isolation von Familie und Freunden, und es fehlt an Beschäftigung und Abwechslung. Wenn Oldenburger zu Besuch kommen (was sehr selten ist, aber im Flüchtlingscafé bei Ibis in der Alexanderstraße gerne vermittelt wird), sehen sie auch das immer gleiche Essen und wie lieblos es zubereitet und ausgegeben wird.

Was die Zutaten der Lebensmittel (vor allem auch der Milch) sein mögen, fragen sich alle Besucher schon lange; Gulasch stellt man sich wohl anders vor als den in Blankenburg üblichen Klacks geschmackloser Soße, in dem kaum Fleischreste zu finden sind.

Der am Freitag (13.10.) in der NWZ abgebildete Speiseplan ist ein Ausnahmeplan für die Streiktage und entspricht nicht den "normalen" Zuständen.

Monika Niemann
Oldenburg


redaktion@nordwest-zeitung.de

zurück