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Lippische Landes-Zeitung , 18.03.2004 :

Viele Schicksale noch immer ungeklärt / Hilmar Lotz übernahm Vorsitz eines Traditionsverbandes

Detmold (da). Der ehemalige Oberkreisdirektor Hilmar Lotz (81) hat in hohem Alter noch einmal eine neue Aufgabe übernommen. Als Vorsitzender des Traditionsverbandes Fallschirmpanzerkorps im Bund Deutscher Fallschirmjäger geht es ihm nicht nur darum, das Gedenken an die Gefallenen aufrecht zu erhalten, er will ebenso in Zusammenarbeit mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge dabei helfen, Vermisstenschicksale aufzuklären. Denn fast 60 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges gibt es diese immer noch.

Bis heute würden von der ehemaligen Falschirmpanzerdivision, die vor ihrer Verlegung an die Ostfront unter anderem in Afrika und Italien eingesetzt war, rund 8000 Männer vermisst, berichtet Lotz. Tausende seien noch Anfang 1945 im Kessel von Heiligenbeil in Ostpreußen umgekommen, und man müsse davon ausgehen, dass viele niemals wiedergefunden würden. Allerdings gelinge es doch immer mal wieder, Gräber zu entdecken und Umbettungen vorzunehmen. Und viele Verwandte und Nachkommen hätten die Hoffnung nicht aufgegeben, doch noch etwas über das Schicksal ihrer im Krieg gefallenen Angehörigen zu erfahren. So lägen allein für den Raum Trakehnen 135 Suchanfragen vor.

Für Lotz gehört es zur Kultur eines jeden Volkes, der Gefallenen zu gedenken. Und so ist er denn auch oft unterwegs, um an entsprechenden Veranstaltungen teilzunehmen - in der Lausitz etwa, wo es an die 100 Grabstätten gebe und die Feiern von den politischen Gemeinden regelmäßig unter großer Beteiligung der Bevölkerung ausgerichtet würden. Vorbehalte, sagt der Detmolder, habe er dabei niemals gespürt, nirgendwo auch nur die Andeutung einer kritischen Betrachtung gespürt. Dazu trage sicherlich auch bei, dass sich der Verband grundsätzlich nicht zu politischen Fragen äußere.

Sogar im nördlichen Ostpreußen, im heutigen Russland, erfahre das Bemühen um Aufklärung und würdigen Umgang mit dem ehemaligen Kriegsgegner Unterstützung, berichtet Lotz. So steht etwa in Trakehnen mit Genehmigung der örtlichen Behörden inzwischen ein Gedenkstein, gibt es eine letzte Ruhestätte für deutsche Soldaten auf dem ehemaligen evangelischen Friedhof von Heiligenbiel.
Der Detmolder ist übrigens erst 1995 Mitglied des Traditionsverbandes geworden, der inzwischen kein eingetragener Verein mehr ist. Er habe sich bereit gefunden, den Vorsitz zu übernehmen, weil sich dieser Zusammenschluss sonst angesichts des hohen Alters aller Mitglieder zwangsläufig aufgelöst hätte, sagt Lotz.


Detmold@lz-online.de

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