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Deister- und Weserzeitung , 27.01.2004 :

Urenkel des Star-Architekten Oppler soll die Synagoge bauen / Amerikaner erfuhr im Internet vom Projekt / Der Urahn plante die Marienburg

Hameln/Washington (tw). Überraschende Wende bei den Plänen für den Neubau der Synagoge: Arnold Oppler (46) aus Washington will – und soll – das Gotteshaus auf dem Grundstück der Jüdischen Gemeinde errichten. Der Architekt ist Urenkel von Erwin Oppler (†1880), berühmtester jüdischer Baumeister seiner Zeit. Der Altvordere entwarf 1857 die Marienburg bei Nordstemmen, 1879 den Sakralbau an der Hamelner Bürenstraße.

Mit dem Engagement Arnold Opplers – dem ersten Neubau einer Reform-Synagoge in Deutschland nach 1945 – sind die Pläne der 200 Köpfe zählenden Jüdischen Gemeinde, für das Projekt einen Architektenwettbewerb auszuloben, vom Tisch. "Dass sich Herr Oppler an uns gewandt hat, ist für mich ein Fingerzeig Gottes", sagt Gemeinde-Vorsitzende Rachel Dohme.

Arnold Oppler, Sohn deutscher Emigranten, hatte im Internet von dem Vorhaben erfahren. Auf Bitten von Rachel Dohme und des Aktionskreises "Eine Synagoge für Hameln" soll der Architekt, der sich in 20 Berufsjahren in den Staaten mit vielen Wohnprojekten einen Namen gemacht hat, zunächst einen Vorentwurf für die Hamelner Synagoge einreichen.

Ein Vorentwurf, mit dem die Gemeinde dann kräftig die Werbetrommel für das Projekt rühren kann. Denn vor allem an Geld für den Neubau fehlt es den Hamelnern. Zwar war Arnold Oppler gestern bei den Beratungen im Gemeindezentrum an der Bahnhofstraße überzeugt: "Man kann auch mit einem kleinen Budget Ideen verwirklichen." Doch der Aktionskreis setzt gerade auf die Zugkraft des Namens Oppler – im In-, aber auch im Ausland: "Als Urenkel des Königlichen Baurats könnte er in Amerika Geldquellen auftun, die uns sonst verschlossen bleiben", gibt Christa Bruns die Meinung des Aktionskreises wieder. Und Hans-Georg Spangenberger ergänzt: "Mit dem Architektenwettbewerb wollten wir Öffentlichkeit, mit Herrn Oppler bekommen wir sie – auch ohne Wettbewerb."

Allerdings: Als Amerikaner hätte der Architekt Schwierigkeiten, den Neubau nach deutschem Recht zu verwirklichen. "Was anderes wäre es, wenn die Architektenleistungen geteilt, Herrn Oppler (Bauplanung und -Ausführung) ein heimischer Kollege zur Seite gestellt würde, der die Bauleitung übernimmt", sagt Stadtwerke-Projektleiter Frank Taylor, der das Vorhaben der Gemeinde gleichfalls begleitet. Tatsächlich haben sich Rachel Dohme und der Aktionskreis für eben diese Lösung ausgesprochen.

Arnold Oppler will noch die Woche in Hameln bleiben, die Stadt besichtigen und ein "Gefühl für die Häuser in der Nachbarschaft der Bürenstraße bekommen", wie er betont. Denn: "Ich will keinesfalls ein Gebäude in amerikanischem Stil auf deutschem Boden errichten", sagt der Architekt aus Washington.

Zur Erinnerung: Erwin Oppler galt weiland mit 100 Bauprojekten als einer der ersten jüdischen Architekten Deutschlands. Zwischen 1857 und 1866 plante der Königlich Hannoversche Baurat für Georg V. die Marienburg bei Nordstemmen, die der Monarch seiner Gemahlin, der Königin Marie, als Sommersitz schenkte. 1877 bis 1879 baute Erwin Oppler die Synagoge an der Bürenstraße. Ein Wohltäter, der anonym blieb, hatte 1500 Reichsmark gespendet. Wegen der "ganz geringen Bausumme" musste das Objekt allerdings die "bescheidensten Grenzen" einhalten, urteilte die Fachwelt. Am 8. November 1938 wurde das Gotteshaus von Nationalsozialisten in Schutt und Asche gelegt .


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