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Kulturinitiative Detmold e.V. , 24.07.2003 :

Lieber Gast,

weil wir immer wieder gefragt werden, was die "alte Pauline" eigentlich ist und sein will, haben wir hier Antworten auf häufig gestellte Fragen zusammengestellt.

Wie lange gibt es die alte Pauline schon?

Die alte Pauline existiert seit September 1981. Im Winter 1980 besetzten zahlreiche Jugendliche und Erwachsene die leerstehende "Klingenberg-Fabrik", um darin ein autonomes Kultur- und Kommunikationszentrum einzurichten und den geplanten Abriss des Gebäudes zu verhindern. Letzteres ist nicht gelungen. Im Januar 1981 wurde die Fabrik von über 500 Polizisten geräumt und später abgerissen. An ihrer Stelle befindet sich heute ein Parkplatz. Mit der Räumung war der Kampf aber nicht beendet. Die ehemaligen Besetzer machten weiter heftig Druck und so blieb dem Stadtrat nichts anderes übrig, als diese ehemalige Schule, in deren Räumen du dich jetzt befindest, zur Verfügung zu stellen.

Was heißt eigentlich "autonomes Kultur- und Kommunikationszentrum"?

Wir, die in diesem Haus Aktiven, entscheiden darüber, was, wie und zu welchem Zweck in der alten Pauline gemacht wird. Politischen Parteien, Kirchen, dem Jugendamt oder der Stadtverwaltung gestatten wir keinen Einfluss auf die Organisation und den Inhalt unserer Arbeit. Deshalb haben wir es auch immer entschieden abgelehnt, Hauptamtliche zu beschäftigen.

Wieso denn das? Ich meine, die sind doch dafür da, dass sie etwas tun. Und könnten euch doch eine Menge Arbeit abnehmen.

So einfach ist das leider nicht. Wir haben nämlich gar nicht das Geld, um bezahlte Stellen zu schaffen. Wir müssten uns also an die Stadt, den Kreis oder das Land wenden, damit die das übernehmen. Und wenn sie das tun, dann wollen sie auch Einfluss nehmen. Und wenn der arme Sozialarbeiter seinen Job behalten will, dann tanzt er nach der Pfeife seines Brötchengebers. Die Einstellung eines Hausmeisters oder Sozialarbeiters ist der Anfang vom Ende der Selbstverwaltung. Wir haben das an anderen Zentren sehr genau beobachtet. Die sind jetzt alle kaputt. Die alte Pauline aber ist immer noch frisch und munter.

"Autonom" nennt ihr die alte Pauline - hat das nicht auch irgendetwas mit "links" zu tun?

Da liegst du schon richtig. Die alte Pauline verstand sich von Beginn an als ein linkes Zentrum. Hier wollten und wollen wir uns ohne Konsumzwang treffen können, um miteinander zu reden, zu feiern und Kulturveranstaltungen zu genießen. Aber eben auch, um von diesem Haus aus für eine Veränderung der Gesellschaft in emanzipatorischer Perspektive zu kämpfen. Konkret heißt das beispielsweise, dass wir von der alten Pauline aus Aktionen gegen Nazis organisieren, gegen Rassismus und Antisemitismus protestieren und grundsätzliche Kritik an der kapitalistischen Gesellschaftsordnung verbreiten.

Heißt das jetzt, dass euch nur "linke" Gäste willkommen sind?

Nein, natürlich nicht. Hier ist jeder willkommen, selbstverständlich mit Ausnahme von Nazis. Wir haben hier keinen Gesinnungs-TÜV. Solange wir nicht als "linke Zecken" usw. angepöbelt werden, gibt es da keine Probleme.

Wenn ich nun Lust habe, bei euch mitzumachen, mich in der alten Pauline zu engagieren, was muss ich da tun?

Das ist ganz einfach. Frag doch einfach mal einen von den Leuten, die hinter der Theke stehen. Sprich Leute an, die zum Haus gehören. Oder komm zur Hausversammlung. Die findet jeden Donnerstag um 19.00 statt. Da wird alles besprochen, was das Haus angeht.

Wie, da kann jeder hinkommen? Muss man bei euch nicht erst Mitglied werden?

Richtig, zur Hausversammlung kann jeder kommen. Und man muss auch nicht erst Mitglied im Trägerverein "Kulturinitiative Detmold e.V." werden. Du solltest allerdings nicht gleich Pickel kriegen, wenn du mit linken Positionen konfrontiert wirst. Wie gesagt: Wir verstehen uns als ein linkes Zentrum, und das wollen wir auch bleiben. Auch und gerade in Zeiten, in denen die ganze Gesellschaft in einem Wahnsinnstempo nach rechts driftet.

Okay, das verstehe ich. Aber mal was anderes: Wenn ich mich hier so umschaue, also ehrlich gesagt, ein Luxusambiente ist das ja nun nicht gerade ...

Danke für deine Höflichkeit. Wir sind schlicht und einfach warm. Wenn wir mal 300 Euro in der Kasse haben, dann müssen wir uns immer fragen, wofür wir die ausgeben wollen: Für ein schickes Design oder für eine kleine Kultur- oder Informationsveransrtaltung? Bisher sind wir immer noch zu dem Ergebnis gekommen, dass es besser ist, auf Chrom und Glanz zu verzichten und dafür lieber eine gute Band oder einen intelligenten Vortrag anzuhören. Dafür hast du doch Verständnis, oder?


soli@alte-pauline.de

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