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Gütersloher Zeitung / Neue Westfälische , 23.06.2004 :

"Samenkorn der Hoffnung" / Stiftung "Begegnung – Deutsch-Palästinensisches Jugendwerk" erhält Zulassungsurkunde

Von Stefan Brams

Gütersloh. "Wir verstehen uns als steter Tropfen, der den Stein höhlen wird. Wir wollen ein Zeichen setzen gegen das Gefühl der Hoffnungslosigkeit, doch nichts ändern zu können." Mit diesen Worten beendete Marita Kappler, Vorsitzende der neu gegründeten Stiftung "Begegnung – Deutsch-Palästinensisches Jugendwerk", gestern Abend ihre Rede und erhielt aus den Händen von Regierungspräsident Andreas Wiebe die Zulassungsurkunde für die bundesweit einmalige Stiftung mit Sitz in Gütersloh.

Eine Rede, für die es viel Applaus gab, eine Stiftung, die mit vielen guten Wünschen bedacht wurde und mit der sich auch sehr viel Hoffnung verbindet, das wurde in den Reden immer wieder deutlich.

Auch der ehemalige Bundesminister Hans-Jürgen Wischnewski, der gemeinsam mit Abdallah Franghi, Generaldelegierter der Palästinenser in Deutschland, an der feierlichen Übergabe der Stiftungsurkunde teilnahm, betonte: "Das ist eine wichtige Stiftung, mit einer wichtigen Funktion im Land und von großem Wert, denn in Zeiten des Konflikts, Begegnungen zu schaffen, das ist das wichtigste, was es gibt." Einig war sich Wischnewski mit seinem – wie er betonte – Freund Franghi, darin, "dass es keine militärische Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts geben werde". Er könne nur durch Gespräche mit allen, eben auch den Palästinensern, vermittelt werden. Franghi: "Da wo die Staaten keine Annäherung schaffen, können die einfachen Menschen etwas tun und den Weg korrigieren." Man dürfe die Hoffnung auf Frieden nicht aufgeben, die Stiftung sei ein Beitrag dazu. Und Wischnewski regte an, dass die Stiftung in der nächsten Zeit alle in NRW, die zum Thema Nahostkonflikt aktiv seien, an einen Tische holen sollte, um die Kräfte zu bündeln.

In der Stiftung, die den Austausch von Schülern aber auch Auszubildenden befördern will, haben sich Lehrer der Anne-Frank-Gesamtschule, der Verein "Projekt Freundschaft Birzeit-Münster", die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Harsewinkel und Bürger aus Gütersloh zusammengeschlossen. "Sie alle eint", wie Pfarrer Martin Liebschwager aus Harsewinkel es formulierte, "die Betroffenheit über die Not der Menschen in Palästina." Die Stifung sei "ein Samenkorn der Hoffnung, das hoffentlich zu einem großen Baum wird, unter dessen Blätterdach sich die Menschen in Frieden versammeln können."

Bürgermeisterin Maria Unger attestierte der Stiftung einen "hohen Anspruch" und betonte, dass die Stiftung in ihrer Bedeutung über Gütersloh weit hinaus rage. Ihr Münsteraner Amtskollge, Fritz Krüger, nannte es einen mutigen Schritt, diese Stiftung in einer scheinbar ausweglosen Situation gegründet zu haben und wünschte ihr viele weitere Stifter. Und Wiebe betonte bei der Übergabe der Stiftungsurkunde: "Ich ziehe auch persönlich meinen Hut vor dieser Stiftung und ihren Gründern."

Das Schlusswort hatte Marita Kappler. Die Lehrerin bezeichnete die Gründung als "einen bewegenden Augenblick", freute sich über die große Resonanz und machte deutlich: "Die demütigende Situation in der die Jugendlichen in Palästina leben, erzeugt nur neue Gewaltbereitschaft." Es gelte, ihnen einen Ausweg aufzuzeigen. "Wir wollen ihnen zumindest auf Zeit einen Ausstieg aus der Spirale von Hass, Gewalt und Krieg ermöglichen, damit sie eine neue Realität erleben und mit neuen Visionen, Utopien und Eindrücken von einer zivilen Bürgergesellschaft in ihre Heimat zurückkehren können." Aber auch für die deutschen Jugendlichen sei es eine bereichernde Erfahrung, Land und Menschen kennenzulernen. "Die Jugendlichen werden zu Botschaftern der Verständigung, und wir knüpfen so ein zwischenmenschliches Netzwerk."


lok-red.guetersloh@neue-westfaelische.de

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