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Lippische Rundschau , 28.01.1981 :

Leserbrief / Armutszeugnis der Koalition

Zu der Nachricht "Hausbesetzungen die Folge verfehlter Politik" (WB vom 15.01.1981)

Mit der Hiobsbotschaft, dass etwa 32 Prozent der Hauptmieterhaushalte die seit dem 01.03.1980 geltenden Einkommensgrenzen für den Bezug von Sozialwohnungen übersteigen, stellt sich die Bundesregierung nach 14 Jahren der Verantwortung meines Erachtens ein Armutszeugnis aus. Kein Weihnachtsgeschenk für die von akuter Wohnungsnot betroffenen minderbemittelten Bürger! Besonders die an einer funktionierenden Demokratie interessierten ehrlichen Steuerzahler haben ein Recht darauf zu erfahren, worauf die Fehlbelegungen im sozialen Wohnungsbau zurückzuführen sind. Denn rund 1,7 Millionen Haushalte müssen nach statistischen Unterlagen zur Zeit deswegen Wohngeld in Anspruch nehmen, weil es den jedem Bürger immer wieder versprochenen angemessenen Wohnraum nicht gibt.

Es muss erlaubt sein zu fragen, nach welchen Kriterien die Vergabe von Sozialwohnungen vorgenommen worden ist. Von einer gerechten Verteilung kann mit Bezug auf das amtliche Untersuchungsergebnis wahrhaftig nicht die Rede sein. Nicht auszuschließen ist, dass durch Beziehungen widerrechtliche Vergaben von Sozialwohnungen erfolgen. Nur mit verschärften Bestimmungen kann den Schmarotzern begegenet werden. Wer auf Kosten anderer lebt, ist nun einmal kein besser zu bezeichnender Typ! Ich bin kein Befürworter von radikalen Handlungen, die überwiegend von geburtsstarken Jahrgängen der Nachkriegszeit überhand nehmen, um die Misere im Wohnungsbau zu demonstrieren.

Gegen berechtigte friedliche Demonstrationen wird kein Demokrat opponieren, der das Geschwätz über Zukunftsprogramme nicht länger ertragen kann. Das A und O sind in jeder Hinsicht gesunde Familien als Grundlage für unseren Staat. Wenn sich unsere Politiker den damit verbundenen Aufgaben nicht intensiv genug und rechtzeitig stellen, gefährden sie durch den immer mehr aufkommenden Extremismus den Fortbestand der Demokratie!

Bruno Lamm, Bielefeld


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