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Höxtersche Kreiszeitung / Neue Westfälische , 03.04.1992 :

Schicksal der Roma-Familie Dzemajlji / Kreistag fasste einstimmige Entschließung / "Behörde soll Abschiebung überprüfen und nach Möglichkeit aussetzen"

Von Peter Ures

Kreis Höxter/Brakel. Das Schicksal der von Ausweisung bedrohten Brakeler Roma-Familie Dzemajlji (die NW berichtete mehrfach darüber) beschäftigte jetzt auch das Parlament des Kreises Höxter.

Nach knapp einstündiger "sehr sachlicher und konstruktiver Diskussion" im nichtöffentlichen Teil, so übereinstimmend die Sprecher von CDU, SPD und Grünen, Hubertus Backhaus, Reinhard Ludwig und Bernd Zymner gegenüber dieser Zeitung, fasste der Kreistag in der jüngsten Sitzung in der Nethestadt seine Meinungsbildung in einer Empfehlung zusammen, die einstimmig verabschiedet wurde.

Darin heißt es: "Der Kreistag des Kreises Höxter bittet die Ausländerbehörde des Kreises Höxter, die Abschiebung der Brakeler Roma-Familie Dzemajlji zu überprüfen und nach Möglichkeit auszusetzen, bis sich die politische Lage in Jugoslawien normalisiert hat."

Und damit waren auch die Grünen zufrieden, die einen Dringlichkeitsantrag zur Sitzung eingebracht hatten, deren Verlangen, die Angelegenheit im öffentlichen Teil zu behandeln, aber schließlich im gegenseitigen Einvernehmen aller Parteien abgelehnt und die Debatte in den nichtöffentlichen Teil verlegt wurde.

Vor Beginn der Sitzung hatten Mitglieder der Brakeler "Ökumenischen Friedensinitiative" eine Liste mit über 550 Unterschriften von Bürgerinnen und Bürgern an Kreisdirektor Franz-Josef Höing überreicht.

Die Petenten wenden sich in ihrer Eingabe gegen die "drohende Abschiebung der Familie Dzemajlji nach Jugoslawien": "Wir kennen das Ehepaar Dzemajlji und ihre zwei Kinder gut und haben ihre Angst vor der gezwungenen Rückkehr nach Jugoslawien, ihre Angst vor Bürgerkrieg, drohenden Gefängnis, Folter oder sogar dem Tod erlebt.

Gerade als Roma befürchten sie Schlimmstes, sollte die Abschiebung vollstreckt werden.

Andere Bundesländer und Kreise schieben zur Zeit nicht nach Jugoslawien ab. Wir bitten Sie dringend:

Setzen Sie ein humanitäres Zeichen!

Setzen Sie die Abschiebung aus!

NehemSie der Familie Dzemajlji die Angst!

Sie können es tun!"


lok-red.hoexter@neue-westfaelische.de

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