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Studienkreis Deutscher Widerstand 1933 - 1945 e.V. , 01.11.2000 :

Widerstand in Lemgo

Umstritten ist die Biographie des Antifaschisten Willy Langenberg. Lange Zeit galt er in seiner Heimatstadt Lemgo als "Unperson". Das auf Initiative des Gerhard von Donop-Archivs in Lippe (Archiv für die Geschichte des Arbeitersports) von Eike Stiller vorgelegte Buch gestattet nunmehr eine differenzierte Beurteilung seines Lebens und Einsatzes gegen den Hitlerfaschismus.

Willy Langenberg ist am 17.12.1910 in einer Arbeiterfamilie geboren worden. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte er den Schneiderberuf. Über den Arbeitersport (Freie Turnerschaft Lemgo, später Rotsportverein Fichte Lemgo) fand er früh zum Kommunistischen Jugendverband. In seinen Reihen nahm er bereits vor 1933 am Widerstand gegen die Nazis teil. Zwischen 1933 und 1939 war er fünf Jahre in Gefängnissen und Zuchthäusern inhaftiert. Als im Juli 1941 eine erneute Festnahme bevorstand, ging der 30-Jährige in den Untergrund. Unterstützt von Freunden und Bekannten, konnte er in der Nähe seines Heimatortes 2 3/4 Jahre lang illegal zu leben. Er baute eine kleine Widerstandsgruppe auf, die eine umfangreiche Tätigkeit leistete. Zunächst stand die Verbreitung von Flugzetteln und Aufschriften gegen den Krieg im Vordergrund. Später kamen Brandanschläge und ein Versuch, den Eisenbahnverkehr zu stören, hinzu. Im Januar 1944 wurde ein Anschlag auf ein Waffendepot in Brake verübt. Im März 1944 kam es zu bewaffneten Auseinandersetzungen mit der Polizei, bei denen mehrere Personen umkamen. In auswegloser Situation erschoß Willy Langenberg seine Verlobte, Anneliese Ilert, und später sich selbst.

Infolge dieses Geschehens wurde durch die Oberstaatsanwaltschaft Detmold Anklage gegen 22 Personen aus Lemgo erhoben.

Die biographischen Angaben über Willy Langenberg sind eng verknüpft mit einer detaillierten Darstellung der Bedingungen, der Möglichkeiten und Grenzen des Widerstands gegen das NSRegime im Raum Ostwestfalen-Lippe.

Mit großer Gründlichkeit werden die zugänglichen Quellen erfaßt und kritisch gewertet. In sechsjähriger intensiver Arbeit haben der Autor und andere Angehörige des Archivs für die Geschichte des Arbeitersports in Lippe einen bemerkenswerten Beitrag zur Erforschung der Geschichte des antifaschistischen Widerstands in dieser Region geleistet.

Eike Stiller: Willy Langenberg. Arbeitersportler im Widerstand in Lippe. Bielefeld: Verlag für Regionaigeschichte, 2000.

Karl Heinz Jahnke


kontakt@studienkreis-widerstand-1933-45.de

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