www.hiergeblieben.de

Lippische Landes-Zeitung , 06.11.2003 :

Aufatmen in Silixen / Bozkurts dürfen bleiben

Extertal-Silixen (te). Die Nachricht, dass die Familie Bozkurt in Silixen bleiben kann, hat beim Unterstützerkreis in dem Extertaler Dorf Freude ausgelöst. "Das Engagement hat sich gelohnt", sagte beispielsweise Martin Schröder. Wie gestern berichtet, hat das Ausländeramt des Kreises zunächst eine Duldung für ein Jahr ausgesprochen.

Die Familie, bestehend aus dem Vater Giyasettin Bozkurt, der Frau Hidayet Cicek und den Kindern Zozan (8), Umut (6) und Asad (2), sollte in die Türkei abgeschoben werden. Nachdem sich etliche Silixener für ein Bleiberecht der Familie eingesetzt haben und dafür auch den Petitionsausschuss des Landes einschalteten, wurde im Juli erreicht, dass die Familie zunächst bis Oktober bleiben konnte. In dieser Zeit sollte ein ärztliches Gutachten den Gesundheitszustand der Ehefrau Hidayet Cicek klären.

Dieses Gutachten attestierte ihr eine Posttraumatische Belastungsstörung, eine psychische Erkrankung. "Das Gutachten ist jetzt auch durch unser Gesundheitsamt bestätigt worden. Die Frau ist auf nicht absehbare Zeit reiseunfähig. Daher kann die Abschiebung nicht vollstreckt werden", erläuterte gestern Franz Kemper, Leiter des Ausländeramtes beim Kreis Lippe. "Wir haben eine Duldung für ein Jahr ausgesprochen. So lange ist jetzt auf jeden Fall Ruhe", sagte er. Das Bleiberecht beziehe sich auch auf Kinder und Ehemann, da das Grundgesetz Ehe und Familie besonders schütze.

Diether Kuhlmann vom Internationalen Beratungszentrum sieht die Lage positiver. "Die Bozkurts sind gerettet", sagte er erfreut. Seinen Informationen nach werde der Anwalt der Familie nun einen Antrag auf Aufenthaltsbefugnis stellen, der - werde er angenommen - eine zeitlich unbefristete Bleibemöglichkeit eröffne. Das Ausländeramt hat diesen Antrag noch nicht vorliegen. "Ohne mich bereits jetzt festlegen zu wollen, kann ich aber sagen, dass wir so einen Antrag wohlwollend prüfen würden", sagte Kemper.

Bei den Unterstützern der Familie in Silixen haben die Nachrichten Freude ausgelöst. "Es hat sich gelohnt, dass sich so viele dafür engagiert und sich teilweise weit aus dem Fenster gelehnt haben", sagte Ex-Schulleiter Martin Schröder. "Ich bin froh, dass das alles vorbei ist", sagte Marita Winter. "Für mich war das schon eine große Belastung, wie muss es erst für die Familie gewesen sein?", fragt sie sich und freut sich, dass die Ungewissheit beendet wurde. Hidayet Cicek habe noch gar nicht so richtig realisiert, dass sie nun in Sicherheit sei. Die Silixener wissen aber auch, dass sie die Bozkurts weiter unterstützen müssen.

Etliche Silixener waren empört, als sie im Mai hörten, dass die kurdische Familie abgeschoben werden sollte, weil ihr Asylantrag endgültig abgelehnt worden war. Bozkurts hatten da schon rund neun Jahre im Ort gelebt, hatten Arbeitsplätze, die größeren Kinder besuchten Kindergarten oder Schule.
475 Unterschriften für ein Bleiberecht wurden gesammelt, die Kirchengemeinde gewährte dem Vater für eine Woche Kirchenasyl. "Wir sind noch immer beeindruckt von dem herzlichen und konsequenten Engagement des Unterstützungskreises. Ohne diese Anteilnahme wäre die jetzt erreichte Situation unmöglich gewesen", sagte Diether Kuhlmann.


Lemgo@lz-online.de

zurück