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WebWecker Bielefeld , 06.12.2006 :

"Die Narben habe ich bis jetzt auf meinem Leib"

"Die Narben habe ich bis jetzt auf meinem Leib": Das schreibt Nadeshda Nikitowna Sirantschuk in einem Brief über die Zeit ihrer Zwangsarbeit in Bielefeld in den Jahren 1942 bis 1945. Die sichtbaren und nicht so sichtbaren Narben, die die ehemaligen ZwangsarbeiterInnen davon getragen haben, die tief greifenden Auswir­kungen dieser Jahre in ihrem ganzen weiteren Lebensweg sind das Thema einer Veranstaltung am Mittwoch, 13. Dezember, im Rahmen der Henryk-Mandelbaum-Ausstellung, die zur Zeit im Kleinen Saal der Volkshochschule zu sehen ist.

Im ersten Teil der Veranstaltung geht es um das weitere Leben der "OstarbeiterInnen". Die VeranstalterInnen haben dazu aus einer Vielzahl von Berichten und Briefen ehemaliger "ziviler" ZwangsarbeiterInnen, die in Bielefelder Betrieben Zwangsarbeit leisten mussten, eine Lesung über ihr Leben nach und mit der Erfahrung der Zwangsarbeit zusammengestellt.

Im zweiten Teil des Abends wird Eberhard Radczuweit vom Berliner Verein KONTAKTE-KOHTAKTbI über das Leben nach der Zwangsarbeit der Opfergruppe der sowjetischen Kriegsgefangenen sprechen. Über drei Millionen von ihnen wurden Opfer des im nationalsozialisti­schen Deutschland herrschenden Rassis­mus; sie starben durch Hunger, Kälte und Seuchen, viele wurden aus rassis­tischen und ideologischen Beweggründen ermordet.

Viele, die überlebten, kamen nach der Befreiung in Stalins Arbeitslager. Not und Elend bestimmen bis heute ihr Leben. Nach dem deutschen Stiftungsgesetz wird ihnen eine Entschädigung und damit auch die Anerkennung des besonderen Unrechts verweigert, das sie erleiden mussten.

KONTAKTE-KOHTAKTbI hat deshalb eine bundesweite Aktion "Bürgerenga­ge­ment für 'vergessene' NS-Opfer" initiiert: Sie soll insbesondere allen noch lebenden ehemaligen sowjetischen Kriegsgefangenen wenigstens eine symbolische Anerkennung für das erlittene Unrecht zukommen lassen. Im Rahmen dieser Aktion hat KONTAKTE-KOHTAKTbI eine große Zahl von Briefen und Berichten ehemaliger Kriegsgefangener über die Zeit der Kriegsgefangenschaft und ihr weiteres Leben erhalten. Eberhard Radczuweit ist Projektleiter dieser Aktion. Für seine engagierte und wirkungsvolle Arbeit im Verein Kontakte hat er 2002 die Carl-von Ossietzky-Medaille der Internationalen Liga für Menschenrechte erhalten.

Veranstaltung am Mittwoch, 13. Dezember 2006, 20 Uhr, Volkshoch­schule Bielefeld, Ravensberger Park, Raum 240.

Veranstalter: DGB-AK "Zwangsarbeit in Bielefeld" und die Sektion Bielefeld von "Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V."


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