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Nachrichten , 07.07.2021 :

Tages-Chronologie von Mittwoch, 7. Juli 2021

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Pressespiegel überregional


die tageszeitung Online, 07.07.2021:
Vermeintliche Bank in Dresden / Reichsbürger räubern weiter

Rundfunk Berlin-Brandenburg, 07.07.2021:
Spucke, Schläge und Parolen / Mehrere rassistisch motivierte Übergriffe in Berlin verübt

Rheinische Post Online, 07.07.2021:
Urteil zu Wahlwerbung in Mönchengladbach / NPD-Plakate waren volksverhetzend

die tageszeitung Online, 07.07.2021:
Misshandelte Geflüchtete in Heim Burbach / Geldstrafe fürs Einsperren

MiGAZIN, 07.07.2021:
Strafbefehle gegen sechs Polizisten wegen rechtsextremen Chats

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www.hiergeblieben.de - Zusammenfassung - Mittwoch, 7. Juli 2021


Am 6. Juli 2021 erhielt Wolfgang Battermann - insbesondere für sein Engagement gegen Antisemitismus, Rassismus - Gedenk- und Informationsstätte: "Alte Synagoge Petershagen" - das Bundesverdienstkreuz.

Am 7. Juli 2021 teilte der "AfD"-"Kreisverband Minden-Lübbecke" mit, dass Sebastian Landwehr (Minden), im Wahlkreis Minden-Lübbecke I, zur Bundestagswahl am 26. September 2021, als Direktkandidat antritt.

Am 20. Mai 2021 gab Sebastian Landwehr (Minden) bekannt, sich auf der "AfD"-Landeswahlversammlung, am 22. und 23. Mai 2021 - für die Landesliste zur Bundestagswahl am 26. September 2021 zu bewerben.

Am 7. Juli 2021 fanden in Detmold Kundgebungen sowie "Spaziergänge" von Pandemie-Leugnenden, der Initiative "Lippe für Freiheit, Frieden und menschliches Miteinander", mit gesamt 14 Teilnehmenden statt.

Am 8. Juni 2021 gegen 18.45 Uhr beobachtete ein Zeuge - am Schutzstaffel-Schießstand des ehemaligen Konzentrationslagers Niederhagen - vier Bundeswehrsoldaten, einer davon, habe den "Hitlergruß" gezeigt.

Am 2. Juni 2018 wurde ein Video der militant-neonazistischen Gruppierung "Atomwaffen Division" ("AWD") im Internet verbreitet, wo ein mit Totenkopf-Maske Vermummter (mit Fahne) vor der Wewelsburg posiert.

Am 2. April 1945 wurde das Konzentrationslager Niederhagen, 1941 als "Außenlager Wewelsburg" - einem Nebenlager des Konzentrationslagers Sachsenhausen, entstanden - von amerikanischen Soldaten befreit.


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Artikel-Einträge in der Datenbank:


Mindener Tageblatt, 07.07.2021:
Der Anti-Rassist

Mindener Tageblatt, 07.07.2021:
Petershagen / Wolfgang Battermann erhält Bundesverdienstkreuz

Neue Westfälische, 07.07.2021:
Hitlergruß an SS-Schießplatz

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Mindener Tageblatt, 07.07.2021:

Der Anti-Rassist

Wolfgang Battermann erhält das Bundesverdienstkreuz / Seit Jahrzehnten hat sich der Petershäger dem Kampf gegen Antisemitismus und dem Erhalt der Alten Synagoge verschrieben

Jürgen Langenkämper

Petershagen / Minden. Vor 60 Jahren hat ein Lebenswerk begonnen, das gestern im Kreishaus in Minden eine besondere Würdigung erfuhr: Landrätin Anna Katharina Bölling überreichte Wolfgang Battermann im Namen des Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz für sein großes Engagement für das Gemeinwohl und gegen Antisemitismus und Rassismus.

"Es begann 1961, genau vor 60 Jahren", erzählte der gebürtige Mindener zum Abschluss in seinen Dankesworten, "ich war 14 Jahre alt und verfolgte den Eichmann-Prozess in Jerusalem am Fernsehschirm". Nicht fasziniert von der "Banalität des Bösen" Eichmanns, wie Hannah Arendt es nannte, sei er gewesen, "sondern erstarrt vor Entsetzen über das grausamste Verbrechen der Menschheit und die gewissenlose individuelle Verantwortungslosigkeit eines Eichmann". Fortan sollten ihn Judentum und Antisemitismus nicht mehr loslassen, nicht als Schüler, Student der 68er-Generation, als Lehrer am Gymnasium Petershagen nicht und auch nicht als Bürger und Privatperson. Seine Reaktion sei damals schon und stets gewesen: "Das darf nicht wieder passieren, nie wieder!" Das sei der Grund, "warum ich hier heute noch stehe - nach 60 Jahren".

Untrennbar mit der Region sind der Name Wolfgang Battermanns und sein ehrenamtliches Wirken vor allem mit der Alten Synagoge in Petershagen verbunden. Die Landrätin skizzierte den Weg von ersten Überlegungen während der Referendar-Zeit am Gymnasium über erste Erörterungen im Rat 1997 bis zum Kauf und zur Sanierung 1998 und der Gründung der Arbeitsgemeinschaft Alte Synagoge Petershagen, deren stellvertretender Vorsitzender er seither ist.

2002 war Wolfgang Battermann Mitbegründer des Arbeitskreises Antisemitismus in seiner Geburtsstadt Minden. 2007 gründete er den Arbeitskreis Stolpersteine Petershagen. Zusammen mit vielen Helfern und Unterstützern, aber maßgeblich vorangetrieben durch sein ehrenamtliches Engagement - für das ihm seine Frau Bärbel und die Familie den Rücken frei hielten -, wurde die benachbarte frühere jüdische Schule erworben und gemeinsam mit der 2008 entdeckten Mikwe, dem wohl ältesten jüdischen Tauchbad in Westfalen, restauriert. Im Jahr der Einweihung, 2012, wurde sein unermüdlicher Einsatz für die Gedenk- und Erinnerungskultur mit der Verleihung des höchst seltenen Obermayer Awards gewürdigt, zwei Jahre später ergänzt durch die Verleihung der "Obermayer Insignien". 2012 erfolgte auch die Auszeichnung "Germany at its best" durch das Land NRW für die Rettung eines deutschlandweit einmaligen Erinnerungs- und Lernortes, den das Ensemble von Alter Synagoge und Jüdischer Schule überregional darstellt.

Der Hamburger Historiker Prof. Arno Herzig warf als langjähriger Freund, Weggefährte und auch geistiger Mentor ein Streiflicht auf die Zeit, als beide gemeinsam durch die Fenster einen Blick in das vom Verfall bedrohte Synagogen-Gebäude warfen, das als Remise zweckentfremdet wurde. "Immerhin ist sie so erhalten geblieben", sagte der Kenner jüdischer Geschichte in Deutschland und ganz besonders im Mindener Land. "Nach 1945 sind mehr Synagogen abgerissen worden, als im November 1938 zerstört wurden", gab er einen kritischen Hinweis auf die schwierigen Anfänge des Umgangs mit jüdischer Geschichte unmittelbar nach dem Krieg.

Er regt eine Rückbenennung der Synagogenstraße an

Über den Beitrag Battermanns zur Memorialkultur als Grund für dessen Auszeichnung hinausgehend, erinnerte Herzig an einen Besuch mit Studenten auf Einladung des Gymnasiallehrers 1984. Dabei erkundeten die Studenten auch das Gelände der vom Verfall bedrohten Glashütte Gernheim. Die daraus resultierende wissenschaftliche Aufarbeitung der Geschichte Gernheims leistete einen wichtigen Beitrag zu deren Erhalt als LWL-Industriemuseum. Es sei neben der Alten Synagoge eine weitere "Attraktion des gesamten Landkreises", so Herzig. "Auch dies ist eines deiner Verdienste", dankte er dem Freund.

Vielfältige Aspekte der ehrenamtlichen Arbeit griff Hans Ulrich Gräf, der Wolfgang Battermann für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen hatte, in seiner Laudatio auf, um die guten Gründe zu beleuchten, die ihn zu seinem Vorschlag bewegt hatten. Beispielhaft nannte er Begegnungen mit Holocaust-Überlebenden wie Erna de Vries und Gesprächsrunden über die Manifestation völkischer Ideologie im ländlichen Raum als Grundlage und Nährboden für Antisemitismus und Rassismus. "In diesem konträren Spannungsbogen, zwischen mit den Füßen getretener Menschenwürde, politisch motiviertem Völkermord und einer völkischen Ideologie, einer deutschnationalen antisemitisch-rassistischen Bewegung, sorgst du unermüdlich dafür, dass jüdisches Leben in Deutschland möglich und erfahrbar bleibt", sagte Gräf.

Wolfgang Battermann vergaß über das Lob für ihn persönlich in seinen Dankesworten nicht seine Unterstützer und Wegbegleiter, die er wie den gebürtigen Mindener Wolfgang Hempel oder die "Child Survivors", überlebende Kinder der Shoah, zum Teil erst durch die Arbeit mit und für die Alte Synagoge kennengelernt hatte, aber ebenso Marianne Schmitz-Neuland, frühere Bürgermeisterin und Vorsitzende der AG Alte Synagoge, sowie Harald Scheurenberg und seinen verstorbenen Vater Kurt vonseiten der Jüdischen Kultusgemeinde.

Dass das Werk abgeschlossen sei, verneinte Wolfgang Battermann. Als Anregung gab er Kay Busche, der in Vertretung des Bürgermeisters gesprochen hatte, mit auf den Weg ins Rathaus: "Mein Wunsch ist eine namentliche Rückbenennung der Goebenstraße in Petershagen mit dem jüdischen Ensemble von 1796 und 1846 in Synagogenstraße, die immer so hieß. Seit Einführung von Straßennamen in Petershagen trug sie diesen Namen bis in die 1930er-Jahre hinein."

Der Autor ist erreichbar unter Telefon (0571) 882168 und Juergen.Langenkaemper@MT.de.

Bildunterschrift: Verdiente Ehrung: Landrätin Anna Katharina Bölling (links) überreichte Wolfgang Battermann (Mitte) das Bundesverdienstkreuz. Kay Busche von der Stadt Petershagen (von rechts), Hans Ulrich Gräf, der ihn vorgeschlagen hatte, und Prof. Arno Herzig würdigten seine Leistungen und das große Engagement.

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Mindener Tageblatt, 07.07.2021:

Petershagen / Wolfgang Battermann erhält Bundesverdienstkreuz

Mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ist Wolfgang Battermann für sein Engagement gegen Antisemitismus und Rassismus ausgezeichnet worden. Sein Name ist untrennbar mit der Alten Synagoge Petershagen verbunden, für deren Erhalt er jahrzehntelang kämpfte.

Seite 7

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Neue Westfälische, 07.07.2021:

Hitlergruß an SS-Schießplatz

Eigentlich sollten die vier Soldaten im Kampf gegen Corona helfen / Doch bei einem Ausflug zu einem ehemaligen KZ im Kreis Paderborn soll es zum Eklat gekommen sein

Lukas Brekenkamp

Bielefeld / Paderborn. Die Wewelsburg im Kreis Paderborn ist immer wieder ein Anlaufpunkt für rechtsextreme Kreise. So auch das ehemalige Konzentrationslager Niederhagen, nahe der Burg. Offenbar reisten kürzlich Soldaten an die Gedenkstätte - gegen einen von ihnen gibt es nun Extremismus-Vorwürfe: Er soll an dem ehemaligen SS-Schießstand den Arm zum Hitlergruß gehoben haben.

Die vier Soldaten haben im Hochsauerlandkreis im Rahmen der Amtshilfe bei dem Gesundheitsamt in Meschede geholfen. Das bestätigte ein Sprecher des Kreises. Demnach haben die vier Soldaten in einer Unterkunft in Hachen gehaust. Bis zu 40 Soldaten haben im Kreis zu Spitzenzeiten geholfen, so der Sprecher. Am 8. Juni dieses Jahres ist das Quartett in ihrer Freizeit nach Dienstschluss nach Wewelsburg, einem Ortsteil von Büren, gefahren (etwa 80 Kilometer, knapp eine Autostunde Fahrt).

Die Wewelsburg im Kreis Paderborn hat in rechtsextremen Kreisen durchaus hohe Bedeutung. Grund ist ihre Geschichte. Zur NS-Zeit sollte die Burg zu einer zentralen SS-Versammlungsstätte werden. Direkt neben der Wewelsburg wurde ein Konzentrationslager errichtet. Das KZ Niederhagen ist heute eine Gedenkstätte. Immer wieder kommen Rechtsextreme in den Kreis Paderborn und zur Wewelsburg, vor allem seit den 1990er Jahren. Zum Beispiel Kameradschaften. Vor wenigen Jahren sorgte ein Foto der rechtsextremen "Atomwaffen Division" für Aufsehen: Ein Mitglied posierte vor der Burg mit der Flagge der Gruppierung, die unter anderem Muslimen oder Politikern gedroht hatte. In einem Turm der Wewelsburg ist zudem das "Sonnenrad" in den Boden eingelassen. Das Symbol dient als Vorlage für das rechtsextreme Erkennungszeichen "Schwarze Sonne".

Die Bedeutung der Burg für die Szene wird auch an einem anderen Beispiel deutlich: Ein recht bedeutendes rechtsextremes Musik-Label, das lange in Bielefeld gemeldet war, mittlerweile aber seinen Sitz in Thüringen hat, trägt den Namen "Wewelsburg Records".

Zurück zu den Soldaten: Die vier Personen - zwei sollen laut eines Medienberichtes ursprünglich im niedersächsischen Holzminden nahe Höxter stationiert sein - sind laut Polizei in Tarnuniform an dem ehemaligen SS-Schießplatz erschienen. Eine Zeugin, die später die Polizei verständigte, will dort beobachtet haben, wie einer der Soldaten den Arm zum Hitlergruß hob. Die Polizei Bielefeld bestätigte einen entsprechenden Einsatz. Die Beamten haben demnach vor Ort beim Kontrollieren der Personalien festgestellt, dass es sich bei den Personen um Bundeswehrsoldaten handelte.

Der Bielefelder Staatsschutz hat darauf die Ermittlungen aufgenommen. Es wurde ein Strafverfahren wegen des Zeigens von Symbolen einer verbotenen Partei eingeleitet, die Bundeswehr wurde über den Vorfall informiert. Die beschuldigten Soldaten bestreiten das Zeigen des Hitlergrußes laut Polizei.

Ein Sprecher des Hochsauerlandkreises berichtet zudem, dass die vier Soldaten noch am Abend der Vorkommnisse von dem Corona-Einzug abgezogen wurden. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums bestätigte, dass der Zwischenfall bekannt ist. Nähere Angaben dazu konnte er jedoch nicht machen - aus Gründen des Persönlichkeitsrechts. Der Sprecher teilte jedoch mit, dass neben den Ermittlungen des Bielefelder Staatsschutzes auch bundeswehrinterne Ermittlungen laufen. "Grundsätzlich nehmen wir solche Dinge sehr ernst. Es gibt eine klare Haltung: Extremismus jeglicher Art hat bei unseren Streitkräften keinen Platz", so der Sprecher.

Dass das Thema Rechtsextremismus durchaus eine Rolle bei der Bundeswehr spielt, zeigt ein Bericht des Verteidigungsministeriums. Demnach ist der Militärische Abschirmdienst (MAD) im Jahr 2020 insgesamt 843 rechtsextremen Verdachtsfällen unter Soldaten nachgegangen. Zum Vergleich: Ein Jahr zuvor waren es 592 Fälle. Hinzu kommen im vergangenen Jahr 53 Verdachtsfälle im Phänomenbereich Reichsbürger und Selbstverwalter.

Bildunterschrift: Die Wewelsburg hat sich seit den 1990er Jahren zu einem Ziel für Rechtsextreme entwickelt. Grund ist die Vergangenheit der Burg während der NS-Zeit.

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