www.hiergeblieben.de

1 Veranstaltung - Nachrichten , 21.01.2021 :

Tages-Chronologie von Donnerstag, 21. Januar 2021

_______________________________________________


Veranstaltungskalender:



- Donnerstag, 21. Januar 2021 um 18.00 Uhr -


Online-Vortrag mit Andrea Röpke: "Völkische Siedler in der Lüneburger Heide"


Die Zugangsdaten sind nach Anmeldung unter folgender E-Mail-Adresse erhältlich:

event@bergen-belsen.de.


Seit Jahren siedeln sich junge Rechtsextreme bewusst in ländlichen Regionen an, um dort generationsübergreifend "nationale Graswurzelarbeit" zu betreiben. Dieser unauffällige Aktionismus ist gegen die moderne und liberale Gesellschaft der Großstädte gerichtet, es herrschen alte Geschlechterbilder und autoritäre Erziehungsmuster vor. Die Aussteiger von rechts betreiben ökologische Landwirtschaft, pflegen altes Handwerk und nationales Brauchtum, organisieren Landkaufgruppen und eigene Wirtschaftsnetzwerke, die bundesweit agieren. Sie bringen sich in örtlichen Vereinen ein und gehen in die lokale Politik, um Umweltschutz mit "Volksschutz" zu verbinden und eine angebliche "Überfremdung" zu verhindern. Auch in der Lüneburger Heide sind solche Rechtsextremen aktiv. Der Vortrag gibt Einblicke in deren lokale Strukturen und Aktivitäten.


Andrea Röpke ist Politologin und freie Journalistin mit Spezialgebiet Rechtsextremismus. Die Veröffentlichung ihrer aufwendigen Inside-Recherchen erfolgte unter anderen beim WDR, in der taz und bei Süddeutsche Online sowie in Fachportalen wie Blick nach rechts und zahlreichen Büchern. Sie erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter "Das unerschrockene Wort" (2009) und "Journalistin des Jahres" (Kategorie Politik, 2011), den Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage (2015) sowie den Otto-Brenner-Preis (2017).


Der Vortrag ist Teil der Reihe "Aktuelle Demokratie-Gefährdungen in historischer Perspektive" der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten.

_______________________________________________


Pressespiegel überregional


Mindener Tageblatt, 21.01.2021:
"Mein Kampf" erscheint in Polen

Jüdische Allgemeine Online, 21.01.2021:
Österreich legt Nationale Strategie gegen Juden-Hass vor

TeleZüri, 21.01.2021:
Sechs mutmaßliche Neonazis verhaftet, darunter Anführer der Winterthurer "Eisenjugend"

MiGAZIN, 21.01.2021:
"Schalömchen" / Jubiläumsjahr feiert 1.700 Jahre jüdisches Leben

die tageszeitung Online, 21.01.2021:
Plädoyer im Lübcke-Prozess / Es soll nur Totschlag sein

RedaktionsNetzwerk Deutschland, 21.01.2021:
Lübcke-Prozess: "Die Tötung war für Herrn Ernst ein politisches Ziel

hessenschau.de,21.01.2021:
Lübcke-Prozess / Stephan Ernsts Verteidiger plädieren auf Totschlag

MiGAZIN, 21.01.2021:
Hanau / Shisha-Bar-Notausgang war versperrt - offenbar auf Anordnung der Polizei

Neues Deutschland Online, 21.01.2021:
Prozessbeginn: Nazi-Devotionalien, Kriegswaffen und Sprengstoff im Garten

Neue Westfälische, 21.01.2021:
NRW-Behörden beobachten 227 Gefährder

t-online.de, 21.01.2021:
AfD klagt gegen Neubrandenburg wegen Streits um Räume

Stuttgarter Nachrichten Online, 21.01.2021:
Plakat-Protest im Plenum / AfD demonstriert gegen Lockdown

_______________________________________________


www.hiergeblieben.de - Zusammenfassung - Donnerstag, 21. Januar 2021


Am 18. Dezember 2020 beschloss der Landschaftsverband Westfalen-Lippe, die künftige Erschließung der ehemaligen Häftlingsküche des Konzentrationslagers Niedernhagen - mit 50.000 Euro - zu bezuschussen.

Am 9. Dezember 2020 wurde Kirsten John-Stucke - die Leiterin des "Kreismuseums Wewelsburg" - bei der Neugründung des "Verband der Gedenkstätten e.V." als bundesweites Forum zur 2. Vorsitzenden gewählt.

Am 20. Januar 2021 informierte die Polizeiwache Lübbecke den Staatsschutz, dass im Garten des Hauses eines "einschlägig" und polizeibekannten Mannes, die "Reichskriegsflagge" an einem Fahnenmast hängt.

Am 28. November 2010 überfielen vierzehn Neonazis in Minden - welche von einem Rechtsrock-Konzert in einem alten Luftschutzbunker in der Cecilienstraße kamen - die "alternative" Gaststätte "Hamburger Hof".

Am 12. Januar 2021 forderte der Verein Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V. (Pressemitteilung) die Aussetzung von Abschiebungen und die Schließung der Abschiebehaft während der Corona-Pandemie.


www.wewelsburg.de

www.minden-luebbecke.de/Service/Integration/NRWeltoffen

www.facebook.com/MindenGegenRechts

www.lap-minden.de

www.facebook.com/Hilfe-f%C3%BCr-Menschen-in-Abschiebehaft-eV-1437428186488593

www.gegenAbschiebehaft.de

_______________________________________________


Artikel-Einträge in der Datenbank:


Westfalen-Blatt / Westfälisches Volksblatt, 21.01.2021:
Virtueller Rundflug über die Wewelsburg

Neue Westfälische Online, 21.01.2021:
Reichskriegsflagge weht neben der Lübbecker Polizeiwache

Neue Westfälische - Zeitung für das Lübbecker Land, 21.01.2021:
Bunker vermietet

Neue Westfälische - Paderborner Kreiszeitung, 21.01.2021:
Verein will Aussetzung von Abschiebungen

_______________________________________________


Westfalen-Blatt / Westfälisches Volksblatt, 21.01.2021:

Virtueller Rundflug über die Wewelsburg

Markantes Renaissanceschloss wird digital vermessen - Museum informiert 2021 über jüdisches Leben im Paderborner Land

Von Dietmar Kemper

Wewelsburg (WV). Die Wewelsburg soll mit Hilfe von Fotodrohnen, 360-Grad-Panoramakameras und 3D-Laserscannern innen und außen vermessen werden. Dadurch sollen das Gebäudemanagement verbessert und Besuchern des Kreismuseums virtuelle Rundgänge und Rundflüge ermöglicht werden. "Die Idee ist, dass wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen", sagte die Museumsleiterin Kirsten John-Stucke am Mittwoch dieser Zeitung.

"Digitale Wewelsburg" heißt das Projekt, das in diesem Jahr und 2022 voraussichtlich insgesamt 582.000 Euro kosten wird. John-Stucke hofft, dass das Land in Gestalt des Heimatministeriums 80 Prozent (465.600 Euro) übernimmt. Der Antrag ist gestellt. Neben dem Ministerium müsste auch der Kreistag dem Projekt zustimmen. Auf den Kreis würden jährliche Kosten von 58.200 Euro zukommen.

Die Daten aus der digitalen Vermessung des verwinkelten, über 400 Jahre alten Renaissanceschlosses dienen als Grundlage für ein 3D-Modell, das vom Gebäudemanagement für die Erstellung des BIM (Building Information Modeling) und die Berechnung von Gebäudeflächen und -umfängen genutzt werden kann. Dadurch könnten die Flächen für Malerarbeiten oder das Ausmaß von Reparaturarbeiten auf dem Dach schneller ermittelt werden, nannte Kirsten John-Stucke positive Effekte.

Als Leiterin des Kreismuseums hat sie vor allem die Vorteile für die museumspädagogische Arbeit im Blick: "Wir können die Räume der Burg in einen digitalen Rundgang integrieren, auch die Kellerräume und -gänge und die Gruft, die für Rollstuhlfahrer nicht zugänglich ist." Die Wewelsburg werde dadurch auf moderne Art erlebbar, für junge Besucher attraktiver, und Rollstuhlfahrer bekämen dadurch mehr Einblicke.

Geplant sind laut der Projektbeschreibung 3D-Flüge durch und über das Museum mit dem Maskottchen Falko, fünf Medienstationen mit VR-Brillen, ein virtueller Ausstellungsraum für Kunst im Norbertusloch und eine App, mit deren Hilfe vier Epochen des markanten Gebäudes kennengelernt werden können. "Manche Objekte können wir bislang nur von einer Seite zeigen", sagte Kirsten John-Stucke und kündigte neue Ein- und Ansichten durch die 3D- und 360-Grad-Darstellung an.

Mit dem Projekt schlüpfen die Wewelsburg und der Kreis Paderborn in eine Vorreiterrolle. Die Leiterin des Kreismuseums, das im vergangenen Jahr 95 Jahre alt wurde, aber den Geburtstag wegen der Corona-Pandemie nicht gebührend feiern konnte, betont: "Dass ein historisches Gebäude digital vermessen wird und die Daten zweifach genutzt werden, ist neu."

Beim Rückblick auf das vergangene Jahr beklagt die Leiterin das Corona-bedingte Fehlen von Gruppen: "Wir sind dankbar, dass wir mit einem sehr guten Hygiene-Konzept die Ausstellungen für Gäste auch öffnen und sogar noch ein paar Veranstaltungen durchführen konnten. Jedoch fehlten uns als außerschulischer Lernort vor allem die Gruppen, da erst ab Sommer bis zum zweiten Lockdown nur mit maximal neun Personen Programme stattfinden durften, darunter so gut wie keine Schüler-Gruppen mehr und unsere beliebten Kindergeburtstage konnten gar nicht durchgeführt werden."

Die Geschichte der Burg und des Paderborner Landes, die das Historische Museum des Hochstifts Paderborn erzählt, erlebten im vergangenen Jahr 23.923 Besucher (2019: 37.635).

In der Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933 - 1945 mit der Dauerausstellung "Ideologie und Terror der SS" informierten sich 25.748 Gäste (2019: 50.749) über Hitlers "Schutzstaffel" SS und das benachbarte Konzentrationslager Niederhagen.

In diesem Jahr wird sich das Kreismuseum Wewelsburg an dem bundesweiten Themenjahr "321 - 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" beteiligen. Vorgesehen sind buchbare Workshops und Seminare unter dem Thema "Jüdische Lebenswelten entdecken - Antisemitismus verstehen und überwinden" sowie Themen-Rundgänge. Im Terminplan verankert sind ein wissenschaftliches Symposium am 13. März, das jüdisches Leben im Paderborner Land beschreibt, und am 13. Juni eine Exkursion zum Thema "Jüdische Friedhöfe in Paderborn und Umgebung". Am 1. Oktober werden die Comedian Harmonists Today mit dem Programm "Ein neuer Frühling" im Burgsaal der Wewelsburg auftreten. Am 7. Oktober werden bei einer szenischen Lesung mit Musik jüdische Schriftstellerinnen im Mittelpunkt stehen.

Gearbeitet wird an einer Sonderausstellung über Wilhelm Petersen. Der war seit 1940 als SS-Kriegszeichner für die Propaganda der Nazis mitverantwortlich und wurde nach 1945 als ein Zeichner der Mecki-Comics für die "Hörzu" bekannt.

Große Pläne für 23 Millionen Euro

Das Kreismuseum in Wewelsburg soll neu gestaltet werden. Wie berichtet, soll die Maßnahme 23 Millionen Euro kosten. Sie soll überwiegend mit Hilfe von Fördergeldern vom Land NRW, von der Gedenkstätten-Förderung des Bundes sowie vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) finanziert werden. Geplant ist auch ein unterirdischer Ausstellungsbereich mit Panoramafenster und Blick ins Almetal. Darüber hinaus soll die Parkplatzsituation mit einem neuen Stellplatzkonzept verbessert werden. Die Pläne sehen ein zentrales Eingangsgebäude vor. So soll die Orientierung für Besucher verbessert werden. In den neuen unter­irdischen Räumen im jetzigem Gartenbereich soll die Geschichte des Paderborner Landes im 19. und 20. Jahrhundert dargestellt werden. In der Burg, in der auch eine Jugendherberge untergebracht ist, soll weiterhin die Ausstellung des Hochstifts von den Anfängen in der Steinzeit bis zur Auflösung Anfang des 19. Jahrhunderts Platz finden.

Die Erinnerungs- und Gedenkstätte ­Wewelsburg 1933 - 1945 bleibt im ehemaligen SS-Wachgebäude am Burgvorplatz. Dorthin soll man künftig vom Eingang durch einen Tunnel gelangen. Auch ein neues Restaurant mit Außengastronomie soll ent­stehen, was es in den 1960er Jahren schon einmal gab. Das Café im Wachgebäude soll im Gegenzug geschlossen werden. Dort sind künftig museumspädagogische Räume unter anderem für den Besuch von Schulklassen vorgesehen. Wann mit den Baumaßnahmen begonnen werden kann, ist noch unklar.

Bildunterschrift: Die Wewelsburg ist verwinkelt und spiegelt vier Bauphasen wider. Das komplexe Gebäude erschwerte bislang eine exakte Vermessung. Die soll jetzt digital erfolgen.

_______________________________________________


Neue Westfälische Online, 21.01.2021:

Reichskriegsflagge weht neben der Lübbecker Polizeiwache

21.01.2021 - 16.44 Uhr

Der Bewohner des Privathauses, in dessen Vorgarten die verwendete Flagge über der Deutschland-Flagge an einem Fahnenmast hängt, ist einschlägig bekannt und der Staatsschutz eingeschaltet.

Frank Hartmann

Lübbecke. Ein aufmerksamer nw.de-Leser hat in dieser Woche an der Osnabrücker Straße eine interessante Entdeckung gemacht: In unmittelbarer Nähe zur Lübbecker Polizeiwache flatterte an einem Fahnenmast nicht nur die Deutschland-Flagge - sondern direkt darüber auch, in etwas kleinerer Ausführung, eine zweite.

Der Blick in die Aufklärungsbroschüre "Rechtsextremismus: Symbole, Zeichen und verbotene Organisationen" des deutschen Verfassungsschutzes zeigt: Es handelt sich um eine so genannte Reichskriegsflagge.

Der Leser fotografierte die Flagge und mailte das Foto an die Lokalredaktion. Denn die Kriegsflagge des Norddeutschen Bundes, später des Deutschen Reiches von 1867 bis 1921, wird in Lübbecke und Umgebung nicht allzu häufig öffentlich gehisst. An dieser Stelle allerdings immer wieder, haben Beamte der nahe gelegenen Polizeiwache festgestellt.

Verboten nur mit Hakenkreuz

"Wir haben in der Sache einen Bericht an den Staatsschutz Bielefeld zu weiteren Prüfung übersandt", sagt Wachleiter Frank Meyer auf nw.de-Anfrage. Der sei am Mittwoch gleich morgens rausgegangen. Ob das Folgen für den polizeibekannten Mann haben wird, ist unklar. Denn die Verwendung der Reichskriegsflagge erfüllt laut Verfassungsschutz "weder einen Tatbestand des Strafgesetzbuches noch des Ordnungswidrigkeitengesetzes".

Auch Frank Meyer weiß, dass die gehisste Version der Flagge "nicht verboten" ist. Es sei denn, es wäre auch ein Hakenkreuz abgebildet, wie auf der von den Nationalsozialisten verwendeten Reichskriegsflagge 1935 bis 1945. Auch ist fraglich, ob von der Flagge eine einschüchternde oder provozierende Wirkung ausgeht.

Zuletzt ist Meyer im vergangenen Herbst am Kaiser-Wilhelm-Denkmal einer vergleichbaren Flagge begegnet. Damals hatte die Polizei ein Treffen von Reichsbürgern aufgelöst und die Reichskriegsflagge sichergestellt.

_______________________________________________


Neue Westfälische - Zeitung für das Lübbecker Land, 21.01.2021:

Bunker vermietet

Ein unscheinbares Kriegsrelikt an der Mindener Ringstraße wird weiterhin genutzt

Stefan Koch

Kreis Minden-Lübbecke. Er ist grau, von Wildpflanzen überwuchert und befindet sich seit dem Zweiten Weltkrieg an der Ringstraße in Höhe der angrenzenden Cecilienstraße neben den Parkplätzen einer Wohnanlage. Täglich fahren Fahrzeuge an dem Bunker vorbei - doch ein Leser wollte wissen, was es mit dem Relikt auf sich hat.

Recherchen ergaben, dass sich das Objekt auch heute noch in Privatbesitz befindet und vermietet ist. Für die frische Luft in dem fensterlosen, rund 90 Quadratmeter Fläche umfassenden Gebäude sorgt eine Lüftungsanlage mit einem relativ neuen Abzug auf dem Dach.

Ursprünglich soll der Bunker als Zuflucht für die Mitarbeiter benachbarter Industrieunternehmen gedient haben. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sah die englische Besatzungsmacht in Minden davon ab, den Betonklotz in die Luft zu sprengen. So wurde er in den Nachkriegsjahren von der Möbelfabrik Drabert als Aktenlager weiterhin genutzt. Ein Mindener Geschäftsmann erwarb Mitte des vorletzten Jahrzehnts das Gebäude für 25.000 Euro und vermietete es als Proberaum für Musik-Gruppen. Nach seinen Angaben verfügt es weder über eine Toilettenanlage noch einen Wasseranschluss. Bei dem Erwerb musste der Eigentümer eine verrostete Panzertür instand setzen, was Kräfte des Technischen Hilfswerkes im Rahmen einer Übung vorgenommen hatten. Nachdem der Geschäftsmann aus Minden weggezogen war, fand vor ungefähr sechs Jahren ein weiterer Eigentümerwechsel der Immobilie statt, zu der auch eine kleinere Parkfläche gehört. Bei dem Erwerber handelt es sich um einen Unternehmer aus Duisburg. Auf Anfrage erklärte er, dass er den Bunker erneut als Proberaum an Musiker vermietet habe.

Kurze Zeit in den Fokus der Öffentlichkeit geraten war der Bunker 2010. Er war damals nächtlicher Treffpunkt einer Gruppe Rechtsradikaler, die am 28. November des Jahres das damalige Szenelokal "Hamburger Hof" überfallen und demoliert hatte.

Bildunterschrift: Seit dem Zweiten Weltkrieg wird der Bunker an der Ringstraße zu unterschiedlichen Zwecken genutzt.

_______________________________________________


Neue Westfälische - Paderborner Kreiszeitung, 21.01.2021:

Verein will Aussetzung von Abschiebungen

Betroffene sollen während der Pandemie nicht ausreisen müssen

Büren. Der Verein Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren fordert die Aussetzung von Abschiebungen während der Corona-Pandemie.

Obwohl die zweite Corona-Welle in Afrika und Asien ans Laufen komme, halte das Land NRW weiter an den Abschiebungen fest. In vielen Ländern, in die Menschen abgeschoben würden, mangele es sowohl an grundlegenden Test- als auch an grundlegenden Behandlungsmöglichkeiten. Die Nichtregierungsorganisation "People’s Health Movement" gehe davon aus, dass in Afrika frühestens Ende 2022 mit größeren Impf-Kampagnen zu rechnen sei. Lediglich Ägypten und Kenia hätten Ende 2020 Impfdosen bestellt.

Viele arme Länder reagierten daher mit sehr rigiden Maßnahmen, um den Ausbruch des Virus zu verhindern. Würden Menschen in diese Länder abgeschoben, stießen sie auf oft unüberwindbare Hindernisse, so der Verein. Beispielsweise müssten sich Menschen aus Pakistan bereits vor der Einreise mit einer bestimmten Handy-App registrieren. Verfügten Abschiebegefangene über kein Handy oder erhielten sie, wie in der Abschiebehaftanstalt Büren üblich, keinen Zugang zu dem Handy, machten sie sich strafbar. Menschen, die nach Nigeria abgeschoben würden, müssten sich direkt nach der Abschiebung in eine überwachte Quarantäne begeben. Dabei sei auch der Ausgang zum Einkaufen nicht gestattet. Kaum ein Abgeschobener verfüge jedoch über genügend Wasser und Essen, um die Quarantäne-Zeit zu überstehen und eine staatliche Versorgung finde nicht statt.

"Auf Grund der wachsenden Anzahl von Corona-Fällen in vielen Ländern, ist es nicht verantwortbar, Menschen dorthin und somit in die Ungewissheit abzuschieben. Auch die vollkommen unzureichende Versorgung mit Informationen und Lebensmitteln für die ersten Tage nach der Abschiebung zwingt die Betroffenen oft in die Straffälligkeit und untergräbt die jeweiligen Schutzkonzepte der Länder", so Frank Gockel, Pressesprecher des Vereins Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren. Der Verein fordere daher auch die Schließung der Abschiebehaft bis zum Ende der Pandemie.

_______________________________________________


zurück