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Westfalen-Blatt / Lübbecker Kreiszeitung , 25.05.2023 :

Hakenkreuze und Chaos auf Baustelle

Firma Nagel sucht Zeugen für die Nacht vom 22. auf den 23. Mai

Von Timo Förster

Lübbecke (WB). 20.000 Euro Sachschaden, ein beschädigter Bagger, Hakenkreuze und eine Spur aus Postleitzahlen: Die Verwüstung, die Katharina Nagel am Dienstagmorgen auf ihrer Baustelle an der Sudermannstraße vorfand, wirft viele Fragen auf.

Wer malte die Hakenkreuze? Und was haben Preußisch Oldendorfer Postleitzahlen damit zu tun? Beim Vandalismus-Vorfall in der Lübbecker Sudermannstraße ist noch vieles unklar. Auch deswegen sucht Katharina Nagel nun nach Zeugen. Den Tätern macht sie derweil ein ungewöhnliches Angebot.

Ungeklärte Zerstörungswut

Gegen 1 Uhr, vermutet Geschäftsführerin Katharina Nagel, sollen die Täter zugeschlagen haben. Ihr Ziel: der Bagger der Firma "Tiefbau Nagel" aus Espelkamp, der vor der Baustelle in der Sudermannstraße geparkt war.

"Sie zerschlugen die Fenster und zerstörten den Schaltknüppel", erklärte Nagel. "Unser Bagger ist jetzt nicht mehr nutzbar." Der Schaden, den die unbekannten Täter verursacht haben, ist dabei nicht klein.

"Auf uns kommen Kosten von 15.000 bis 20.000 Euro zu", sagte Nagel. "Und die Kosten für den Betriebsausfall und die Miete des neuen Baggers kommen da noch einmal obendrauf."

Die Beschädigungen waren jedoch längst nicht das Einzige, das die unbekannten Täter an der Baustelle hinterlassen hatten. Mit gelber Markierfarbe, die sich im Bagger befunden hatte, haben sie teils mysteriöse, teils problematische Symbole gesprayt.

"Der Boden wurde beispielsweise mit Hakenkreuzen beschmiert", erklärte Nagel. Besonders ungewöhnlich ist außerdem die Reihe von Postleitzahlen, die von den Unbekannten auf den Boden geschmiert wurde. "Eine gehört zu Melle-Buer, alle anderen zu Preußisch Oldendorf", erklärte Nagel. "Ob die Täter wohl aus diesen Gemeinden kommen?" Normalerweise nimmt das Espelkamper Unternehmen seine Bagger nachts wieder aufs Firmengelände mit. Unglücklicherweise machten sie dieses Mal jedoch eine Ausnahme.

"Ohne diesen Vorfall wären wir innerhalb von drei Tagen durch gewesen", so Nagel. Lediglich eine kleine Sanierung an einem Hausanschluss habe angestanden. "Auch die Anwohner hatten kein Problem mit unserem Bagger, schließlich haben wir nicht viel Platz weggenommen."

"Daher können wir uns auch nicht erklären, was die Unbekannten zu ihrer Tat bewegt haben könnte", fügte sie noch hinzu. Auch bei den Hakenkreuzen gäbe es keinen offensichtlichen Zusammenhang zur Baustelle oder ihrer Firma.

Anwohner berichten von ähnlichen Vorfällen

Vandalismus scheint in der Sudermannstraße jedenfalls kein Einzelfall zu sein. "Viele Anwohner berichten von ähnlichen Vorfällen", erklärte Nagel. "Einem der Nachbarn haben Unbekannte einen Ziegelstein quer durch die Heckscheibe seines Autos geworfen, sodass er vorne auf der Motorhaube landete." Der Nachbar hatte seitdem auch eine Kamera an seinem Haus angebracht, die von der Tat aber leider keine Bilder aufgezeichnete.

Durch die Jet-Tankstelle und das Casino an der Berliner Straße, genau gegenüber der Baustelle, gehe im Wohngebiet zudem regelmäßig "die Post ab", hat Nagel von Anwohnern gehört. "Dort tummeln sich des Abends besonders viele Jugendliche", erklärte sie. Glaube man zudem der Aussage einer Zeugin der Verwüstung, könnten zwei von ihnen etwas mit der Tat zu tun haben, spekuliert sie.

Gegen 1 Uhr sollen die jungen Erwachsenen augenscheinlich alkoholisiert und mit lauter Musik aus Richtung Tankstelle in besagte Straße eingebogen sein. "Ungefähr um diese Zeit muss sich die Tat dann auch ereignet haben, denn ein anderer Zeuge versicherte uns, dass um 23 Uhr noch alles in Ordnung war", erzählte Nagel.

Auch wenn für den Vorfall am Ende der polizeilichen Ermittlungen zwei Jugendliche verantwortlich sein sollten, möchte Katharina Nagel ihn nicht als jugendlichen Leichtsinn abtun. "Denn die Täter haben einen erheblichen Schaden angerichtet. Dann sollen sie doch lieber mit uns auf die Baustelle kommen und ihre Kraft sinnvoll einsetzen", sagte sie.

Sollten sich die potenziellen Täter bei der Polizei stellen, würde Nagel ihnen sogar ein Stück weit entgegenkommen. "Wir würden den Tätern sogar eine Lehrstelle bei uns im Unternehmen anbieten", sagte sie.

Staatsschutz ermittelt

Katharina Nagel möchte sich auf diesen Verdacht jedoch nicht festlegen. "Die Polizei wertet momentan noch die Überwachungsbilder der Tankstelle aus", sagte Nagel. "Außerdem sind wir dankbar über jeden Zeugen, der etwas von der Tat mitbekommen hat."

Auf Anfrage des Westfalen-Blatts äußerte sich Fabian Rickel, Regierungsbeschäftigter im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Polizeipräsidiums in Bielefeld, zu dem Vorfall. Zunächst sei der Sachverhalt durch Beamte der Kreis-Polizeibehörde Minden-Lübbecke aufgenommen worden. "Die weiteren Ermittlungen werden durch den Staatsschutz der Polizei Bielefeld erfolgen, da ein politischer Hintergrund nicht ausgeschlossen ist", so Ricke weiter.

Zeugen werden gebeten, sich unter Telefon 0521 / 545-0 zu melden, um dem Staatsschutz mögliche Hinweise zum Tatgeschehen oder möglichen Tatverdächtigen zu benennen.

"Die Täter könnten außerdem die gelbe Markierfarbe noch an Händen oder Kleidung gehabt haben", merkte Katharina Nagel zudem an. Auch die gelbe Spraydose selbst könnte Hinweise auf den oder die Täter liefern. "Vielleicht ist sie ja Passanten im Gebüsch aufgefallen", sagte Nagel. "Auf ihr könnten sich noch Fingerabdrücke befinden."

Bildunterschrift: Schock und Unverständnis: der beschädigte Bagger ist schon zur Reparatur abtransportiert worden. Was bleibt, sind die Hakenkreuz-Schmierereien. Auch die mysteriösen Postleitzahlen geben Katharina Nagel zu denken.

Bildunterschrift: Postleitzahlen und Hakenkreuze: Mit gelber Markierfarbe haben sich die unbekannten Täter auf Asphalt und Bagger ausgetobt.

Bildunterschrift: Die Schaltknüppel im Inneren des Baggers haben die Täter verbogen.

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Mutmaßlich in der Nacht zum 23. Mai 2023 wurde in der Sudermannstraße in Lübbecke auf einer Baustelle ein Mini-Bagger schwer beschädigt und auf der Straße darüber hinaus mehrere Hakenkreuze aufgesprüht.

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