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Neue Westfälische Online , 06.12.2021 :

Hells Angels und Co.: So groß und aktiv ist die Rocker-Szene in OWL

06.12.2021 - 08.00 Uhr

In Bielefeld haben die "Höllenengel" gleich zwei Ortsgruppen. Doch sie sind nicht die einzigen Rockern im Raum Ostwestfalen-Lippe. Eine Übersicht.

Lukas Brekenkamp

Bielefeld. Im Raum OWL haben sich gleich mehrere Rocker-Gruppierungen niedergelassen. Doch wie groß ist die Szene eigentlich? Und wie aktiv sind die Mitglieder? Eine Übersicht.

Die Hells Angels - die wohl bekannteste "Outlaw Motorcycle Gang" (OMCG) - ist mit gleich zwei Gruppen in der Region vertreten, so genannte Charter. Zum einen das Charter "Bielefeld", das seit 2008 besteht und damals aus einer Ortsgruppe der Red Devils hervorging - einem Unterstützer-Club der Höllenengel. 2018 hat sich aus dem Charter "Bielefeld" eine weitere Ortsgruppe abgespalten: "Hellfield".

Bandidos in Paderborn - für kurze Zeit

Hier sind vor allem junge Rocker, teils mit Migrationshintergrund aktiv. Die Ortsgruppe "Bielefeld" dagegen zählt laut Polizei vor allem Mitglieder, die durchaus schon länger Teil der Szene sind. Beide Charter teilen sich allerdings offenbar das Clubhaus im Bielefelder Süden. Insgesamt werden den beiden Gruppen etwa 20 Personen von der Polizei zugerechnet.

Nur vereinzelt treten Mitglieder der Hells Angels polizeilich in Erscheinung. Die Polizei Bielefeld will sich jedoch nicht dazu äußern. Manchmal laufen Prozesse an den hiesigen Gerichten gegen einzelne Mitglieder der Rocker. Zuletzt, weil zwei Mitglieder des Charters "Hellfield" ein illegales Rennen durch die Bielefelder Innenstadt veranstaltet haben sollen. Ein Verfahren, wonach zwei Bielefelder Höllenengel eine Polizistin in ihrem Auto während der Fahrt attackiert haben sollen, wurde zuletzt eingestellt.

Im Süden OWLs - im Raum Paderborn - wurde im Sommer ein Chapter der Bandidos gegründet. Zuvor waren die Rocker genau ein Jahr als "Hangaround-Club" der Bandidos unterwegs, strebten also eine Mitgliedschaft an. Doch: Einen Tag nach ihrer Aufnahme in der "Bandidos Nation" wurden sie bereits im Rahmen des Verbotes der Bandidos "Federarion West Central" aufgelöst. Bei dem Verbot durch das Bundesinnenministerium wurden alle Ortsgruppen der Rocker-Gruppierung in NRW sowie umliegenden Bundesländern verboten. In Paderborn waren etwa zehn Mitglieder von dem Verbot betroffen.

Freeway Riders: Überschneidungen zur rechten Szene

Die Rocker aus dem Raum Paderborn waren zuvor in der Szene aktiv; damals noch als Mitglieder der Outlaws. Ermittler sagen hinter vorgehaltener Hand, dass es mit diesem Motorradclub in NRW eher bergab geht. Mittlerweile verfügen die Outlaws nur noch über wenige Ortsgruppen - zuletzt kam es jedoch zu Chapter-Neugründungen in NRW und Umgebung; zum Beispiel in Osnabrück und Bochum.

Im Kreis Lippe sind gleich zwei Clubs aktiv, die in die Kategorie "polizeilich relevant" fallen. Zum einen ein Club eines der größten deutschen Rocker-Clubs; die Freeway Riders, die ihr Chapter in Bad Salzuflen haben. Ihnen werden etwa 20 Personen zugerechnet. Antifaschistische Aktivisten machten vor Jahren auf eine angebliche Vernetzung zwischen den Freeway Riders OWL und der rechtsextremen Szene aufmerksam. Zum Beispiel mit der rockerähnlichen Gruppierung "Road Crew OWL", die mittlerweile nicht mehr existiert. Oder wegen Konzerten von rechtsextremen Bands im ehemaligen Clubhaus in Lage. Die Polizei Bielefeld bestätigt, dass es in OWL personelle Überschneidungen zwischen Rocker-Club und rechter Szene gibt.

Brothers MC mit neuem Namen

Zum anderen ist in Horn-Bad Meinberg der Brothers MC aktiv. Ein relativ junger Club, unter anderem mitbegründet von Tim K., Ex-Polizist, Buchautor und extrem rechter YouTuber. Zwischenzeitlich verfügte der Club in mehreren europäischen Ländern über Ortsgruppen. Offenbar gab es vor einiger Zeit internen Streit. Der Club spaltete sich auf. Die OWL-Rocker haben sich vor einigen Wochen den Namenszusatz "Guard" gegeben, nennen sich nun also "Brothers Guard". Zudem wurde eine Supporter-Gruppe gegründet, die sich offenbar im Aufbau befindet: der Club "Ronin".

In Horn-Bad Meinberg trägt das Chapter des Brothers Guard den Namen "Salt City". Die etwa zehn Mitglieder sind damit aufgefallen, dass sie gegen angebliche Kriminalität durch Flüchtlinge mobil machten: So "bewachten" sie 2016 regelrecht einen Supermarkt, in dem Asylsuchende regelmäßig gestohlen haben sollen.

Mehrere Gruppen existieren nicht mehr

Zudem existierten in OWL in der Vergangenheit andere Ortsgruppen von Rocker-Clubs, die sich mittlerweile offenbar aufgelöst haben. Etwa die Outlaws in Lübbecke. Oder Gremium MC in Detmold. Oder ein kurzzeitig gegründetes Chapter der Hells-Angels-Supporter Red Devils in Bielefeld. Im Raum Minden-Lübbecke existierte eine Ortsgruppe der rockerähnlichen Gruppierung "United Tribuns". Zudem - so legt eine Internetpräsenz nahe - soll es in OWL Gruppen des türkisch geprägten Box-Clubs Osmanen Germania oder der kurdischen Gang "Bahoz" gegeben haben. Beide existieren nicht mehr.

Die Polizei beurteilt die Rocker-Szene in OWL eher ruhig. "Die regionale Rocker-Lage in Ostwestfalen unterscheidet sich weiter von den gewalttätigen Brennpunkten im Bundesgebiet und in NRW", heißt es. So seien an den bundesweiten "Rocker-Hotspots" überwiegend Gewaltdelikte (Körperverletzungs- und versuchte Tötungsdelikte unter Einsatz von Waffen aller Art) zwischen konkurrierenden Clubs bekannt geworden, "die unmittelbar im Zusammenhang mit der Durchsetzung des szenetypischen "Gebietsanspruchs" stehen", heißt es weiter. "Im Bereich Ostwestfalen existieren keine derartigen Auseinandersetzungen."

Bildunterschrift: Die Hells Angels haben im Raum OWL zwei so genannte Charter - beide in Bielefeld.

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Am 6. Dezember 2021 publizierte die Online-Ausgabe der "Neue Westfälische" (Lukas Brekenkamp) über die personellen Überschneidungen - zwischen Rocker-Clubs und der extrem rechten Szene im Kreis Lippe.

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www.initiative-gegen-rc-owl.de


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