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2 Veranstaltungen - Nachrichten , 07.09.2021 :

Tages-Chronologie von Dienstag, 7. September 2021

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Veranstaltungskalender:



- Dienstag, 7. September 2021 um 17.00 Uhr -


Mahn- und Gedenkveranstaltung für die Opfer von Patienten-Morden und Zwangssterilisation in der NS-Zeit


Veranstaltungsort:

Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus
Daniel-Pöppelmann-Haus
Deichtorwall 2
32052 Herford


Begrüßung: Dr. med. Wolf Müller (Kuratorium Erinnern Forschen Gedenken e.V.)


Gedenkworte (auch im Namen des Kreises Herford): Andreas Rödel (stv. Bürgermeister der Hansestadt Herford)


Kurzvorträge: "Kinder Weggenommen-Aussortiert-Ermordet" (Helga Kohne, Dr. med. Wolf Müller)


Niederlegung von Blumen und Kränzen am Mahnmal.


Veranstalterinnen: Kuratorium Erinnern Forschen Gedenken e.V., Lebenshilfe Herford e.V.

www.zellentrakt.de

www.lebenshilfe-herford.de


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- Dienstag, 7. September 2021 um 19.30 Uhr -


Lesung mit Ruth Steindling: Vilma Steindling: Eine jüdische Kommunistin im Widerstand


Veranstaltungsort:

mondo buchhandlung
Elsa-Brändström-Straße 23
33602 Bielefeld

www.mondo-bielefeld.de


Corona-Schutzverordnung

Es gelten die 3G-Regeln: Genesen, geimpft oder getestet. Wir bitten, die entsprechenden Nachweise mitzubringen und um Anmeldung über kontakt@mondo-bielefeld.de.


Mit acht Jahren kommt Vilma Steindling ins jüdische Waisenhaus in Wien. 1937 folgt sie ihrem Lebensgefährten nach Paris. Nach der Besetzung Frankreichs durch Hitler-Deutschland engagiert sie sich in der Résistance. Als sie 1942 verhaftet wird, wird sie in das Konzentrationslager Auschwitz überstellt. Sie überlebt den Todesmarsch ins KZ Ravensbrück. Im Herbst 1945 kehrt Vilma nach Wien zurück und erfährt, dass ihr Lebensgefährte in Dachau ermordet worden ist. Vilma Steindling ist völlig auf sich gestellt, obdachlos und ohne Arbeit. Sie sucht Hilfe bei der Kommunistischen Partei, wird jedoch herbe enttäuscht.

Dieses Buch und die Lesung zeichnen den Lebensweg einer mutigen Frau nach, die für ihre Ideale ihr Leben aufs Spiel setzte und die trotz schwerwiegender Traumatisierungen wieder zurück ins Leben fand. Welche Folgen das für ihre Kinder und Enkelkinder hatte, auch damit setzen sich die Autorinnen in sehr persönlichen Zugängen auseinander.


Ruth Steindling, Claudia Erdheim: "Vilma Steindling: Eine jüdische Kommunistin im Widerstand", Amalthea Signum Verlag, Wien, 28. Februar 2017, 224 Seiten, ISBN: 9783990500675.

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Pressespiegel überregional


tagesschau.de, 07.09.2021:
Rechtsextreme feiern Taliban / "Revolte gegen die moderne Welt"

MiGAZIN, 07.09.2021:
"Denkmal für die Opfer" / Dokumentar-Hörspiel zum NSU-Prozess ist Hörbuch des Jahres

Neues Deutschland Online, 07.09.2021:
Rechte Gewalt vor Gericht / Angeblich alles rechtschaffen

Frankfurter Rundschau Online, 07.09.2021:
Rechtsextremismus / Mit Oma, Opa und Messer

Göttinger Tageblatt Online, 07.09.2021:
Angriff auf Journalisten: Angeklagte Neonazis im Fretterode-Prozess geben Tat in Teilen zu

Süddeutsche Zeitung Online, 07.09.2021:
Thüringen / Journalisten verlassen Gerichtssaal in Prozess um Neonazi-Angriff

Mitteldeutscher Rundfunk, 07.09.2021:
Prozess wegen Angriff auf Journalisten in Fretterode hat begonnen

die tageszeitung Online, 07.09.2021:
Prozess zu Neonazi-Angriff in Fretterode / Mit dem Messer gegen Journalisten

MiGAZIN, 07.09.2021:
"Es sei ein Skandal" / Prozess drei Jahre nach Neonazi-Überfall auf Journalisten in Thüringen

Süddeutsche Zeitung Online, 07.09.2021:
Rechtsextremisten / Ein brutaler Überfall und seine Folgen

Der Tagesspiegel Online, 07.09.2021:
"Hängt die Grünen" / Rechtsradikale Partei plakatiert Mordaufruf

die tageszeitung Online, 07.09.2021:
Verfassungsschutz umwirbt Wissenschaft / "Höchst problematisch"

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www.hiergeblieben.de - Zusammenfassung - Dienstag, 7. September 2021


Am 2. September 2021 sprach in Enger Werner Brakensiek über "Spuren jüdischen Lebens in Enger" - am 3. September 2021 - fand ein Rundgang mit Stolpersteine-Putz-Aktion, sowie ein Klezmer-Konzert - statt.

Am 9. November 2018 fand im "Kinder- und Jugendzentrum Enger "Zebra"" die Auftaktveranstaltung zum "Engeraner Manifest" - "gegen jegliche Form von Populismus, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus" statt.

Am 2. September 2021 fand im Herforder Rathaus die Ende Februar 2021 geplante Ausstellungseröffnung - "Eva, Simon und die Anderen" - "Jüdische Geschichte und Kultur im Raum Herford" - nachträglich - statt.

Am 7. September 2021 publizierte der Verein "Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V." - das Land Nordrhein-Westfalen plane zusätzlich zu Büren - in Düsseldorf ein neues Abschiebegefängnis zu errichten.


www.jüdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/e-g/566-enger-nordrhein-westfalen

www.werner-brakensiek.de

www.zebra-jz.de/wordpress/engeraner-manifest

www.zellentrakt.de

www.instagram.com/gedenkstaettezellentrakthf/?hl=de

www.twitter.com/HFzellentrakt

www.jg-hf-dt.de

www.gegenAbschiebehaft.de

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Artikel-Einträge in der Datenbank:


Neue Westfälische - Herford und Enger / Spenge, 07.09.2021:
Die Stolpersteine glänzen wieder

Westfalen-Blatt / Herforder Kreisblatt, 07.09.2021:
Spuren jüdischen Lebens in Enger

Neue Westfälische - Herford und Enger / Spenge, 07.09.2021:
Jüdisches Leben hat auch Herford geprägt

Westfalen-Blatt / Herforder Kreisblatt, 07.09.2021:
Erinnerung und Auftrag

Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V., 07.09.2021:
Pressemitteilung / Land NRW will neue Haftplätze schaffen

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Neue Westfälische - Herford und Enger / Spenge, 07.09.2021:

Die Stolpersteine glänzen wieder

Mitglieder der Initiative "Engeraner Manifest" organisierten Vortrag, Konzert und Rundgang

Britta Bohnenkamp-Schmidt

Enger. An drei Orten in der Widukindstadt hat der Künstler Gunter Demnig 2010 insgesamt acht so genannte "Stolpersteine" verlegt, die an das Schicksal früherer jüdischer Bürger in Enger erinnern.

Jede der kleinen Messingplatten an Werther- und Bahnhofstraße sowie am Kirchplatz erzählt die Geschichte eines Menschen, der während des Zweiten Weltkrieges Opfer des Holocausts wurde.

Während eines Rundganges, zu dem die Mitglieder der Initiative "Engeraner Manifest" eingeladen hatten, wurden die im Pflaster eingelassenen Steine jetzt geputzt und poliert, sodass sie nun für alle Vorübergehenden wieder besser sichtbar sind.

"Leider waren die Steine zuletzt kaum noch zu sehen, deshalb wollen wir sie jetzt regelmäßig putzen", kündigte Bernd Rammler vom Jugendzentrum Zebra an, wo der Rundgang startete. Rund 25 Personen schlossen sich der Aktion an. Musikalisch begleitet wurde der Erinnerungsspaziergang von Ramona Kozma, die auf ihrem Akkordeon jüdische Lieder spielte. Später am Abend trat sie als Teil der Formation "Picon" noch einmal mit Klezmer-Musik auf dem Mathildenplatz auf.

Bürgermeister Thomas Meyer legte an jedem Gedenkstein eine Rose nieder und dankte den Initiatoren vom "Engeraner Manifest" für ihr Engagement. "Es ist wichtig, die Geschichte sichtbar zu machen und in Erinnerung zu rufen", betonte das Stadtoberhaupt.

Am Abend zuvor hatte Heimatforscher Werner Brakensiek im Haus der Kulturen vor rund 40 Zuhörern über jüdisches Leben in Enger berichtet und dazu historische Bilder und Dokumente mitgebracht.

Bildunterschrift: Während des Rundgangs wurden auch die Stolpersteine am Kirchplatz gereinigt, die an die Familien Spanier und de Fries erinnern.

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Westfalen-Blatt / Herforder Kreisblatt, 07.09.2021:

Spuren jüdischen Lebens in Enger

Stolpersteine in der Innenstadt gereinigt - musikalischer Rundgang - Vortrag von Werner Brakensiek

Von Daniela Dembert

Enger (WB). Im Lauf der Jahre haben die Stolpersteine zum Gedenken jüdischer Nazi-Opfer ihren Glanz verloren und sind ein unscheinbarer Teil des Straßenpflasters geworden. Das darf nicht sein, findet das Netzwerk Engeraner Manifest, das sich gegen Rassismus, Populismus, Antisemitismus und auch gegen das Vergessen stark macht. In einer öffentlichen Putzaktion haben die Aktivisten den insgesamt acht von Künstler Gunter Demnig 2010 gesetzten Gedenksteinen zu neuem Glanz verholfen.

Neben den Netzwerkern des Engeraner Manifests hatten sich auch Bürgermeister Thomas Meyer, Sabine Hoffmann von NRWeltoffen, Schüler der Realschule Enger und mehrere interessierte Bürger der Tour angeschlossen.

An drei verschiedenen Stellen im Innenstadtbereich sind die quadratischen Messingtafeln zum Gedenken an acht Engeraner, die vom NS-Regime umgebracht wurden, in die Pflasterung eingelassen.

Der von der Bielefelder Musikerin Ramona Kozma begleitete Rundgang führte vom Treffpunkt am evangelischen Jugendzentrum Zebra über die Werther Straße 6, an der zwei Steine an das Ehepaar van Pels erinnern, und den Kirchplatz 8, wo neben dem Kriegsgefangenen-Denkmal fünf Gedenktafeln für die Familien Spanier und de Vries angebracht sind, bis zur Bahnhofstraße 1, an der an die Jüdin Bertha Marx erinnert wird.

Stadtoberhaupt Thomas Meyer dankte den Initiatoren für das "wieder Sichtbarmachen der Steine". "Es ist ganz wichtig, in der heutigen Zeit immer wieder an einzelne Schicksale exemplarisch für die große Masse jüdischer Menschen in Europa zu erinnern, die Opfer des Nationalsozialismus geworden sind." Denn eines stehe fest: "Je weiter sich ein Ereignis zeitlich entfernt, desto schwieriger ist es, die Geschehnisse immer wieder in Erinnerung zu rufen."

Im Anschluss an die Putzaktion, die zu einem festen Ritual im Jahresturnus der Widukindstadt werden soll, luden die Initiatoren zu einem Konzert auf den Königin-Mathilde-Platz. Das Trio "Picon" spielte eine Auswahl jiddischer Stücke aus den Genres Klezmer und Tango. Frontfrau Ramona Kozma bediente sich verschiedener Sprachen, von Jiddisch über Polnisch und Rumänisch bis zum Englischen. In der jiddischen Musik und ihren Texten wird die Verbreitung des jüdischen Glaubens über ganz Europa deutlich.

In den Klängen von Tango und Klezmer spiegeln sich verschiedenste musikalische Einflüsse und ebenso facettenreich stellen sich auch die Emotionen in den ausgewählten Stücken dar. Sie erzählen von Liebe und Abschied, versprühen Melancholie oder strotzen vor Witz und Lebensfreude. Letzteres gilt sogar für jene Kompositionen, die in Konzentrationslagern entstanden.

Ein kurzes Lied singt Kozma a capella, ohne die Begleitung von Klarinettistin Hannah Heuking und Tubist Michael Zimmermann. "Das ist während der Zarenzeit entstanden und war so revolutionär, dass es nur heimlich gesungen wurde", erklärt die Sängerin und Akkordeonistin.

Jüdische Schicksale

1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland werden in diesem Jahr bundesweit mit einer Vielzahl verschiedener Veranstaltungen gefeiert, in die sich auch die Aktionen des Engeraner Manifestes einreihen. In einem Vortrag im Haus der Kulturen skizzierte Werner Brakensiek am Donnerstagabend die Spuren jüdischer Familien in der Widukindstadt.

"Mit dem Verkaufserlös der Synagoge wurde viele Jahre lang die Pflege des jüdischen Friedhofs, der noch heute an der Ziegelstraße existiert, bezahlt."
Referent Werner Brakensiek

Das Schicksal von 21 Juden, die zur NS-Zeit in Enger wohnten, sei sehr genau nachzuzeichnen und im Widukind-Museum dokumentiert, informierte Brakensiek eingangs.

Im Jahr 1812 wurde eine kleine Synagoge an der Bünder Straße 5 erbaut und ein Jahr später eingeweiht. Noch heute zeugt ein Schild an der Hausfassade vom einstigen Gotteshaus, das hinter dem heutigen Gebäude von Radio Althoff gestanden hat.

"Das Fachwerkhaus wurde wegen Rückgang der Zahl der Gemeindemitglieder und wegen Baufälligkeit 1927 auf Abbruch versteigert. Mit dem Verkaufserlös wurde viele Jahre lang die Pflege des jüdischen Friedhofs, der noch heute an der Ziegelstraße existiert, bezahlt", berichtete Brakensiek den 40 Zuhörern.

Die jüdischen Mitbürger seien in Enger in den Vereinen sehr gut integriert gewesen, weiß der Stadthistoriker. Das änderte sich 1933, als sich die Juden zur Niederlegung ihrer Mitgliedschaften und Ämter genötigt sahen.

Unter den Engeranern christlichen Glaubens regte sich kein Widerstand gegen diese Anordnungen. Für die Übergriffe in der Reichspogromnacht, in der die Fensterscheiben zweier jüdischer Geschäfte zertrümmert wurden, waren jedoch keine Engeraner, sondern aus Bünde gesandte Nazis verantwortlich.

Juden, die sich finanziell dazu in der Lage sahen, versuchten auszuwandern. So auch Max und Adele Spanier, die ihr Haus der Stadt Enger zum Verkauf anboten unter der Prämisse, ihre beantragte Ausreise nach Kuba werde bewilligt. "Dass es sich hierbei keineswegs um einen normalen Kaufvertrag handelte, sondern um eine "Arisierung", geht deutlich aus den Akten hervor", sagt Brakensiek.

Das Ehepaar Spanier wurde in das Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt, wo Max zu Tode kam. Seine Witwe überlebte und wanderte nach Amerika aus.

Drei jüdische Familien sind aus Enger in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert worden, wo sie den Tod fanden.

Aber auch eine Heldengeschichte hatte Werner Brakensiek zu erzählen: "Hansi Benter und Mutter Selma wohnten und arbeiteten im Hotel Echterbeck. Selma war mit einem Christen verheiratet. Nach einiger Zeit wurde es August Echterbeck zu unsicher und die Familie musste ausziehen. Clärchen Biermann an der Werther Straße 176 hat die Familie aufgenommen und bis zum Einmarsch der Amerikaner versteckt. Nicht einmal die Nachbarn hatten davon etwas bemerkt."

Bildunterschrift: An der Putzaktion beteiligten sich auch eine Schülergruppe der Realschule Enger.

Bildunterschrift: Die Pflege des jüdischen Friedhof an der Ziegelstraße wurde auch durch den Verkaufserlös der alten Synagoge bezahlt.

Bildunterschrift: Mit einer Zusammenstellung aus Klezmer und Tango-Titeln unterhalten Hannah Heuking (von links), Ramona Kozma und Michael Zimmermann als Trio "Picon" das Publikum am roten Würfel auf dem Mathildenplatz.

Bildunterschrift: Mit musikalischer Begleitung ziehen die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung durch die Innenstadt, polieren die Stolpersteine und legen unter anderem neben dem Kriegsgefangenen-Denkmal am Kirchweg Blumen nieder.

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Neue Westfälische - Herford und Enger / Spenge, 07.09.2021:

Jüdisches Leben hat auch Herford geprägt

Ein halbes Jahr nach dem geplanten Termin ist die neue Zellentrakt-Ausstellung zum Thema "Jüdisches Leben im Raum Herford" offiziell eröffnet

Ralf Bittner

Herford. Ziemlich genau ein halbes Jahr nach der für Februar geplanten Eröffnung ist die neue Ausstellung in der Gedenkstätte Zellentrakt jetzt offiziell eröffnet. Sie trägt den Titel "Eva, Simon und die Anderen - Jüdische Geschichte und Kultur im Raum Herford" und thematisiert neben Verfolgung und Holocaust auch den Beitrag von Menschen jüdischen Glaubens zu wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Leben der Region.

"Seit über 700 Jahren prägen Menschen jüdischen Glaubens oder anderer Religionen die Stadt mit", sagte Bürgermeister Tim Kähler, neben Landrat Jürgen Müller Schirmherr der Ausstellung. "In dieser Zeit gab es oft fragile Normalität, aber auch Verfolgung und Tod." Kähler erinnerte aber auch daran, mit welchen Hürden die Familien Brade und Heckmanns noch in den 1980er Jahren zu kämpfen hatten als sie begannen, sich mit der jüdischen Geschichte in Herford zu beschäftigen. Ergebnis der damaligen Recherchen war die 1988 präsentierte Ausstellung "Juden in Herford". An diese knüpft die aktuelle um viele Aspekte und neue Forschungsergebnisse erweiterte Ausstellung an.

Mahnung, in der Gegenwart aktiv zu werden

Viele Leihgaben, aber auch eigens produzierte Kurzfilme, die an Medienstationen abgerufen werden können, sorgen für eine lebendige und vielfältige Präsentation. Tafeln zum aktuellen Antisemitismus, aber auch zum Engagement verschiedener Initiativen dagegen verankern die Ausstellung in der Gegenwart.

"Herforder Geschichte ist auch jüdische Geschichte", fasste der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Herford-Detmold, Matitjahu Kellig, den Inhalt zusammen. "Wir möchten gerne ein Teil der Gesellschaft sein, und zwar nicht hinter Zaun und Sicherheitskameras" , formulierte er einen großen Wunsch für die Zukunft. Es gelte Hass zu überwinden und Seite an Seite zu stehen für alle Menschen, die hier leben. Angesichts der vor Synagogen tobenden antisemitischen Mobs, der derzeitigen Situation in Afghanistan oder im Jemen, forderte er dazu auf, sich aktiv für Frieden und Sicherheit zu engagieren: "Alle Menschen sind gleich vor Gott. Schweigen können wir uns nicht mehr leisten."

Die Ausstellung findet im Rahmen des Festjahres "1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" statt, das bis Ende Juni 2022 verlängert wurde. "So können vielen wegen Corona ausgefallene Veranstaltungen noch stattfinden", sagte Christoph Laue vom Kuratorium Erinnern, Forschen und Gedenken und kündigte an, dass die Laufzeit der Ausstellung möglicherweise bis in das kommende Jahr verlängert wird, um noch möglichst viele Schulen zu erreichen.

Erste Besuchergruppen waren schon da, und auch Schulklassen haben sich angekündigt. Geöffnet ist die Ausstellung im Zellentrakt, Rathausplatz 1, samstags und sonntags von 14 bis 16 Uhr. Termine außerhalb der Öffnungszeiten für Gruppen, Schulklassen oder Einzelpersonen können per E-Mail info@zellentrakt.de oder Tel. (05221) 189257 vereinbart werden.

Bildunterschrift: Matitjahu Kellig, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Herford-Detmold (v. l.), Elke Brunegraf, Michael Girke, Christoph Laue, Joachim Jennrich (alle Kuratorium Erinnern, Forschen Gedenken), Sebastian Töbel ("NRWeltoffen") und Bürgermeister Tim Kähler freuen sich, dass die Ausstellung im Zellentrakt nun endlich zugänglich ist.

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Westfalen-Blatt / Herforder Kreisblatt, 07.09.2021:

Erinnerung und Auftrag

Ausstellung zu jüdischer Geschichte mit Verspätung eröffnet

Von Niklas Gohrbandt

Herford (HK). Mit den Worten "es ist fast wie Weihnachten", begrüßte der stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums Erinnern Forschen Gedenken, Joachim Jennrich, die Gäste der bereits für den 27. Februar geplanten Eröffnung der Ausstellung "Eva, Simon und die Anderen. Jüdische Geschichte und Kultur im Raum Herford" im Foyer des Rathauses.

Der Anlass war in der Tat besonders. Das Kuratorium, das die Gedenkstätte betreibt, hatte sich 1997 gegründet, nachdem Jutta und Jürgen Heckmanns Filminterviews mit in der Nazi-Zeit aus Herford vertriebenen Jüdinnen und Juden geführt hatten, woraus eine erste Ausstellung zum Thema entstand. Die aktuelle Schau basiert im Rahmen des Jubiläumsjahres zu 1.700 Jahren jüdischer Geschichte in Deutschland auf ihr und zeigt neue und überarbeitete Aspekte.

Als Schirmherr der Ausstellung betonte Bürgermeister Tim Kähler die Bereicherungen, die die Geschichte jüdischer Kultur Herford geschenkt habe. "Die Gemeinde wird altersbedingt bald nicht mehr in der Lage sein, ihre Kultur an die Öffentlichkeit zu bringen. Deswegen muss dies unsere gemeinsame Aufgabe werden", appellierte er.

Bildunterschrift: Feiern die nachträgliche Eröffnung der neuen Ausstellung in der Gedenkstätte Zellentrakt: (von links) Prof. Matitjahu Kellig (Vorsitzender Jüdische Gemeinde Herford-Detmold), Elke Brunegraf (Ausstellungsgestaltung), Michael Girke (filmische Inhalte), Christoph Laue (Texte und Inhalte), Joachim Jennrich (stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums), Sebastian Töbel (NRWeltoffen Kreis Herford) und Bürgermeister Tim Kähler.

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Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V., 07.09.2021:

Pressemitteilung / Land NRW will neue Haftplätze schaffen

Düsseldorf. Die Landesregierung plant, in Düsseldorf ein neues Abschiebegefängnis zu errichten. Dort sollen zusätzlich zur Abschiebehaft in Büren 25 neue Haftplätze entstehen.

Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen plant in Düsseldorf den Bau eines weiteren Abschiebegefängnisses. Zusätzlich zur deutschlandweit größten Abschiebehaft-Einrichtung in Büren mit einer Kapazität von aktuell über 175 Haftplätzen soll in Düsseldorf ein weiteres Gefängnis mit 25 Haftplätzen entstehen.

In Düsseldorf soll überwiegend das so genannte Ausreisegewahrsam vollzogen werden. Dabei können geflüchtete Menschen für bis zu 10 Tage festgenommen werden, weil sie nicht innerhalb eines Monats nach der vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gesetzten Ausreisepflicht Deutschland verlassen haben. Die Haftzahlen für diese Abschiebehaft-Variante haben gerade wegen der Covid-19-Pandemie deutlich zugenommen, unter anderen, weil viele Ausländerbehörden die Haft zur bequemeren Durchführung des von vielen Ländern bei der Einreise vorgeschriebenen PCR-Tests missbrauchen.

"Obwohl Büren bereits so ausgelegt ist, dass eine Erhöhung der Haftplätze jederzeit möglich ist, will die Landesregierung ein weiteres Gefängnis", stellt Frank Gockel, Pressesprecher des Vereins Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren fest. "Bereits jetzt erscheint die Landesregierung mit der Kontrolle der einen Abschiebehaft-Einrichtung überfordert", so Gockel weiter. Er erinnert, dass innerhalb weniger Jahre zwei leitende Angestellte entlassen werden mussten und dass die Anstaltsleitung gehäuft Isolationshaft als Sanktionsmittel einsetzt, statt in der Lage zu sein, einen angemessenen Umgang mit den Gefangenen zu finden.

"Wenn allein die vulnerablen Inhaftierten, wie zum Beispiel psychisch schwer kranke Menschen nicht mehr inhaftiert würden, wären so viele Haftplätze frei, dass ein Neubau in Düsseldorf völlig überflüssig wird", so Frank Gockel.

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