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Neue Westfälische Online , 24.05.2021 :

Kommentar / Ratsmitglied hält krude Corona-Rede: Warum das Propaganda vom Wühltisch ist

24.05.2021 - 14.35 Uhr

Die Organisatoren der "Friedensspaziergänge" in Espelkamp wollen mit rechten Tendenzen nichts zu tun haben. Die Realität ist eine andere. Ratsherr Dietrich Janzen sollte gehen, meint unser Autor.

Joern Spreen-Ledebur

Wer in einen Stadt- oder Gemeinderat gewählt wird, legt bei der konstituierenden Sitzung einen Eid ab. Bei der so genannten Verpflichtung bekräftigen Ratsmitglieder, das Grundgesetz und die Verfassung des Landes zu verteidigen. Diese Worte hat auch Dietrich Janzen gesprochen, als er zu Beginn der neuen Wahlperiode als Vertreter von Bündnis C im Espelkamper Stadtrat verpflichtet wurde.

Dietrich Janzen trat beim jüngsten so genannten "Friedensspaziergang" in Espelkamp als Redner auf. Im Video wird mehrfach während der Janzen-Rede unübersehbar der Artikel 5 des Grundgesetzes eingeblendet, der Meinungsfreiheit und Pressefreiheit garantiert. Dieses Grundrecht nutzt Janzen für seine Agitation gegen den Staat, der ihm das Grundrecht auch der Meinungsfreiheit gibt.

Polizei schützt eigentlich ihn selbst

Janzen setzt den Polizeieinsatz während des "deutschen Herbstes" 1977 und der Bedrohung durch die Terror-Organisation "Rote Armee Fraktion" gleich mit einem Polizeieinsatz bei den "Friedensspaziergängen". Das ist billigste Propaganda vom Wühltisch: Der angeblich so besorgte Herr Janzen verschweigt nämlich, dass die Polizei vor Ort ist, weil der "Friedensspaziergang" eine Versammlung ist, durch die Versammlungsfreiheit garantiert ist und deshalb von der Polizei vor möglichen Störungen geschützt wird. Janzen hetzt also gegen die, die seine Kundgebung und seine noch so obskure Polemik schützen.

Ratsherr Dietrich Janzen setzt die Bundesrepublik Deutschland gleich mit totalitären Systemen wie in der Sowjetunion oder der Deutschen Demokratischen Republik und will in diesem Land "erschreckende Parallelen" sehen, die "erschreckende Befürchtungen" aufkommen lassen. Menschen aus der DDR oder der Sowjetunion würden schließlich Diktaturen kennen.

Anderer Umgang in einem totalitären Staat

Dietrich Janzen redet hier blanken Unsinn und missbraucht Menschen, die in der DDR oder der Sowjetunion verfolgt wurden. Wäre es hier so wie in der DDR oder in der Sowjetunion, Janzen wäre noch am Kern-Platz von der Stasi oder vom KGB abgeholt worden. Und was ein totalitärer Staat so macht, hat er am Sonntag sehen können, als der belarusische Diktator Alexander Lukaschenko ein Flugzeug zwischen den EU-Staaten Griechenland und Litauen zur Landung in Minsk zwang, um von seinen Folterknechten den Regimekritiker Roman Protasewitsch verhaften zu lassen.

Dann ist das Virus laut Janzen erst so harmlos wie Grippe, dann aber doch tödlich. Was denn nun? Dass Dietrich Janzen noch von einer angeblichen Verschwörung globaler Eliten schwafelt, die die Bevölkerung dezimieren wollen, ist völliger Unsinn. Ein Bill Gates etwa will seine Produkte verkaufen und denkt an Profit. Warum sollte er einen Großteil seiner Kunden ausmerzen? Dass Dietrich Janzen dann noch Abtreibungen gleichsetzt mit dem Holocaust, setzt dem ganzen Übel die Krone auf.

Der Auftritt des Dietrich Janzen ist eines Ratsherrn unwürdig. In einem demokratischen Stadtrat hat ein kruder Verschwörungstheoretiker, der den Holocaust relativieren will, nichts zu suchen.

Bildunterschrift: Mit-Organisator Viktor Harder hielt für Ratsherr Dietrich Janzen (Bündnis C) das Mikro bei dessen Ansprache.

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Neue Westfälische Online, 24.05.2021:

Espelkamp / Ratsmitglied vergleicht Corona mit Grippe - und Abtreibungen mit Holocaust

24.05.2021 - 14.36 Uhr

Auf dem Espelkamper "Friedenspaziergang" hält auch der Kommunalpolitiker Dietrich Janzen (Bündnis C) eine Rede und verbreitet dort Verschwörungstheorien. Die Welt sieht er als "geschlossene Anstalt".

Klaus Frensing

Espelkamp. War es das maue Mai-Wetter oder hat es mit den sinkenden Inzidenz-Zahlen im Lübbecker Land und in der ganzen Republik zu tun? Das Interesse an dem neunten so genannten "Friedenspaziergang" für ein "friedliches und gesellschaftliches Miteinander" durch die Espelkamper Innenstadt hatte am Samstagnachmittag arg nachgelassen.

Gut 30 Demonstranten trafen sich unter den Augen der Polizei im Boras-Park. Auf dem Marsch in Richtung Wilhelm-Kern-Platz gesellten sich einige Menschen noch hinzu, sodass sich auf dem Wilhelm-Kern-Platz letztendlich etwa 60 Menschen versammelten, wo die beiden Initiatoren Victor Harder und Udo Neikes neben den bereits bekannten Rednern Frank Kegel (Minden) und Nina Herrmann (Osnabrück) mit dem Espelkamper Ratsmitglied Dietrich Janzen auch einen heimischen Akteur auf dem Podium begrüßten.

Das Espelkamper Ratsmitglied vom "Bündnis C" verglich die starke Polizei-Präsenz bei den Friedenspaziergängen mit dem heißen Herbst 1977, dem Jahr, als er aus der damaligen Sowjetunion nach Deutschland übersiedelte. Während diese Einsätze angesichts der großen terroristischen Gefahr durch die RAF damals gerechtfertigt gewesen seien, hielt er sie "bei unseren friedlichen Friedensspaziergängen für übermächtig und nicht erforderlich". Sie seien ebenso unangemessen wie die Maßnahmen wegen der Corona-Pandemie, meinte Janzen.

"Wir haben Diktatur-Erfahrung"

"Einerseits, weil sie wirtschaftliche und private Existenzen bedrohten und unsere persönlichen Freiheiten massiv einschränken und andererseits ist Corona nur eine grippeähnliche Erkrankung", behauptete Dietrich Janzen. Er wittert hinter dem Corona-Virus und den damit einhergehenden Beschränkungen die "Weltverschwörung einer globalen selbst ernannten Weltelite und ihrer politischen Handlager, unterstützt von den Regierenden und den Mainstream-Medien".

Janzen: "Sie wollen eine Krise auf Dauer und keinen Rückgang zur Normalität." Die einstmals offene Gesellschaft der Bundesrepublik sei zu einer geschlossenen Anstalt gemacht worden. "Die Menschen, die in der DDR gelebt haben sowie die Aussiedler der ehemaligen Sowjetunion wissen, wie totalitäre Gesellschaften entmündigen, entrechten, missbrauchen und drangsalieren. Wir haben Diktatur-Erfahrung", betonte Dietrich Janzen.

Doch damit nicht genug: Janzens Theorien gingen in seiner Rede noch weiter. "Es würde immer behauptet, dass das Virus vom Tier zum Menschen übergesprungen sei. Doch genau so müsse danach geforscht werden, ob es nicht in geheimen Bio-Labors entwickelt und dort frei gesetzt worden sei." In der chinesischen Millionenstadt Wuhan, wo das Virus vor eineinhalb Jahren zum ersten Mal aufgetaucht sei, gebe es Bio-Labore des Militärs, die mit amerikanischem Geld Forschung betreiben würden.

Und dann schlug der Ratsherr noch einen weiteren Bogen: Er meinte öffentlich, dass man von Leuten, die das werdende Leben nicht schützen, auch nichts anderes erwarten könne. Seit dem Kriegsende seien sechs Millionen Kinder abgetrieben worden, so Janzen. "Das ist ein lautloser Holocaust." Er ist davon überzeugt, dass eine "globalistische Weltelite bestrebt ist, die Weltbevölkerung drastisch zu reduzieren" und keine Skrupel habe, überflüssiges Leben aus der Welt zu schaffen.

"Es ist höchste Zeit, den Corona-Wahnsinn zu beenden"

Es sei höchste Zeit, diesen Corona-Wahnsinn zu beenden und wieder anfangen zu leben. "Wir wollen unsere Freiheit und Menschenwürde wieder zurück", forderte er die vollständige Rückkehr zu einem freien und selbstbestimmten Leben. Frank Kegel zog in seiner Ansprache anschließend den Nutzen von Impfungen gegen das Corona-Virus in Zweifel und bezeichnete die Impfungen als "extrem gefährlich". Das Video vom aktuellen "Friedensspaziergang" ist übrigens auch bei YouTube zu sehen.

Bildunterschrift: Vom Boras-Park aus zogen die "Friedensspaziergänger" durch die Innenstadt bis zum Wilhelm-Kern-Platz.

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Westfalen-Blatt / Espelkamper Zeitung, 10.05.2021:

"Demokratie" zu Grabe getragen

Zum achten Mal: "Friedensspaziergang"

Espelkamp (jp). Systemkritische und religiöse Musik ertönt laut aus den Lautsprechern der Organisatoren des achten "Friedensspaziergangs" im Borås-Park. Die Musik soll die Teilnehmer auf die Aktion in der Espelkamper Innenstadt einstimmen.

"Es fällt oft schwer, einander zu verstehen und leichter ist es, anderen zu misstrauen", heißt es in der ersten Zeile der "Hymne" der Teilnehmer, die seit Monaten die Corona-Regeln hinterfragen.

130 Erwachsene und 30 Kinder zählten die Espelkamper Polizei und das Ordnungsamt an diesem Nachmittag. Beim "Friedensspaziergang" am 24. April zählten die Behörden noch 220 Erwachsene und 55 Kinder. Einige Teilnehmer brachten Bollerwagen, Plakate und Luftballons mit. Im Borås-Park erweckte ein Holzsarg, auf dem in großen Buchstaben das Wort Demokratie stand, das Aufsehen. Vor dem Sarg waren Plakate mit Zitaten aus dem Grundgesetz und den Corona-Schutzverordnungen aufgestellt.

Begleitet wurde die Demonstration von mehreren Polizeibeamten und von Mitarbeitern des Ordnungsamtes. Auch die Organisatoren des "Friedenspaziergangs" stellten einige Ordner. Die Demonstration verlief ruhig und friedlich. Unter den Rednern war auch der pensionierte Kriminalbeamte Friedemann Grabs aus Garbsen, der mehrfach seine Nähe zum christlichen Glauben betonte.

Bildunterschrift: Mit Musikanlage auf Bollerwagen sind die Demonstranten durch die Stadt gezogen.

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Am 22. Mai 2021 sagte Dietrich Janzen - Ratsmitglied von "Bündnis C" - auf dem "Friedenspaziergang" in Espelkamp - über sechs Millionen Abtreibungen - in der Bundesrepublik: "Das ist ein lautloser Holocaust".

Am 22. Mai 2021 fand in Espelkamp der neunte "Friedenspaziergang" mit gut 60 Teilnehmenden - Reden von Victor Harder, Udo Neikes, Dietrich Janzen, Frank Kegel (Minden), Nina Herrmann (Osnabrück) - statt.

In der Nacht auf den 9. Mai 2021 sprühten Unbekannte in der Espelkamper Ortschaft Gestringen einzelne Symbole der "Identitären Bewegung" auf die B 239 - auf die Kreuzung in Gestringen "Impfen macht frei".

Am 8. Mai 2021 nahmen 130 Erwachsene und 30 Kinder, darunter viele Familien mit Babys, Kleinkindern - am im Wesentlichen von Victor Harder, Udo Neikes organisierten "Friedensspaziergang" in Espelkamp teil.

Am 24. April 2021 sprach Frank Kegel beim siebten - von Udo Neikes organisierten "Friedensspaziergang" in Espelkamp - im Zusammenhang mit den Corona-Schutzmaßnahmen, von einem "Überwachungsstaat".

Am 24. April 2021 demonstrierten in Espelkamp beinah 225 Erwachsene und 55 Kinder gegen die Corona-Test-Pflicht - in zahlreichen Redebeiträgen als "Test-Diktatur" bezeichnet - für Schülerinnen sowie Schüler.

Am 13. September 2020 erreichte "Bündnis C - Christen für Deutschland" 3,39 Prozent (328 Stimmen) bei der Wahl des Rats in der Stadt Espelkamp - erlangte über die Reserveliste mit Dietrich Janzen einen Sitz.

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