Blick nach Rechts ,
03.02.2021 :
Gefährliche Verbindungen
Von Andrea Röpke
Der Brandenburger, bei dem Mitte Januar Waffen gefunden wurden, war im Umfeld des mittlerweile verbotenen "Schutzbund Deutschland" aktiv und hielt 2020 noch Kontakt zu einem HDJ-Kader aus Ostwestfalen.
Vor 25 Jahren mussten sie sich gemeinsam wegen Sprengstoffbesitzes und Wehrsportübungen verantworten. 2020 scheint der Kontakt immer noch freundschaftlich. Immerhin befand sich der Aktivist der "Wiking-Jugend" und "Heimattreuer Deutscher Jugend", Gerd Ulrich aus Ostfestwalen, zu Pfingsten letzten Jahres, auf dem Anwesen von Martin L. im brandenburgischen Berge.
Mitte Januar 2021 rückte L. dann ins Visier der Öffentlichkeit. Auf dessen Hof in der Prignitz fand die Staatsanwaltschaft Neuruppin bei einem Großeinsatz gemeinsam mit einer Spezialeinheit von Zollfahndern und Bundespolizisten mehrere Langwaffen, Kleinkaliber und 6.000 Schuss Munition. Gegen den 51-jährigen Martin L. laufen Ermittlungen wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz.
AK-47 gesucht
Nach einem Tipp aus der Schweiz waren die Beamten eigentlich auf der Suche nach einer AK-47. Die Kalaschnikow wurde nicht gefunden, aber Lokalmedien zufolge Magazine und 200 Schuss Munition für eine AK-47. Auch auf einem zweiten Grundstück in Groß Breese, das ebenfalls L.s Familie zugeordnet wird, seien mehrere Langwaffen sichergestellt worden.
Der in Tettnang geborene Silberschmied gehörte laut Polizeibehörden in den 1990er Jahren zur "Gruppe Ulrich". In einem internen Papier des Verfassungsschutzes hieß es, die Gruppe führe seit 1993 Wehrsportübungen durch und probten den Kampf gegen Linke und Polizei. Demnach spähten sie damals Unterkünfte der Polizei, des Grenzschutzes sowie eine Bundeswehrkaserne aus, beschafften sich Sprengmittel, legten Erddepots an und planten Sprengübungen.
Schon Ermittlungen in 90ern
Auf Hinweise des MAD hin wurden ab 1994 Ermittlungen eingeleitet gegen Gerd Ulrich, Martin L. und weitere. Ulrich und ein langjähriger NPD-Funktionär aus Mecklenburg-Vorpommern erhielten Freiheitsstrafen auf Bewährung, L. erhielt einen Strafbefehl des Amtsgericht München. Der Verdacht auf Bildung einer terroristischen Vereinigung konnte von den Bundesbehörden nicht bestätigt werden.
Im Sommer 1997 fanden bei dem Ehemann seiner Schwester ebenfalls Hausdurchsuchungen statt, bei der 1.300 Schuss, ein Karabiner und eine Uzi gefunden wurden. Das Paar zog in die Nähe von Lübtheen, der Ehemann wurde für die ehemalige NPD-Fraktion im Schweriner Landtag tätig, heute ist er beim MC Bandidos "Perleberg", wie Fotos zeigen. 2007 besuchte L.s Schwager ein HDJ-Lager in Eschede, bei dem Gerd Ulrich die Wache übernommen hatte.
Im Umfeld des "Schutzbund Deutschland" aktiv
2006 zählten die zuständigen Polizeibehörden in Potsdam Martin L. dann zum "Umfeld" des antisemitischen "Schutzbund Deutschland", der 2006 wegen seiner NS-Wesensverwandtschaft vom brandenburgischen Innenministerium verboten wurde. L. wohnte zu diesem Zeitpunkt bereits im brandenburgischen Berge. Zum Schutzbund gehörte auch der Zwillingsbruder des verurteilten NSU-Unterstützers André Eminger, Maik Eminger. 2012 fand ein Mitglied des "Schutzbundes" einen toten Kameraden in einem Haus in der Prignitz. Neben dem Toten wurde ein Rucksack voller Waffen aufgefunden. Die Zusammenhänge wurden nie richtig aufgeklärt.
Einheimische aus den von den jüngsten Razzien betroffenen beiden Ortschaften berichten Medienvertretern von Versammlungen auf dem Gelände des landwirtschaftlichen Selbstversorgers. Während der ehemaligen Wehrsportgruppen-Kamerad Ulrich auch trotz rechtskräftigen Verbotes der "Heimattreuen Deutschen Jugend" (HDJ) immer wieder Kinder und Jugendliche aus dem ehemaligen politischen Spektrum bei sich in der Nähe von Detmold aufnimmt und dessen Nachwuchs bereits selbst bei politischen Aufmärschen auftaucht, sind L.s Kinder noch jünger.
Prüfung der Staatsanwaltschaft dauert an
2011 schwärmt der engagierte Familienvater in Lokalmedien davon, im Werkunterricht der Schule seiner Kinder Nistkästen gebaut zu haben. Zudem kandidierte Martin L. vor Jahren für den "Bauernverband Berge" zur Wahl in die Gemeindevertretung. Die Staatsanwaltschaft Neuruppin gibt auf Nachfrage an, noch keine weiteren Auskünfte zum Sachverhalt geben zu können, Waffen und Munition würden noch geprüft.
Scharfe Munition wurde in der entlegenen brandenburgischen Region bereits im Juli 2020 bei Rechtsextremen gefunden. Die Gruppe "Freie Kräfte Prignitz", zu deren Kern sieben Männer im Alter bis zu 40 Jahren zählten, soll nicht nur einen islamfeindlichen Anschlag geplant haben, sondern spähte auch Polizisten und deren familiäre Verhältnisse aus. Offiziell hat sie sich aufgelöst.
Bildunterschrift: Auf dem Grundstück kam es Mitte Januar zu den Durchsuchungen.
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RedaktionsNetzwerk Deutschland, 18.01.2021:
Waffenfund auf Höfen: Familienvater gehört einst rechtsextremer Wehrsportgruppe an
18.01.2021 - 17.37 Uhr
Bei der Durchsuchung zweier Höfe in Brandenburg haben Zoll und Bundespolizei mehrere Waffen, Granaten und Munition gefunden.
Eigentlich waren die Ermittler auf der Suche nach einer scharfen AK47, die der Verdächtige Martin L. über die Grenze geschmuggelt haben soll - und die nach wie vor nicht auffindbar ist.
Gegen den Mann wurde bereits in den 1990ern wegen des Verdachts der Bildung einer rechtsterroristischen Vereinigung ermittelt.
Berlin. Zoll und Bundespolizei haben bei der Durchsuchung zweier Höfe in Brandenburg am vergangenen Donnerstag ein geheimes Waffenarsenal entdeckt. Die Ermittler fanden neben verschiedenen Schusswaffen, auch Granaten und Munition.
Grund für die Suchaktion war ein Tipp, wonach der Verdächtige Martin L. eine scharfe AK47, auch bekannt als Kalaschnikow, über die schweizerisch-deutsche Grenze geschmuggelt haben soll. Während Magazine für die Kalaschnikow sichergestellt wurden, fehlt von der Waffe bisher jede Spur. Der beschuldigte Familienvater hält sich bedeckt.
Nach Recherchen der "Märkischen Allgemeinen Zeitung" und dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) ist der Silberschmied aus dem brandenburgischen Ort Berge kein Unbekannter für die Behörden. Laut Unterlagen des Bundesverfassungsschutzes gehörte er in den 1990er Jahren einer rechtsextremen Wehrsportgruppe um den bekannten Rechtsextremen Gerd U. an. Die Gruppe soll Angriffe auf Linke und die Polizei geprobt haben, 1994 ermittelten die Behörden wegen des Verdachts der Bildung einer terroristischen Vereinigung.
Die Ermittlungen wurden allerdings eingestellt. Martin L. wurde später wegen des Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz verurteilt.
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Am 14. Januar 2021 wurde bei Razzien von zwei Höfen in Berge, Brandenburg, bei Martin Lilge, der zu der Wehrsportgruppe um Gerd Ulrich in den 1990er Jahren gehörte, ein klandestines Waffenarsenal entdeckt.
Am 7. Mai 1996 fanden wegen des "Verdachts der Bildung einer terroristischen Vereinigung" sowie weiterer Delikte Hausdurchsuchungen bei Gerd Ulrich, Andreas Theißen, Martin Lilge sowie anderen Personen statt.
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www.hiergeblieben.de
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