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Nachrichten , 06.10.2020 :

Tages-Chronologie von Dienstag, 6. Oktober 2020

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Pressespiegel überregional:


Blick nach Rechts, 06.10.2020:
Streit bei Blood and Honour in Bulgarien

die tageszeitung Online, 06.10.2020:
Doku-Center oder "Polen-Denkmal" / An vergessene Nazi-Opfer erinnern

Jüdische Allgemeine Online, 06.10.2020:
Hamburg / Reguläre Aktivitäten werden fortgesetzt

Jüdische Allgemeine Online, 06.10.2020:
Sachsen-Anhalt / Zentralrat der Juden legt Ablösung von Holger Stahlknecht nahe

Jüdische Allgemeine Online, 06.10.2020:
Hamburg / Mahnwache und weitere Ermittlungen

MiGAZIN, 06.10.2020:
"Beschämend" / Staatsschutz ermittelt nach antisemitischem Anschlag in Hamburg

Jüdische Allgemeine Online, 06.10.2020:
Sachsen / NS-Symbole in Torgau und Leipzig

Neue Westfälische, 06.10.2020:
Rechter 14-Jähriger soll zu Morden aufgerufen haben

Westfalen-Blatt, 06.10.2020:
Waffenschein entzogen

Jüdische Allgemeine Online, 06.10.2020:
Rechtsextremismus / "Jeder Fall ist eine Schande"

MiGAZIN, 06.10.2020:
Nordrhein-Westfalen / Weitere Hinweise auf rechtsextremistische Umtriebe bei Polizei

Norddeutscher Rundfunk, 06.10.2020:
Bündnisse fordern Schließung von NPD-Hof Nahtz in Eschede

Braunschweiger Zeitung Online, 06.10.2020:
Braunschweig: Rechte schlagen Ratsherr - Polizei vernimmt Zeugen

Frankfurter Rundschau Online, 06.10.2020:
Times mager / AfD im Soll

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www.hiergeblieben.de - Zusammenfassung - Dienstag, 6. Oktober 2020


Am 29. Oktober 2020 führt Schauspieler Michael Grunert (Theaterlabor Bielefeld) das selbst geschriebene Theater-Solo-Stück "Schlachter-Tango - Das Leben eines Bielefelders" im "Haus der Kulturen", Enger, auf.

Am 2. Oktober 2020 wurde die Ausstellung des "United States Holocaust Memorial Museum" "Einige waren Nachbarn - Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand", in der Herforder Gedenkstätte Zellentrakt eröffnet.

Am 7. Oktober 2020 führt Kurator David Riedel im "Museum Peter August Böckstiegel", Werther durch die Ausstellung "Dunkle Jahre voller Farben" - Werke Peter August Böckstiegels - aus der Zeit 1933 bis 1945.

Für den 11. Oktober 2020, 14.00 Uhr, ist das traditionelle "Graupenwurstessen" der "Kreisgruppe Herford" in der revanchistischen "Landsmannschaft der Oberschlesier" im Raum des "BdV" in Herford angekündigt.

Für den 7. Oktober 2020 ist ein "Spielenachmittag" der "Frauengruppe" der "Kreisgruppe Herford-Stadt" in der "Landsmannschaft Schlesien", um 15.00 Uhr im Herforder "BdV"-Raum ("Heimatstube") angekündigt.

Am 18. September 2020, gegen 02.00 Uhr, wurde ein Brandanschlag auf einen abgestellten Ford Focus in Bad Salzuflen im Ortsteil Werl-Aspe verübt, zuvor wurde außerdem ein Hakenkreuz auf den Pkw gesprüht.

Am 28. August 2020 wurden in Bad Salzuflen drei Männer, im Alter von 49, 50 sowie 53 Jahren aus Essen, die einen 57-Jährigen rassistisch beleidigt sowie diesen geschlagen haben sollen, von der Polizei gefasst.

Am 28. August 2020 wurde ein Mann kongolesischer Staatsangehörigkeit, aus einer Gruppe von circa acht Personen heraus, in Bad Salzuflen rassistisch beleidigt - drei Männer schlugen nachkommend auf ihn ein.

Am 13. April 2020 wurde in Bad Salzuflen ein Brandbeschleuniger in den Eingangsbereich des ehemaligen Pflegeheim "Fürstenhof" geworfen, an der Eingangstür wurde der Schriftzug "Keine Asylanten" angebracht.

Am 5. Oktober 2020 fand in Bielefeld ein Zusammentreffen von organisierten Corona-Leugnerinnen sowie -Leugnern, mit Samuel Eckert, Bodo Schiffmann ("Corona-Info-Tour") und etwa 200 Teilnehmenden statt.

Am 5. Oktober 2020 nahm auch der extrem rechte YouTuber Matthäus Westfal, alias "Aktivist Mann", aus Hüllhorst (der sich als Journalist ausgab), in Bielefeld an der Zusammenkunft der "Corona-Info-Tour" teil.

Am 29. August 2020 nahm der extrem rechte YouTuber Matthäus Westfal (aus Hüllhorst) am "Sturm" auf die Reichstags-Treppe am Rande der Berliner Demonstration der Corona-Leugnerinnen und -Leugner teil.


www.theaterlabor.de/th_gallery/michael-grunert

www.zellentrakt.de

www.museumpab.de

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Artikel-Einträge in der Datenbank:


Neue Westfälische - Tageblatt für Enger-Spenge, 06.10.2020:
"Schlachter-Tango" im Haus der Kulturen

Westfalen-Blatt / Vlothoer Zeitung, 06.10.2020:
Geschichten vom Widerstand

Westfalen-Blatt / Zeitung für Halle, Steinhagen und Werther, 06.10.2020:
Kurator erklärt die Ausstellung

Westfalen-Blatt / Herforder Kreisblatt, 06.10.2020:
Oberschlesier essen Wurst

Neue Westfälische - Herforder Kreisanzeiger, 06.10.2020:
Graupenwurstessen der Oberschlesier

Neue Westfälische - Herforder Kreisanzeiger, 06.10.2020:
Spielenachmittag der Schlesierinnen

Radio Lippe, 06.10.2020:
Rechtsextreme Straftaten in Bad Salzuflen?

Lippische Landes-Zeitung Online, 06.10.2020:
Drei mutmaßlich rechtsextreme Straftaten erschüttern Bad Salzuflen innerhalb von sechs Monaten

Lippische Landes-Zeitung, 06.10.2020:
Kommentar / Schlaglicht auf die rechte Szene

Lippische Landes-Zeitung, 06.10.2020:
Polizei hält sich zu Ermittlungen bedeckt

Lippische Landes-Zeitung, 06.10.2020:
Staatsschutz ermittelt in drei Fällen

Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt, 06.10.2020:
Kommentar / Die Rattenfänger in Bielefeld

Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt, 06.10.2020:
Corona-Demo vor dem Isharabad

Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt, 06.10.2020:
Bielefeld: Bizarres Corona-Schauspiel hinter dem Bahnhof

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Neue Westfälische - Tageblatt für Enger-Spenge, 06.10.2020:

"Schlachter-Tango" im Haus der Kulturen

Schauspieler Michael Grunert vom Theaterlabor Bielefeld zeigt ein Sozial-Drama über das wechselvolle Leben eines Mannes, der das Konzentrationslager überlebte

Karin Wessler

Enger. Auch wenn das Theaterstück "Schlachter-Tango" bereits seit zehn Jahren mit Erfolg aufgeführt wird, ist es doch eine Premiere für das "Haus der Kulturen": Erstmals wird dort ein Schauspiel gezeigt. Schauspieler Michael Grunert vom Theaterlabor Bielefeld zeigt sein selbst geschriebenes Doku-Drama, das nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat. Integrationskoordinatorin Kordula Schimke sagt dazu: "Es ist von der Thematik her ein Stück, das gut in dieses Haus passt. Etliche Menschen, die hierher kommen, haben während ihrer Flucht viel Leid erfahren, wurden ihrer Kultur entrissen", weiß sie. "Aber es gab - wie in dem Stück auch - durchaus fröhliche Erlebnisse."

Im Mittelpunkt des Stückes "Schlachter-Tango" steht Ludwig Meyer, der tatsächlich gelebt hat. "Er wuchs in Bielefeld auf, er war Jude, hatte den Schlachtbetrieb seines Vaters übernommen - und er war homosexuell", hat Michael Grunert erfahren. "Sechseinhalb Jahre verbrachte er in verschiedenen Konzentrationslagern." Meyer habe später in Hannover und in Hamburg gelebt, wo er 1975 in seiner Wohnung erschlagen wurde. Dieses wechselvolle Leben setzte Grunert in Szene. "Biografie und Zeitgeschichte gestalten sich dabei gegenseitig", sagt der Schauspieler.

Das Stück sei nicht nur dramatisch. Es komme durchaus auch zu fröhlichen Szenen. "In albtraumhaften, skurrilen Bildern und mit dokumentarischen Texten wird der Zeitgeist jener Jahre widergespiegelt. Es entstand das Bild eines Mannes, der sich seine Identität und Menschenwürde nicht nehmen ließ", sagt Grunert. Dabei tritt Ludwig Meyer gar nicht selbst in Erscheinung. In dem Solo-Stück kommen vielmehr Bekannte und Wegbegleiter zu Wort. "Durch ihre Schilderungen wird der Mensch Ludwig Meyer lebendig." Zeitlich sei eine Nähe zum 9. November gegeben. "Im Jahr 1938 war die Reichspogromnacht. Die spielt eine Rolle in Meyers Lebensgeschichte."

Für dieses Stück hat Michael Grunert lange im Bielefelder Stadtarchiv geforscht. "Ich habe mich aber auch mit Zeitzeugen, die Ludwig Meyer kannten, unterhalten und dabei interessante Interviews geführt", so Grunert. Viele Jahre habe Meyer leiden müssen, aber es habe durchaus auch Lebensfreude gegeben. "So hatte er nach dem Krieg in Hannover die erste Schwulenbar eröffnet, dort wurde dann auch getanzt - daher der Tango", führt Michael Grunert aus.

Der "Schlachter-Tango" wird Donnerstag, 29. Oktober, 19 Uhr im "Haus der Kulturen", Brandstraße 11, gezeigt, Einlass ist ab 18.30 Uhr. Es gibt 50 Plätze. Da "Meilenstein", die evangelische Stiftung für Soziales und Bildung im Kirchenkreis Herford, den Auftritt finanziert, ist es für die Besucher kostenfrei. "Eintrittskarten gibt es im Haus der Kulturen", sagt Kordula Schimke. Bei der Reservierung müssten auch die Kontaktdaten hinterlegt werden. "Und wir empfehlen, während der Aufführung eine Schutzmaske zu tragen", betont sie. "Zu unser aller Schutz."

Theaterlabor

Seit 1986 gibt es Schauspiel im Theaterlabor in Bielefeld. Die Truppe ist international und somit durchaus in anderen Ländern unterwegs, etwa in Schottland, Kanada, Estland oder Polen. Stücke werden dabei auch in Englisch aufgeführt. Den Kontakt zwischen Theaterlabor und Haus der Kulturen hatte Holger Grabbe hergestellt, der sich in Enger bei den Organisationen "Una Terra" und "Initiative Willkommen" engagiert. Auf seiner "Kulturdeele" in Dreyen wurde das Stück vor über sechs Jahren schon einmal aufgeführt.

Bildunterschrift: Das Solo-Stück "Schlachter-Tango" von und mit Schauspieler Michael Grunert, Theaterlabor Bielefeld, wird im Haus der Kulturen gezeigt.

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Westfalen-Blatt / Vlothoer Zeitung, 06.10.2020:

Geschichten vom Widerstand

Neue Ausstellung im Zellentrakt

Von Niklas Gohrbandt

Herford (WB) Die Veranstaltungen im Zellentrakt sind in letzter Zeit recht gefragt. Entsprechend bedauerlich war es, dass zur Eröffnung der Wanderausstellung "Einige waren Nachbarn - Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand" des United States Holocaust Memorial Museums einige Stühle frei blieben. Zumal der Anlass der Ausstellung kein geringerer war als der 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 durch die Rote Armee.

"Die Ausstellung widmet sich der Frage: Wie war der Holocaust möglich?", erklärte Gisela Küster, Vorsitzende des Kuratoriums "Erinnern Forschen Gedenken" im Grußwort an das Publikum. Dafür greift die Wanderausstellung, die in mehr als 20 Standorten in NRW gezeigt wird, weitere Fragen auf, die die jüngere Forschung bewegte: Wer waren die Täter? Mit welchen Optionen und Motiven handelten sie? Welche Rolle spielte das Verhältnis zwischen deutschen Besatzern und Besetzten für das Ausliefern der eigenen Nachbarn an das faschistische Unterdrückungssystem? Und wie beeinflusste der Kriegsverlauf die Massengewalt?

Aber auch im Bezug auf die Herforder Geschichte hat das Kuratorium Überlegungen angestellt. "Die Ausstellung ehrt auch den kleinen Widerstand in Herford. Da dieser meist im Verborgenen stattfinden musste, haben wir heute leider kaum Zeugnisse darüber in unseren Archiven", so Küster. Trotzdem gelinge es, persönliche Geschichten vom kleinen Widerstand würdevoll und gut aufgearbeitet zu präsentieren. Auch an Herforder Opfer der gleichgeschalteten gesellschaftlichen Verfolgung und Vernichtung wie Max Less und Kurt Steinitz wird erinnert.

Bürgermeister Tim Kähler stellte fest, dass "elementare gesellschaftliche Fragen zu diesem Thema bis heute noch nicht ausreichend beantwortet" sind. Ihn bewege nach wie vor, "ob 1939 die Mehrheit sich nicht mehr wehren konnte oder nicht wehren wollte". Mahnend wandte er sich an die Zuhörer: "Und wie verhält sich die schweigende Mehrheit heute?"

Die Ausstellung "Einige waren Nachbarn" sowie die Ausstellung zur "Aktion Reinhardt" sind im Zellentrakt im Rathaus bis 22. November, samstags und sonntags von 14 bis 16 Uhr geöffnet.

Bildunterschrift: Gisela Küster, Vorsitzende des Kuratoriums, stellt im Zellentrakt die aktuelle Ausstellung "Einige waren Nachbarn" vor.

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Westfalen-Blatt / Zeitung für Halle, Steinhagen und Werther, 06.10.2020:

Kurator erklärt die Ausstellung

Werther (WB). David Riedel, Künstlerischer Leiter des Museum Peter August Böckstiegel und zugleich Kurator der aktuellen Ausstellung, führt am Mittwoch, 7. Oktober, von 18 bis 19 Uhr durch die aktuelle Schau "Dunkle Jahre, voller Farben - Peter August Böckstiegel. 1933 - 1945". Gezeigt wird an Hand von rund 70 Gemälden, Grafiken und Skulpturen, wie sich die Jahre der NS-Diktatur in Böckstiegels Werk und Biografie niederschlagen, welche Einschränkungen er erlebte und wie er trotz Verfemung durch das NS-Regime weiterhin als Künstler tätig sein konnte. Weitere Kuratoren-Führungen (Preis: zehn Euro) sind für den 11. November und 9. Dezember, jeweils um 18 Uhr geplant. Anmeldung unter 05203 - 2961220 oder info@museumpab.de.

Hinweise zu Corona: Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ist beim Besuch im Museum verpflichtend. Besucher werden gebeten, das Museum nur bei guter Gesundheit zu betreten und auf ausreichend Abstand zu achten. Gruppen umfassen derzeit maximal zehn Personen. Das gesamte Corona-Hygiene-Schutzkonzept ist unter www.museumpab.de zu finden. Auch das Team gibt Auskunft über die aktuell gültigen Bestimmungen.

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Westfalen-Blatt / Herforder Kreisblatt, 06.10.2020:

Oberschlesier essen Wurst

Herford (HK). Zum jährlichen Graupenwurstessen lädt die Herforder Kreisgruppe der Landsmannschaft der Oberschlesier für kommenden Sonntag, 11. Oktober, in den BdV-Raum am Schulwall / Ecke Arndtstraße ein. Die Veranstaltung beginnt um 14 Uhr. Die Preise für die Wurst sind im Vergleich zum Vorjahr gleich geblieben: Eine Portion (eine Semmel-, eine Graupenwurst, Brot, Kraut und ein Schnaps) kostet sechs Euro.

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Neue Westfälische - Herforder Kreisanzeiger, 06.10.2020:

Graupenwurstessen der Oberschlesier

Herford. Die Oberschlesier sind für Sonntag, 11. Oktober, 14 Uhr, in den Raum des Bundes der Vertriebenen, Schulwall 2, zum Graupenwurstessen eingeladen. Der Vorsitzende der Landsmannschaft, Christof Cziumplik, erinnert zudem daran, dass sich die Mitglieder spätestens bis 31. Oktober zur Barbarafeier angemeldet haben müssen.

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Neue Westfälische - Herforder Kreisanzeiger, 06.10.2020:

Spielenachmittag der Schlesierinnen

Herford. Die Frauengruppe der Landsmannschaft Schlesien trifft sich am Mittwoch, 7. Oktober, zu einem Spielenachmittag bei Kaffee und Kuchen. Beginn ist um 15 Uhr in der Heimatstube am Schulwall, dem regulären Treffpunkt der Landsmannschaft.

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Radio Lippe, 06.10.2020:

Rechtsextreme Straftaten in Bad Salzuflen?

Fälle noch nicht geklärt

Zwischen April und September sind bei der Polizei in Bad Salzuflen drei mutmaßlich rechtsextreme Straftaten angezeigt worden. Nach einem LZ-Bericht ist offenbar noch keiner der Fälle geklärt, der Staatschutz ermittelt weiter.

Im April ist ein Brandsatz auf den Eingangsbereich des Fürstenhofs geworfen worden - außerdem wurde die Tür damals mit der Aufschrift "Keine Asylanten" besprüht. Kurz davor war bekanntgeworden, dass im Sophienhaus in unmittelbarer Nähe Flüchtlinge untergebracht werden sollen.

Ende August sollen mehrere Männer auf einen Mann aus dem Kongo eingeschlagen haben, als der mit seiner Frau in Bad Salzuflen spazieren war. Und zuletzt brannte Mitte September im Ortsteil Werl-Aspe ein Auto, das zuvor mit einem Hakenkreuz beschmiert wurde.

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Lippische Landes-Zeitung Online, 06.10.2020:

Drei mutmaßlich rechtsextreme Straftaten erschüttern Bad Salzuflen innerhalb von sechs Monaten

06.10.2020 - 07.00 Uhr

Sven Kienscherf

Bad Salzuflen. Der Bielefelder Staatsschutz ermittelt derzeit in mindestens drei Fällen zu Taten mit sehr wahrscheinlich rechtsextremen Hintergründen, die sich in jüngster Zeit in der Kurstadt ereignet haben. Dazu zählen ein versuchter Brandanschlag auf den Fürstenhof, ein gewalttätiger Angriff auf einen Bad Salzufler in der Innenstadt und das Abbrennen eines Autos in Werl-Aspe. Die Polizei hält sich mit Auskünften zu Ermittlungen, möglichen Tätergruppen und der rechtsextremen Szene in der Region bedeckt.

Wie berichtet, waren Polizei und Feuerwehr am 9. April von Anwohnern in die Parkstraße gerufen worden, nachdem Teile des Gebüsches vor dem Fürstenhof in Brand geraten waren. Auslöser war laut Polizei ein "Glasbehälter" mit Brandbeschleuniger, der in den Eingangsbereich geworfen worden war. Der Sachschaden blieb gering, verletzt wurde niemand. Die Täter ließen einen Schriftzug zurück: "Keine Asylanten" hatten sie auf das Glas der Außentüre gesprüht. Kurz vor dem Anschlag waren die Pläne der Bezirksregierung bekannt gegeben worden, in dem nahe zum Fürstenhof gelegenen Sophienhaus Flüchtlinge unterzubringen.

Ein weiterer rechtsextremer Vorfall, der ein bundesweites Medienecho auslöste, war der offensichtlich rassistisch motivierte Angriff auf einen Bad Salzufler mit kongolesischer Staatsbürgerschaft. Der zum Tatzeitpunkt 57-Jährige war am Abend des 28. August mit seiner Frau in der Innenstadt unterwegs. Er wurde zunächst beleidigt und dann von mehreren Männern angegriffen. Ein von Zeugen aufgenommenes Video zeigt, wie zumindest einer der Angreifer schwerste Verletzungen des Opfers in Kauf nimmt, als er versucht, dem mit dem Rücken zu einer Treppe an der Salze stehenden 57-Jährigen ins Gesicht zu schlagen. Es ist wohl Glück, dass der Mann nicht rücklings die Treppe hinuntergestürzt ist. Schließlich schritten Zeugen ein, die Polizei ermittelte kurze Zeit später drei Männer aus Essen als mutmaßliche Täter. Laut Polizei sind sie bisher noch nicht wegen rechter Straftaten in Erscheinung getreten.

Hakenkreuz und Feuer

Der dritte Vorfall ereignete sich am 18. September. Unbekannte zündeten in der Oststraße in Werl-Aspe einen Ford Focus an, den sie zuvor laut Polizei unter anderem mit einem Hakenkreuz beschmiert hatten. Allen drei Fälle hat der Staatsschutz aus Bielefeld übernommen, der sich unter anderem mit politischem Extremismus befasst.

Laut Pressestelle der Polizei laufen in allen Fällen noch die Ermittlungen, daher könne man keine weiteren Informationen geben. Auch zu den Erkenntnissen des Staatsschutzes über die rechte Szene in Bad Salzuflen könne man keine Details mitteilen. Die Polizei verweist lediglich auf eine Statistik zu rechten Straftaten. Hier zählt die Kreispolizeibehörde Lippe für das vergangene Jahr 45 Delikte mit rechtsextremen Hintergründen im Kreis Lippe. Den Großteil machen Propagandadelikte aus. Insgesamt wurden aus Sicht der Polizei 15 der Taten aufgeklärt. Zum Vergleich: Die Kreispolizeibehörden Herford und Bielefeld zählen 22 beziehungsweise 74 Delikte aus der rechten Szene für 2019.

2018 waren es im Kreis Lippe 37 Delikte, aufgeklärt wurden 9. Gewaltdelikte mit rechtsextremen Hintergründen zählt die Polizei für 2019 im Kreis Lippe 2. In beiden Fällen handelte es sich um Körperverletzung. Für 2018 führt die Statistik keine Gewaltdelikte auf, für das Jahr 2017 sind es ebenfalls 2 bei 52 rechtsextremen Straftaten insgesamt, von denen 15 aufgeklärt wurden.

Die rechte Szene in der Region: Von völkischen Familien bis zum YouTuber

Mit der rechtsextremen Szene in Ostwestfalen-Lippe befasst sich seit Jahren das "Recherche Kollektiv Ostwestfalen". Die Aktivisten aus dem linken Spektrum gelten als ausgewiesene Experten, was rechte Aktivitäten in OWL betrifft. Die Gruppe spricht von einer sehr heterogenen Szene, die sich durch eine "enorme Bandbreite" auszeichne. Besonders umtriebig sind demnach zwei Familien, die dem völkischen Spektrum zuzuordnen und in Ortsteilen von Detmold und Horn-Bad Meinberg ansässig sind. Das Oberhaupt der Familie aus Detmold ist laut Recherche Kollektiv seit Jahrzehnten aktiv und Mitglied mehrerer mittlerweile verbotener rechtsextremer Organisationen gewesen, die Kinder und Jugendliche nach dem Vorbild der Hitlerjugend indoktriniert haben sollen. Auch auf den so genannten Corona-Demos ließ sich der Mann blicken, unter anderem in Bielefeld. Einige der Demos dort wurden übrigens von einer Frau aus Bad Salzuflen angemeldet.

Eine klare Distanzierung gegenüber Rechtsextremisten auf der Veranstaltung blieb aus. Auch auf einer ähnlichen Demonstration in Herford liefen Rechtsextreme mit. Das Recherche Kollektiv spricht von einem Schulterschluss von Corona-Demonstranten mit Neonazis und Reichsbürgern. In Leopoldshöhe lebt laut Kollektiv ein Führungsaktivist der ostwestfälischen Neonazi-Szene, der regelmäßig auf Demos der rechten Szene anzutreffen sei. In Lage haben im September dem Kollektiv zufolge Mitglieder der "Identitären Bewegung" einen Stand aufgebaut, die laut Verfassungsschutz eine auf "völkisch-abstammungsmäßigen Kriterien fußende einwanderungskritische und islamfeindliche Haltung" einnimmt. In Vlotho durchsuchte die Polizei im Juni die Wohnung eines Mannes, weil er Mitglied der rechtsextremistischen Vereinigung "Nordadler" sein soll, die nach Einschätzung des Bundesinnenministeriums einer nationalsozialistischen Ideologie folgt.

Aus Vlotho stammt auch Ursula Haverbeck (92), die gegenwärtig wegen Volksverhetzung im Gefängnis sitzt, weil sie den Holocaust leugnet. Aus Horn-Bad Meinberg stammt auch ein Ex-Polizist, der auf seinem YouTube-Kanal gegen Flüchtlinge polemisiert und dort mehr als 250.000 Abonnenten zählt. Das Recherche Kollektiv OWL geht davon aus, dass die Akteure durchaus unterschiedliche Einstellungen haben. Allen gemeinsam sei aber, dass sie einen rechten Diskurs befeuern und diesen teilweise militant verteidigen.

Bildunterschrift: Auf die Türe des Eingangs vom Fürstenhof ist "Keine Asylanten" gesprüht worden. Danach wurde laut Polizei ein Brandsatz in das Gebäude geworfen. Die Ermittler gehen von einem rechtsextremen Hintergrund der Tat aus.

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Lippische Landes-Zeitung, 06.10.2020:

Kommentar / Schlaglicht auf die rechte Szene

Sven Kienscherf

Der Staatsschutz der Polizei hält sich bedeckt, wenn es um Auskünfte zu den drei laufenden Ermittlungen zu den wohl rechtsextrem motivierten Taten in Bad Salzuflen geht. Zwei Brandstiftungen und eine Körperverletzung müssen aufgeklärt werden. Dass bei den Straftaten niemand schwer verletzt wurde, ist wohl eher Zufall.

Es sind gleich drei Vorfälle in nicht mal einem halben Jahr. Klar ist, dass die Straftaten nicht in einem luftleeren Raum passieren. Gruppen und Einzelpersonen sind in der Region aktiv und verbreiten teils seit Jahrzehnten ihre Propaganda, auch wenn sie in der Mehrheit nicht offen dazu aufrufen, Straftaten zu begehen und sich davon distanzieren. Zumindest bei einigen kann man allerdings davon ausgehen, dass es sich dabei eher um taktische Erwägungen als um moralische Skrupel handelt. Dass die Polizei sich zu laufenden Ermittlungen nicht äußert, mag verständlich sein. Umso wichtiger sind zivilgesellschaftliche Gruppen wie das "Recherche Kollektiv OWL", die ein Schlaglicht auf die Protagonisten der rechtsextremen Szene werfen. Seit Beginn der Corona-Pandemie wähnen sich diese im Aufwind. Auf den Demos der Corona-Leugner und Lockdown-Kritiker treten sie teils offensiv auf und treffen dort auf ein naives oder gleichgültiges Umfeld, das sich nicht darum schert, neben Rechtsextremisten zu laufen oder offen für deren Ideologie ist. Umso mehr muss sich die Mehrheitsgesellschaft klar dagegen stellen.

skienscherf@salzeagentur.de

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Lippische Landes-Zeitung, 06.10.2020:

Polizei hält sich zu Ermittlungen bedeckt

Zwischen April und September ereignen sich in der Kurstadt drei Straftaten mit mutmaßlich rechtsextremen Hintergründen, darunter zwei Brandstiftungen und eine Körperverletzung / Abschließend aufgeklärt ist offenbar noch keiner der Fälle

Sven Kienscherf

Bad Salzuflen. Der Bielefelder Staatsschutz ermittelt derzeit in mindestens drei Fällen zu Taten mit sehr wahrscheinlich rechtsextremen Hintergründen, die sich in jüngster Zeit in der Kurstadt ereignet haben. Dazu zählen ein versuchter Brandanschlag auf den Fürstenhof, ein gewalttätiger Angriff auf einen Bad Salzufler in der Innenstadt und das Abbrennen eines Autos in Werl-Aspe. Die Polizei hält sich allerdings mit Auskünften zu Ermittlungen, möglichen Tätergruppen und der rechtsextremen Szene in der Region bedeckt.

Wie berichtet, waren Polizei und Feuerwehr am 9. April von Anwohnern in die Parkstraße gerufen worden, nachdem Teile des Gebüsches vor dem Fürstenhof in Brand geraten waren. Auslöser war laut Polizei ein "Glasbehälter" mit Brandbeschleuniger, der in den Eingangsbereich geworfen worden war. Der Sachschaden blieb gering, verletzt wurde niemand. Die Täter ließen einen Schriftzug zurück: "Keine Asylanten" hatten sie auf das Glas der Außentüre gesprüht. Kurz vor dem Anschlag waren die Pläne der Bezirksregierung bekannt gegeben worden, in dem nahe zum Fürstenhof gelegenen Sophienhaus Flüchtlinge unterzubringen.

Ein weiterer rechtsextremer Vorfall, der ein bundesweites Medienecho auslöste, war der offensichtlich rassistisch motivierte Angriff auf einen Bad Salzufler mit kongolesischer Staatsbürgerschaft. Der zum Tatzeitpunkt 57-Jährige war am Abend des 28. August mit seiner Frau in der Innenstadt unterwegs. Er wurde zunächst beleidigt und dann von mehreren Männern angegriffen. Ein von Zeugen aufgenommenes Video zeigt, wie zumindest einer der Angreifer schwerste Verletzungen des Opfers in Kauf nimmt, als er versucht, dem mit dem Rücken zu einer Treppe an der Salze stehenden 57-Jährigen ins Gesicht zu schlagen. Es ist wohl Glück, dass der Mann nicht rücklings die Treppe hinuntergestürzt ist. Schließlich schritten Zeugen ein, die Polizei ermittelte kurze Zeit später drei Männer aus Essen als mutmaßliche Täter. Laut Polizei sind sie bisher noch nicht wegen rechter Straftaten in Erscheinung getreten.

Der dritte Vorfall ereignete sich am 18. September. Unbekannte zündeten in der Oststraße in Werl-Aspe einen Ford Focus an, den sie zuvor laut Polizei unter anderem mit einem Hakenkreuz beschmiert hatten. Allen drei Fälle hat der Staatsschutz aus Bielefeld übernommen, der sich unter anderem mit politischem Extremismus befasst. Laut Pressestelle der Polizei laufen in allen Fällen noch die Ermittlungen, daher könne man keine weiteren Informationen geben. Auch zu den Erkenntnissen des Staatsschutzes über die rechte Szene in Bad Salzuflen könne man keine Details mitteilen. Die Polizei verweist lediglich auf eine Statistik zu rechten Straftaten. Hier zählt die Kreispolizeibehörde Lippe für das vergangene Jahr 45 Delikte mit rechtsextremen Hintergründen im Kreis Lippe. Den Großteil machen Propagandadelikte aus. Insgesamt wurden aus Sicht der Polizei 15 der Taten aufgeklärt. Zum Vergleich: Die Kreispolizeibehörden Herford und Bielefeld zählen 22 beziehungsweise 74 Delikte aus der rechten Szene für 2019.

2018 waren es im Kreis Lippe 37 Delikte, aufgeklärt wurden 9.

Gewaltdelikte mit rechtsextremen Hintergründen zählt die Polizei für 2019 im Kreis Lippe 2. In beiden Fällen handelte es sich um Körperverletzung. Für 2018 führt die Statistik keine Gewaltdelikte auf, für das Jahr 2017 sind es ebenfalls 2 bei 52 rechtsextremen Straftaten insgesamt, von denen 15 aufgeklärt wurden.

Sie erreichen den Autor unter skienscherf@salzeagentur.de.

Bildunterschrift: In den Eingangsbereich des Fürstenhofs ist im April ein Brandsatz geworfen worden. Auf die Tür sprühten die Täter "Keine Asylanten". Der Staatsschutz aus Bielefeld ermittelt in dem Fall.

Die rechte Szene in der Region: Von völkischen Familien bis zum YouTuber

Mit der rechtsextremen Szene in Ostwestfalen-Lippe befasst sich seit Jahren das "Recherche Kollektiv Ostwestfalen". Die Aktivisten aus dem linken Spektrum gelten als ausgewiesene Experten, was rechte Aktivitäten in OWL betrifft. Die Gruppe spricht von einer sehr heterogenen rechten Szene, die sich durch eine "enorme Bandbreite" auszeichne. Besonders umtriebig sind demnach zwei Familien, die dem völkischen Spektrum zuzuordnen und in Ortsteilen von Detmold und Horn-Bad Meinberg ansässig sind. Das Oberhaupt der Familie aus Detmold ist laut Kollektiv seit Jahrzehnten aktiv und Mitglied mehrerer mittlerweile verbotener rechtsextremer Organisationen gewesen, die Kinder und Jugendliche "im Sinne neonazistischer Elitenbildung" indoktriniert haben sollen. Auch auf den so genannten Corona-Demos ließ sich der Mann blicken, unter anderem in Bielefeld. Einige der Demos dort wurden übrigens von einer Frau aus Bad Salzuflen angemeldet (wir berichteten). Eine klare Distanzierung gegenüber Rechtsextremisten auf der Veranstaltung blieb aus. Auch auf einer ähnlichen Demonstration in Herford liefen Rechtsextreme mit. Das Recherche Kollektiv spricht von einem Schulterschluss von Corona-Demonstranten mit Neonazis und Reichsbürgern. In Leopoldshöhe lebt laut Kollektiv ein Führungsaktivist der ostwestfälischen Neonazi-Szene, der regelmäßig auf Demos der rechten Szene anzutreffen sei. In Lage haben im September dem Kollektiv zufolge Mitglieder der "Identitären Bewegung" einen Stand aufgebaut, die laut Verfassungsschutz eine auf "völkisch-abstammungsmäßigen Kriterien fußende einwanderungskritische und islamfeindliche Haltung" einnimmt. In Vlotho durchsuchte die Polizei im Juni die Wohnung eines Mannes, weil er Mitglied der rechtsextremistischen Vereinigung "Nordadler" sein soll, die nach Einschätzung des Bundesinnenministeriums einer nationalsozialistischen Ideologie folgt. Aus Vlotho stammt auch Ursula Haverbeck (92), die gegenwärtig wegen Volksverhetzung im Gefängnis sitzt, weil sie den Holocaust leugnet. Aus Horn-Bad Meinberg kommt auch ein Ex-Polizist, der auf seinem YouTube-Kanal gegen Flüchtlinge polemisiert und dort mehr als 250.000 Abonnenten zählt. Das Recherche Kollektiv geht davon aus, dass die Akteure durchaus unterschiedliche Einstellungen haben. Allen gemeinsam sei aber, dass sie einen rechten Diskurs befeuern und diesen "teilweise militant verteidigen". (ski)

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Lippische Landes-Zeitung, 06.10.2020:

Staatsschutz ermittelt in drei Fällen

Bad Salzuflen. In der Kurstadt sind zwischen April und September drei Straftaten mit mutmaßlich rechtsextremen Hintergründen verübt worden. Die Polizei hält sich bedeckt.

Seite 16

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Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt, 06.10.2020:

Kommentar / Die Rattenfänger in Bielefeld

Jürgen Mahncke

Was für ein seltsames, ja beschämendes Schauspiel war die Versammlung von Verschwörungstheoretikern und Querdenkern hinter dem Bahnhof? Aufmerksam, immer wieder mit großem Applaus unterbrechend, folgten rund 200 Menschen den Worthülsen, Phrasen und Lügen von zwei Rednern, die sich in Deutschland inzwischen als Wortführer hervortun, wenn es um Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie geht. Wie Rockstars werden die beiden Gurus und vorderen Fahnenträger der Bewegung "Querdenken" von ihren Fans beim Eintreffen begrüßt. Samuel Eckert wird von seinen Anhängern für seine charismatischen Reden verehrt. Er produziert Videos am Fließband und hat in den Sozialen Netzwerken eine Gefolgschaft, die in die Hunderttausende geht.

Im Luxus-Bus tourt er nun mit seinem Gesinnungsgenossen Bodo Schiffmann durch Deutschland, um den Jüngern von verfehlter Corona-Politik, herrschender Unfreiheit, unsinnigem Masken-Tragen, bevorstehender Impfpflicht und einer besseren Welt zu predigen. Und die Jünger scheinen dankbar, dass endlich jemand die ganz große Verschwörung aufdeckt, die von der Regierung gesteuert sein soll.

Junge und alte Leute, Mütter mit ihren Säuglingen vor dem Bauch, Ehepaare mit ihren Kindern hängen an ihren Lippen, und es erinnert irgendwie an den Rattenfänger von Hameln, dem bedingungslos und ohne Nachfragen ins Verderben gefolgt wurde. Wie groß muss ihre Verunsicherung und Not sein, dass sie sich als Rettungsanker und sicheren Hafen zwei Prediger ausgesucht haben, denen sie mehr vertrauen als allen Wissenschaftlern dieser Welt, unseren demokratischen Politikern und erst recht den Medien? Zur Begrüßung wird ihnen von einer älteren Dame ein Früchtekorb mit den Worten "Ihr braucht jetzt Vitamin C, um gesund zu bleiben", überreicht. Dafür predigen die auf dem Europaplatz, dass es den Menschen noch viel schlechter gehen müsse, damit sich die Jüngerschar schnell und stetig vergrößere. Es werden Feindbilder konstruiert, die von der Gefolgschaft mit heftigem Applaus honoriert werden.

Wehret den Anfängen, geht mir durch den Kopf.

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Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt, 06.10.2020:

Corona-Demo vor dem Isharabad

Zwei bundesweit bekannte Wortführer der "Querdenker" traten auf

Jürgen Mahncke

Bielefeld. Rund 200 Menschen haben am Montagnachmittag an einer Corona-Demonstration vor dem Isharabad teilgenommen. Erst gegen 14 Uhr war die Lokalredaktion der NW darüber informiert worden, dass die zwei bundesweit bekannten Verschwörungstheoretiker und Wortführer der "Querdenker", Bodo Schiffmann und Samuel Eckert, auf ihrer großen Deutschland-Tour auch Station in Bielefeld machen.

In den Sozialen Netzwerken hatten sie ihre Anhänger frühzeitig über ihren Auftritt in unserer Stadt informiert. Um 15 Uhr traf der luxuriöse Tour-Bus vor dem Schwimmbad ein. Eine Menschentraube versammelte sich schnell um das Fahrzeug und begrüßte die zwei Redner mit großem Applaus. Ein Gastgeschenk in Form eines reichhaltigen Früchtekorbes wurde gereicht, Jugendliche zückten kleine Büchlein, um sich von den zwei Hauptrednern ein Autogramm zu holen.

Da der Bürgersteig für die Versammlung zu klein war, wurde der Auflauf auf den Europaplatz dirigiert. Dort standen die Menschen, Jung und Alt, Ehepaare mit Kindern und Hunden, dann dicht an dicht, ausnahmslos ohne Maske, um den Ausführungen von Schiffmann und Eckert zu lauschen. Ihnen ist in erster Linie die Bevormundung der Bürger durch die Bundesregierung in Pandemie-Zeiten ein Dorn im Auge. An der Demo nahm auch ein Mann teil, der bereits vor wenigen Wochen beim Versuch, den Reichstag zu stürmen, aktenkundig wurde.

Während der Reden arbeitete bereits Polizei im Hintergrund. Zum einen wurden Verstöße gegen Hygiene-Regeln wie Abstand oder fehlende Maske bemerkt. Außerdem lag den Behörden für diese Veranstaltung keine Anmeldung vor. Der Veranstalter versicherte vor Ort, eine Anmeldung per E-Mail bereits am 3. Oktober geschickt zu haben. Dies wird jetzt geprüft.

Vor fünf Tagen hatte die Chemnitzer Polizei bereits den Tour-Bus mit Schiffmann auf dem Weg ins Stadtzentrum gestoppt. Die Behörden hatten festgestellt, dass die Versammlung nicht angemeldet war. Damit konnte die Demo dort nicht stattfinden.

Bildunterschrift: Mediziner Bodo Schiffmann ist einer der führenden Köpfe der Querdenker und Anführer der Corona-Proteste.

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Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt, 06.10.2020:

Bielefeld: Bizarres Corona-Schauspiel hinter dem Bahnhof

Bielefeld. Plötzlich waren sie da - angeblich angemeldet - und wurden von ihren Fans, die eher wie Jünger daherkommen, gefeiert. Zwei Gurus der Anti-Corona-Szene auf Stippvisite.

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