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Westfalen-Blatt / Herforder Kreisblatt , 23.09.2020 :

Leserbriefe / Gedenken auf Henny Ploeger ausweiten

Zu unserer Berichterstattung über die Gedenkveranstaltung anlässlich des Todestages von Metallarbeiter Heiko Ploeger, der am 15. September 1944 von den Nationalsozialisten ermordet wurde, schreibt ein Leser:

Diese Veranstaltung sollte ein Pflichttermin für alle Antifaschisten der Stadt sein - gerade in einer Zeit, wo Nazis sich wieder lautstark zu Wort melden. Die Teilnehmerzahl ist für den Anlass meiner Meinung nach zu gering. Die meisten Besucher sind Mitglieder einzelner politischer Parteien, Gewerkschafter und einige wenige politisch interessierte Bürger.

Mein Dank geht an die Gewerkschaft für die Ausrichtung der Veranstaltung, an den Gewerkschaftschor für die von mir geliebten politischen Lieder des Hannes Wader und an Bürgermeister Tim Kähler für seine Worte. Tief berührt hat mich der Vortrag des früheren Stadtarchivars und Historikers Dieter Begemann. Nach seinen Worten hoffe ich, dass zukünftig nicht nur Heiko Ploeger geehrt wird, sondern auch seine Frau Henny, die mit ihm gemeinsam gegen die Nazis gearbeitet hat, ihn während der Gefangenschaft in enormem Maße unterstütze und ein halbes Jahr nach der Ermordung Heikos durch das Fallbeil an Gram starb, an gebrochenem Herzen. Letztendlich sind die Faschisten auch für ihren Tod verantwortlich.

Danke Dieter Begemann, der du die Zuhörer in die Zeit der einfachen Leute vor knapp 80 Jahren versetzen konntest. Ich spürte die Sorgen und Ängste der handelnden Personen hautnah. Nach deinem Vortrag herrschte tiefes Schweigen. Die Zuhörer waren tief beeindruckt.

Erhard Krull
Bad Salzuflen

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- Dienstag, 15. September 2020 um 16.45 Uhr -


Kranzniederlegung und Gedenkfeier zum 76. Jahrestag der Hinrichtung von Heiko Ploeger


Treffpunkt:

Haupteingang Friedhof "Zum Ewigen Frieden"
Straße: Zum Ewigen Frieden
32049 Herford


Zum Gedenken an den am 15. September 1944 hingerichteten Metallarbeiter Heiko Ploeger und zur mahnenden Erinnerung an den nationalsozialistischen Terror, laden wir zur Gedenkfeier mit Kranzniederlegung ein.


Begrüßung:

Friedel Böhse, Arbeit und Leben im Kreis Herford DGB / VHS e.V.


Worte des Gedenkens sprechen:

Für die Stadt Herford: Tim Kähler, Bürgermeister Stadt Herford sowie Dieter Begemann, Historiker und ehemaliger Stadtarchivar.


Beiträge:

Die Veranstaltung wird von Beiträgen des Herforder Gewerkschafts-Chors begleitet.


"Für Wahrheit, Freiheit und Gerechtigkeit" steht auf dem Grabstein des Herforder Arbeiters Heiko Ploeger. Heiko Ploeger war ein einfacher, liebenswürdiger Mensch. Er war bescheiden, hilfsbereit und eher unauffällig. Auffällig wurde lediglich sein Streben für "ein freies Deutschland".

Gemeinsam mit anderen Arbeitern hörte Heiko Ploeger ausländische Rundfunksender ab und tauschte heimlich Meinungen aus über die Auswirkungen des Krieges auf die Situation der Arbeiter.

Sie träumten nicht vom revolutionären Umsturz, waren aber davon überzeugt, dass Hitler den Krieg nicht gewinnen konnte und dass nach dem Zusammenbruch ein demokratisch-sozialistisches System aufgebaut werden würde, welches vor allem für die Arbeiter und Arbeiterinnen mehr Rechte und bessere Lebensbedingungen bedeutet hätte.


Am Abend des 18. Januar 1944 wurde Heiko Ploeger in seiner Wohnung in Herford verhaftet und in das Bielefelder Polizeigefängnis gebracht. Sein einziger Trost in dieser schlimmen Zeit im Gefängnis, aber auch Ausdruck seiner tiefen Verzweiflung und Leiden waren die Briefe an seine Frau Henny.

Heiko Ploeger wurde des Hochverrates angeklagt und Ende Juni 1944 in das Gefängnis nach Hamm verlegt. Für die Nationalsozialisten war er "ein gefährlicher Hetzer und Kriegsverbrecher". Die NS-Richter des Oberlandesgerichtes Hamm verurteilten Heiko Ploeger am 17. August 1944 zum Tode. Am 15. September 1944 wurde Heiko Ploeger gemeinsam mit anderen Widerstandskämpfern in Dortmund hingerichtet. Er wurde ermordet auf der Grundlage eines Gerichtsurteils, das "im Namen des Volkes" gesprochen wurde.

Es war die Absicht der NS-Machthaber, die Menschen, die Widerstand gegen ihr Regime leisteten, nicht nur physisch zu vernichten. Auch ihre Namen, so hatte es Propagandaminister Goebbels verlangt, sollten für immer aus der Geschichte gestrichen werden. Es ist ein Anliegen dieser Veranstaltung zu zeigen, dass es unmöglich ist, die Spuren eines Menschen völlig auszulöschen.

Heiko und Henny Ploeger kannten sich seit den 1920er Jahren. Sie lebten eine sehr innige Beziehung und waren auch in ihren politischen Überzeugungen verbunden. In den Anfangsjahren der NS-Diktatur verteilten sie in Herford heimlich Flugblätter gegen das Regime. Nach der Verhaftung ihres Mannes im Januar 1944 lebte Henny Ploeger nur noch in der Hoffnung auf die Zeit danach. Als er ermordet wurde, verlor sie jeden Lebensmut. Schwer erkrankt starb sie ein halbes Jahr später.


Mit dieser alljährlichen Gedenkfeier wollen der DGB-Kreisverband Herford, Arbeit und Leben im Kreis Herford DGB / VHS e.V., das Kuratorium Erinnern Forschen Gedenken sowie die Stadt und der Kreis Herford an das Schicksal von Heiko Ploeger erinnern und mahnen, dass so etwas nie wieder geschieht.

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Am 15. September 2020 fand auf dem Herforder Friedhof "Zum Ewigen Frieden" beziehentlich auf den 76. Jahrestages der Hinrichtung des Metallarbeiters Heiko Ploeger eine Kranzniederlegung, Gedenkfeier statt.

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www.kuratorium-herford.de


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