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7 Artikel , 17.08.2020 :

Pressespiegel überregional

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Übersicht:


Nordwest-Zeitung Online, 17.08.2020:
Zur Beziehung zwischen Juden und säkularer Umwelt

Jüdische Allgemeine Online 17.08.2020:
Halle-Attentat / Gericht legt weitere Prozesstermine fest

Der Tagesspiegel Online, 17.08.2020:
Jüdischer Besitzer im Visier von Neonazis? / Brandanschlag auf Berliner Kneipe "Morgen wird besser"

MiGAZIN, 17.08.2020:
Rechtsextreme Anschlagsserie / Mangelnde Aufklärungsbereitschaft der Berliner Polizei beklagt

Blick nach Rechts, 17.08.2020:
Rechtsrock-Event im Grenzbereich

Der Tagesspiegel Online, 17.08.2020:
Angeblich ist es bei der Begrüßung passiert / Andreas Kalbitz soll Parteifreund mit Boxschlag verletzt haben

T-Online, 17.08.2020:
Richtungsstreit in AfD-Parteijugend / Junge Alternative steht vor der Zerreißprobe

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Nordwest-Zeitung Online, 17.08.2020:

Zur Beziehung zwischen Juden und säkularer Umwelt

Von Esteban Engel

Berlin. Eines der erfolgreichsten Museen Berlins bekommt eine neue Dauerausstellung: Am 23. August wird nach mehr als zwei Jahren Vorbereitung die permanente Schau im Jüdischen Museum eröffnet. Im von Architekt Daniel Libeskind entworfenen Gebäude in Berlin-Kreuzberg werden auf 3.500 Quadratmetern Geschichte und Gegenwart des Judentums präsentiert. In acht Kapiteln zeichnet die Ausstellung das Leben der Juden in Deutschland vom Mittelalter bis in die Gegenwart nach.

Die Ausstellung wolle die Beziehungen von Juden zu ihrer nicht-jüdischen Umwelt zeigen. "Es geht um Fragen von Ausgrenzung, Zugehörigkeit, Identität und Diversität", sagte die Museumsdirektorin Hetty Berg.

Im Mittelpunkt stehe die Beziehung von Juden zu ihrer zunächst christlichen und danach zunehmend säkularen Umwelt. Diese Geschichte verlaufe zwischen Zugehörigkeit und Ausgrenzung, nachbarschaftlichem Zusammenleben und Gewalt. Den größten Raum nimmt die Verfolgung im Nationalsozialismus sowie das jüdische Leben in Deutschland nach 1945 ein.

Viele Original-Objekte

Auf acht Stationen können sich Besucher in jüdische Kultur und Religion vertiefen. Neben Original-Objekten setzt die Ausstellung auf audiovisuelle Medien, Virtual Reality und Kunst-Installationen.

Was zeichnet die jüdische Gemeinschaft aus, welche Sicht hat sie auf politische, gesellschaftliche und kulturelle Phänomene ihrer Zeit - ein "entscheidender Unterschied" zur alten Ausstellung sei der größere Platz, den Nationalsozialismus und das jüdische Leben in der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart bekommen. Die Ausstellung lässt auf Multimedia-Stationen Juden aus aller Welt zu Wort kommen.

Im Jahr 2001 eröffnet

Das Jüdische Museum war 2001 eröffnet worden. Die erste Dauerausstellung hatte elf Millionen Besucher. Am 1. April hat Hetty Berg, zuvor Chefkuratorin des Jüdischen Kulturviertels in Amsterdam, die Leitung übernommen.

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Jüdische Allgemeine Online 17.08.2020:

Halle-Attentat / Gericht legt weitere Prozesstermine fest

17.08.2020 - 15.59 Uhr

Bis Ende September sind zahlreiche Zeugen geladen. Wann mit einem Urteil gerechnet werden kann, ist nicht absehbar

Im Prozess gegen den Synagogen-Attentäter von Halle sind sechs weitere Verhandlungstermine bis zum 18. November festgelegt worden. Das teilte das Oberlandesgericht Naumburg am Montag mit.

Bis Ende September sind zahlreiche Zeugen geladen. Für den 13. Oktober wird nach aktueller Planung das Gutachten des psychiatrischen Sachverständigen erwartet. Wann mit einem Urteil zu rechnen sei, könne jedoch noch nicht abgesehen werden, sagte ein Gerichtssprecher. Stephan B. droht bei einer Verurteilung eine lebenslange Freiheitsstrafe. Zudem kommt eine anschließende Sicherungsverwahrung in Betracht.

Zeugen

In den ersten drei Verhandlungstagen im September soll es um das Geschehen rund um die Synagoge gehen. Mehrere Zeugen, die sich zum Tatzeitpunkt in der Synagoge befanden, sollen dazu befragt werden.

Der Prozess wird am 25. August fortgesetzt

Der Prozess, der seit 21. Juli vor dem Oberlandesgericht Naumburg in Räumlichkeiten des Magdeburger Landgerichts geführt wird, wird am 25. August fortgesetzt. Für diesen Tag sind nach Angaben des Gerichts insgesamt sechs Zeugen und Sachverständige geladen. In der Beweisaufnahme geht es erneut um die Waffentechnik.

Stephan B. hatte am 9. Oktober 2019 einen Anschlag auf die Synagoge in Halle verübt, zwei Menschen erschossen und weitere verletzt. Die Bundesanwaltschaft hat ihn wegen Mordes in zwei Fällen und versuchten Mordes in mehreren Fällen sowie weiteren Straftaten angeklagt. Mit Sprengsätzen und Schusswaffen wollte er in die abgeschlossene Synagoge gelangen, um möglichst viele Juden zu töten. Zum höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur hielten sich dort 52 Gläubige auf. (epd)

Bildunterschrift: Die Tür der Synagoge in Halle nach dem Anschlag eines Rechtsextremisten am 9. Oktober 2019.

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Der Tagesspiegel Online, 17.08.2020:

Jüdischer Besitzer im Visier von Neonazis? / Brandanschlag auf Berliner Kneipe "Morgen wird besser"

17.08.2020 - 14.16 Uhr

Nachdem eine Bar in Lichtenberg angezündet wurde, soll es eine Solidaritätskundgebung geben. Der jüdische Besitzer wird seit Jahren von Rechten bedroht.

Von Robert Klages

Die Kiez-Kneipe "Morgen wird besser" in der Fanningerstraße in Lichtenberg ist fast vollständig ausgebrannt. Am Freitag, den 14. August um 6.20 Uhr, alarmierten Anwohnende die Feuerwehr. Fotos, die dem Tagesspiegel vorliegen, zeigen den ausgebrannten Bar-Bereich: alles schwarz. Verletzt wurde niemand, über der Kneipe sind Wohnungen.

Die Polizei bestätigte auf Nachfrage, dass ein Brandkommissariat beim Landeskriminalamt wegen schwerer Brandstiftung ermittelt und der Staatsschutz ein politisches Tatmotiv prüft.

Es ist bereits der vierte Anschlag auf die Bar innerhalb weniger Jahre. 2019 wurde zuletzt eingebrochen und mehrere Flaschen Cola über Tresen und Tische geschüttet, die Kasse geklaut. Dass die Kneipe mit dem jüdischen Besitzer im Visier von Neonazis ist, berichten Anwohnende, die, ebenso wie der Barbesitzer, nicht namentlich genannt werden wollen.

Den letzten Drohanruf erhielt der Inhaber am letzten Montag: "Ich möchte, dass ihr nicht mehr da seid." Ähnliche Anrufe habe er bereits in den vergangenen Monaten und Jahren immer mal wieder erhalten, seine Bar sei zudem mit antisemitischen Sprüchen und Motiven besprüht worden, erzählt er dem Tagesspiegel.

Der Inhaber kam 2012 nach Lichtenberg, hatte in der Fanningerstraße zunächst ein Restaurant, das er 2014 zur Bar umbaute. Wenn er erzählt, wird deutlich, dass er seitdem ständig von Neonazis eingeschüchtert oder bedroht wird.

Von Neonazis bedroht und eingeschüchtert

Fünf Leute mit Glatzen und Springerstiefeln sollen früher öfter in dem Restaurant gegessen und rumgepöbelt haben. In der Bar ging das weiter, die Männer sollen den Betreiber nicht in Ruhe gelassen haben. "Ihr Juden seid wie Kakerlaken", soll beispielsweise mal jemand zu ihm gesagt haben. Ab und zu sind Aufkleber in der Bar zu finden wie "Ausländer gute Heimreise".

Eine Zeitlang sei es mal besser, aber in letzter Zeit wieder schlimmer geworden. Es sei nicht leicht, dass alles auszuhalten, aber er wolle weitermachen, sich nicht vertreiben lassen. "Wenn du verlierst, verlieren wir alle", habe sein Rabbiner zu ihm gesagt.

Für Dienstag um 18 Uhr wurde eine Solidaritätskundgebung vor dem "Morgen wird besser" angekündigt. Unter dem Motto: "Kein Platz für Nazis! Rechten Terror stoppen!" Anmelder ist nicht der Bar-Besitzer.

Auch Hanna Reichhardt, stellvertretende Bundesvorsitzende der Jusos, will hingehen. Es sei ihre "Stammkneipe", twitterte sie. "Ich hasse und liebe diesen Kiez." Es sei gut, dass es so viel Solidarität gebe, erzählt sie dem Tagesspiegel. Denn: "Es trifft den gesamten Kiez."

Als Anwohnerin bleibe bei ihr ein mulmiges Gefühl. Die radikale Rechte sei in dem Kiez gut vernetzt und organisiert. "Es sollte schnell aufgeklärt werden", findet Reichhardt.

Bildunterschrift: Die Bar "Morgen wird besser" in Lichtenberg am Morgen nach dem Brandanschlag.

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MiGAZIN, 17.08.2020:

Rechtsextreme Anschlagsserie / Mangelnde Aufklärungsbereitschaft der Berliner Polizei beklagt

17.08.2020 - 05.19 Uhr

Verheimlicht die Berliner Polizei unerlaubte Daten-Abfragen über Opfer rechtsextremer Anschläge? Dieser Verdacht steht im Raum. Die Datenschutzbeauftragte wirft der Polizei ein bedenkliches Rechtsverständnis vor. Opfer fordern Untersuchungsausschuss.

Wegen der bislang ergebnislosen Ermittlungen zu einer mutmaßlich rechtsextremistischen Anschlagsserie in Berlin-Neukölln gibt es neue Vorwürfe gegen die Berliner Polizei. Die Datenschutzbeauftragte Berlins, Maja Smoltczyk, wirft der Polizeiführung mangelnde Aufklärungsbereitschaft vor, was fragwürdige Abfragen in Polizei-Datenbanken betrifft.

Dabei gehe es um die Daten zweier Opfer der Anschläge, teilte Smoltczyk mit. Trotz mehrfacher Mahnschreiben und einem Schreiben an Polizeipräsidentin habe die Polizei die Daten-Abfragen lediglich teilweise nachvollziehbar dienstlich begründen können.

Smoltczyk: Bedenkliches Rechtsverständnis

Sollte die Polizei nicht reagieren, werde sie den Vorgang dem zuständigen Ausschuss des Abgeordnetenhauses vorlegen, kündigte die Datenschutzbeauftragte an: "Die Berliner Polizeibehörde offenbart durch die hartnäckige Verweigerung ihrer Mitwirkung ein bedenkliches Rechtsverständnis."

Auch der Unmut der Opfer wächst immer mehr. "Die Exekutive versagt nicht nur gegenüber verdächtigen Polizeibeamten, sie schützt sie auch gegenüber anderen Behörden", heißt es in einer Stellungnahme von Betroffenen. Sie fordern einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss. "Nur er kann sowohl Verfassungsschutz, Polizei als auch Staatsanwaltschaft überprüfen", heißt es in dem Stellungnahme weiter.

Innensenator kündigt Sonderermittler an

Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) kündigte derweil in der "tageszeitung" an, externe Sonderermittler einzusetzen, die die Ermittlungen zu den zahlreichen Anschlägen auf linke Politiker und Aktivisten in Neukölln untersuchen sollen. Die neue Kommission soll voraussichtlich Mitte September die Arbeit aufnehmen, nachdem die Sonderermittlungsgruppe der Polizei "Fokus" ihren Abschlussbericht zu der Anschlagsserie vorgelegt hat.

Die Polizei ermittelt seit vier Jahren in mehr als 70 Verfahren zu dem "Komplex Neukölln". Wegen der schleppenden Ermittlungen hat Generalstaatsanwältin Margarete Koppers bereits zwei mit den Ermittlungen betraute Staatsanwälte wegen möglicher Befangenheit versetzen lassen. (epd/mig)

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Blick nach Rechts, 17.08.2020:

Rechtsrock-Event im Grenzbereich

Von Kai Budler

Auch in diesem Jahr will der Neonazi und NPD-Funktionär Thorsten Heise sein zweitägiges "Schild & Schwert"-Festival in Ostritz durchführen. Der Protest gegen das braune Event steht schon in den Startlöchern.

Nachdem der stellvertretende NPD-Bundesvorsitzende Thorsten Heise das für Mitte Juni geplante Neonazi-Event "Schild & Schwert"-Festival wegen der Corona-Auflagen abgesagt hatte, soll es nun am letzten Wochenende im September erneut in Ostritz stattfinden. Auf dem Gelände des Hotels "Neißeblick" des ehemaligen Mitglieds von NPD und Republikanern Hans-Peter F. in dem sächsischen Grenzort mit 2.400 Einwohnern sind wie in den vergangenen Jahren Rechtsrock-Konzerte am Freitagabend und Samstag angekündigt.

Am 25. September soll dort die 2009 gegründete Band "Frontfeuer" aus Beeskow in Brandenburg auftreten, die bereits beim "Schild & Schwert"-Festival im vergangenen Jahr gespielt hatte. Auf dem Programm für Freitagabend steht außerdem das thüringische Ein-Mann-Projekt "Radikahl" um Manfred Wiemer aus dem Weimarer Land und "Gassenraudi", eine Formation aus dem Braunschweiger Raum. Hierbei handelt es sich um das Pseudonym von Sören Högel, der unter diesem Namen mit Band und solo als Liedermacher auftritt.

Bands aus dem "Combat 18"-Netzwerk

Für den folgenden Tag werden gleich sieben Rechtsrock-Formationen angekündigt, darunter die polnische Band "Legion Twierdzy Wroclaw" (LTW) um den Sänger Grzegorz Jastrzebski aus dem Netzwerk "Combat 18", die bereits im März 2019 in Ostritz dabei war. Die 1992 gegründete Combo "Frontalkraft" aus Cottbus wird ebenfalls in Ostritz auftreten. Besonders ihr Song "Schwarz ist die Nacht" ist in der extrem rechten Szene bis heute ein Klassiker. Darin heißt es: "Schwarz ist die Nacht, in der wir euch kriegen, Weiß sind die Männer, die für Deutschland siegen, Rot ist das Blut auf dem Asphalt".

Auch das Quartett "Flak" um den Sänger Philipp Neumann soll beim "Schild & Schwert"-Festival auf der Bühne stehen, erst im Juni hat das Quartett aus dem Rheinland seine neue CD aufgenommen. An einem Album arbeitet auch die 2005 gegründete Rechtsrock-Band "Faust" aus dem Rhein-Main-Gebiet, die ebenso für Heises Festival angekündigt wird wie "Oidoxie" um den Sänger Marko Gottschalk. "Oidoxie", die als eine der Bands des "Combat 18"-Netzwerks gilt, veröffentlichte im Jahr 2006 auf Heises Label das Album "Terrormachine". In dessen Titelsong heißt es: "We want our cities clean. This is the terrormachine, this is Combat 18". Neben der offenbar unvermeidlichen "Lunikoff Verschwörung" um Michel Regener, den ehemaligen Sänger der als kriminelle Vereinigung verurteilten Gruppe "Landser", wird auch "Hannes" für den Konzert-Samstag beworben. Dabei dürfte es sich um Hannes Ostendorf handeln, ehemaliger Sänger der Bremer Hool-Band "Kategorie C". Diese gab im vergangenen Jahr ihre Auflösung bekannt und absolvierte auf Heises "Schild & Schwert"-Festival im Juni vergangenen Jahres nach über 20-jähriger Bühnenpräsenz ein Abschluss-Konzert. Schon in den Jahren als Sänger hatte Ostendorf mehrere Solo-Produktionen veröffentlicht, im Jahr der Bandauflösung kam eine "Balladen-CD" mit dem Titel "Kleines Herz" heraus.

Kommerz mit Rechtsrock

Flankiert wird das Rechtsrock-Event im September von der "Straße der Bewegung" mit den üblichen Informations- und Verkaufsständen sowie einem "Politikforum", auf dem sich die "Denkansätze im nationalen Spektrum" präsentieren sollen.

Neben Tickets für Freitag und Samstag sowie für das gesamte Wochenende bietet Heise für 195 Euro auch ein auf 20 Exemplare limitiertes "Fanticket" an. Zur Bewerbung heißt es "Ihr könnt euch das ganze Wochenende frei auf dem Platz bewegen und in alle Bereiche gehen. So könnt ihr den Bands und Politikern ganz nahe sein. Oder einfach nur mit allen Akteuren mal ein paar schöne Stunden verbringen." Seit der Premiere des Rechtsrock-Events im April 2018 mit knapp 1.300 Personen schwankt der Zulauf. Waren es im November 2018 noch circa 800, besuchten im März 2019 etwa 560 Personen das Event, bei der bislang letzten Auflage im Juni 2019 waren es knapp 700 Teilnehmer. Dazu kam, dass anders als 2018 das geplante Angebot reduziert wurde. So fanden unter anderem eine angekündigte Kampfsport-Veranstaltung und eine Tattoo-Convention nicht statt. Hinzu kommt ein von der Stadt Ostritz verhängtes Alkohol-Verbot, das von den Gerichten bestätigt wurde, und dazu führte, dass die Polizei im Juni den Bier-Vorrat des Festivals beschlagnahmte. Zusätzlich kauften Bürger aus Ostritz die 100 Kästen Bier des lokalen Supermarkts komplett auf. Ein halbes Jahr später wurde die Kampagne "Kein Bier für Nazis" in der Kategorie "Spannendste Idee / Kampagne" für den Preis für Popkultur beim Deutschen Engagementpreis nominiert.

Kein braunes Nest

Die "Ostritzer Friedensfestinitiative" erhielt den mit 10.000 Euro dotierten Sonderpreis des Deutschen Engagementpreises. In der Jury-Erklärung zu der Auszeichnung hieß es, das Projekt stehe "in besonderem Maße beispielhaft für freiwilliges Engagement und eine couragierte Zivilgesellschaft. ( ... ) Seit 2018 engagieren sich die Bürgerinnen und Bürger mit ihren Friedensfesten und einem Friedenslauf für ein demokratisches Miteinander in ihrer Region, als Antwort auf rechtsextreme Festivals und Kampfsport-Veranstaltungen in Ostritz." Damit sei es ihnen gelungen, "lokal und überregional den öffentlichen, demokratischen Raum zu verteidigen".

Auch am letzten Septemberwochenende soll das Friedensfest mit Vorträgen, Filmvorführungen, Kultur- und Bildungsangeboten erneut stattfinden. Die parteilose Bürgermeisterin Marion Prange erläuterte, mit der inzwischen 7. Auflage des Festes wolle man ein klares Statement setzen, dass Ostritz kein "braunes Nest" sei.

Bildunterschrift: Am letzten Septemberwochenende soll wieder das Rechtsrock-Spektakel stattfinden (Screenshot).

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Der Tagesspiegel Online, 17.08.2020:

Angeblich ist es bei der Begrüßung passiert / Andreas Kalbitz soll Parteifreund mit Boxschlag verletzt haben

17.08.2020 - 22.09 Uhr

Der kommissarische AfD-Fraktionsvorsitzende soll laut einem Bericht des Redaktionsnetzwerk Deutschland mit inneren Verletzungen im Krankenhaus liegen.

Der kommissarische Vorsitzende der Brandenburger AfD-Fraktion, Dennis Hohloch, soll mit inneren Verletzungen nach einem Zusammenstoß mit Andreas Kalbitz im Krankenhaus liegen. Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) am Montag berichtete, soll Kalbitz seinen Parteifreund zur Begrüßung freundschaftlich in die Seite geboxt haben.

Hohloch soll bereits wenige Stunden nach dem "unkontrolliert heftigen Schlag" über Bauchschmerzen geklagt haben, heißt es in dem Bericht. In einem Berliner Krankenhaus seien spätere innere Verletzungen festgestellt worden. Die Berliner Zeitung meldet am Abend, Hohloch liege mit einem Milzriss im DRK-Klinikum Westend.

Der 31-Jährige soll auf dem Weg der Besserung sein. Der Vorfall ereignete sich mutmaßlich vor einer Woche in den Fraktionsräumen des Potsdamer Landtags. Das RND beruft sich in seinem Bericht auf parteiinterne Chats, die die Situation schilderten.

Wie ein Sprecher der Brandenburger Polizei gegenüber dem Tagesspiegel erklärte, habe die Polizei bislang keine Anzeige wegen Körperverletzung erstattet. Andreas Kalbitz ist aktuell aus der AfD ausgeschlossen, das Amt des Brandenburger Fraktionsvorsitzenden hat er aufgegeben. Vor dem Berliner Landgericht versucht er derzeit jedoch, sich wieder in die Partei einzuklagen.

Bildunterschrift: Der Ex-Fraktionsvorsitzende der Brandenburger AfD, Andreas Kalbitz, und sein Nachfolger im Amt, Dennis Hohloch.

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T-Online, 17.08.2020:

Richtungsstreit in AfD-Parteijugend / Junge Alternative steht vor der Zerreißprobe

17.08.2020 - 13.22 Uhr

Anne-Beatrice Clasmann, dpa

In der Nachwuchsorganisation der AfD gibt es viel Sympathie für den Rechtsaußen-Flügel der Partei. Dessen Strippenzieher Andreas Kalbitz ist nun weg - und die Unruhe in der Parteijugend groß.

Die Nachwuchsorganisation der AfD steckt in der Krise. Vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft, von ihrem Vorsitzenden verlassen, droht die Junge Alternative (JA) nun auch noch im Machtkampf zwischen Unterstützern und Gegnern des früheren Vorsitzenden der AfD-Brandenburg, Andreas Kalbitz, zerrieben zu werden.

Kalbitz wurde im Mai aus der Partei geworfen. Der Bundesvorstand der AfD wirft ihm vor, Mitgliedschaften bei den Republikanern und bei der inzwischen verbotenen rechtsextremen Heimattreuen Deutschen Jugend (HDJ) verschwiegen zu haben. Kalbitz bestreitet die HDJ-Mitgliedschaft und klagt gegen den Rauswurf.

Die Junge Alternative rechts von der AfD

In der JA gibt es viele Kalbitz-Fans - vor allem im Osten. Denn der ehemalige Fallschirmjäger hat sich immer intensiv um den Partei-Nachwuchs gekümmert. Die Jugendorganisation stand zudem seit ihrer Gründung tendenziell immer etwas weiter rechts als die AfD - und damit näher beim inzwischen aufgelösten "Flügel", als dessen wichtigste Vertreter Kalbitz und der Thüringer AfD-Fraktionsvorsitzende Björn Höcke galten.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz hatte JA und "Flügel" im Januar 2019 als Verdachtsfall im Bereich Rechtsextremismus eingestuft. Beim "Flügel" hat sich dieser Verdacht später erhärtet, weshalb Verfassungsschutz-Präsident Thomas Haldenwang im März dieses Jahres bekanntgab, die informelle Vereinigung werde nunmehr als gesichert rechtsextremistische Bestrebung von seiner Behörde beobachtet. Der AfD-Bundesvorstand forderte daraufhin die Selbstauflösung des "Flügels". Das sorgte bei Höcke & Co. zwar zunächst für Protest. Am Ende kam man der Forderung aber nach.

Einige stimmten für Kalbitz Annullierung: "Merkt Euch die Namen"

Die Junge Alternative änderte ihr Logo, strich einige besonders krasse Forderungen aus ihrem Programm. Und änderte ihre Satzung so, dass Mitglieder, die mit extremen Ansichten auffallen, leichter ausgeschlossen werden können. Doch nicht alle ziehen an einem Strang: Ein Teil der Parteijugend neigt dazu, die Verdachtsfall-Einstufung schlicht zu ignorieren.

"Staatsauftrag erfüllt - Merkt Euch die Namen", schreibt die Brandenburger Parteijugend im Mai mit drohendem Unterton und listet die Namen der Bundesvorstandsmitglieder auf, die für die Annullierung der Mitgliedschaft von Kalbitz gestimmt haben. Einige der rund 1.600 Mitglieder der Nachwuchsorganisation finden das unmöglich. "Ich bin strikt dagegen, dass die JA in dem Konflikt um die Mitgliedschaft von Andreas Kalbitz als Handlangertruppe behandelt wird", sagt Carlo Clemens, JA-Vorsitzender in Nordrhein-Westfalen.

Damian Lohr als "böser Flügler" - wer wird sein Nachfolger?

Ein Mitglied des AfD-Bundesvorstandes, das seinen Namen nicht veröffentlicht sehen will, kann sich vorstellen, dass die Junge Alternative ihren Status als Nachwuchsorganisation der AfD verlieren könnte, falls sich die Hardliner durchsetzen sollten. Viel wird davon abhängen, wie die Vorstandswahl beim nächsten JA-Bundeskongress im Herbst ausgeht. Einen Termin dafür gibt es - auch wegen der Corona-Pandemie - noch nicht. Die Parteijugend schaut sich aber schon nach einem geeigneten Veranstaltungsort um.

Die Wahl wäre zwar eigentlich erst im Februar 2021 fällig gewesen. Doch der aktuelle Vorsitzende, der rheinland-pfälzische Landtagsabgeordnete Damian Lohr, hat vor einem Monat angekündigt, er werde sein Amt mit dem nächsten Bundeskongress zur Verfügung stellen. In einer E-Mail drückt er seinen Ärger über die massive Kritik aus, der er sich zuletzt ausgesetzt sah: "Für die einen war ich die Marionette des Verfassungsschutzes und der Liberale, für die anderen habe ich zu wenige Leute herausgeworfen und war der böse Flügler."

Vom Wahlkreisbüro in den Vorstand

Das klingt nicht nach einem Posten, der viel Spaß und neue Freunde verspricht. Vielleicht auch deshalb hat sich bisher nur ein einziger Bewerber gemeldet: Jonas Dünzel (26) ist bisher nicht Vorstandsmitglied. Früher hat er Versicherungen verkauft. Jetzt managt er für einen sächsischen AfD-Landtagsabgeordneten dessen Wahlkreisbüro in Zwickau. Den wenig erfolgversprechenden Platz 27 auf der Kandidatenliste für die Europawahl sichert sich Dünzel 2019 mit einer Rede, in der er sagt: "Brüssel importiert lieber islamische Fachkräfte statt unserer europäischen Jugend eine Zukunft zu geben. So darf es nicht weitergehen."

Dünzel - Sympathie-Punkte auf Tinder

Außerhalb der Partei liefert Dünzel Stoff für TV-Satire, als er sich vor der Europawahl in einem Video auf der Dating-Plattform Tinder als AfD-Kandidat "zum Anfassen" präsentiert. In dem Video, das er mit "Hey Mädels" einleitet, sitzt der blonde Sachse mit dem Dreitagebart bei schummeriger Beleuchtung auf einem Bett und sagt "Swipe einfach nach rechts und lass uns über die Zukunft Europas reden".

Dünzel sagt, die JA müsse "sympathisch rüberkommen", um Menschen, die der AfD nutzen können, anzuziehen. Mandatsträger sollten eine abgeschlossene Ausbildung, ein Studium oder berufliche Erfahrungen haben. Von Treffen, bei denen "30 Leute 30 Fahnen schwenken", halte er nichts. Die Resonanz auf seine Kandidatur für den JA-Vorsitz sei "überwältigend" und überwiegend positiv gewesen, erklärt er.

Die Rechtsaußen-Strömung als Vorstands-Mauer für Dünzel

"Der Landesverband NRW steht hinter Jonas Dünzel und auch andere Verbände haben bereits signalisiert, dass sie die Kandidatur unterstützen", sagt Clemens. Dass die Anhänger des alten "Flügels" aus ihren Reihen einen anderen Kandidaten für den JA-Vorsitz aufstellen werden, zeichnet sich bislang nicht ab. Aus Parteikreisen ist zu hören, die Rechtsaußen-Strömung beabsichtige wohl eher den übrigen Vorstand mit eigenen Leuten zu besetzen und Dünzel so "einzumauern". Ob diese Strategie aufgehen könnte, ist aber fraglich. Denn Dünzel spricht von einem "Team" und auch sein Unterstützer Clemens ist überzeugt, dass Dünzel "mit einem Team antreten wird, das die unter Damian Lohr eingeleitete Neuorientierung fortsetzen wird".

Auch AfD-Vorstandsmitglied Stephan Protschka sieht die JA auf einem guten Weg. Der bayerische Bundestagsabgeordnete sagt: "Natürlich ist es nach unserer Satzung möglich der JA ihren Status abzuerkennen, wenn dies der Parteitag wünscht. Allerdings sehe ich hier aktuell keinen Anlass dazu."

Bildunterschrift: Die Junge Alternative: vom Verfassungsschutz wurde sie als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft.

Bildunterschrift: Andreas Kalbitz: Besonders in Ost-Deutschland hat Kalbitz viele Anhänger in der JA.

Bildunterschrift: Jonas Dünzel: Auf der Kandidatenliste der Europawahl landete er auf Platz 27.

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