Deister- und Weserzeitung Online ,
01.12.2019 :
Ein "Haus des Lebens"
01.12.2019 - 18.50 Uhr
Stele zur Geschichte von jüdischem Friedhofs enthüllt
Hameln. Auf dem jüdischen Friedhof an der Scharnhorststraße ist am Sonntag feierlich eine Stele eingeweiht worden. Sie informiert über die Geschichte des Friedhofs.
Ernst August Wolf
"1986 war dieser Friedhof ein Stück abgeschlossener Geschichte. Es gab keine Hoffnung auf neues jüdisches Leben in der Stadt", berichtete Historiker Bernhard Gelderblom. Der Wandel kam unerwartet. Seit 1990 pflegt die Jüdische Kultusgemeinde im Auftrag des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen den ältesten jüdischen Friedhof Hamelns in der Scharnhorststraße. "Anlässlich ihres 20-jährigen Bestehens hatte unser Verein für regionale Kultur- und Zeitgeschichte der Gemeinde vor einem Jahr diese Stele versprochen", so Gelderblom.
In Anwesenheit von Vertretern beider jüdischen Gemeinden Hamelns, der Stadt und zahlreicher Bürger wurde die zwei Meter mal 75 Zentimeter große, aus widerstandsfähigem Kunststoff gefertigte Stele jetzt feierlich enthüllt. Auf einem von Mitarbeitern der Beschäftigungsgesellschaft Impuls erstellten Fundament ruhend, sind auf der im Eingangsbereich des Friedhofs platzierten Stele wichtige Inhalte der von Gelderblom intensiv erforschten Geschichte des Ortes zu lesen. Nach jüdischem Verständnis sei ein Friedhof ein "guter Ort" und ein "Haus des Lebens", so Gelderblom. "Die Erde, in die ein Jude gebettet wird, ist sein Eigentum auf ewig und darf nicht angetastet werden." "Durch seine Forschungen hat Gelderblom den Ort und seine Geschichte wieder lesbar gemacht", stellte Irina Pirogova, Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde, fest. "Wie mit den Stolpersteinen gilt es die Erinnerung mitten in unserer Stadt wachzuhalten", betonte Gelderblom. Es sei "alles andere als selbstverständlich", dass nach der Shoa wieder Juden in Deutschland heimisch wurden, so die Vizepräsidentin des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen, Marina Jalowaja. Es schmerze, dass Neonazis in unseren Städten ihre zerstörerische Ideologie verbreiten könnten. "Gerade deshalb aber ist diese Tafel wichtig, denn nur Information und Wissen können dem momentanen Trend entgegenwirken."
Bildunterschrift: Der Einweihung beiwohnende Besucher setzen sich mit der enthüllten Stele auseinander.
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Am 1. Dezember 2019 übergab der Verein für regionale Kultur- und Zeitgeschichte Hameln, am jüdischen Friedhof in Hameln, der Jüdischen Kultusgemeinde im Landkreis Hameln-Pyrmont eine Informationstafel.
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www.jg-hameln.org
www.geschichte-hameln.de
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