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2 Veranstaltungen - Nachrichten , 24.05.2019 :

Tages-Chronologie von Freitag, 24. Mai 2019

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Veranstaltungskalender:



- Freitag, 24. Mai 2019 von 10.00 bis 18.00 Uhr -


Ausstellung: Synagogen in Deutschland - Eine virtuelle Rekonstruktion


Veranstaltungsort:

Stadtmuseum Paderborn
Am Abdinghof 11
33098 Paderborn

www.paderborn.de/stadtmuseum


Ausstellungsdauer: Vom 30. März bis 30. Juni 2019, dienstags bis sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr.


Das Projekt: virtuelle Rekonstruktion zerstörter Synagogen

An der Technischen Universität Darmstadt werden seit 1995 Synagogen, die 1938 von den Nationalsozialisten zerstört worden sind, am Computer rekonstruiert. Mit den Rekonstruktionen, die unter der Leitung von Dr.-Ing. Marc Grellert erfolgen, soll der kulturelle Verlust aufgezeigt werden. Gleichzeitig gilt es, die bauhistorische Bedeutung der Bauwerke in Erinnerung zu rufen, die Teil deutscher Städte und Straßenbilder waren, Teil der deutschen Kultur. Das Projekt geht der Frage nach, wie mit Hilfe der Informations- und Kommunikationstechnologien neue Formen des kulturellen Gedächtnisses gebildet werden können. Über 60 Studierende der Technischen Universität Darmstadt haben bisher an den Rekonstruktionen gearbeitet und durch ihren Einsatz das Projekt zum Erfolg getragen.

Die Zerstörung der Paderborner Synagoge

1882 weihte die Jüdische Gemeinde mit Beteiligung der Öffentlichkeit eine neue Synagoge mitten in der historischen Altstadt ein. Ein sichtbares Zeugnis der Integration in die Stadtgesellschaft. Sie war bis zur Pogromnacht das Zentrum der circa 300 Personen starken Jüdischen Gemeinde. In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden in Deutschland mehr als 1.000 Synagogen zerstört, Häuser geplündert und Menschen in Konzentrationslager verschleppt.

So auch in Paderborn, wo sich eine Menschenmenge versammelte und zusah, wie SS-Männer die Synagoge in Brand setzten. Die anwesende Feuerwehr verhinderte lediglich das Übergreifen des Feuers auf die Nachbarhäuser. Wenige Wochen später wurde die ausgebrannte Ruine abgebrochen. Heute erinnert ein Mahnmal an das Geschehen und die ermordeten Paderborner Jüdinnen und Juden.

Die Rekonstruktion der Paderborner Synagoge

Einige wenige Postkarten sowie Fotos der Zerstörung zeigen die Paderborner Synagoge. Baupläne oder detaillierte Zeichnungen sind nicht mehr erhalten. Der Innenraum ist nur durch Fotos dokumentiert, die das Feuer der Pogromnacht zeigen.

Dennoch ist es dem Team von Architectura Virtualis, Kooperationspartner der Technischen Universität Darmstadt mit Unterstützung des Stadt- und Kreisarchivs Paderborn gelungen, grundlegende Informationen für die Rekonstruktion zu sammeln. Hierbei spielten auch die Erinnerungen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen eine Rolle, zum Beispiel für die Farbgebung der Außenfassade. Der Innenraum konnte in seiner farbigen Ausgestaltung nicht mehr ermittelt werden, so dass hier eine monochrome Fassung gewählt wurde.

Die Ausstellung

Im Zentrum der Ausstellung stehen 17 rekonstruierte Synagogen aus ganz Deutschland. Hinzu kommt ganz aktuell die Paderborner Synagoge, die für das Stadtmuseum rekonstruiert wurde und erstmals als 3 D-Architekturmodell gezeigt wird. Eingeleitet wird die Ausstellung durch einen Bereich "Wahrnehmung", der die zunehmende Ausgrenzung der deutschen Jüdinnen und Juden 1933 bis 1938 darstellt. Anschließend kommt der Bereich "Eskalation".

Fotos von in der Reichspogromnacht zerstörten Synagogen sowie die über 1.000 Namen der Städte sind dort zu sehen.

Nach einer kurzen Information über die Geschichte jüdischer Sakralbauten betreten die Besuchenden den Hauptbereich "Rekonstruktion". Die Besuchenden können hier in einer simulierten Arbeitsatmosphäre die Arbeitsschritte und Ergebnisse der Rekonstruktion erfahren.

Die Ausstellung wurde vom Institut für Auslandsbeziehungen realisiert und von der Kulturstiftung der Deutschen Bank finanziell gefördert. Ein Begleitband dokumentiert die Ausstellung.

Museumspädagogik

Zur Ausstellung werden Programme für Schulklassen der Sekundarstufe I und II angeboten mit den Schwerpunkten "Paderborn in der NS-Zeit" beziehungsweise "Synagoge und Jüdische Gemeinde in Paderborn". Die Programme können um einen Stadtrundgang erweitert werden.

Kontakt:

Carolin Ferres
Telefon: (05251) 881695
E-Mail: c.ferres@paderborn.de.


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- Freitag, 24. Mai 2019 um 20.00 Uhr -


Filmvorführung: "Let’s Make Money" (Österreich / Deutschland 2008, Regie: Erwin Wagenhofer, 110 Minuten)


Veranstaltungsort:

Ravensberger Spinnerei / Volkshochschule
Ravensberger Park 1
Historischer Saal
33607 Bielefeld

www.vhs-bielefeld.de


Erwin Wagenhofer blickt hinter die Kulissen der bunten Prospektwelt von Banken und Versicherern. Sobald wir ein Konto eröffnen, klinken wir uns in die weltweiten Finanzmärkte ein - ob wir wollen oder nicht. Wo unser Schuldner lebt und was er tut, um uns die Zinsen zu bezahlen, bleibt im Verborgenen.

Die meisten von uns interessiert es auch nicht, weil wir gerne dem Lockruf der Banken folgen: "Lassen Sie ihr Geld arbeiten!" Doch Geld kann nicht arbeiten: arbeiten können nur Menschen, Tiere oder Maschinen.


Veranstaltet von Seebrücke Bielefeld in Kooperation mit Welthaus Bielefeld, Volkshochschule und Anti-Rassismus-AG an der Universität Bielefeld im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Für ein Europa ohne Grenzzäune" vom 3. April bis 24. Mai 2019.

www.facebook.com/seebrueckeBi/

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Pressespiegel überregional:


Blick nach Rechts, 24.05.2019:
Fast jedes Mittel ist recht

Neue Presse Online, 24.05.2019:
Hannover: Am Montag Demo gegen Antisemitismus

Hannoversche Allgemeine Zeitung Online, 24.05.2019:
Mahnwache gegen Antisemitismus: 400 Menschen setzen ein Zeichen

Jüdische Allgemeine Online, 24.05.2019:
"Entsetzt und wütend"

Blick nach Rechts, 24.05.2019:
Braune "Wählergemeinschaft Heimat"

Blick nach Rechts, 24.05.2019:
Waffenfunde bei sächsischen "Reichsbürger"

Rheinische Post Online, 24.05.2019:
Eilbeschluss in Münster: Gericht verbietet Wahlplakate von Partei "Die Rechte"

n-tv.de, 24.05.2019:
Nordrhein-Westfalen / OVG verbietet Wahlplakat der Partei "Die Rechte"

Westdeutsche Allgemeine Zeitung Online, 24.05.2019:
Polizei gewappnet / Proteste gegen Rechten-Demo am Samstag in Dortmund erwartet

Polizei Dortmund, 24.05.2019:
Dortmunder Polizei fordert rechtsextremistischen Anmelder auf, antisemitische Wahlplakate an der Aufzugsstrecke in Dortmund-Hörde abzuhängen

Badische Neueste Nachrichten Online, 24.05.2019:
Erneut Plakate abgehängt / Gemeine Pfinztal geht abermals gegen "Die Rechte" vor

Dresdner Neueste Nachrichten Online, 24.05.2019:
"Migration tötet" / Dresden entfernt knapp 70 volksverhetzende NPD-Wahlplakate

Frankfurter Rundschau Online, 24.05.2019:
Volksverhetzung? Staatsanwälte prüfen NPD-Plakat

die tageszeitung Online, 24.05.2019:
Rechtsextremer Hintergrund bei der AfD / Ein Autor für die NPD

Norddeutscher Rundfunk, 24.05.2019:
Neuer Streit in der Landes-AfD

n-tv.de, 24.05.2019:
Partei sieht Schuld bei Strache / AfD steht nach Ibiza-Video weiter zu FPÖ

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www.hiergeblieben.de - Zusammenfassung - Freitag, 24. Mai 2019


Am 26. Mai 2019 wird von der "Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe", "GfCJZ", ein Stadtrundgang "Auf jüdischen Spuren" durch Detmold (Historikerin Gudrun Mitschke-Buchholz) angeboten.

Am 4. Dezember 2017 wurde das - "Gedenkbuch für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Detmold" - der Historikerin Gudrun Mitschke-Buchholz aus Detmold, als digitale Fassung freigeschaltet.

Am 21. Mai 2019 verlegte der Bildhauer Gunter Demnig in Porta Westfalica Stolpersteine, für Berta Simon, Rosalie und Leo Silberberg (Hauptstraße 35), und Ernestine Cohn und Walter Coblenzer (Hauptstraße 51).

Am 22. Mai 2019 fand in Rietberg-Neuenkirchen die Verlegung weiterer Stolpersteine, durch den Bildhauer Gunter Demnig, zur mahnenden Erinnerung an die dortigen Zweige der jüdischen Familie Löwenstein statt.

Am 8. Juni 2017 fand die Verlegung von gesamt 15 Stolpersteinen in Rietberg-Neuenkirchen durch Günter Demnig, begleitet von Schülerinnen und Schülern vom "Gymnasium Nepomucenum Rietberg" (GNR) statt.

Am 24. Mai 2019 verbot das Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen im Eilbeschluss die Wahlplakate "Israel ist unser Unglück" und "Wir hängen nicht nur Plakate", der Kleinstpartei "Die Rechte".

Am 9. Mai 2019 berichtete die Neonazi-Kleinstpartei "Die Rechte", dass sie vor der Synagoge Beit Tikwa in Bielefeld, Plakate "Israel ist unser Unglück!" und "Spitzenkandidatin Ursula Haverbeck" aufgehangen hat.

Am 29. April 2019 sammelten sich vor der Synagoge Beit Tikwa (der Jüdischen Kultusgemeinde Bielefeld) etwa zehn junge Männer, einer versuchte in die Synagoge zu gelangen - und bespuckte das Klingelschild.

Am 24. Mai 2019 schrieb die "Neue Westfälische - Herforder Kreisanzeiger" eine "Hakenkreuz-Schmiererei auf einem Plakat in Rödinghausen" sei bei der Kreispolizeibehörde, von der Partei "Die Linke", gemeldet.

In der vierten Aprilwoche 2019 wurden in der Gemeinde Hiddenhausen zwei Großplakate, von der SPD und von Bündnis 90 / Die Grünen zur Europa-Wahl, mit rassistischen und islamophoben Sätzen eingeschmiert.


www.gedenkbuch-detmold.de

www.gfcjz-lippe.de

www.juedische-gemeinde-bielefeld.de

www.gegenrechts.info

www.mobile-beratung-owl.de

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Artikel-Einträge in der Datenbank:


Lippische Landes-Zeitung, 24.05.2019:
Rundgänge in der Stadt

Neue Westfälische - Gütersloher Zeitung, 24.05.2019:
Steine, die zum Stolpern einladen

Neue Westfälische - Herforder Kreisanzeiger, 24.05.2019:
Plakate mit Hass-Botschaften beschmiert

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Lippische Landes-Zeitung, 24.05.2019:

Rundgänge in der Stadt

Detmold (co). Eine Stadtführung "Auf jüdischen Spuren" mit Gudrun Mitschke-Buchholz findet am Sonntag, 26. Mai, statt. Der Rundgang führt nun in einen anderen Teil Detmolds als bisher und stellt Wohn- / Geschäftshäuser jüdischer Bürger und "Judenhäuser" in den Mittelpunkt. Auch Orte der NS-Institutionen werden gezeigt. Treffpunkt: 11 Uhr an der Rathaustreppe. Kosten: 5 / 2 Euro.

Gesa Schuddeboom schlüpft am selben Tag ab 15 Uhr in die Rolle der Musikerin bei der Führung "Clara Schumann und die Musik in der Residenz". Mit Liedern von Clara Schumann und Johannes Brahms, Charme und Witz geht es für 9 Euro barrierefrei vom Theater zum Palais.

Cornelia Müller-Hisje führt auch am Sonntag auf den Spuren von ausgewählten "Frauenzimmern" durch Detmold. Dicht an dicht wohnten Hexen, Fürstinnen, Mätressen und brave Bürgerfrauen. Treffpunkt: Hasselter Platz, 14 Uhr. Kosten: 6 Euro. Die Führung ist barrierefrei.

"Innehalten" ist ein meditativer Stadtgang mit Daniel Wahren betitelt. Treffpunkt: 16 Uhr, Marktplatz.

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Neue Westfälische - Gütersloher Zeitung, 24.05.2019:

Steine, die zum Stolpern einladen

Gedenkfeier: Gunter Demnig erinnert mit seinem Kunstprojekt an die Schicksale der Familie Löwenstein / Die verschwand nach der Rietberger Pogromnacht vom 10. auf den 11. November 1938

Von Birgit Vredenburg

Rietberg. Mehr als 73.000 Stolpersteine hat der Künstler Gunter Demnig in mittlerweile 1.270 Kommunen in 24 europäischen Ländern verlegt - eine Zahl, die stetig wächst. Elf Exemplare sind jetzt in Rietberg hinzu gekommen. Sie erinnern an die jüdische Familie Löwenstein, die bis 1938 an der Müntestraße 8 gelebt hat.

Dort, wo sich heute der großzügige Garten des Hauses Tenge erstreckt, stand einst das Stammhaus der Neuenkirchener Familie Isaac Löwenstein, die sich bereits 1840 in der Emsstadt niedergelassen hatte. Das Ehepaar Julius und Emma Löwenstein betrieb hier seit 1906 einen Druckereibetrieb mit einem Großhandel für Papier. Nachdem das Wohnhaus 1928 durch einen Brand zerstört worden war, zog die Familie in das benachbarte Wohnhaus an der Müntestraße 6 (heute Atelier Monitillo), wo sie bis Februar 1939 lebte.

In der verspäteten Rietberger Pogromnacht vom 10. auf den 11. November 1938 wurde die noch bestehende Druckerei der Familie Löwenstein gewalttätig zerstört. Das benachbarte Wohnhaus wurde "nur" verwüstet, weil es einer nicht-jüdischen Familie gehörte und von den Löwensteins gemietet war. Emma und Julius Löwenstein wurden misshandelt und drei Monate später gezwungen, nach Bielefeld in das so genannte Judenhaus am Oberntorwall 2 umzuziehen. Von dort aus wurden sie 1942 zunächst nach Theresienstadt deportiert und später im Vernichtungslager Treblinka ermordet.

Zwei ihrer sechs Kinder starben eines natürlichen Todes; Lieselotte 1937 nach schwerer Krankheit, ihr Bruder Hans im Jahr darauf durch einen akuten Herzanfall. Er war der letzte, der auf dem jüdischen Friedhof in Neuenkirchen beigesetzt wurde. Die psychisch kranke Julie kam im Spätsommer 1940 mit weiteren 157 geistig behinderten jüdischen Patienten in der Gaskammer der "Euthanasie-Anstalt" Brandenburg an der Havel um. Die nichts ahnenden Eltern, die ihre Tochter in einem Speziallager in Polen wähnten, kamen noch bis 1941 für die angeblichen Pflegekosten für ihre Tochter auf.

Grete konnte fliehen und emigrierte mit ihrem Mann Hermann Elias und den Kindern Ruth und Werner nach New York. Ihr jüngster Bruder Karl wurde nach der Pogromnacht im KZ Buchenwald misshandelt, kam aber nach kurzer Zeit wieder frei. Er floh 1939 nach England und lebte danach in den USA, wo er 2004 starb. Auch seinem Bruder Walter, der 1924 als Zahnarzt von Rietberg nach Hamburg übergesiedelt war, gelang die Flucht in die USA, wo er viele Jahre als Dentist in der New Yorker Bronx tätig war und dort 2003 im Alter von 103 Jahren starb.

Bereits im November des Jahres 2000 wurde an der Mauer vor dem früheren Anwesen der Familie Löwenstein an der Müntestraße 8 eine Gedenktafel enthüllt. Der damals 90-jährige Karl Löwenstein war eigens aus New Jersey angereist, um bei der Gedenkfeier dabei zu sein und einen Brief seines damals 100-jährigen Bruders Walter zu verlesen. Trotz der schlimmen Geschehnisse und der Verbrechen an ihrer Familie fanden beide versöhnliche Worte. Walter Löwenstein sprach die Rietberger nach mehr als 60 Jahren im Exil noch immer als seine lieben Mitbürger an und fühlte sich durch die Gedenktafel geehrt.

Drei weitere Stolpersteine an der Rathausstraße 29 und 30 erinnern an Hedwig und Selmar Löwenstein, die in Theresienstadt getötet wurden, sowie an Adolf Löwenstein, der nach Brasilien floh. Die Schicksale der einzelnen Mitglieder der Familie Löwenstein haben Schülerinnen und Schüler eines Projektkurses des neunten und zehnten Jahrgangs der Richard-von-Weizsäcker-Gesamtschule mit Stadtarchivar Manfred Beine aufgearbeitet und vor Ort beleuchtet.

Beine begrüßte zu der Gedenkfeier mit etwa 100 Teilnehmern unter anderem Anneke und Peter Schmitz aus Herne, die der jüdischen Familie Elias entstammt, in die Grete Löwenstein von der Müntestraße 8 im Jahre 1902 eingeheiratet hatte. Die Geschichtsforschungen des Paares, das zu diesem Thema ein Buch veröffentlicht hat, sind in die Texte eingeflossen, die die Schüler während der Verlegung der Steine vorlasen.

Bildunterschrift: Handbeschriftete Messingtafeln: Der Künstler Gunter Demnig verlegt Stolpersteine. Sie sollen das Leid der Opfer des Nationalsozialismus lebendig halten.

Bildunterschrift: Ort des Erinnerns: Claudia Zander, Marietta Stükerjürgen, Lukas Ryska und Marie Katscher (v. l.) knien vor den Stolpersteinen unterhalb der Gedenktafel an der Müntestraße 8.

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Neue Westfälische - Herforder Kreisanzeiger, 24.05.2019:

Plakate mit Hass-Botschaften beschmiert

Werbebanner: Vor der Europawahl geht es hoch her an Herfords Straßen / Dabei überlegen einige Parteien, gar nicht mehr zu plakatieren

Von Angelina Kuhlmann

Kreis Herford. Gewaltfrei soll er sein, der Kampf um die Wählerstimmen. Doch tatsächlich gibt es Opfer: die Wahlplakate. Sie werden beschmiert oder zerstört. Ein Großteil der Werbebanner musste im Vorfeld der Europawahl von den Parteien erneuert werden. Besonders im Fokus: Die AfD spricht von 90 Prozent Verlust, die Grünen vermuten gar organisierte Plakat-Vandalen. Am ehesten werden SPD und CDU verschont.

"Seit den vergangenen Wahlen, bei denen die AfD höher gestiegen ist, scheint es Truppen zu geben, die gezielt gegen unsere Plakate vorgehen", beschreibt Jens Burnicki, Geschäftsführer des Kreisverbandes Bündnis 90 / Die Grünen die Situation. Als Beispiel nennt er das reihenweise Beschmieren der Plakate mit der Grünen-Spitzenkandidatin Ska Keller. Aus dem Wort Hass wird per Edding "Hassan" und die Kandidatin bekommt einen Bart verpasst. In solchen Fällen haben die Grünen auch schon Anzeige erstattet - so wie jüngst in Hiddenhausen.

Das ist auch berechtigt, sagt Polizeisprecherin Simone Lah-Schnier. "Dabei handelt es sich um eine Sachbeschädigung." Doch außer dem Fall in Hiddenhausen, sagt sie, wurden nur wenige Fälle angezeigt.

An sich hat Jens Burnicki auch nichts gegen eine gewisse Fantasie, wenn es ums Plakatieren geht. Nicht umsonst heiße es ja auch "Wahlkampf". "Es geht aber um die Art und Weise", sagt er. Die der Grünen sei da eher spielerisch. "Wir haben so genannte "Störer", die wir zum Beispiel über AfD-Plakate hängen können. Darauf ist ein kotzendes Einhorn zu sehen", erklärt Burnicki. Bei der Europawahl nutzen die Grünen zur Zeit ihren Aufwind und haben das Budget für die Plakate im Vergleich zur Bundestagswahl verdoppelt, sagt er weiter.

Von einer "gewissen Konkurrenz" spricht auch Fabian Stoffel, Vorsitzender der Linken-Kreistagsfraktion. Vor allem, wenn es um gute Standorte gehe. Aber problematisch werde das selten. Er kritisiert aber das Vorgehen der Grünen: Seit mehreren Wahlkämpfen würden diese den Beginn der Plakatierung um mehrere Tage vor dem gesetzlich erlaubten Termin ansetzen. Das Zerstörungsmaß sei aus seiner Sicht nicht höher als sonst.

Auffällig seien nur Verdrehungen der Wahlplakate, wenn an den selben Lichtmasten später Plakate der rassistischen und nationalistischen Partei angebracht wurden. Gemeldet habe die Partei darüber hinaus eine Hakenkreuz-Schmiererei auf einem Plakat in Rödinghausen.

Eigentlich wünscht sich Stoffel aber, dass die Parteien gemeinsam entscheiden, das Plakatieren ganz sein zu lassen. "Es ist umweltschädlich, teuer und logistisch aufwendig und hat wissenschaftlich nachweisbar kaum Nutzen", sagt Stoffel.

Gegenüber Grünen und Linken berichten die Christdemokraten, Sozialdemokraten und FDP, dass der Vandalismus in diesem Jahr abgenommen hat. "Wir haben bislang keine Strafanzeige stellen müssen", sagt SPD-Geschäftsführer Olaf Winkelmann. Das bestätigt auch Harald Ernst, Kreisgeschäftsführer der CDU: "Wir sind sehr zufrieden mit der Plakatierung."

Die FDP gibt an, in Zukunft weniger plakatieren zu wollen. "Wir sind generell gegen das Zupflastern von Laternen", sagt Günther Klempnauer vom Stadtverband Herford.

Massive Probleme meldet dagegen die AfD. "Zerstörungen und Entwendungen unserer Plakate gab es kreisweit zu etwa 90 Prozent", beziffert Annegret Johannsmann, Sprecherin des AfD-Kreisverbandes, den Schaden.

Da dieses "systematische Verhalten politischer Gegner" ja schon bekannt sei, plakatiere ihre Partei mittlerweile in zwei Partien. Trotzdem sagt sie: "Aus unserer Sicht gab es keine Konkurrenz zu den anderen Parteien." Eigentlich würde die AfD die Plakatierungen aber auch gerne begrenzen: "Plakate sind äußerst umweltunfreundlich, da sie wetterfest beschichtet sein müssen, um den Wahlkampf zu überstehen."

Bildunterschrift: Wie immer vor einer Wahl: An Straßenlaternen und großen Kreuzungen hängen wieder tausende Plakate. Doch nicht wenige von ihnen werden noch vor der eigentlichen Wahl zerstört.

Bildunterschrift: Mit krakeliger Schrift: In Hiddenhausen wurden diese beiden Wahlplakate von Unbekannten beschmiert.

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