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1 Veranstaltung - Nachrichten: Staatsschutz toleriert Rechtsrock-Konzert mit "Sturmwehr" , 26.03.2018 :

Tages-Chronologie von Montag, 26. März 2018

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Veranstaltungskalender:



- Montag, 26. März 2018 von 08.00 bis 19.00 Uhr -


Ausstellung: "Detmold und das Warschauer Ghetto - Opfer und Täter"


Veranstaltungsort:

Landesarchiv NRW
Abteilung Ostwestfalen-Lippe
Willi-Hofmann-Straße 2
32756 Detmold


Ausstellungsdauer: Vom 16. Januar bis zum 27. April 2018; montags von 08.00 bis 19.00 Uhr, dienstags bis donnerstags von 08.00 bis 16.00 Uhr und freitags von 08.00 bis 13.00 Uhr.


Am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. Seit 1996 wird bundesweit dieses Ereignisses gedacht. Auch das Landesarchiv NRW - Abteilung Ostwestfalen-Lippe und das Stadtarchiv Detmold beteiligen sich regelmäßig mit Veranstaltungen und Ausstellungen daran.

In diesem Jahr erinnern wir an die Niederschlagung des Aufstandes im Warschauer Ghetto vor 75 Jahren. Aus Ostwestfalen-Lippe und auch aus Detmold wurde eine nicht geringe Zahl jüdischer Menschen nach Warschau deportiert. Nur ein Mann aus der Region überlebte.

Verantwortlich für die brutale Zerstörung des Ghettos und die Tötung tausender Menschen war ein Detmolder, Jürgen Stroop. Durch seine Taten wurde der Name der Stadt auf unrühmliche Weise vielerorts in der Welt bekannt.

Jürgen Stroop wurde durch ein polnisches Gericht zum Tode verurteilt und 1952 hingerichtet. An seine Taten erinnern Museen und Gedenkstätten in den USA, Polen und Israel.

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www.hiergeblieben.de - Zusammenfassung - Montag, 26. März 2018


Am 22. März 2018 verstarb die Shoah-Überlebende Dagmar Lieblová - die als 13-Jährige mit ihrer Familie nach Theresienstadt deportiert wurde - in Folge einer schwerer Erkrankung im Alter von 88 Jahren in Prag.

Am 27. Januar 2016 las die 86 Jahre alte Holocaust-Überlebende Dagmar Lieblová, die als 13-Jährige mit ihrer Familie nach Theresienstadt deportiert wurde, in Petershagen aus ihrem Buch "Lebenserinnerungen".

Am 22. März 2018 gedachten die "Kulturgemeinschaft Lahde" und Sekundarschule Petershagen, mit einer Feierstunde am Gedenkstein, an das Leben und Leiden der Menschen im "Arbeitserziehungslager Lahde".

Am 23. und 24. März 2018 organsierte die Fakultät für Geschichtswissenschaft an der Universität Bielefeld ein wissenschaftliches Symposium - "Wehrmachtslager für sowjetische Kriegsgefangene im Dritten Reich.".

Am 19. März 2018 trat der Kreistag Lippe des Kreises Lippe dem Beschluss vom Regionalrat Detmold bei, die Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne als: "national bedeutsame Gedenkstätte weiter zu entwickeln".

Am 19. März 2018 stimmte Ernst-Ulrich Frank ("AfD") als einziger im Kreistag Lippe gegen die Entwicklung der Gedenkstätte Stalag 326, denn er habe "keine Lust mehr, ständig Schuld eingeredet zu bekommen".

Am 19. Februar 2018 trat der Kreis Paderborn ("Kreis- und Finanzausschuss") dem Beschluss (Regionalrat Detmold) bei, die Gedenkstätte Stalag 326 als "national bedeutsame Gedenkstätte weiter zu entwickeln".

Am 8. Februar 2018 sagte Bielefelds Oberbürgermeister, dass die Stadt dem Beschluss des Regionalrates beitrete, die Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne als national bedeutsame Gedenkstätte zu entwickeln.

Am 11. Dezember 2017 forderte der Regionalrat Detmold, "die Bestrebungen ... die Gedenkstätte "Stalag 326 (VI K) Senne" ... und den Ehrenfriedhof als national bedeutsame Gedenkstätte weiter zu entwickeln".

Am 24. März 2018 tolerierten Polizei, wie auch Polizeilicher Staatsschutz in Veltheim (Porta Westfalica) ein Rechtsrock-Konzert der beiden Musiker Jens Brucherseifer sowie Martin Böhne von der Band: "Sturmwehr".

Am 19. Februar 2018 sagte der stellvertretende Leiter des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes in Minden - dass die: "Neonazi-Gruppe "Mindener Jungs" in Porta Westfalica unter Beobachtung ... " stünde.

Am 22. August 2015 fand im (ehemaligen) Bahnhofsbauwerk Lage-Ehlenbruch, das von zwei Mitgliedern - der extrem rechten "Road Crew OWL" - 2014 erworben wurde - nach dem Verkauf eine Auszugsfeier statt.

Am 23. März 2018 wurde die neonazistische sowie volksverhetzende Internetseite - "Solidarität mit Ursula Haverbeck" auf dem Sozialen Netzwerk "Facebook", nach zwei vorhergehenden Sperrungen, abgeschaltet.

In der zweiten Märzwoche 2018 erschien als Nachfolgepublikation der antisemitischen sowie den Holocaust leugnenden "Stimme des Reiches" die "Stimme des Volkes" ("1. Jahrgang, Nr. 1 Verden, Frühjahr 2018").

Am 6. März 2018 veröffentlichte der Holocaust-Leugner Gerhard Ittner ein Video, dass die Vorbereitungen des Interviews, von Nikolai Nerling mit Ursula Haverbeck-Wetzel, 3. März 2018 in Eisenach, dokumentiert.

Am 5. März 2018 veröffentlichte der Berliner "Volkslehrer" Nikolai Nerling auf "YouTube" ein Gespräch, das er mit der notorischen Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck-Wetzel am 3. März 2018 in Eisenach führte.

Am 5. März 2018 teilte die Staatsanwaltschaft Verden (auf Anfrage) mit - dass die rechtskräftig verurteilte Ursula Haverbeck-Wetzel einen " ... Antrag auf Haftverschonung wegen Haftunfähigkeit gestellt ... " habe.

Am 3. März 2018 abends hielt die, rechtskräftig zu einer Haftstrafe verurteilte Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck-Wetzel (aus Vlotho), in der "NPD"-Parteizentrale "Flieder Volkshaus" in Eisenach einen Vortrag.

Am 3. März 2018 war in Eisenach ein "Vortrags- und Liederabend" mit der rechtskräftig zu einer Haftstrafe verurteilten Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck-Wetzel, sowie dem "Liedermacher Torstein" beworben.

Am 1. März 2018 teilten Neonazis im Internet mit, dass über die "Haftfähigkeit" der rechtskräftig zu einer Haftstrafe verurteilten Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck-Wetzel aus Vlotho, "noch entschieden wird".

Am 24. Februar 2018 hielt die, rechtskräftig verurteilte, notorische Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck-Wetzel aus Vlotho, nach ihrer Abreise aus Lingen, den beworbenen Vortrag, mit Hilfe einer Live-Schaltung.

Zum am 24. Februar 2018 beworbenen Vortrag von Ursula Haverbeck-Wetzel ("Balladenabend" mit: "Duo Zeitnah", "Nahkampf", "F.i.e.L") in Lingen - erhielt die Antisemitin Meldeauflagen von der Polizei Herford.

Am 3. Februar 2018 hielt die Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck-Wetzel (aus Vlotho) im - Leubsdorfer Ortsteil Hohenfichte, Landkreis Mittelsachsen - per Videokonferenz, vor rund 250 Neonazis, einen Vortrag.

Am 3. Februar 2018 erteilte die Polizei der Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck-Wetzel (aus Vlotho) für einen geplanten Vortrag im - Leubsdorfer Ortsteil Hohenfichte - Landkreis Mittelsachsen - ein Redeverbot.

Am 30. Januar 2018 verwarf das OLG in Celle die Revision der notorischen Antisemitin: Ursula Haverbeck-Wetzel, Vlotho, gegen ein Urteil des Landgerichts Verden (28. August 2017) - Aktenzeichen: 3 Ss 50 / 17.

Am 12. November 2015 wurde die 87-jährige Ursula Haverbeck-Wetzel, aus Vlotho, von einem Hamburger Amtsgericht wegen Volksverhetzung in zwei Fällen zu zehn Monaten Gefängnis ohne Bewährung verurteilt.

Am 12. April 2018 referiert Michael Sturm, in der Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933 - 1945 über "Geschichtspolitik als Kulturkampf - Der Gebrauch von "Geschichte" im aktuellen Rechtspopulismus".


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Artikel-Einträge in der Datenbank:


Mindener Tageblatt, 26.03.2018:
Zeitzeugin in Prag verstorben

Mindener Tageblatt, 26.03.2018:
Wo der Wille gebrochen wurde

Westfalen-Blatt, 26.03.2018:
Kommentar / Gedenkstätte Stalag 326 / Endlich!

Westfalen-Blatt, 26.03.2018:
Ein langer Weg

Neue Westfälische, 26.03.2018:
Sensation für die Stalag-Forschung

Neue Westfälische, 26.03.2018:
Filmaufnahme aus Stalag 326

Radio Westfalica, 26.03.2018:
Rechtsrock-Band gibt Konzert in Porta

WDR-Nachrichten aus Westfalen-Lippe, 26.03.2018:
Rechtsrock-Konzert in Porta-Westfalica

Mindener Tageblatt, 26.03.2018:
Nachbar Neonazi

Westfalen-Blatt, 26.03.2018:
Polizeieinsatz bei Rechtsrock-Konzert

Neue Westfälische, 26.03.2018:
Polizei kontrolliert Rechtsrock-Konzert

Hamburger Abendblatt Online, 26.03.2018:
Holocaust-Leugnerin noch nicht rechtskräftig verurteilt

Kreis Paderborn, 26.03.2018:
Pressemitteilung / Wie rechtspopulistische Bewegungen Geschichte gebrauchen

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Mindener Tageblatt, 26.03.2018:

Zeitzeugin in Prag verstorben

Nachruf: Dagmar Lieblová stellte Buch über ihre Zeit in Theresienstadt in Petershagen vor

Eine der letzten Zeitzeuginnen des Holocausts, Dagmar Lieblová, ist tot. Die tschechische Jüdin erlag am Donnerstag in Prag im Alter von 88 Jahren nach einer Operation vor wenigen Wochen den Folgen einer schweren Erkrankung, wie ihre Verlegerin Martina Bergmann bekannt gab.

Der heimischen Region war die promovierte Germanistin, Lehrerin und Übersetzerin durch die deutsche Übersetzung ihrer Erinnerungen "Jemand hat sich verschrieben - und so habe ich überlebt" verbunden, die der Arbeitskreis Alte Synagoge Petershagen gemeinsam mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Minden im Bergmann-Verlag in Borgholzhausen herausgegeben hat. Bei der Vorstellung der Ausgabe in Deutschland war die Autorin vor zwei Jahren nach Petershagen gekommen und hatte im Alten Amtsgericht aus dem Buch gelesen.

1929 als Kind jüdischer Eltern in Kutná Hora (Kuttenberg) geboren, wurde Dagmar Lieblová 1942 mit ihrer Familie nach Theresienstadt deportiert und kam von dort 1943 nach Auschwitz-Birkenau, wo ihre Eltern und ihre Schwester ermordet wurden. Sie selbst musste in Außenlagern des KZ Neuengamme Zwangsarbeit leisten und erlebte das Kriegsende und ihre Befreiung schwer krank im KZ Bergen-Belsen.

Nach ihrer Genesung konnte Dagmar Lieblová ihre Schulausbildung nachholen und Philologie und Germanistik studieren. Sie promovierte schließlich und arbeitete als Lehrerin und als Übersetzerin, so auch an der Karlsuniversität in Prag, in der Sowjetunion und in Ghana.

Auf Grund von vielen Bitten nach Zeitzeugen-Gesprächen entschied sie sich, ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben, was große Beachtung fand. Zuletzt hatte die Süddeutsche Zeitung ihr Ende Januar einen großen Bericht gewidmet.

Dagmar Lieblová hinterlässt drei Kinder und sechs Enkelkinder. Sie wird am Montag auf dem neuen jüdischen Friedhof in Prag beigesetzt.

Bildunterschrift: Eine der letzten Zeitzeugen: Dagmar Lieblová (1929 - 2018).

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Mindener Tageblatt, 26.03.2018:

Wo der Wille gebrochen wurde

Ein Ort des Grauens zur NS-Zeit: Kulturgemeinschaft Lahde erinnert an das Schicksal der Insassen im Arbeitserziehungslager / Schüler lassen Luftballons steigen

Von Ulrich Westermann

Petershagen-Lahde (Wes). Mit einer Gedenkveranstaltung erinnerte die Kulturgemeinschaft Lahde an das menschenunwürdige Leben und an das Sterben im früheren Arbeitserziehungslager. Die Feierstunde am Gedenkstein an der Dingbreite wurde von Jungen und Mädchen der Städtischen Sekundarschule Petershagen gestaltet. Beteiligt waren die Angehörigen der Klasse 9.4 mit ihrem Religionslehrer Alexander Hildebrandt. Mit dem Arbeitserziehungslager in Lahde hatten die nationalsozialistischen Machthaber eine Einrichtung des Grauens geschaffen.

Die Inschrift über dem Eingangstor hieß "Hier wird jeder Wille gebrochen". Zwischen Stacheldrahtzäunen und Mauern kamen von Mai 1943 bis April 1945 über 700 Insassen zu Tode. Die genaue Zahl ist nicht bekannt. Die Gefangenen verhungerten, wurden erschossen oder starben an Erschöpfung. Den Hauptanteil stellten Russen und Polen, gefolgt von Niederländern, Franzosen und Ukrainern. Das Lager zwischen der heutigen Dingbreite und der Bundesstraße 482 ist 1945 von den Nationalsozialisten vor dem Heranrücken der alliierten Truppen aufgelöst worden. Die Wachen trieben die Häftlinge in Richtung Hannover. Dieser "Todesmarsch" forderte weitere Opfer.

Im Jahr 1995 hat die Stadt Petershagen nur wenige Meter vom früheren Arbeitserziehungslager entfernt eine Gedenkstätte mit einem Findling angelegt. Dort fand die Feierstunde der Kulturgemeinschaft und der Sekundarschule statt. Die Schüler legten einen Kranz nieder und ließen weiße Luftballons aufsteigen. Petershagens stellvertretende Bürgermeisterin Helga Berg ging auf die traurige Geschichte der Lagereinrichtung mit den zahlreichen Todesopfern ein und wies darauf hin, dass das bloße Auge auf dem zweieinhalb Hektar großen Areal nichts mehr erkennen könne. Am 11. März 2003 habe die Stadt Petershagen diese Fläche in die Bodendenkmalliste eingetragen, weil Spuren der Unmenschlichkeit und Terrorherrschaft noch unter der Erde vorhanden seien.

"Spuren des Terrors sind unter der Erde noch vorhanden"

Dank richtete Helga Berg an die Jungen und Mädchen der Sekundarschulklasse 9.4: "Es ist schön, dass ihr nach dem Auslaufen der Real- und Hauptschule die Gestaltung der Feierstunde fortsetzt". Buchautor Hermann Kleinebenne (Petershagen) wies darauf hin, dass die Verantwortlichen im Arbeitserziehungslager in vielen Fällen schwere und schwerste Schuld auf sich geladen hätten. Die Ereignisse in dieser Einrichtung würden bis heute diskutiert. "Der Besuch des NRW-Landtagspräsidenten in der Sekundarschule in Lahde vor einem Monat war verbunden mit dem Aufruf zum weiteren verstärkten Einsatz der Schüler für die Demokratie in unserer Gesellschaft. Dieser Aufruf, der wohl mehr als zuvor Beharrlichkeit und Geduld erfordert, gilt uns allen", sagte Kleinebenne.

Zu den wenigen Zeitzeugen, die über das Lager berichten können, gehört der inzwischen 95-jährige Maarten Zevenbergen aus Poortugaal in der Nähe von Rotterdam. Der Niederländer hat im Zweiten Weltkrieg in Deutschland Schreckliches erlebt. Die Nationalsozialisten haben ihn 1943 aus seinem Heimatland verschleppt und als Zwangsarbeiter eingesetzt. Nach einem Bombenangriff gelang ihm die Flucht aus Kassel. Eine Bauernfamilie versteckte ihn auf ihrem Hof in Roßdorf bei Darmstadt. Dort wurde er von der Gestapo aufgespürt und wieder zurück nach Kassel gebracht. Auch ein zweiter Fluchtversuch scheiterte.

Schließlich durchlief der damals 21-Jährige verschiedene Stationen, bevor er 1944 in das Arbeitserziehungslager Lahde eingeliefert wurde. Dort war er unter grausamen Bedingungen 56 Tage lang inhaftiert. Der weitere Weg führte ihn wieder nach Kassel. Seine Leidenszeit ging am 2. April 1945 zu Ende. Im Jahr 2008 war Maarten Zevenbergen mit seiner Ehefrau Jannie zum ersten Mal in der Stadt Petershagen, um zum früheren Lagergelände an der Dingbreite in Lahde zu fahren. Weitere Besuche folgten. Begleitet wurde das Ehepaar jedes Mal von Helmut Klaas, der als Geschäftsführer der ehemaligen Petershagen Marketing GmbH die Kontakte geknüpft hatte. Inzwischen ist eine feste Freundschaft entstanden.

Im Laufe seiner Besuche legte das Ehepaar jedes Mal Blumengebinde auf den vier Gedenkstätten an der Dingbreite, auf dem jüdischen Friedhof in Petershagen, am Mahnmal in Bierde und auf dem Friedhof in Lahde nieder. Da Maarten Zevenbergen in seinem hohen Alter keine längere Fahrt mehr durchführen kann, übernahm Helmut Klaas die Aufgabe, im Verlauf der Feierstunde ein Grußwort von ihm zu verlesen: "Mein Respekt gilt allen Personen und vor allem den Schülern, die sich jedes Jahr an dieser Gedenkstätte einfinden und damit ein Zeichen gegen das Vergessen setzen." Das Lied "Zwei Jahre des Grauens" trugen Selly Quiring (Kl. 8.5 / Gesang) und Thomas Wall (Kl. 9.4 / Gitarre) vor. Neben Wall war Kevin Quiring (Kl. 9.4) an der Textgestaltung beteiligt: "Aus allen Nationen kamen sie her, ihr Weg hierhin war holprig und schwer. Das Gebäude kam in Sicht, doch Hoffnung gab es nicht."

In ihrer Rede wiesen Felix Fechner und Joeline Dex auf die unmenschlichen Bedingungen im Arbeitserziehungslager hin: Schläge, Misshandlungen, Nahrungsentzug. "Für 200 Personen in einer Baracke gab es nur zehn Wasserhähne. Handtücher, Zahnbürsten und Toilettenpapier gab es nicht. Wir können das Geschehene nicht rückgängig machen. Wie können es aber in Erinnerung halten, in der Hoffnung, so etwas nie wieder geschehen zu lassen", betonten Felix und Joeline. Ein Gedicht zum Gedenken an die Opfer des Arbeitserziehungslagers trugen Christina Friesen und Joline Becker vor. Einen Kranz legten Nelio Schargott, Svenja Gowling, Melina Wegner und Niklas Helming nieder. Die Koordination der Feierstunde hatten Anna-Lena Oppacher und Fabienne Lübkemann übernommen. Mit einer Andacht beendete der Lahder Gemeindepfarrer Hans-Hermann Hölscher die Feierstunde.

Bildunterschrift: Schüler der Städtischen Sekundarschule Lahde trugen Texte vor, ließen weiße Luftballons aufsteigen und legten einen Kranz am Gedenkstein nieder.

Bildunterschrift: Helmut Klaas (Petershagen) verlas ein Grußwort von Maarten Zevenbergen. Der heute 95-jährige Niederländer war 56 Tage im Arbeitserziehungslager in Lahde inhaftiert.

Bildunterschrift: Die Erinnerung wach halten: Auch mit Gesang und Gitarrenbegleitung gedachten die Schüler der Insassen des Arbeitslagers.

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Westfalen-Blatt, 26.03.2018:

Kommentar / Gedenkstätte Stalag 326 / Endlich!

Der Kalte Krieg hat über Jahrzehnte verhindert, dass das Stalag 326 in Stukenbrock und das Gedenken an die Opfer - zu großer Mehrheit Soldaten der Roten Armee - in das Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit rücken konnte. Denn Soldaten, vor allem fremder Armeen, sind in der Geschichtsschreibung zumeist Täter, selten Opfer. Und beim Vormarsch der Roten Armee sind viele deutsche Zivilisten Opfer von Übergriffen und Vergewaltigungen sowjetischer Soldaten geworden. Mit der Erfahrung dieser Taten fiel ein Gedenken an Angehörige der Siegerarmee in der Nachkriegszeit schwer. Der Kalte Krieg ist seit fast drei Jahrzehnten Geschichte, die Kriegsgeneration im Verschwinden begriffen. Ein unverstellter, sachlich-wissenschaftlicher Blick auf das Leid im Stalag macht jetzt, wenn auch reichlich spät, ein angemessenes Gedenken möglich. Endlich!

NRW-Landtagspräsident André Kuper, treibende Kraft im Bemühen um eine Gedenkstätte von nationaler Bedeutung, hat das mit beeindruckenden Worten auf dem Symposium an der Uni Bielefeld formuliert: "Jedes Leid ist individuell."

Bernd Bexte

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Westfalen-Blatt, 26.03.2018:

Ein langer Weg

Erstmaliger breiter Konsens soll Gedenken an Stalag 326 zum Projekt für ganz OWL machen

Von Bernd Bexte

Bielefeld (WB). Was 70 Jahre umstritten war, wird jetzt von einem breiten Konsens getragen: "Die Gedenkstätte am ehemaligen Stammlager 326 Stukenbrock soll ein Projekt der ganzen Region werden", betont Landtagspräsident André Kuper (CDU).

Am Wochenende wurden dazu auf einem wissenschaftlichen Symposium an der Uni Bielefeld entscheidende Weichen gestellt. Auch wenn der Grundsatz Sorgfalt vor Eile gilt - der Zeitplan ist ehrgeizig. Bereits Ende des Jahres soll, wenn alles nach Plan läuft, ein fertiges Konzept vorliegen, um Fördermittel des Bundes einzuwerben. Diese könnten bis zu 50 Prozent der Kosten abdecken. "Vier bis acht Jahre", definiert der ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete Günter Garbrecht einen groben Zeitplan bis zur Eröffnung der erweiterten Gedenkstätte von dann nationaler Bedeutung. 1.500 zusätzliche Quadratmeter würden benötigt. Hier böte sich unter anderem die noch vorhandene, zum größten Teil leer stehende ehemalige Entlausungsstation an.

"Entscheidend ist, dass wir den Konsens erhalten", mahnt der heimische CDU-Europaabgeordnete Elmar Brok. Die Vorzeichen sind gut: Nicht mehr ob, sondern nur noch wie eine Gedenkstätte mit nationaler Bedeutung in Stukenbrock Realität werden soll, steht zur Diskussion. Das war nicht immer so: "Früher war doch jeder verdächtig, der auf die UdSSR zuging", erinnerte ein Teilnehmer am Samstag beim wissenschaftlichen Symposium zum Thema "Wehrmachtslager für sowjetische Kriegsgefangene im Dritten Reich" an Debatten während der Zeiten des Kalten Kriegs. Jetzt seien die Signale aus der gesamten Region positiv, sagte Kuper - etwa durch Zustimmung aus den Kreistagen für das Projekt.

Ein Lenkungskreis unter Leitung von Kuper, dem unter anderem Brok und Garbrecht angehören, will die weiteren Schritte zur Umsetzung angehen. Es geht um die Finanzierung des Ausbaus der bestehenden Gedenkstätte, etwa die Erweiterung um Unterkünfte für Besuchergruppen, die dafür notwendige Klärung von Grundstücksfragen, um die inhaltliche Ausgestaltung des Gedenkens und nicht zuletzt die Professionalisierung der Trägerschaft. Derzeit leisten vor allem Ehrenamtliche die Arbeit vor Ort.

"Wir brauchen auch die finanzielle Unterstützung der Kommune, ebenso von Sponsoren aus der Wirtschaft", fordert Kuper. Er ist aber Realist: "Was in 70 Jahren nicht geklappt hat, werden wir nicht in sieben Monaten schaffen."

Nicht nur die Schicksale der geschätzt bis zu 60.000 sowjetischen Kriegsgefangenen, die im Zweiten Weltkrieg in Stukenbrock hinter Stacheldraht ums Leben kamen, stehen im Mittelpunkt. Zwei weitere Phasen gelte es, wissenschaftlich aufzuarbeiten: Die spätere Nutzung als Internierungslager von NS-Tätern sowie ab 1948 als Sozialwerk Stukenbrock für Heimatvertriebene. Kuper spricht von einem "Erinnerungsbogen", einem "Dreiklang". "So etwas ist einmalig", ergänzt Brok. "Keines der drei Themen sollte priorisiert werden." Eine Tagung zur historischen Einordnung des Sozialwerkes ist bereits für das Jahresende geplant.

Als neuer Unterstützer konnte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) gewonnen werden: Deshalb war LWL-Chef Matthias Löb am Wochenende nach Bielefeld gekommen. Der LWL könne sein Know-how einbringen, sicherte Löb zu. "Es geht beispielsweise um Interviews mit Zeitzeugen", erläutert Oliver Nickel, Geschäftsführer der Gedenkstätte 326 in Stukenbrock. Oder aber um archäologische Forschungen - viele der Kriegsgefangenen hatten sich mangels Unterkünften anfangs mit Erdhöhlen eine notdürftige Zuflucht verschafft.

Historiker Nickel konnte am Samstag mit einer kleinen Sensation aufwarten. Er zeigte den bislang einzig bekannten Film aus dem Stalag, eine etwa dreiminütige, tonlose Aufnahme eines NS-Kameramanns vom inszenierten Alltag im Kriegsgefangenenlager. "Dieser Film ist jetzt in Russland aufgetaucht."

Hoffnung macht der Gruppe um Kuper der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung. Darin werde die Förderung von Gedenkstätten für bislang vernachlässigte Opfergruppen explizit erwähnt, ebenso die Förderung entsprechender "authentischer Orte". Kuper hat Kontakt zu Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) aufgenommen. "Denn ohne Bundesförderung werden wir es nicht schaffen." Er hofft auf eine Antwort Grütters bis zum nächsten Treffen der Lenkungsgruppe am 7. Mai.

Auch das Förderprogramm Regionale 2022, für das OWL bekanntlich den Zuschlag erhalten hat, könne bei der Umsetzung helfen. Vor Ort gebe es bereits Ideen, etwa die Einrichtung eines "Gedächtnispfades" von der jetzigen Polizeischule zum Ehrenfriedhof der sowjetischen Kriegsgefangenen. Auch die Sichtbarmachung des Weges, den die Rotarmisten nach ihrer Ankunft am Bahnhof Hövelhof in das Lager zurücklegen mussten, gehört dazu.

Seite 4: Kommentar

Bildunterschrift: Die Befreiung: Dieses amerikanische Pressefoto entstand Anfang April 1945.

Bildunterschrift: Oliver Nickel, Geschäftsführer der Dokumentationsstätte Stalag 326.

Bildunterschrift: Szene aus dem bislang einzigen, jetzt in Russland aufgetauchten Film über das Stalag 326. Der tonlose, etwa dreiminütige Film wurde am Samstag erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellt.

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Neue Westfälische, 26.03.2018:

Sensation für die Stalag-Forschung

Premiere: Oliver Nickel, Chef der Dokumentationsstätte in Stukenbrock, präsentiert erstmals die einzige Filmaufnahme aus dem Lager für sowjetische Kriegsgefangene

Von Lothar Schmalen

Bielefeld. Noch nie ist eine Filmaufnahme aus dem Wehrmachtslager für sowjetische Kriegsgefangene in Stukenbrock (Stalag 326) zu sehen gewesen. Bis jetzt: Oliver Nickel, Chef der Dokumentationsstätte auf dem Gelände des ehemaligen Lagers, präsentierte die kleine historische Sensation am Ende des wissenschaftlichen Symposiums über sowjetische Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg an der Universität Bielefeld.

Die Historiker, allesamt Experten für die Erforschung des Schicksals der sowjetischen Gefangenen, horchten auf. Von der Existenz des Films, der offenbar eine Inspektion des Lagers zeigt, hat die Dokumentationsstätte im Sommer 2017 erfahren. Er war im Besitz des Stiefsohns eines russischen Überlebenden, der den Film nach der Befreiung mitgenommen hat. Inzwischen hat die russische Familie die Filmaufnahmen der Dokumentationsstätte übergeben. Sie dürfte eine der bisher wichtigsten Quellen bei der Erforschung der Lager-Historie sein. Die Auswertung des Films hat erst begonnen. Christian Streit, der renommierteste Forscher über das Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen in Nazi-Deutschland, äußerte spontan die Annahme, das Material stamme aus einer späteren Phase des Lagers um 1944.

Am Ende des zweitägigen Symposiums zur Erforschung der Hintergründe von Stalag 326 erläuterte der Lenkungskreis, der sich für eine Gedenkstätte von nationaler Bedeutung auf dem Gelände des früheren Lagers in der Senne einsetzt, seine konkreten Pläne. Stalag 326 gilt als das größte Lager für sowjetische Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg auf deutschem Boden. Insgesamt durchliefen etwa 300.000 Soldaten aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion das Lager. Von bis zu 60.000 Toten ist die Rede. Über die genauen Zahlen herrscht aber noch Unklarheit - ein Feld, auf dem weiter geforscht werden müsste.

Landtagspräsident André Kuper (CDU) führt den Lenkungskreis, in dem sich Politiker, Institutionen und andere Akteure der bisherigen Erinnerungsarbeit in Stukenbrock zusammengeschlossen haben. Er sagte, Ziel sei es zunächst, bis Ende des Jahres ein Konzept für die Gedenkstätte zu erarbeiten. Diese Aufgabe liegt vor allem in den Händen von Oliver Nickel und seinen Mitarbeitern. Das Konzept soll ein Raumprogramm enthalten und Vorstellungen über eine Ausstellung sowie museumspädagogische Programme entwickeln. Der Raumbedarf dürfte 1.500 bis 2.000 Quadratmeter umfassen, da auch die Nachkriegsgeschichte des Lagergeländes dargestellt werden soll. Bislang verfügt die Dokumentationsstätte über 147 Quadratmeter Ausstellungsfläche.

Im Laufe des Jahres 2019 soll ein Antrag auf Bundeszuschüsse gestellt werden. Der Bund könnte die erforderlichen Investitionen mit bis zu 50 Prozent fördern. Geld müssten aber auch die Kommune, der Kreis und das Land in die Hand nehmen. Außerdem muss ein Träger für die Gedenkstätte gefunden werden. Dabei dürfte der bereits seit 25 Jahren bestehende Förderverein Stalag 326 ebenso eine Rolle spielen wie möglicherweise der Landschaftsverband Westfalen-Lippe LWL.

Bildunterschrift: Wertvoller Fund: Eine Szene aus dem Film über das Stalag 326.

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Neue Westfälische, 26.03.2018:

Filmaufnahme aus Stalag 326

Bielefeld (los). Die Forschungen zur Geschichte des Kriegsgefangenenlagers Stalag 326 in Stukenbrock haben eine kleine Sensation erlebt. Erstmals präsentierten Wissenschaftler einen Film, der Originalszenen aus dem Lager zeigt. Die Sequenz sorgte bei einem Symposium zu Stalag 326 an der Universität Bielefeld für Aufsehen. Die Experten werten den Film aus. Er stammt vermutlich aus der späten Phase des Lagers um 1944.

Zwischen Weser und Rhein

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Radio Westfalica, 26.03.2018:

Rechtsrock-Band gibt Konzert in Porta

Nach einem Rechtsrock-Konzert in Porta Westfalica-Veltheim gibt es Kritik an den Behörden. Verschiedene Gegen-Rechts-Bündnisse werfen unter anderem dem Staatsschutz vor, er hätte den Auftritt verhindern können. So sei das als Privatveranstaltung deklarierte Konzert eine kommerzielle und somit öffentliche Veranstaltung gewesen. In einer ehemaligen Gärtnerei am Sprengelweg war vorgestern Abend die Rechtsrock-Band "Sturmwehr" aufgetreten. In deren Texten soll indirekt der Holocaust geleugnet und das Dritte Reich verherrlich werden. Die Polizei hatte die rund 80 Besucher bei der An- und Abreise in Veltheim kontrolliert. Die Aktion lief störungsfrei ab.

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WDR-Nachrichten aus Westfalen-Lippe, 26.03.2018:

Rechtsrock-Konzert in Porta-Westfalica

26.03.2018 - 12.08 Uhr

Das Konzert einer rechten Rockband hat am Samstagabend (24.03.2018) die Polizei beschäftigt. Aus Ostwestfalen und Niedersachsen waren Rechtsradikale nach Porta Westfalica-Veltheim gekommen.

Das Konzert fand in einer ehemaligen Gärtnerei statt, die von einem vorbestraften und bekannten Rechtsradikalen angemietet worden war. Der Ort wurde nur denjenigen bekanntgegeben, die sich vorher über eine E-Mail-Adresse gemeldet hatten. Mehrere Polizeibeamte kontrollierten Fahrzeuge und Insassen. Das Konzert lief störungsfrei ab.

Kritik an Polizei

Gegner solcher Veranstaltungen kritisieren, dass die Polizei das Konzert nicht unterbunden hat. Die Beamten würden den Rechten störungs- und protestfreie Erlebnisräume schaffen, in denen sich die Szene festigen und vergrößern könne. Laut Polizei seien private Veranstaltungen grundsätzlich nicht zu beanstanden.

Die Angaben zur Teilnehmerzahl des Konzertes gehen auseinander. Die Polizei spricht von etwa 60 Rechtsradikalen, andere Quellen von circa 90.

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Mindener Tageblatt, 26.03.2018:

Nachbar Neonazi

Etwa 80 Personen treffen sich zu einem Rechtsrock-Konzert im Veltheimer Wohngebiet / Bündnisse gegen Rechts kritisieren, dass die Besucher dort relativ unbehelligt feiern können

Porta Westfalica-Veltheim (mt). Am Sonntagmorgen haben die Anwohner am Sprengelweg beim Gassi gehen nur ein Thema: Das Rechtsrock-Konzert in ihrer Nachbarschaft. Viele wurden von dem großen Polizeieinsatz vor ihrer Haustür überrascht. Ihre Straße war über Stunden mehr oder weniger abgeriegelt. Die Beamten hatten sich am Samstagabend mit mehreren Bullis und Streifenwagen vor der Einfahrt in die sonst ruhige 30er-Zone postiert.

An deren Ende ist die Alte Gärtnerei. Die Gewerbeflächen stehen seit Jahren leer. Im hinteren Teil des Geländes - von der Straße nicht einsehbar - sind Hallen des ehemaligen Landschaftsbetriebes. Ein Teil davon ist seit zwei Jahren an den bekannten Neonazi Marcus W. aus Minden vermietet. Er soll MT-Informationen zufolge mehrfach rechtskräftig vorbestraft sein. Winter war am Samstag offenbar Organisator und Gastgeber und stellte die Räume für zwei Musiker der Rechtsrock-Band "Sturmwehr" zur Verfügung.

"Sturmwehr" (Gelsenkirchen) existiert seit den neunziger Jahren und ist eine der ältesten und bekanntesten Gruppen der Rechtsrock-Szene. Die Musiker verherrlichen die NS-Zeit und die Wehrmacht und verbreiten antisemitische Stereotype. Die Organisation solcher Konzerte läuft konspirativ ab. Wer sich mit der Szene nicht auskennt, wird sich kaum dorthin verirren. Die britische Website des in Deutschland verbotenen "Blood and Honour"-Netzwerks hat die "Akustiktour 2018" in OWL (beziehungsweise "Ostwestfalenland") als "keine öffentliche Veranstaltung" beworben. Interessierte müssen über eine E-Mail-Adresse den genauen Ort der Veranstaltung erfragen.

Am Sprengelweg kennt man sich. Kita, Schule, Kirchengemeinde, Friedhof, Friseur - alles in unmittelbarer Nähe. Die Besucher aus der rechten Szene wären auch ohne Polizeiaufgebot in der Wohnstraße aufgefallen. Zum einen bemerkten Anwohner viele auswärtige Autokennzeichen - vor allem aus dem benachbarten Niedersachsen und dem Ruhrgebiet. Zum anderen entsprachen viele Besucher wohl auch optisch dem Klischee eines Neonazis: Passanten berichten von Glatzen, großflächigen Tätowierungen, Bomberjacken und Camouflage-Look (militärische Tarnkleidung). Wohl habe sie sich am Samstagabend nicht gefühlt, sagt eine Passantin. "Aber irgendjemand musste noch mit dem Hund raus."

"Diese Immobilien müssen für Neonazis unattraktiv werden"

Für konspirative Konzerte wie dieses sind die hinteren Hallen der Alten Gärtnerei in Veltheim ideal: Sie grenzen an ein kleines Waldstück und sind von der Straße her nicht einsehbar. Wegen einer Baustelle an der Straße Zur Lüchte ist dieser Abschnitt des Sprengelwegs derzeit eine Sackgasse. Auf der anderen Seite ist dieser Ort mit dem Auto gut zu erreichen, denn er liegt nur einen Katzensprung entfernt von der A2-Ausfahrt Veltheim. Sollten die Stellplätze auf dem Gelände nicht ausreichen, gibt es einen großen kostenfreien Parkplatz der Stadt um die Ecke.

Der Rechtsrock-Abend in Veltheim endete nach Angaben der Polizei gegen 24 Uhr. In der Mitteilung heißt es: "Gegen Mitternacht setzte nach und nach die Abreise der Personen ein, da auch die in der Rechtsrock-Szene bekannte Band die Örtlichkeit verließ. Störungen stellten die Einsatzkräfte nicht fest." Während des Einsatzes habe es engen Austausch mit den Beamten vom Staatsschutz des Polizeipräsidiums Bielefeld gegeben.

"Keine Störungen" - ist der Fall nach dem Wochenende also erledigt? Aus Sicht der Organisationen, die sich gegen Rechtsextremismus engagieren, nicht. "Man muss sich bewusst sein, worum es da geht", sagt Frederic Clasmeier, Mobile Beratung OWL. "Bei diesen Konzerten verbreiten hinlänglich bekannte Rechtsextreme ihre Ideologien." Es sei üblich, diese Art von Veranstaltungen als "private Feiern" zu deklarieren. Das sei allerdings Etikettenschwindel. "Es ist eine rechtliche Grauzone." Sobald Eintritt kassiert wird oder Getränke verkauft werden, sei so eine Veranstaltung nicht mehr "privat", sondern öffentlich - und das mit allen Konsequenzen. Die Mobile Beratung leistet Hilfe zur Selbsthilfe und versucht, die vor Ort vorhandenen Ressourcen zu aktivieren und zu vernetzen, um langfristig Erfolg gegen Rechtsextreme zu haben.

Es soll hunderte von Immobilien in Deutschland geben, in denen solche Konzerte stattfinden. Dass Neonazis in dem Veltheimer Wohngebiet so unbehelligt feiern konnten, stört auch andere Bündnisse gegen Rechts. "Die Behörden müssen genau im Blick haben, was da passiert", sagt Michael Sieberts, Sprecher der Initiative gegen Neonazis der Road Crew OWL. "Es ist wichtig, dass sich Rechtsextreme es sich nicht zu gemütlich machen." Er plädiert für ein strategisches Vorgehen und einen engen Schulterschluss von Politik und Anwohnern.

Andernorts hat der Staatsschutz schon Rechtsrock-Konzerte aufgelöst. Kritiker sagen, dass sich die Neonazis der Region seit Jahrzehnten darauf verlassen können, dass das im Regierungsbezirk Detmold nicht passiert.

Bildunterschrift: Bis in die Nacht hinein kontrollierte die Polizei die Autos der Besucher, die zum Rechtsrock-Konzert auf das Gelände am Sprengelweg wollten. Nach MT-Informationen sollen die Besucher vornehmlich aus OWL, Niedersachsen und dem Ruhrgebiet gekommen sein.

Bildunterschrift: Im vorderen Bereich des Geländes sind die ehemaligen Verkaufsräume der Alten Gärtnerei. Der hintere Teil ist von der Straße nicht einsehbar.

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Westfalen-Blatt, 26.03.2018:

Polizeieinsatz bei Rechtsrock-Konzert

Porta Westfalica (WB). Wegen eines Konzerts von Mitgliedern der Rechtsrock-Band "Sturmwehr" war am Samstagabend die Polizei in Porta Westfalica vor Ort. Zu der laut Polizei privaten Veranstaltung für geladene Gäste in einem früheren Gartenbaubetrieb waren 65 Personen erschienen. Polizisten kontrollierten im Umfeld Fahrzeuge und Insassen. Es habe keine besonderen Vorkommnisse gegeben, sagte ein Sprecher.

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Neue Westfälische, 26.03.2018:

Polizei kontrolliert Rechtsrock-Konzert

Porta Westfalica. In Porta Westfalica hat ein Rechtsrock-Konzert stattgefunden. Nach Einschätzung der Polizei versammelten sich in einem privaten Gebäude gut 60 Personen, die zum Teil aus dem Raum OWL und dem angrenzenden Niedersachsen angereist waren. Zahlreiche Polizisten waren im Einsatz und kontrollierten Fahrzeuge und deren Insassen. Störungen gab es laut den Beamten nicht.

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Hamburger Abendblatt Online, 26.03.2018:

Holocaust-Leugnerin noch nicht rechtskräftig verurteilt

Beschuldigte ging vor zwei Jahren in Berufung. Gerichte sind überlastet. Sie könnte von einem Strafnachlass profitieren.

Hamburg. In rechtsextremen Kreisen gilt sie schon als Ikone: Immer wieder hat Ursula Haverbeck den Holocaust geleugnet, spricht öffentlich von der Auschwitz-Lüge. Mehrfach ist die mittlerweile 88-Jährige bereits wegen Volksverhetzung verurteilt worden. Doch in Hamburg lässt eine rechtskräftige Verurteilung auf sich warten. Nachdem vom Amtsgericht Mitte gegen Haverbeck bereits im November 2015 eine Freiheitsstrafe von zehn Monaten ohne Bewährung verhängt wurde und sie gegen die Verurteilung in Berufung ging, gab es noch immer keine Verhandlung in der zweiten Instanz. Bislang wurde der Prozess nicht einmal terminiert. Wegen einer überlangen Verfahrensdauer könnte es für die Angeklagte zu einem Strafnachlass kommen.

Haftsachen nehmen insgesamt zu

"Keine Frage, das Berufungsverfahren dauert zu lange. Das würden wir uns wirklich anders wünschen", sagte Gerichtssprecher Kai Wantzen dazu. "Tatsächlich kommt es aber leider vor, dass einzelne Verfahren wie dieses immer wieder zurückgestellt werden müssen, weil andere Verfahren Vorrang haben." Das seien vor allem jene Verfahren, in denen sich die Angeklagten in Untersuchungshaft befänden. Solche Haftsachen nähmen insgesamt zu, und die Belastungssituation in den Berufungskammern sei seit geraumer Zeit sehr angespannt. Wantzen: "Das Landgericht hat jetzt reagieren können und zum 1. Februar eine Kleine Strafkammer zusätzlich besetzt. Von daher können wir damit rechnen, dass auch dieses Verfahren bald verhandelt werden kann." Der NDR hatte als Erstes über die lange Verfahrensdauer berichtet.

Haverbeck stand in Hamburg vor Gericht, weil sie am Rande des Prozesses gegen den mittlerweile verstorbenen SS-Mann Oskar Gröning in Lüneburg den Holocaust geleugnet hatte. Später hatte das NDR-Magazin "Panorama" ein Interview mit Haverbeck geführt, in dem diese wiederholte, es habe sich bei Auschwitz um ein "Arbeits- und kein Vernichtungslager" gehandelt. Im Prozess hatte die Unbelehrbare ihre Thesen wiederholt, gefeiert von etlichen Bewunderern.

Bildunterschrift: Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck (88).

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Kreis Paderborn, 26.03.2018:

Pressemitteilung / Wie rechtspopulistische Bewegungen Geschichte gebrauchen

Mythen und Argumentationsmuster / Geschichtspolitik als Kulturkampf: Vortrag mit Michael Sturm am Donnerstag, 12. April, um 19 Uhr in der Wewelsburg

Kreis Paderborn (krpb). Rechtspopulistische Bewegungen polemisieren lautstark gegen eine vermeintliche "Überfremdung" oder "Islamisierung" Deutschlands oder des "Abendlandes". In ihren Argumentationsmustern spielt der Verweis auf Geschichte eine zentrale Rolle. Entweder, um eine angeblich bessere Vergangenheit zu verklären, oder um eine gemeinsame, "exklusive", kulturell und ethnisch homogene Identität zu beschwören. Am Donnerstag, den 12. April, um 19 Uhr widmet sich Michael Sturm den Mythen und Argumentationsmustern aktueller rechtspopulistischer Strömungen in der Wewelsburg. Der Eintritt ist frei.

Michael Sturm ist Historiker und pädagogisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter im Geschichtsort Villa ten Hompel in Münster. In seinem Vortrag zeigt er auf, welche strategische Bedeutung hinter dieser Geschichtspolitik steckt und welche Herausforderungen sich daraus für eine demokratisch orientierte, historisch-politische Bildung ergeben.

Der Vortrag im Filmraum mit anschließender Diskussion eignet sich für Erwachsene und Jugendliche ab 15 Jahren. Der Zugang erfolgt durch die Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933 - 1945.

Am Vortragsabend ist die Sonderausstellung "Drei Steine" bis 18.45 Uhr geöffnet.

Hintergrund zur Sonderausstellung "Drei Steine":

"Drei Steine" ist die einzige authentische Geschichte in Deutschland eines Opfers rechter Gewalt. Nils Oskamp hat sich seine Erlebnisse von der Seele gezeichnet. Entstanden ist daraus die Graphic Novel "Drei Steine", in der Oskamp von seinen Konflikten mit der Neonazi-Szene in Dortmund-Dorstfeld Anfang der 80er-Jahre berichtet. Es war eine Auseinandersetzung, die ihn fast das Leben gekostet hätte. Originalseiten, Studien, Storyboards und Videoclips des Künstlers werden in einer Ausstellung gezeigt, die noch bis zum 29. April im Sonderausstellungsraum der Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg zu sehen ist. Auch hier ist der Eintritt frei.

Bildunterschrift: Michael Sturm, Historiker und pädagogisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter im Geschichtsort Villa ten Hompel, Münster.

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