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Westfalen-Blatt / Zeitung für Schloß Holte-Stukenbrock , 12.01.2018 :

Heute im Lokalteil / Schub für Gedenkstätte Stalag

Unter der Leitung des Landtagspräsidenten André Kuper hat die Gedenkstätte Stalag 326 Senne weiteren Schub erhalten. In der Steuerungsgruppe wurden Schritte zur weiteren Entwicklung besprochen.

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Neue Westfälische, 03.01.2018:

Land will Stukenbrocker Gedenkstätte stärker fördern

Stalag 326: Der NRW-Kulturstaatssekretär spricht von einer "internationalen Bedeutung" des Ortes / Als nächstes muss ein Gesamtkonzept her / Die Universität Bielefeld plant eine große Historiker-Tagung / Der Lenkungskreis tagt am 11. Januar

Von Lothar Schmalen

Schloß Holte-Stukenbrock. Die NRW-Landesregierung ist bereit, bei der Weiterentwicklung der Dokumentationsstätte Stalag 326 in Schloß Holte-Stukenbrock zu einer größeren Gedenkstätte Unterstützung, auch finanzieller Art, zu leisten. Das hat Klaus Kaiser (CDU), parlamentarischer Staatssekretär im NRW-Kulturministerium, im Gespräch mit dieser Zeitung zugesichert. "Dieser Ort hat nationale und internationale Bedeutung. Es ist sehr sinnvoll, hier Erinnerungsarbeit zu leisten und Geschichte im Sinne historischer und politischer Bildung darzustellen", sagte Kaiser.

Er reagiert mit diesen Äußerung auch auf eine Initiative von Landtagspräsident André Kuper (CDU, Rietberg), der in einem Lenkungskreis alle wichtigen Personen und Institutionen versammelt hat, um das Projekt Gedenkstätte Stalag 326 voranzubringen. Der hochkarätige Lenkungskreis trifft sich am Donnerstag, 11. Januar, im Rathaus von Schloß Holte-Stukenbrock zum zweiten Mal. Die zum Kulturministerium gehörende Landeszentrale für politische Bildung fördert die von einem Förderverein seit 1997 betriebene Dokumentationsstätte in Stukenbrock-Senne seit mehreren Jahren. Für 2018 ist der Ansatz noch einmal um 75.000 Euro erhöht worden, wie Hans Wupper, Leiter des Referats Gedenkstättenförderung in der Landeszentrale für politische Bildung, erläuterte.

Der Staatssekretär betonte, dass als nächste Schritte ein Gesamtkonzept über die museale Arbeit und die daraus resultierenden baulichen Erfordernisse sowie eine Verbreiterung des wissenschaftlichen Fundaments erforderlich seien. Ein erster Schritt zu Letzterem ist eine große wissenschaftliche Tagung an der Universität Bielefeld, die zur Zeit vom Historiker Thomas Welskopp vorbereitet wird.

Das Symposium soll den historischen Kontext des Stammlagers 326 durchleuchten. Stalag 326 mit dem dazugehörenden Friedhof war das größte Lager für sowjetische Kriegsgefangene auf dem Boden des ehemaligen Deutschen Reiches. Die Kriegsgefangenen aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion waren nach den Juden die zweitgrößte Opfergruppe des zweiten Weltkriegs.

In dem Symposium geht es um den generellen Umgang mit sowjetischen Kriegsgefangenen durch die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg im Rahmen des "Unternehmens Barbarossa", dem Vernichtungskrieg gegen die UdSSR. Das Alleinstellungsmerkmal der Gedenkstätte Stalag 326 in Stukenbrock bestehe darin, dass die Leiden, Misshandlungen und das willkürliche Verhungern-Lassen der sowjetischen Kriegsgefangenen bis heute keinen anderen würdigen Gedenkort von überregionaler Bedeutung in Deutschland gefunden hat, sagt der Historiker Welskopp.

Der Westfälische Heimatbund mit dem Vorsitzenden Matthias Löb an der Spitze plant außerdem einen Aufruf an alle 550 Heimatvereine mit ihren insgesamt 130.000 Mitgliedern. Der Aufruf richtet sich an Zeitzeugen, die über den Einsatz der sowjetischen Kriegsgefangenen aus Stukenbrock in der Wirtschaft oder über andere Aspekte des Umgangs mit den sowjetischen Kriegsgefangenen berichten können.

Auch die Dokumentationsstätte unter der Leitung von Fördervereinsgeschäftsführer Oliver Nickel dehnt ihre Arbeit weiter aus. Bislang geht es bereits um pädagogische Angebote für Schülergruppen, Vorbereitungen für ein Gesamtkonzept und Archiv-Arbeiten. Zum Jahresbeginn hat eine weitere Kraft ihre Arbeit aufgenommen. Sie befasst sich um die Aufarbeitung der Nachfolgenutzung des Stukenbrocker Geländes als Flüchtlingslager nach dem Krieg.

Doktorarbeit über das Lager

An der Universität Bielefeld entsteht zur Zeit eine Doktorarbeit über eine der Nachnutzungen des Lagers Stalag 326, das "Internierungslager Eselheide", in dem die Briten 1946/47 NS-Funktionäre und mutmaßliche Kriegsverbrecher festsetzten.

Bildunterschrift: Unterstützer: Kulturstaatssekretär Klaus Kaiser.

Bildunterschrift: Bereitet ein Symposium vor: Der Historiker Thomas Welskopp.

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Neue Westfälische, 30.12.2017:

Regionalrat unterstützt Stalag-Gedenkstätte

Resolution: Das Gelände des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers in Schloß Holte-Stukenbrock soll in seiner Bedeutung deutlich aufgewertet werden / Dort starben im Zweiten Weltkrieg etwa 65.000 zumeist russische Soldaten

Von Matthias Bungeroth

Detmold / Schloß Holte-Stukenbrock. Der Detmolder Regionalrat schließt sich einmütig den Bestrebungen an, die Dokumentationsstätte Stalag 326 zu einer Gedenkstätte von nationaler Bedeutung weiterzuentwickeln. Eine entsprechende Resolution verabschiedete das Gremium in seiner letzten Sitzung dieses Jahres. Bereits im November hatte diese Zeitung exklusiv berichtet, dass sich ein 15-köpfiger Lenkungskreis unter dem Vorsitz des Landtagspräsidenten André Kuper aus Rietberg eine entsprechende Initiative entwickeln will. Auf dem Gelände des einstigen Kriegsgefangenenlagers, das am 2. April 1945 von US-amerikanischen Truppen befreit wurde, kamen nach Schätzungen bis zu 65.000 Soldaten ums Leben. "Die Überreste des "Stalag 326" und der Ehrenfriedhof für sowjetische Kriegsgefangene bilden in der Bundesrepublik einen einzigartigen Gedenkort", heißt es in der Resolution. Sie erkennt "die im Wesentlichen ehrenamtlich getragene Arbeit in der Gedenk- und Dokumentationsstätte ausdrücklich an" und bittet das Land NRW sowie den Bund um finanzielle Unterstützung, um das angestrebte Ziel zu erreichen.

"Wir können nicht mehr tun, als dafür zu werben", sagt der Vorsitzende des Regionalrats, Reinold Stücke (CDU) dieser Zeitung auf Anfrage. Eines ist für Stücke klar: "Alleine mit den vorhandenen Gebäuden kann man das nicht machen." Zu hoffen sei deshalb zudem, dass man das Projekt auch in die Regionale 2022 einbinden könne.

Bildunterschrift: 6. Mai 2015: Der damalige Bundespräsident Joachim Gauck (l.) besucht die Gedenkstätte des Stalag 326.

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Neue Westfälische, 07.11.2017:

Schub für die Gedenkstätte Stalag 326

Lenkungskreis: Landtagspräsident Kuper zieht eine positive Bilanz und würdigt die ehrenamtliche Arbeit / Ein Symposium der Uni Bielefeld soll wissenschaftliche Erkenntnisse über das Lager vertiefen

Von Lothar Schmalen

Schloß Holte-Stukenbrock. Vertreter verschiedener politischer Parteien und Einrichtung in Ostwestfalen-Lippe haben beschlossen, bei der Weiterentwicklung der Dokumentationsstätte Stalag 326 in Stukenbrock zu einer Gedenkstätte von nationaler Bedeutung an einem Strang zu ziehen. Das hat NRW-Landtagspräsident André Kuper, der Vorsitzende eines neuen Lenkungskreises für die Gedenkstätte, nach der ersten Sitzung des Gremiums erklärt. Unter der Koordination des Landtagspräsidenten soll nun zunächst ein Gesamtkonzept für die Gedenkstätte erarbeitet werden.

Ein erster wichtiger Schritt ist die weitere wissenschaftliche Aufarbeitung der Geschehnisse auf dem Gelände in Stukenbrock. Für das kommende Jahr ist ein großes wissenschaftliches Symposium an der Universität Bielefeld unter Leitung des Historikers Thomas Welskopp in Zusammenarbeit mit dem Förderverein Stalag 326 geplant. Mit der Nutzung des ehemaligen Lager-Areals als Heimstatt für Flüchtlinge aus dem Osten des ehemaligen Deutschen Reiches (Sozialwerk Stukenbrock) soll sich außerdem ein Workshop befassen, den das Landeskirchliche Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen organisieren werde, berichtete Kuper weiter.

Der Landtagspräsident würdigte im Gespräch mit dieser Zeitung das leidenschaftliche ehrenamtliche Engagement des Fördervereins Stalag 326 um dessen Vorsitzenden Manfred Büngener und Geschäftsführer Oliver Nickel. "Ohne diese langjährige Arbeit wäre die Erinnerung an das Schicksal der Tausenden von sowjetischen Soldaten längst verblasst", so Kuper. Der Förderverein und dessen ehrenamtliche Mitarbeiter müssten deshalb "auf jeden Fall" in die Weiterentwicklung der Gedenkstätte eingebunden werden.

Dem Lenkungskreis gehören auch Staatssekretär Klaus Kaiser (CDU) aus dem NRW-Kulturministerium an, das die Dokumentationsstätte in Stukenbrock zurzeit mit 85.000 Euro fördert. Der Lenkungskreis geht davon aus, dass der Landeszuschuss für die Gedenkstätte weiter steigt. Nahziel ist es, die bisherige halbe Geschäftsführungsstelle in der Dokumentationsstätte auf eine ganze Stelle auszuweiten. Außerdem will die Regionalstelle des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge ihre pädagogische Arbeit in Ostwestfalen-Lippe künftig von Stukenbrock aus koordinieren. Das habe die Regionalvorsitzende des Volksbundes, Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl, zugesagt, berichtete Kuper. Thomann-Stahl gehört ebenfalls dem Lenkungskreis an.

Die Initiatoren setzen allerdings auch auf weitere Mittel von Land und Bund. Güterslohs Landrat Sven-Georg Adenauer (CDU) sagte zu, der Kreis Gütersloh werde prüfen, inwieweit für die Gedenkstätte 326 auch Gelder der Regionale 2022, für die OWL den Zuschlag des Landes NRW erhalten hat, genutzt werden können. Geklärt werden muss auch noch, wer der Träger einer großen Gedenkstätte in Stukenbrock werden soll. Der FDP-Landtagsabgeordnete Stephen Paul (Herford), brachte den Landschaftsverband Westfalen-Lippe als Träger ins Gespräch. Paul, der ebenfalls Mitglied im Lenkungskreis ist, war bis zu seiner Wahl in den Landtag im Mai dieses Jahres lange Jahre Sprecher der FDP-Fraktion in der Landschaftsversammlung in Münster.

Weil bei der wissenschaftlichen Aufarbeitung und der späteren Dauerausstellung auch die Nachnutzung als Flüchtlingsheimstatt für ehemalige Ostdeutsche berücksichtigt werden soll, seien auch Zuschüsse des NRW-Flüchtlingsministeriums denkbar, sagte der frühere Landtagsabgeordnete Günter Garbrecht (Bielefeld), der für die SPD im Lenkungskreis sitzt.

Der Lenkungskreis will sich bereits Anfang Januar zu einer zweiten Sitzung treffen.

Erst Stalag 326, dann Heimstatt für Ost-Flüchtlinge

Die Geschichte des Geländes in Stukenbrock, auf dem sich von 1941 bis 1945 das Stammlager (Stalag) 326 für Kriegsgefangene der Deutschen Wehrmacht befand, spiegelt die tragische deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert wider. Erst die unmenschliche Behandlung von Kriegsgefangenen, die allermeisten von ihnen kamen aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion, durch das NS-Regime mit Tausenden von Toten, dann 1946 / 47 die Internierung von NS-Angehörigen, die im Verdacht standen, Kriegsverbrecher zu sein, durch die Briten und schließlich von 1948 bis 1972 die vorläufige Unterbringung von insgesamt 220.000 Deutschen, die in der Folge des von Nazi-Deutschland vom Zaun gebrochenen Krieges aus den östlichen Teilen des zusammengebrochenen Deutschen Reiches fliehen mussten - und das alles auf einem einzigen Areal.

Bildunterschrift: Historischer Moment: Befreiung des Stalags 326 durch US-Truppen am 2. April 1945.


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