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Veranstaltungen / Nachrichten , 21.09.2010 :

Tages-Chronologie von Dienstag, 21. September 2010

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Veranstaltungskalender:


Dienstag, 21. September 2010 von 10.00 bis 18.00 Uhr:

Ausstellung "Kein Kinderspiel - Jüdische Kinder während des Zweiten Weltkrieges"

Ausstellungsort:

Bielefelder Bauernhaus-Museum
Dornberger Straße 23
33619 Bielefeld

www.bielefelder-bauernhausmuseum.de

Ausstellungsdauer:

Vom 12. September bis 19. Dezember 2010, dienstags bis freitags von 10.00 bis 18.00 Uhr und samstags und sonntags von 11.00 bis 18.00 Uhr.

Ausstellung "Kein Kinderspiel"

In der Ausstellung geht es um die schlimmen Lebensumstände jüdischer Mädchen und Jungen in der Zeit des Nationalsozialismus.

Die Ausstellung wurde von der "Stichting Vrienden van Yad Vashem Nederland" und Joop Levy, der als Kind selbst vor den Nationalsozialisten in den Niederlanden untertauchen musste, zusammengestellt. Auf 15 Tafeln ist die trostlose Lebensgeschichte jüdischer Kinder vor dem und während des Zweiten Weltkrieges dargestellt. Auch diese Mädchen und Jungen wurden während der NS-Herrschaft als minderwertig diffamiert, vom Leben in ihren Wohnorten abgeschnitten, öffentlich beschimpft und verstoßen und zum Schluss sogar, wie fast alle ihre Verwandten, deportiert. Viele kamen dann in den Konzentrationslagern um, andere wiederum überlebten die Verfolgung in Verstecken.

Nur ganz wenige kümmerliche Spielzeuge dieser Kinder sind erhalten geblieben. Aber gerade die in der Ausstellung gezeigten Exponate aus verschiedenen Ländern Europas - versehen mit "Erzähltexten" der Kinder und ergänzt um Fotos - vermitteln eindringliche Geschichten: Von dem jüdischen Puppenfabrikanten, der plötzlich nur noch Puppen für jüdische Kinder machen durfte und an die Kleider dieser Puppen einen gelben Stern nähen musste; vom "Ghettopoly" (einem Monopolyspiel über das Ghetto Theresienstadt) und von einem Knuffelbären, der auch eine Lagerkleidung tragen musste.

Oft war dies das einzige Spielzeug der Kinder - eine Erinnerung an das Leben vor dem Nazi-Terror und Trost in einsamen Stunden.

Für die Begleitung der Ausstellung zeichnet Joop Levy von der "Stichting Vrienden van Yad Vashem Nederland" verantwortlich. Sein Spielzeug, ein Holzflugzeug, ist in der Ausstellung zu sehen.

Zur Ausstellung wurde auch didaktisches Material erarbeitet, unter anderem eine DVD mit dem Titel "Ich bin ein echter Glücksvogel", in der Joop Levy in Bezug auf sein Holzflugzeug mit drei Schülerinnen über seine von schlimmen Erlebnissen geprägte Jugendzeit spricht.


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Dienstag, 21. September 2010 um 15.00 Uhr:

Vortrag von Dr. Volker Beckmann und Ulrich Maaß: Jüdisches Leben in Werther und die Synagoge

Veranstaltungsort:

Haus Tiefenstraße
Tiefenstraße 5
33824 Werther

Dr. Volker Beckmann, Autor des Buches "Juden in Werther" und der Heimatforscher Ulrich Maaß geben gemeinsam einen Einblick in das jüdische Leben in Werther.

Eine Veranstaltung im Rahmen der Wanderausstellung "9.11.1938. Reichspogromnacht in OWL" und der Ergänzungsausstellung "Spuren. Jüdisches Leben in Werther", die vom 16. September bis 10. Oktober 2010 in der Begegnungsstätte Haus Werther präsentiert wird.


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Dienstag, 21. September 2010 von 15.00 bis 18.00 Uhr:

Wanderausstellung "9.11.1938. Reichspogromnacht in OWL" und Ergänzungsausstellung "Spuren. Jüdisches Leben in Werther"

Ausstellungsort:

Begegnungsstätte Haus Werther
Schloßstraße 36
33824 Werther

www.stadt-werther.de

Ausstellungsdauer und Öffnungszeiten:

Vom 16. September (Eröffnung) bis 10. Oktober 2010, dienstags bis freitags von 15.00 bis 18.00 Uhr, samstags von 14.00 Uhr bis 16.00 Uhr und sonntags von 11.00 bis 13.00 Uhr.

Reichspogromnacht in OWL - Jüdisches Leben in Werther

Die Reichspogromnacht jährte sich 2008 zum siebzigsten Mal. Dies war Anlass für das Staatsarchiv NRW in Detmold - in Zusammenarbeit mit weiteren kommunalen Archiven in Ostwestfalen-Lippe - eine Ausstellung zu konzipieren, welche die Ereignisse des 09.11.1938 hier in der Region in den Mittelpunkt stellt. Brigitte Sonntag und Ute Dausendschön-Gay wurden im Rahmen ihrer Recherchen als Stadtführerinnen auf das Projekt aufmerksam und gewannen die Stadt Werther dafür, die Wanderausstellung auch in Werther zu zeigen.

Die Ausstellung zeichnet nach, wie sich in dem so genannten "Wendejahr 1938" der Übergang von der Diskriminierung und Ausgrenzung der deutschen Jüdinnen und Juden bis hin zum Holocaust vollzog. In vier Phasen wird die Verschlechterung der Stellung der jüdischen Bevölkerung dargestellt, und die einzelnen Etappen werden an konkreten Ereignissen in der Region verdeutlicht.

Ein weiteres Thema ist die Aufarbeitung der Pogromnacht durch die Deutsche Justiz nach 1945. Hier wird beispielhaft gezeigt, dass es der deutschen Rechtsprechung zu dieser Zeit an Distanz zur nationalsozialistischen Ideologie fehlte.

Außerdem wird die jüngere Aufarbeitungsgeschichte betrachtet, die sich in Gedenkstättenarbeit oder in Erinnerungskultur allgemein manifestiert.

Ziel der Ausstellung ist es, den Kultur- und Bildungseinrichtungen sowie Initiativen, die vor Ort arbeiten, durch den vergleichenden Blick auf die Ereignisse in der Region neue Impulse zu geben. Damit soll erreicht werden, dass das Gedenken nicht zu einem bloßen Ritual erstarrt.

Die Wanderausstellung besteht im Wesentlichen aus Bild- und Textdokumenten. Unter den wenigen Exponaten, die sich in der Ausstellung befinden, werden einige jedoch in besonderem Maße das Interesse der Wertheraner Bürgerinnen und Bürger auf sich ziehen: Ausgestellt werden Teile der Kultgegenstände aus der ehemaligen Synagoge in Werther, die sichergestellt und somit gerettet wurden. Es handelt sich um ein Thoraschild und zwei Thoraaufsätze; Schmuck von Thorarollen, die nach dem Krieg an die Jüdische Gemeinde Bielefeld übergeben wurden und bis heute beim Gottesdienst in Gebrauch sind.


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Dienstag, 21. September 2010 um 19.00 Uhr:

Informations- und Mobilisierungsveranstaltung zur Demonstration gegen den Abschiebeknast Büren am 25. September 2010

- Aktuelle Informationen unter: www.aha-bueren.de

Veranstaltungsort:

Oberstufen-Kolleg
an der Universität Bielefeld
Universitätsstraße 25
Feld 2
33615 Bielefeld

www.uni-bielefeld.de/OSK/

Es reicht! Abschiebeknäste schließen - Abschiebungen stoppen!

Ein Urlaub am Mittelmeer, ein Studienaufenthalt in den USA, ein beruflicher Neuanfang in Schweden - für viele Deutsche ist das Normalität und integraler Bestandteil ihres Lebens. Für die meisten Menschen jedoch ist das Recht auf Freiheit und Freizügigkeit nur ein Traum.

Vor zwanzig Jahren feierte der kapitalistische Westen den Fall der Berliner Mauer als einen Sieg der Freiheit. Endlich sollte der Artikel 13 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 Geltung erlangen: "Jeder hat das Recht, jedes Land, einschließlich seines eigenen, zu verlassen und in sein Land zurückzukehren."

Doch während innerhalb Europas die Reisefreiheit zunahm, forcierten die EU-Innenminister eine Militarisierung der Grenzkontrollen - mit tödlichen Folgen. Im Osten verlangte die Europäische Union von ihren Beitrittskandidaten eine entschlossene Überwachung der Grenzen. Jeder dieser neuen Mitgliedstaaten sollte seine eigene Berliner Mauer errichten. Nach Süden wurde die Grenze schrittweise auf den afrikanischen Kontinent vorverlagert. Bis heute hat die Festung Europa mehr als 12.000 Opfer gefordert, die meisten im Mittelmeer.

Das Recht zu reisen und zu leben, wo man möchte, gilt nicht für Menschen mit der “falschen” Hautfarbe, Staatsangehörigkeit und niedrigem Kontostand. MigrantInnen werden abwechselnd als "Illegale" oder als "Opfer" eingestuft und wie international operierende Menschenhändler verfolgt, sobald sie einander beistehen.

Flucht und Migration sind einerseits Reaktionen auf die massive Ausplünderung und die fortgesetzten Verwüstungen nicht nur im globalen Süden. Sie drücken aber gleichzeitig den Anspruch auf ein besseres Leben und Einkommen aus, der sich in der Konfrontation mit dem globalen Apartheidregime zu einem Kampf um gleiche soziale Rechte verdichtet.

MigrantInnen hier und auf der ganzen Welt unterlaufen die staatlichen Versuche der Steuerung und Verhinderung von Wanderungsbewegungen. Indem die MigrantInnen gegen das globale Ausbeutungsgefälle wandern, wird ihre Bewegung zu einer vor allem sozialen, zumeist stillen und politisch nicht artikulierte (Wieder-)Aneignungsbewegung.

Abschiebehaft, Lager, Residenzpflicht

In Deutschland sind Flüchtlinge vielfachen rassistischen Diskriminierungen unterworfen. Mit dem Asylbewerberleistungsgesetz wurde ein Sonderrecht geschaffen, das die Rechte der Betroffenen in gravierender Weise mit Füßen tritt. Flüchtlinge im Asylverfahren unterliegen der so genannten Residenzpflicht, die sie daran hindert, den eigenen Landkreis ohne Genehmigung zu verlassen. Die Fahrt zum Arzt in die nächstgrößere Stadt wird so zur Straftat. Vielfach sind die Menschen gezwungen, in Lagern außerhalb von Dörfern und Städten zu leben, unter miserablen Bedingungen, versorgt nur mit Lebensmittelgutscheinen oder Esspaketen. Und nicht zuletzt steht über allem die ständige Drohung von Inhaftierung und Abschiebung.

Warum wir in Büren demonstrieren

Zwischen der Kleinstadt Büren im Kreis Paderborn und einer Autobahnauffahrt liegt versteckt im Wald der mit mehr als 300 Haftplätzen größte Abschiebeknast Deutschlands. Für 35 Millionen Mark ließ die nordrhein-westfälische Landesregierung vor 17 Jahren ein früheres Kasernengelände der belgischen Armee zum Hochsicherheitsknast umbauen. Die Menschen die hier eingesperrt sind, haben gegen kein Gesetz verstoßen.

Die meisten von ihnen sind vor Bürgerkrieg, Armut, Folter und Mord aus ihrer Heimat geflohen. Um einen Menschen in Abschiebehaft zu stecken, reicht allein der "begründete Verdacht" aus, dass sich dieser seiner Abschiebung entziehen will. Bis zu 18 Monaten kann dann die Inhaftierung dauern, was keine Seltenheit ist. Zur "Disziplinierung" von Gefangenen werden Arreststrafen verhängt, das heißt: bis zu vier Wochen Leben in totaler Isolierung, ohne Radio, Zeitung, Fernsehen, Bücher, Telefon, ohne Kontakt zu Mithäftlingen.

Am 30. August 1999 verbrannte Rachid Sbaai in einer Isolationszelle des Bürener Knastes, als einer von vielen Opfern in Abschiebehaft. Erst jüngst haben sich zwei Häftlinge in Hamburg und ein Inhaftierter in Hannover in Abschiebehaft das Leben genommen. Tote, die die herrschende Abschiebepolitik zu verantworten hat.

Abschiebungen stoppen!

Nach dem offiziellen Ende des Bürgerkrieges im ehemaligen Jugoslawien haben die europäischen Staaten damit begonnen, Menschen aus dieser Region rigoros dorthin zurück zu schieben. Dabei spielt es keine Rolle, wie lange diese Menschen bereits hier leben. Für viele ist Deutschland zu ihrem Lebensmittelpunkt geworden. Sie haben hier Arbeit und Freunde gefunden, Familien gegründet und Kinder bekommen, die hier zur Schule gehen.

Im Kosovo erwartet sie meist nichts. Besonders hart trifft es Angehörige von Minderheiten, Roma, Ashkali und Ägypter. Ihr Besitz ist im Krieg entweder zerstört oder geplündert worden, nach wie vor werden Minderheiten im Kosovo diskriminiert und rassistisch verfolgt. Sie sind gezwungen, in Flüchtlingslagern zu leben oder bei Verwandten unterzukommen, sich von Müll und Almosen zu ernähren. Viele Kinder lernen ihre angebliche "Heimat" zum ersten Mal in ihrem Leben kennen.

Die Abschiebung von Roma in das Kosovo steht beispielhaft für das Unrecht der zwangsweisen Deportation von Menschen aus Deutschland und der EU.

Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht

Immer wieder setzen sich Betroffene gegen Abschiebungen und Abschiebehaft zur Wehr. Dabei handelt es sich nicht nur um individuelle Widerstandshandlungen, sondern auch um kollektiv geführte Kämpfe. Im September 2007 traten etwa 60 Gefangene im Bürener Knast in einen Hungerstreik, um gegen ihre Inhaftierung und Abschiebung zu protestieren. Auch im Abschiebeknast Hannover-Langenhagen sind im Juli diesen Jahres mehrere Häftlinge in einen Hungerstreik getreten.

Wir beharren auf dem Recht zu wandern, auf dem Recht zu bleiben, auf dem Recht auf Bewegungsfreiheit. Unsere Solidarität gilt den Verfolgten, den Illegalisierten, den Ausgebeuteten, den Abenteurern. Wer kommen will, soll kommen dürfen; wer bleiben will, soll bleiben dürfen!

Schlagbäume zu Zahnstochern! Abschiebeknäste zu Lichtungen!
Globale Bewegungsfreiheit und gleiche Rechte für alle!


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Dienstag, 21. September 2010 ab 19.00 Uhr:

Cafe Resistance - Offener antifaschistischer Treff

Veranstaltungsort:

Im Substanz
Fraz e.V.
Frankenstraße 25a
49082 Osnabrück

www.myspace.com/caferesistance

Wenn Kaffee trinken etwas verändern würde, wäre es verboten …

Doch könnt ihr bei einem Kaffee oder einem Bier mit Menschen, die der gesellschaftliche Normalzustand auch ankotzt, ins Gespräch kommen, Erfahrungen austauschen und Kontakte knüpfen. Im "Cafe Resistance - Offener antifaschistischer Treff" findet ihr immer aktuelle Infos zu Demos und Aktionen, könnt in interessanten Zeitungen und Broschüren stöbern oder einfach nur der Mukke lauschen. Neben dem gemütlichen Zusammensein laufen gelegentlich Filme zu Themen rund um Antifaschismus.

Deutschland in den Kaffee kotzen!

Cafe Resistance: Jeden ersten und dritten Dienstag im Monat: www.antifa-os.de


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Dienstag, 21. September 2010 um 19.30 Uhr:

Treffen des Aktionskreis Freie Senne

Veranstaltungsort:

Bürgerhaus
Rosenstraße 11
33189 Schlangen

Aktionskreis Freie Senne

In der vierteljährlichen Versammlung gegen die Kampfdörfer in der Senne kommen NaturschützerInnen, Friedensbewegte und BewohnerInnen aus den Anrainergemeinden zusammen, um gemeinsam Aktionen und Projekte zu organisieren.

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www.hiergeblieben.de - Zusammenfassung - Dienstag, 21. September 2010


Herford: Ein Bild vom Weltkriegs-Lazarett im Schützenhof

Das Herforder Kommunalarchiv dokumentiert ein Bild vom Lazarett im Schützenhof aus dem Ersten Weltkrieg.


Herford: Heiko Ploeger-Preis - "Wir sollten uns auf die Idee besinnen"

Das Auswahlgremium für den Heiko Ploeger-Preis in Herford hat sich in diesem Jahr gegen eine Preisvergabe entschieden. Die CDU hält Pfarrer Berthold Keunecke für nicht geeignet, weitere wählbare Kandidatinnen und Kandidaten gibt es nicht. Die Neue Westfälische sprach darüber mit dem Ploeger-Biografen Dieter Begemann. Heiko Ploeger wurde am 18. Januar 1944 in Herford verhaftet und in das Bielefelder Polizeigefängnis gebracht. Ploeger wurde des "Hochverrates" angeklagt und Ende Juni 1944 in das Gefängnis nach Hamm verlegt. Die NS-Richter des Oberlandesgerichtes Hamm verurteilten ihn am 17. August 1944 zum Tode. Am 15. September 1944 wurde Heiko Ploeger gemeinsam mit anderen Widerstandskämpfern in Dortmund hingerichtet.


Bielefeld: Gedenkfeier für die politisch Verfolgten auf dem Sennefriedhof

Heute legte die Arbeiterwohlfahrt zusammen mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund, der Stadt Bielefeld und der SPD bei einer Gedenkfeier auf dem Sennefriedhof zu Ehren der politisch Verfolgten Kränze nieder. "Wir sind den Männern, die für ihre demokratische Überzeugung in den Tod gingen, zutiefst dankbar", sagte Angelika Dopheide, Vorsitzende des Bielefelder Kreisverbandes der Arbeiterwohlfahrt (AWO), am Ehrenmal des Sennefriedhofs. 1945 wurde auf dem Friedhof diese Mahn- und Ehrenanlage für die Opfer des Nationalsozialismus eingerichtet: Im Juli 1944 wurden 12 Bielefelder Arbeiter vom so genannten Volksgerichtshof der Nationalsozialisten wegen angeblichen Hochverrats zum Tode verurteilt und am 15. sowie 22. September 1944 hingerichtet. 1970 wurde die Ehrenanlage neu gestaltet, vier Hinweissteine wurden an den Zugängen zu den Ehrenanlagen aufgestellt.


Bielefeld: Ausstellung "Kein Kinderspiel - Jüdische Kinder während des Zweiten Weltkrieges"

Die Ausstellung, die heute im Bielefelder Bauernhaus-Museum zu besichtigen ist, thematisiert auf 15 Tafeln die Lebensumstände jüdischer Mädchen und Jungen in der Zeit des Nationalsozialismus. Oft war dies das einzige Spielzeug der Kinder - eine Erinnerung an das Leben vor dem Nazi-Terror und Trost in einsamen Stunden.


Werther: Wanderausstellung "9.11.1938. Reichspogromnacht in OWL" und Stadtführung "Spuren jüdischen Lebens in Werther"

Werther. Die Wanderausstellung "9.11.1938. Reichspogromnacht in OWL" und Ergänzungsausstellung "Spuren. Jüdisches Leben in Werther" ist heute zu besichtigen. Die Ausstellung zeichnet nach, wie sich in dem so genannten "Wendejahr 1938" der Übergang von der Diskriminierung und Ausgrenzung der deutschen Jüdinnen und Juden bis hin zum Holocaust vollzog. Zu sehen sind dabei auch Teile der Kultgegenstände aus der ehemaligen Synagoge in Werther, die sichergestellt und somit gerettet wurden. Dr. Volker Beckmann, Autor des Buches "Juden in Werther" und der Heimatforscher Ulrich Maaß geben heute gemeinsam in einem Vortrag einen Einblick in das jüdische Leben in Werther. Am 19. September berichteten jüdische Zeitzeugen und Bürgerinnen und Bürger vor 240 Interessierten im evangelischen Gemeindehaus, wie sie die Reichspogromnacht in Werther erlebten. Auf den Spuren jüdischen Lebens führte ein Rundgang durch Werther entlang der Schauplätze früheren jüdischen Lebens am 18. September mit 30 teilnehmenden Personen.


Warburg: Rundgang auf jüdischen Spuren

Auf jüdischen Spuren in Warburg bietet die Volkshochschule einen Rundgang durch die Stadt am 24. September an. Der Gang führt durch die Neustadt zu den ehemaligen Wohnhäusern und Geschäftshäusern der jüdischen Familien.


Gütersloh: "Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge" organisiert Ausstellung

Unter dem Titel "Was heißt hier Frieden?!" organisiert der "Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge" eine Ausstellung in der Anne-Frank-Gesamtschule, die jetzt für drei Wochen zu sehen ist.


Stadthagen: Kein Neonazi-Problem im Landkreis Schaumburg?

In der Integrierten Gesamtschule Stadthagen ist die Ausstellung "Demokratie stärken - Rechtsextremismus bekämpfen" des Landesbüros Niedersachsen der Friedrich-Ebert-Stiftung bis zum 1. Oktober zu sehen. Merkwürdig dabei ist jedoch die von der Schaumburger Zeitung zitierte Einschätzung von Schule und Politik, dass "das Problem Rechtsextremismus in der Region Schaumburg nicht akut sei".


Herford: Solidarität mit Pfarrer Berthold Keunecke

Herford. Dr. Reinhard Gaede ergreift in einem Leserbrief an das Herforder Kreisblatt Partei für Pfarrer Berthold Keunecke, der einer kurdischen Asyl suchenden Frau mit zwei Töchtern Unterkunft gewährt hatte: "Seine Verurteilung zu einer Geldstrafe folgt dem Buchstaben des (Ausländer)-Gesetzes, widerspricht aber dem Geist unseres Grundgesetzes mit seinen Grundrechten zum Schutz des Menschen, der 'Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit' hat (Art. 2.2)." Anke Strathmann-Horn betont in einem Brief an die Redaktion an das Herforder Kreisblatt: Mit oder ohne Heiko Ploeger-Preis ist Herr Keunecke mit seiner gelebten Menschlichkeit ein großes Vorbild. Eine zwei Jahre dauernde Auseinandersetzung zwischen dem Herforder Pfarrer und der Staatsanwaltschaft Bielefeld wegen einer so genannten "Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt" ist kürzlich mit einem Vergleich beendet worden: Berthold Keunecke spendete 1.000 Euro an amnesty international, im Gegenzug wurde das Verfahren gegen ihn vor dem Landgericht Bielefeld jetzt eingestellt.


Kreis Gütersloh: Flüchtlinge müssen eigene Abschiebung bezahlen

Flüchtlinge im Kreis Gütersloh müssen für die Kosten ihrer Abschiebung zahlen. Das berichte Dr. Wolfgang Schwentker, Leiter der Abteilung Ordnung in der Kreisverwaltung, am 20. September in der Sitzung des Kreisausschusses. Es handele sich um Reisekosten, Verwaltungskosten, die Kosten für ärztliche Gutachten oder die Identifizierung, die den betroffenen Personen in Rechnung gestellt werde, zur Zeit gebe es 25 Fälle dieser Art, so Dr. Schwentker.


Lage: Film, Gespräch und Diskussion über die Alltagsgeschichte von 50 Jahren kubanischer Revolution

In Lage wird am 22. September der kubanische Dokumentarfilm "Zucker & Salz" in Anwesenheit von Elena Aragón und Angela Pernas, (Havanna), Akteurinnen des Films, sowie des Filmemacher Tobias Kriele vorgeführt. Der Film beleuchtet die Alltagsgeschichte der kubanischen Revolution sowie insbesondere die Rolle der Frauen in ihr.

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Artikel-Einträge in der Datenbank:


Herforder Kreisanzeiger / Neue Westfälische, 21.09.2010:
Wenn Mäusefraß den Zahn der Zeit symbolisiert / Ein Bild vom Weltkriegs-Lazarett im Schützenhof


Tageblatt für Enger und Spenge / Neue Westfälische, 21.09.2010:
"Wir sollten uns auf die Idee besinnen" / Kurz gefragt: Dieter Begemann zum Ploeger-Preis


Zeitung für Werther / Westfalen-Blatt, 21.09.2010:
Nach 72 Jahren wieder in einer Runde / Wertheraner und jüdische Emigranten berichten, wie sie die Reichspogromnacht erlebten


Zeitung für Werther / Westfalen-Blatt, 21.09.2010:
Jüdische Spuren sichtbar gemacht / Mehr als 30 Teilnehmer bei Stadtführung - auch Zeitzeuge Fred Alexander aus den USA


Warburger Kreisblatt / Westfalen-Blatt, 21.09.2010:
Jüdische Spuren / Rundgang mit der VHS


Warburger Zeitung / Neue Westfälische, 21.09.2010:
Auf den Spuren jüdischer Mitbürger


Gütersloher Zeitung / Neue Westfälische, 21.09.2010:
Frieden ist keine Selbstverständlichkeit / Ausstellung soll Schüler zum Nachdenken anregen


Schaumburger Zeitung, 21.09.2010:
IGS: Gegen Rassismus und für Toleranz


Herforder Kreisblatt / Westfalen-Blatt, 21.09.2010:
Aus Briefen an die Redaktion / "Keunecke hätte Preis verdient"


Radio Gütersloh, 21.09.2010:
Asylbewerber tragen Kosten für ihre Abschiebung


Gütersloher Volkszeitung / Die Glocke Online, 21.09.2010:
Kreisverwaltung weist Vorwürfe der SPD zurück


Gütersloher Zeitung / Neue Westfälische, 21.09.2010:
Vom Gesetzgeber so vorgegeben / Asylbewerber erhalten Rechnung für Abschiebung


Zeitung für Gütersloh, Rheda-Wiedenbrück, Rietberg und Harsewinkel / Westfalen-Blatt, 21.09.2010:
Mit der Abschiebung kommt die Rechnung / Asylbewerber müssen für ihre Verfahren bezahlen


Lippische Landes-Zeitung, 21.09.2010:
Alltag in Kuba

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Herforder Kreisanzeiger / Neue Westfälische, 21.09.2010:

Wenn Mäusefraß den Zahn der Zeit symbolisiert / Ein Bild vom Weltkriegs-Lazarett im Schützenhof

Von Dieter Begemann

Herford. Manchmal muss man die volkstümliche Redensart vom "Zahn der Zeit", der seine Spuren an alten Dingen hinterlässt, wörtlich nehmen. Die unübersehbaren Schäden an der Bildpostkarte, die heute vorgestellt wird, sind keine Alterserscheinungen, sondern die Folge von Mäusefraß.

Als das Kommunalarchiv vor einiger Zeit in einem Leipziger Antiquariat auf eine Serie mit drei Ansichtskarten von einem Lazarett gestoßen war, das während des Ersten Weltkriegs im Schützenhof bestanden hatte, kam vom Inhaber der etwas verschämte Hinweis, es gäbe sogar noch eine vierte, allerdings arg ramponierte Ansicht. Dann holte er die von Mäusen angefressene Aufnahme der verletzten Soldaten heraus.

Bilder aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, die eine Vorstellung vom Alltagsleben vermitteln, sind ungemein selten. Diese Tatsache verstärkt den vorherrschenden Eindruck, der Krieg habe vornehmlich in den grausamen Schlachten und Grabenkämpfen an der Westfront bestanden, während er den Menschen in der Heimat in der Hauptsache meist durch fehlende Lebensmittel begegnete ("Steckrübenwinter").

Tatsächlich waren die Herforder jedoch viel umfassender vom Krieg betroffen. Er begegnete ihnen nicht nur "an jeder Straßenecke", weil auf dem Bahnhof eine Verbands- und Erfrischungsstation für Soldaten und in der Stadt eine Sammelstelle für "Liebesgaben" (Spenden) an Frontsoldaten eingerichtet waren, oder weil alle älteren Schüler jeden Mittwoch- und Sonntagnachmittag zu einer "Vorschule für den Dienst im Heere und in der Marine" antreten mussten.

Zwar gab es noch keine offiziellen Kasernen in der Stadt, trotzdem waren ständig bis zu 600 Reserve-Infanteristen in drei Herforder Fabriken und im damaligen Stadttheater untergebracht. Sie wurden in der Stadt und im Umland gedrillt, um "für Gott, Kaiser und Vaterland" jene Soldaten zu ersetzen, die täglich in den Schützengräben an den Fronten starben. Ein Heim für Offiziere befand sich in der Höckerstraße, eine Art Standortverwaltung am Münsterkirchplatz und eine "Militärkrankenstube" an der Ecke Elverdisser- / Hermannstraße.

Hinzu kamen zwei Lazarette mit je 50 Betten in der Goltz- und in der Tribenstraße, sowie ein weiteres mit 174 Betten im Herforder Schützenhof. Küche und Pflege wurde in allen drei Lazaretten, wie es im städtischen Verwaltungsbericht heißt, von "Damen vom Vaterländischen Frauenverein" übernommen. Durch ein weiteres Lazarett mit 25 Betten am Katholischen Krankenhaus war in Herford eine Bettenkapazität für fast 300 Kriegsverletzte eingerichtet worden.

Fotos aus der "Kaiserzeit" werden von heutigen Betrachtern gerne mit leicht ironischem Blick auf gestärkte Kittelschürzen und gezwirbelte Männerbärte gesehen. Ein zusätzlich von Mäusen angeknabbertes Bild kann da leicht zum Unikum werden. Deshalb sollte nicht vergessen werden, dass es von dieser jahrelangen und umfassenden Militarisierung der Stadt bisher keine bekannten Aufnahmen gibt. Lediglich vom Schützenhof-Lazarett sind einige wenige Bildquellen bekannt. Das verdeutlicht, wie wichtig jedes einzelne Foto für die Überlieferung der Stadtgeschichte sein kann. Eine Ansicht mit Mäusefraß ist dabei sicher keine Augenweide. Angesichts der Bedeutung des Themas ist sie jedoch unverzichtbar.

Bilder retten

In der Serie "Herford - gestern und heute" zeigt Stadtarchivar Dieter Begemann alte Ansichten, die er als Postkarte auf Flohmärkten entdeckt oder von Bürgern erhalten hat. Begemann sucht auch 8-Millimeter- und Super-8-Filme. Wer Material zur Verfügung stellen möchte, kann sich unter Tel. (05221) 132216 an ihn wenden.

Bildunterschrift: Herford während des Ersten Weltkriegs: Mäusefraß hat das Foto mit verletzten Soldaten beschädigt. Es zeigt die Männer vor der Veranda im Park des Herforder Schützenhofes. Das Bild ist Teil einer Serie von mindestens vier Ansichtskarten.

Bildunterschrift: Blick in den großen Saal des Schützenhofes: In ihm war ein Lazarett mit 174 Betten eingerichtet.

Bildunterschrift: Außenansicht: Blick aus dem Park auf den Gebäudeteil mit dem Großen Saal des Schützenhofs, in dem das Lazarett untergebracht war.

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Tageblatt für Enger und Spenge / Neue Westfälische, 21.09.2010:

"Wir sollten uns auf die Idee besinnen" / Kurz gefragt: Dieter Begemann zum Ploeger-Preis

Kreis Herford. Das Auswahlgremium für den Heiko Ploeger-Preis in Herford hat sich in diesem Jahr gegen eine Preisvergabe entschieden. Wie berichtet, hält die CDU Pfarrer Berthold Keunecke für nicht geeignet, weitere wählbare Kandidaten gibt es nicht. NW-Volontärin Carmen Pförtner sprach darüber mit dem Ploeger-Biografen Dieter Begemann.

Herr Begemann, vor 22 Jahren hatten Sie die Idee, den Heiko Ploeger-Preis ins Leben zu rufen. Warum?

Dieter Begemann: Ich war fasziniert von dem Menschen Ploeger, der ein schlichtes Leben führte und doch in der Art, wie er mit anderen von einer besseren Zukunft sprach, etwas ganz Besonderes geleistet hat. Ich habe mich damals gefragt, was wir aus der Geschichte Ploegers lernen können.

Was können wir daraus lernen?

Begemann: Dass Engagement und Zivilcourage nicht immer mit großen Taten zusammenhängen müssen. Dass jeder auch mit kleinen Taten große Ziele erreichen kann. Und dass Zivilcourage nicht nur denen etwas abverlangt, die sie haben.

Was verlangt Zivilcourage den anderen ab?

Begemann: Es aushalten zu können, wenn jemand anders denkt als sie selbst; und dieses Andersdenken auch zu unterstützen, wenn damit dabei etwas Positives für die Gesellschaft herauskommt. Selbst wenn eigene Interessen dabei zurückgesteckt werden müssen.

Sie spielen auf die Entscheidung des Auswahlgremiums an, die Verleihung des Preises auszusetzen?

Begemann: Wir leben in einer demokratischen Gesellschaft, Diskussionen und kritische Geister sind erwünscht. Aber wir müssen aufpassen, dass der Grundgedanke durch solche öffentlichen Debatten keinen Schaden nimmt und dem zuwider läuft, wofür Ploeger steht.

Hätte Berthold Keunecke den Heiko Ploeger-Preis verdient?

Begemann: Pfarrer Keunecke wäre sicherlich ein würdiger Preisträger gewesen. Wenn diese Ehrung jetzt nicht durchsetzbar ist, muss zumindest geschaut werden, dass die Diskussion nicht der Idee des Preises schadet und in Gleichgültigkeit endet.

Finden Sie, dass der Preis ausgesetzt werden sollte?

Begemann: Nein. Den Preis nicht zu vergeben, wäre nicht im Sinne Ploegers.

Wie sähe eine Lösung aus?

Begemann: Die öffentlichen Debatten und Aufregungen müssten eingestellt werden. Vor allem sollten sich alle Beteiligten auf die grundsätzliche Idee des Heiko Ploeger-Preises besinnen.

Also sollte der Rat die Regularien der Verleihung nicht ändern oder überarbeiten?

Begemann: Nein. Wenn sich alle mal ein bisschen umschauten, fänden sie genügend Menschen, die eine Würdigung verdient hätten. Ein großes politisches Hickhack um den Preis wäre falsch. Wir sollten zwar diskutieren, aber das darf nicht dazu führen, dass wir uns einfachheitshalber auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen.

Bildunterschrift: Ploeger-Biograf: Dieter Begemann.

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Zeitung für Werther / Westfalen-Blatt, 21.09.2010:

Nach 72 Jahren wieder in einer Runde / Wertheraner und jüdische Emigranten berichten, wie sie die Reichspogromnacht erlebten

Von Eische Loose

Werther (WB). Als Kinder haben sie in den selben Straßen gespielt, sind zur selben Schule gegangen. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten änderte sich ihre Welt von heute auf morgen. 72 Jahre nach der Reichspogromnacht treffen sie sich wieder: Wertheraner, die ihr Leben hier verbrachten und die, die ihre Heimat als Kinder verlassen mussten, weil sie Juden sind.

Am Mikrofon und im vorab aufgezeichneten Interview schildern acht Wertheraner Zeitzeugen, wie sie den wachsenden Antisemitismus in Werther und die Reichspogromnacht am 9. November 1938 erlebten. Die 240 Besucher im evangelischen Gemeindehaus waren von den Erzählungen tief betroffen und nachhaltig beeindruckt.

"Wie können wir dieses Wissen an die jüngere Generation vermitteln?" Diese Frage stellten gleich mehrere Zuschauer nach den beeindruckenden Berichten der Zeitzeugen über die damaligen Geschehnisse. Eine Frage, die, wiewohl berechtigt, ein wenig rhetorisch erschien. Hatte doch niemand unter 30 Jahren zu dieser Veranstaltung am Sonntag in den übervollen Gemeindesaal gefunden. Im Gegenteil, mindestens ein Drittel der Besucher hätte ebenso gut wie der aus den USA angereiste Kurt-Wilhelm Weinberg, wie Hanna Wibbing, Margret Janssen, Anita Elvira Tullis, Rolf Schwarze, Heinrich Ellerbrake, Reinhard Hoppe und Paul-Heinz Wöhrmann in der ersten Reihe der Zeitzeugen sitzen können. Da beruhigt es nur, zu wissen, dass das Ehepaar Weinberg und Fred Alexander in dieser Woche noch mehrere Schulklassen in Werther und Borgholzhausen besuchen werden, um dort von ihren Erlebnissen zu berichten.

Vielfach begleitete zustimmendes Nicken die Erzählungen darüber, wie gut integriert und geachtet die Familien Weinberg und Sachs in Werther gewesen seien. Wilhelm Ellerbrake fügte sogar einen längeren Bericht über die Umstände der Verhaftungen an. Immer wieder wurde dabei die relative Verständnislosigkeit und scheinbare Hilflosigkeit angesichts der damaligen politischen Verhältnisse deutlich.

So sprach beispielsweise Rolf Schwarze darüber, mit welch naiver Verblüffung sein jüdischer Schulfreund Bernd Weinberg nicht verstand, warum er nicht beim Deutschen Jungvolk mitmachen durfte. Schließlich war er zuvor ein Hitlerjunge gewesen.

Auf ähnliche Weise habe er damals nicht begriffen, warum er sich als Neunjähriger eine Tracht Prügel einhandelte, als er seinem Vater erzählte, wie er mit gleichaltrigen Jungen im verlassenen "Judenhaus" gewesen sei, um dort Möbel und Fenster zu zerschlagen. "Wir hielten uns doch für Helden", sagte Schwarze.

Wilhelm Ellerbrake hingegen bekannte, lange nicht verstanden zu haben, warum Alfred Weinberg sich hartnäckig weigerte, auszuwandern. "Dann ging ich später mit meinem Vater in das verlassene Haus und fand auf dem frisch gemachten Bett die Uniform aus dem Ersten Weltkrieg", erzählte er und fügt deutlich erschüttert hinzu: "Da begriff ich: Alfred war zu sehr Deutscher. Er hatte uns Deutschen vertraut."

Andere Zeitzeugen erinnerten sich, dass ihre Formen des Widerstandes aus Angst subtil blieben. Für Margret Janssen, die damals schon in Bielefeld wohnte, bestand er beispielsweise schlicht darin, nicht zum "Zugucken" zur brennenden Synagoge zu fahren.

Bei so viel erfreulicher Offenheit war es jedoch schade, dass die einzige konkrete Frage unbeantwortet blieb: Scheinbar konnte oder wollte niemand über die Art und Weise sprechen, wie das damalige System funktionieren konnte, ob es Bespitzelungen gab oder Blockwarte, wie in Großstädten. Schade, läge doch gerade hier eine Erklärung, warum trotz des allgemeinen offensichtlichen Unrechtsverständnisses häufig nichts geschah.

Wer die Aufführung der Zeitzeugeninterviews verpasst hat, kann diese in einer Endlos-Schleife auch in der Wanderausstellung im Haus Werther ansehen.

Die Ausstellung

Die Wanderausstellung "9.11.1938 - Reichspogromnacht in OWL" und die lokale Ergänzungsausstellung "Spuren jüdischen Lebens in Werther" sind bis Sonntag, 10. Oktober, im Haus Werther zu sehen. Öffnungszeiten sind dienstags bis freitags 15 bis 18 Uhr, samstags 14 bis 16 Uhr und sonntags 11 bis 13 Uhr.

www.stadt-werther.de

Bildunterschrift: Erfreuliche Offenheit (von links): Rolf Schwarze, Anita Elvira Tullis, Hanna Wibbing, Margret Janssen, Paul-Heinz Wöhrmann, Kurt-Wilhelm Weinberg, Fred Alexander und Heinrich Ellerbrake berichteten aus erster Hand von der Zeit vor und um den 9. November 1938.

Bildunterschrift: Bericht aus zweiter Reihe: Wilhelm Ellerbrake (stehend) berichtete als weiterer Zeitzeuge.

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Zeitung für Werther / Westfalen-Blatt, 21.09.2010:

Jüdische Spuren sichtbar gemacht / Mehr als 30 Teilnehmer bei Stadtführung - auch Zeitzeuge Fred Alexander aus den USA

Werther (el). Vom Gefängnis über die Synagoge bis zur Schule: Die Stadt Werther zeigt überall noch Spuren jüdischen Lebens. Begleitend zur Wanderausstellung "9.11.1939 - Reichspogromnacht in OWL" zeigten Ute Dausendschön-Gay und Brigitte Sonntag mehr als 30 Interessierten, wo sie sich verstecken.

Ein Parkplatz oder ein Wohnhaus sind auch heute noch Hinweise auf die Zeit, als in Werther noch Juden lebten - für diejenigen, die die Zeichen zu lesen wissen. Bei der Stadtführung lernten die Anwesenden, genauer auf das zu achten, was sie umgibt.

Das begann zunächst am Haus Werther. Als alte Zigarrenfabrik steht es für das Erbe der Familie Weinberg. "Das Trauzimmer war das Elternschlafzimmer. Wo der Wintergarten ist, wurde früher gegessen", erzählte Ute Dausendschön-Gay. Alte Bilder verdeutlichten zusätzlich, wie das Leben damals ausgesehen haben muss.

Gleichzeitig zeigten die Stadtführerinnen und Initiatorinnen der Ausstellung, wie groß die Bedeutung dieser jüdischen Familie für die Wertheraner Wirtschaft ihrer Zeit war. Doch 1938 begann die "Arisierung" und damit die Enteignung der Juden. Damit verbunden war oft auch der Abriss alter Wohnhäuser.

So stand ein weiteres Weinberg-Haus dort, wo heute der Parkplatz vor dem Friseur Holzkämper eine Lücke in die sonst einheitliche Bebauung der Ravensberger Straße reißt. Das Nachbarhaus hatte ebenfalls der einflussreichen Familie gehört. Da es jedoch schon Jahrzehnte vor dem Nazi-Regime an Nicht-Juden verkauft worden war, wurde das Gebäude verschont und steht noch heute.

Die Tour führte über die Schloßstraße und das dortige Gefängnis zum Platz der Synagoge. Im Hinterhof der Apotheke ist ein erster Bau schon für 1781 nachgewiesen. Das Anwachsen der Jüdischen Gemeinde im 19. Jahrhundert machte dann eine Erweiterung auf 78 Quadratmeter nötig. "Kurt-Wilhelm Weinberg konnte sich noch erinnern, dass der Raum himmelblau und mit einer hölzernen Frauen-Empore ausgestattet war", sagte Sonntag.

Ein weiterer Zeitzeuge, Fred Alexander, der anlässlich der Ausstellung aus den USA angereist war, um Werther kennen zu lernen, konnte zusätzliche Einblicke geben. Denn die Anlage des Innenraums mit der Bima, dem Heiligtum in dem die Thora gelesen wird, lässt auf bestimmte Glaubenstraditionen schließen.

"Das bedeutet, dass die Wertheraner Juden einen spanisch-portugiesischen Hintergrund hatten und nicht aus Polen oder Russland kamen", sagte Alexander. Er selbst ist in Gelsenkirchen groß geworden. Sein Großvater Moses war aus Werther der besseren Lebensbedingungen wegen dorthin gezogen.

Fred Alexander emigrierte im Frühjahr 1939 aus Gelsenkirchen mit der Kinder-Verschickung nach London. Kurz zuvor erlebten die Wertheraner, wie die Synagoge zwar nicht in Brand gesteckt, so doch völlig demoliert wurde. Viele erinnerten sich, als Kinder in der Ruine gespielt zu haben. Dass es eine Synagoge gewesen sei, hätten sie weder gewusst noch dem Gebäude angesehen, sagten manche in der Rückschau.

Nach weiteren Stationen am Venghaussplatz und der Ampelschule stand es den Besuchern frei, zum jüdischen Friedhof zu gehen. "Wir werden den Friedhof jedoch nicht betreten, weil die Juden heute ihren wichtigsten Feiertag, Jom Kippur, feiern", sagte Dausendschön-Gay und erklärte: "Es ist ein Fastentag, an dem man normalerweise im stillen Gebet zu Hause bleibt. Wir wollen diese Tradition nicht brechen."

Bildunterschrift: Auch die Familie von Fred Alexander (rechts) lebte einst in Werther.

Bildunterschrift: Brigitte Sonntag erzählt den Teilnehmern der Stadtführung den Hintergrund der Geschichte des Haus' Werther.

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Warburger Kreisblatt / Westfalen-Blatt, 21.09.2010:

Jüdische Spuren / Rundgang mit der VHS

Warburg (WB). In der Reihe "Auf jüdischen Spuren in Warburg" bietet die VHS jetzt einen weiteren Rundgang durch die Stadt an. Er startet am Freitag, 24. September, um 18 Uhr am Museum im Stern. Die Leitung hat Christian Holtgreve.

Die frühesten Belege jüdischen Lebens in Warburg stammen aus dem 16. Jahrhundert. So stellten Bürgermeister und Rat der Städte Warburg am 3. Januar 1559 den Juden Simon von Cassel und Moses zu Calenberge einen Schutzbrief aus, nach dem sie "mit Weib und Kind und Hausgesinde" gegen Zahlung von 25 Talern pro Jahr innerhalb der Stadt wohnen durften. Danach entwickelte sich die Gemeinde zum Sitz des Landesrabbinats von Westfalen. In den Jahren 1941/1942 war das brutale Ende, als mehr als 150 jüdische Bürgerinnen und Bürger in den Tod deportiert wurden.

Der Gang führt durch die Neustadt zu den ehemaligen Wohnhäusern der jüdischen Familien sowie zu Geschäftshäusern wie den Vereinigten Kaufhäusern Block & Berg, die Geschäfte der Ehepaare Nassau und Rath, zum Strick- und Wollwarengeschäft von Selma und Meinhard Berg. Das Angebot ist kostenfrei.

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Warburger Zeitung / Neue Westfälische, 21.09.2010:

Auf den Spuren jüdischer Mitbürger

Warburg (NW/pur). Ein weiterer Rundgang, der sich mit den jüdischen Spuren in Warburg auseinandersetzt, findet nach Angaben der Volkshochschule (VHS) am Freitag, 24. September, ab 18 Uhr statt.

"Die Leitung hat Christian Holtgreve. Treffpunkt ist am Museum im 'Stern'. Die frühesten Belege jüdischen Lebens in Warburg stammen aus dem 16. Jahrhundert. So stellten Bürgermeister und Rat der Städte Warburg am 3. Januar 1559 den Juden Simon von Cassel und Moses zu Calenberge einen Schutzbrief aus, nach dem sie 'mit Weib und Kind und Hausgesinde' gegen Zahlung von 25 Talern pro Jahr innerhalb der Stadt wohnen durften. Danach entwickelte sich die 'Heilige Gemeinde' zum Sitz des Landesrabbinats von Westfalen.

In den Jahren 1941/1942 war das brutale Ende, als über 150 jüdische Bürgerinnen und Bürger in den Tod deportiert wurden. Der Gang führt durch die Neustadt zu den ehemaligen Wohnhäusern der jüdischen Familien, sowie zu den zum Teil großen Geschäftshäusern, wie den Vereinigten Kaufhäusern Block&Berg, die Geschäfte der Ehepaare Nassau und Rath, zum Strick- und Wollwarengeschäft von Selma und Meinhard Berg. Auch die zum Teil repräsentativen Wohnhäuser an der Kasseler Straße sind beredte Zeugen. Alle Interessenten sind herzlich eingeladen. Die Veranstaltung ist gebührenfrei", lädt die VHS Warburg ein.

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Gütersloher Zeitung / Neue Westfälische, 21.09.2010:

Frieden ist keine Selbstverständlichkeit / Ausstellung soll Schüler zum Nachdenken anregen

Gütersloh (lek). Der letzte Krieg auf deutschem Boden ist mehr als 60 Jahre vorbei. Immer weniger Zeitzeugen sind noch am Leben, um von den schrecklichen Geschehnissen des Ersten und Zweiten Weltkrieges zu berichten. Die Kriegsgräberfürsorge organisiert eine Ausstellung mit dem Titel "Was heißt hier Frieden?!", damit junge Generationen nicht vergessen, was damals passierte. In der Anne-Frank-Gesamtschule ist die Ausstellung jetzt für drei Wochen zu sehen.

"Uns betrifft jeder gewaltsame Konflikt auf der Welt, ein Beispiel ist der 11. September", sagt die stellvertretende Bürgermeisterin Monika Paskarbies. Sie spricht vor rund 50 Schülern der 11. Klassen der Gesamtschule. Sie will den Jugendlichen verdeutlichen, dass Frieden erarbeitet werden muss. Dazu sei es besonders wichtig, Vorurteile abzubauen und bei sich selbst zu erkennen. Dazu steht in der Ausstellung ein Spiegel, über dem steht: "Frei von Vorurteilen, auch du?"

Im Anschluss geht Stefan Schmidt von der Kriegsgräberfürsorge an das Rednerpult. Den interessiert lauschenden Schülern berichtet er von der Arbeit des Vereins: Der "Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge" betreut mehr als zwei Millionen Gräber in 45 Ländern. Auch Schmidt betont, dass Gewalt und Krieg nie in Vergessenheit geraten dürfen. Die Ausstellung soll bei den Schülern zum Nachdenken anregen, vor allem über sich selbst. "Wir stehen hier aber nicht mit dem erhobenen Zeigefinger", sagt Schmidt. Die Ausstellung solle auch Spaß machen, deshalb gebe es viele Bilder und Comics.

Bei den Schülern kommt die Ausstellung gut an. Interessiert laufen sie zwischen den Aufstellwänden umher und lesen sich die Texte durch. Aufgeteilt ist die Ausstellung in drei Bereiche mit den Titeln: "Vorurteile abbauen", "Gemeinsam gegen Gewalt" und "Gedenken und Erinnern". Schülerin Patrizia diskutiert mit ihrer Freundin Stefanie über die lockere Aufmachung der Ausstellung. "Ich finde das gewagt, manche Informationen bringen einen zum Lachen und das bei einem so ernsten Thema", sagt Patrizia. Trotzdem hält sie die Ausstellung für gut. Auch Freundin Stefanie sagt: "Es ist ein wichtiges Thema, damit sollte sich jeder beschäftigen."

Schulleiterin Jutta Obbelode lädt andere Schulen ein, die Ausstellung zu besichtigen. An ihrer Schule soll das Gesehene im Unterricht weitergehend thematisiert werden.

Bildunterschrift: Zum Nachdenken anregen: Monika Paskarbies, Stefan Schmidt und Schulleiterin Jutta Obbelode (v. l.) vor einer Infowand. Drei Wochen steht die Ausstellung in der Anne-Frank-Schule.

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Schaumburger Zeitung, 21.09.2010:

IGS: Gegen Rassismus und für Toleranz

Stadthagen (kil). "Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist, es wär nur deine Schuld, wenn sie so bleibt." Mit diesen Liedzeilen eröffnete die Schulband der Integrierten Gesamtschule Stadthagen (IGS) die Ausstellung "Demokratie stärken - Rechtsextremismus bekämpfen".

Für einen Zeitraum von zwei Wochen hat die Schule die Ausstellung des Landesbüros Niedersachsen der Friedrich-Ebert-Stiftung in die Räume der IGS geholt. Sie ist bis zum 1. Oktober zu sehen und jeweils montags bis freitags von 8.30 Uhr bis 16 Uhr geöffnet. Gruppen können sich telefonisch unter (05721) 972801 anmelden.

14 Stelltafeln informieren über Rechtsextremismus auf der einen sowie die Stärkung der Demokratie auf der anderen Seite. "Warum eigentlich Demokratie?" und "Was tun bei Stammtischparolen?" sind einige der Leitfragen, um die die Ausstellung kreist.

Um den Besuchern Erklärungen über die Tafeln hinaus zu liefern, bildet Sven Seidel, Mitarbeiter der Friedrich-Ebert-Stiftung an der IGS 15 freiwillige Schüler aus dem 10. Jahrgang zu so genannten "Scouts" aus, die durch die Ausstellung führen. Die Teilnehmer haben sich nach eigenen Aussagen dafür entschieden, da sie das Thema gerade im Unterricht behandeln und sich darüber hinaus stark dafür interessieren. Denn auch in der eigenen Schule sei durchaus einmal die eine oder andere rassistische Parole zu hören, erzählten die "Scouts".

Auch in den Beiträgen von Schulleiter Eberhard Koch, der Stiftungsreferentin Franziska Schröter sowie von Bürgermeister Bernd Hellmann und des Landtagsabgeordnetem Grant Hendrik Tonne waren Demokratie, Toleranz und Zivilcourage Thema. Dabei waren sich die Beteiligten einig: Auch, wenn das Problem Rechtsextremismus in der Region Schaumburg nicht akut sei, müsse eine Auseinandersetzung mit dem Thema zwingend stattfinden. Koch erzählte, dass Rassismus und Rechtsextremismus an der IGS zum Glück nicht auf der Tagesordnung stünden. Gründe dafür sieht er in der frühen "Sensibilisierung der Schulgemeinschaft", genau hinzusehen, sowie in der intensiven Verankerung des Themas im Lehrplan.

Mit dem Zitat "Demokratie braucht Demokraten" brachte Schröter das Ausstellungsziel auf den Punkt. "Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit, sondern eine Aufgabe, der sich jede Generation neu stellen muss." Deshalb stelle die Ausstellung nicht nur rechtsextreme Tendenzen dar, sondern rufe den Grundgedanken der Demokratie in Erinnerung, so Schröter.

Bildunterschrift: Die Schüler der IGS zeigen Interesse am Thema Demokratie und Rechtsextremismus.

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Herforder Kreisblatt / Westfalen-Blatt, 21.09.2010:

Aus Briefen an die Redaktion / "Keunecke hätte Preis verdient"

Pfarrer Berthold Keunecke war für den Heiko-Ploeger-Preis vorgesehen. Doch die CDU sprach sich gegen ihn aus. Hierzu schreibt dieser Leser:

Pfarrer Berthold Keunecke weiß: "Niemand verhungert gern." Und Kinder dürfen etwas lernen. Deshalb hat er einer kurdischen Asyl suchenden Frau mit zwei Töchtern Unterkunft und Nahrung gegeben, den Kindern den Schulbesuch ermöglicht und sie vor Abschiebung mit möglichen Folgen wie Folter oder Tod geschützt.

Als Motiv seines Handelns hatte Pastor Berthold Keunecke angegeben: Wie alle Christen war er zum Helfen verpflichtet. Jeder erinnert sich doch an Jesu Beispiel vom barmherzigen Samariter. Als Ausländer hilft er dort, wo Inländer vorbeigingen, und Jesus sagt: Tue es genauso! Wo Hilfe gebraucht wird, sollen wir helfen. So das Recht nach dem Willen Gottes. Ebenso ist nach Vernunftgründen zu urteilen: Die jungen Mädchen, die als Klassen-Beste begeistert lernten, werden später die Pension derer sichern, die früher für ihre Vertreibung plädierten.

Durch vier Instanzen ging der Prozess, der schließlich mit einem Vergleich endete. Seine Verurteilung zu einer Geldstrafe folgt dem Buchstaben des (Ausländer)-Gesetzes, widerspricht aber dem Geist unseres Grundgesetzes mit seinen Grundrechten zum Schutz des Menschen, der "Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit" hat (Art. 2.2). Verteidiger unseres Grundgesetzes ist hier in Wirklichkeit der vom Gericht Bestrafte gewesen.

Wer die Grundrechte antastet, will in Wirklichkeit einen anderen Staat. Der juristische Trick, die Grundrechte zu isolieren, ihnen dann nachgeordnete Gesetzesbestimmungen voranzustellen, führt geradewegs in sublimer und gefährlicher Weise in die Verfassungsfeindlichkeit.

Pfarrer Berthold Keunecke ist die Verteidigung der Werte unseres Grundgesetzes zu danken. Und die Kirche mahnt die Politik zu einer humaneren Umsetzung des Bleiberechts für Flüchtlinge (Erklärung der westfälischen Synode vom 13. November 2008). Eigentlich hätte Berthold Keunecke den Heiko Ploeger-Preis für soziales Engagement verdient. Schade, dass dies verhindert wurde!

Dr. Reinhard Gaede
Herford


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"Ich kann es nicht fassen"

Mit der Kontroverse um Pfarrer Keunecke und den vorenthaltenen Heiko Ploeger-Preis befasst sich auch diese Leserin:

Viele Menschen, mit denen ich über die Ablehnung Berthold Keuneckes als Ploeger-Preis-Träger gesprochen habe, waren empört, wütend und sprachlos. Ich kann es nicht fassen, dass jemand, der selbstlos anderen hilft und dabei Gefahren auf sich nimmt, nicht geehrt werden soll.

In der Theorie wird Nächstenliebe ganz groß geschrieben, aber in der Praxis wird sie oft verurteilt. Ich hoffe, dass die "Jury" ihre Entscheidung zurücknimmt und sich doch noch für Berthold Keunecke als Preisträger entscheidet.

Mit oder ohne Heiko Ploeger-Preis ist Herr Keunecke mit seiner gelebten Menschlichkeit ein großes Vorbild.

Anke Strathmann-Horn
Herford

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Radio Gütersloh, 21.09.2010:

Asylbewerber tragen Kosten für ihre Abschiebung

Im Kreis Gütersloh müssen Asylbewerber für die Kosten ihrer Abschiebung zahlen. Laut Kreisverwaltung laufen aktuell 25 Verfahren, in denen es um insgesamt 15.000 Euro geht. Das kam im Kreisausschuss heraus. Nach Angaben der SPD ist der Kreis Gütersloh der einzige in NRW, der so verfährt.

Die Betroffenen dürften nicht arbeiten und erzielten kein Einkommen. Anders sieht es die Verwaltung: Dieses Vorgehen sei per Gesetz so vorgegeben. Es handele sich um Reise-, Verwaltungs-, Kosten für die Identifizierung oder für ärztliche Gutachten. Sollten die Betroffenen nicht zahlen können, werde die Summe bis zur nächsten Einreise gestundet.

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Gütersloher Volkszeitung / Die Glocke Online, 21.09.2010:

Kreisverwaltung weist Vorwürfe der SPD zurück

21.09.2010 - 10.04 Uhr

Kreis Gütersloh (mn). "Wir halten uns an die rechtlichen Vorgaben." Mit dieser Aussage hat Dr. Wolfgang Schwentker am Montag im Kreisausschuss eine Anfrage der SPD-Fraktion beantwortet. Der Leiter der Abteilung Ordnung beim Kreis wies damit unterschwellige Vorwürfe zurück.

Die Ordnungsbehörde des Kreises hat einem ausreisepflichtigen Ausländer die zur Vorbereitung seiner Abschiebung entstandenen Kosten in vierstelliger Höhe in Rechnung gestellt. Darüber hatte sich die SPD gewundert. Dr. Schwentker erklärte, Menschen, die ihrer Ausreisepflicht nicht nachkämen, müssten auch die Kosten der Abschiebung tragen. Früher habe man das Geld erst bei einer Wiedereinreise eingefordert. Das sei in den vergangenen 20 Jahren vielleicht 30-mal der Fall gewesen. Doch angesichts der Verjährung solcher Ansprüche und neuerer Rechtsprechung stelle man die Aufwendungen auf Basis aktueller Erlasse seit Mitte des Jahres im Vorfeld in Rechnung. Derzeit gebe es 25 solcher Fälle mit einem Volumen von 15.000 Euro unter anderem für Beförderungs-, Gutachter-, Dolmetscher- oder Identifizierungskosten.

Der Kreis geht laut Dr. Schwentker davon aus, "dass das mehr oder weniger alle Ausländerbehörden im Land so machen - oder zumindest darüber nachdenken". Eine Aussage, die Ulla Ecks (SPD) verwundert zur Kenntnis nahm. Ihres Wissens nach sei der Kreis der einzige, der so vorgehe. Das sei "äußerst befremdlich, zumal man weiß, dass diese Menschen das nicht bezahlen können".

Dr. Schwentker und Landrat Sven-Georg Adenauer (CDU) betonten, man halte sich an Recht und Gesetz. Johannes Sieweke (Freie Wähler) sah "keinen Grund zum Aufregen". Wenn jemand Verwaltungshandeln veranlasse, müsse auch er und nicht die Allgemeinheit die Kosten tragen.

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Gütersloher Zeitung / Neue Westfälische, 21.09.2010:

Vom Gesetzgeber so vorgegeben / Asylbewerber erhalten Rechnung für Abschiebung

Kreis Gütersloh (-nd). Ein Asylbewerber, der abgeschoben werden soll, soll für seine eigene Abschiebung auch noch bezahlen? Diese Vorgehensweise der Ordnungsbehörde des Kreises fand die SPD-Kreistagsfraktion recht seltsam, zumal der betroffene Personenkreis nicht arbeiten darf und deshalb auch kein Einkommen haben kann.

Die SPD-Kreistagsfraktion richtete Anfang September eine Anfrage an den Landrat, in der es um die Rechtsgrundlage für diese Vorgehensweise und verschiedene andere offene Fragen ging (die NW berichtete). Dr. Wolfgang Schwentker, Leiter der Abteilung Ordnung in der Kreisverwaltung, beantwortete die Fragen der SPD gestern im Rahmen der Sitzung des Kreisausschusses.

Die Vorgehensweise, so Dr. Schwentker, sei dem Kreis vom Gesetzgeber an die Hand gegeben worden. Es handele sich um Reisekosten, Verwaltungskosten, die Kosten für ärztliche Gutachten oder die Identifizierung, die den betroffenen Personen in Rechnung gestellt werde. Zur Zeit gebe es 25 Fälle dieser Art.

Auf die Frage, was der Kreis tue, wenn der abgelehnte Asylbewerber kein Geld habe, sagte Dr. Schwentker: "Dann wird die Summe gestundet und spielt erst dann wieder eine Rolle, wenn der Betroffene erneut in die Bundesrepublik einreisen möchte." In einigen Fällen sei es auch zu Pfändungen gekommen.

Landrat Adenauer: "Der Gesetzgeber hat das so vorgegeben und wir setzen es um. Wir wissen doch nicht, ob der Betroffene Geld hat oder nicht."

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Zeitung für Gütersloh, Rheda-Wiedenbrück, Rietberg und Harsewinkel / Westfalen-Blatt, 21.09.2010:

Mit der Abschiebung kommt die Rechnung / Asylbewerber müssen für ihre Verfahren bezahlen

Kreis Gütersloh (rec). Asylbewerber müssen im Kreis Gütersloh für die Kosten ihrer Verfahren aufkommen, sollten sie anschließend abgeschoben werden. Dr. Wolfgang Schwentker aus dem Fachbereich Ordnung berichtete gestern im Kreisausschuss von 25 Verfahren, in denen es um insgesamt 15.000 Euro geht.

Mit den Rechnungen komme der Kreis den im Aufenthaltsgesetz und in verschiedenen Erlassen des Landes-Innenministeriums geforderten Kostenerstattungs-Auflagen nach. Bisher seien die Kosten der Asylverfahren erst dann in Rechnung gestellt worden, wenn ein Wiedereinreiseantrag gestellt wurde. Schwentker: "Das ist seit August anders. Nun müssen wir die Gebühren im laufenden Verfahren erheben."

Zu den Rechnungspositionen zählten etwa Reisekosten (inklusive Begleiter), der Einsatz von Dolmetschern, die meist aufwändige Identifikation von Personen, Vorführungen in Botschaften, die Kosten der Abschiebehaft oder die Unterbringung minderjähriger Kinder in Jugendeinrichtungen. Landrat Sven-Georg Adenauer: "Wenn nach einer vom Gericht beschlossenen Ausweisung immer wieder erneut versucht wird, den eigenen Aufenthalt mit juristischen Mitteln zu verlängern, halte ich eine Kostenbeteiligung für mehr als angemessen."

Empört reagierte dagegen Ursula Ecks (SPD) auf das Vorgehen des Kreises: "Der Kreis Gütersloh ist unserer Erkenntnis nach der einzige Kreis in Nordrhein-Westfalen, der so verfährt. Die betroffenen Menschen können diese Rechnungen meist gar nicht bezahlen."

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Lippische Landes-Zeitung, 21.09.2010:

Alltag in Kuba

Lage-Hörste. Die 50-jährige Freundschaft zwischen vier Kubanerinnen steht im Mittelpunkt des Dokumentarfilms "Zucker und Salz", der Morgen, 22. September, im Heinrich-Hansen-Haus gezeigt wird. Der Film beleuchtet die Alltagsgeschichte der kubanischen Revolution sowie insbesondere die Rolle der Frauen in ihr. Zu Gast sind zwei der Hauptfiguren, Angela Pernas und Elena Aragón. Ebenfalls anwesend wird der Filmemacher Tobias Kriele sein. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr.

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info@hiergeblieben.de

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