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Mindener Tageblatt , 14.01.2021 :

Vor den Nazis gerettet

Guy Stern begeht heute seinen 99. Geburtstag

Petershagen (plö). Er ist ein gerne gesehener Gast in Petershagen: Guy Stern, ehemaliger Ritchie Boy, Literaturprofessor und Direktor des Holocaust-Museums in Detroit. Am heutigen 14. Januar begeht er seinen 99. Geburtstag.

Zuletzt sprach Stern auf Einladung des Mindener Kreises und der Alten Synagoge 2016 in Petershagen. Sein Thema: die Mitgliedschaft in der jüdischen Jugend "Schwarzes Fähnlein", seine Verwandtschaft in Vlotho, das eigene Schicksal und das seiner Familie. Eindringlich berichtete er von den anfänglich ungetrübten Kinderjahren in Hildesheim und den Besuchen bei den Großeltern in Vlotho. Als die Nazis wüteten, kam für Günther Stern, wie er damals noch hieß, die Rettung durch eine Organisation aus St. Louis: 1.000 Kinder wollten sie retten, 1.200 wurden es - Günther war dabei und wurde Guy. Seine Eltern und Geschwister wurden ins Warschauer Ghetto deportiert und kamen dort ums Leben.

Ritchie Boys - das waren jene Absolventen aus dem "Camp Ritchie" bei Washington, die als Verhörspezialisten ausgebildet wurden. Stern saß in der Normandie Kriegsgefangenen gegenüber, schlüpfte dazu in die Rolle des sowjetischen Verbindungsoffiziers Kommissar Krukov. Vor nichts, so Stern, fürchteten sich die deutschen Soldaten so sehr wie vor der russischen Kriegsgefangenschaft.

Guy Stern wurde später angesehener und international renommierter Literaturprofessor. Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen kam 2017 eine dazu: Das P.E.N.-Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland verlieh ihm den Ovid-Preis für sein Lebenswerk.

Mit seiner Frau, der Schriftstellerin Susanna Piontek, lebt Stern heute bei Detroit.

Bildunterschrift: Guy Stern bei seinem Besuch 2016 in Petershagen.


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- Mittwoch, 16. November 2016 um 19.00 Uhr -


Prof. Dr. Guy Stern (Detroit) liest aus seiner Autobiografie "Chance Encounters - zufällige Begegnungen"


Veranstaltungsort:

Altes Amtsgericht
Mindener Straße 16
32469 Petershagen


Als "Ritchie Boy" erlangte er internationale Bekanntheit. Er entkam den Nationalsozialisten und wurde Mitglied einer Spezialeinheit des US-Militärnachrichtendienstes. In der Normandie war er bei Verhören deutscher Kriegsgefangener und Überläufer eingesetzt. All das berichtet eine 2004 entstandene preisgekrönte Filmdokumentation. Doch es gibt noch viel mehr zu erzählen: Günther, später "Guy" Stern, geboren 1922 in Hildesheim, studierte Literaturwissenschaften in den USA, lehrte als Professor und veröffentlichte Texte zur Exilliteratur. Jetzt kommt der 94-Jährige nach Petershagen - weil er mit Wolfgang Battermann von der Arbeitsgemeinschaft Alte Synagoge befreundet ist und mit dem gebürtigen Mindener Professor Wolfgang Hempel, seit 2012 ebenfalls Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft. Der 85-jährige Wolfgang Hempel, heute Berlin, gehört dem Kuratorium des Moses-Mendelssohn-Zentrums in Potsdam an.

Guy Stern wird seine bald erscheinende Autobiografie vorstellen: Berichten wird er über seine Kindheit in der Weimarer Republik und NS-Deutschland. Kindheitserinnerungen beziehen sich nicht nur auf Hildesheim, auch auf Vlotho: Hier - in der Heimat seiner Mutter und beim Großvater Israel Silberberg - hatte der junge Günther seine Ferien verbracht. Und: Er hatte schon vor 1933 das Minden-Ravensberger Land und Schaumburg-Lippe kennengelernt.

Für seinen dritten Besuch in Petershagen hat Stern angekündigt, verstärkt auch auf das Vlothoer Kapitel seines Lebens einzugehen. Eingeladen werden auch Mitglieder der dortigen Mendel-Grundmann-Gesellschaft, die sich intensiv mit der Vlothoer Geschichte der Juden-Verfolgung auseinandersetzen und schon seit vielen Jahren gute Kontakte zur Arbeitsgemeinschaft nach Petershagen pflegen. Die Mendel-Grundmann-Gesellschaft hat unter anderem auch die Biografien der Silberbergs aufgearbeitet - also der direkten Verwandten von Guy Stern.

Und dann die Nationalsozialisten: Guy Stern selbst verlor seine Eltern und Geschwister im Warschauer Getto und im Vernichtungslager Treblinka. Lediglich die Frau und die Tochter von Willy Silberberg überlebten Auschwitz. "Eine durchschnittliche Familie", wie Guy Stern bei seinem ersten Besuch in Petershagen sagte. Der Zweite Weltkrieg, die Flucht, Emigration und sein Leben bei den Ritchie Boys im Camp Ritchie - das alles sind Themen seiner Autobiografie, Arbeitstitel: "Chance Encounters - zufällige Begegnungen".

Wenn sich Wehrmachtssoldaten hartnäckig weigerten, gab es eine Drohung. Sie würden an "Krukow" übergeben, den Verbindungsmann der Roten Armee, die unweit im Zelt wartet. "Krukow" aber war der mit schauspielerischem Talent gesegnete Stern, Mitglied jener vielsprachigen Elitetruppe, die in Maryland ausgebildet worden war.

Gegenüber dem Deutschlandfunk erinnerte sich Guy Stern kürzlich: "Ein Freund von mir spielte den wirklich humanen amerikanischen Soldaten und ich zog mir eine russische Fantasieuniform an und ich spielte die Rolle eines russischen Kommissars. In vielen Fällen wirkte es, und die Luftwaffe war hochzufrieden mit uns." Dass es diese Ritchie Boys gab, war lange Zeit eher unbekannt, bis zum Film von Christian Bauer und zuletzt Veröffentlichungen durch den Spiegel.

Guy Stern kam als Gastprofessor immer wieder nach Deutschland, Pauschalurteile lehnt er bis heute ab. Stern ist in Detroit Direktor eines Holocaust-Museums. Zu seinen Auszeichnungen hier gehört das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, außerdem ist er Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Hildesheim.


Eine Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaft Alte Synagoge Petershagen e.V.

www.synagoge-petershagen.de

www.facebook.com/synagoge.petershagen

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Westfalen-Blatt / Vlothoer Zeitung, 16.11.2016:

Erinnerungen an Kindheit in Vlotho

Petershagen / Vlotho (VZ). Ein jüdischer Zeitzeuge, der authentisch über das Leben in Vlotho zur Zeit des Dritten Reiches berichten kann, ist heute zu Gast in Petershagen: Professor Dr. Guy Stern stellt dort in der Alten Synagoge, Mindener Straße 16, seine Biographie vor (Beginn 19 Uhr).

Er wird über seine Kindheit in der Weimarer Republik berichten, über die Dreißiger Jahre in Deutschland, die Nazi-Zeit, seine Emigration und den Zweiten Weltkrieg, aber auch über den Verlust seiner Eltern und Geschwister in den Vernichtungslagern. Eine besondere Beziehung hat der heute 94-Jährige zu Vlotho, der Heimatstadt seiner Mutter: Bei Großvater Israel Silberberg verbrachte er oft seine Ferien. Die Biografien der Silberbergs hat die Mendel-Grundmann-Gesellschaft aufgearbeitet. Über Kindheitserinnerungen spricht Guy Stern heute.

Ebenso wird er über "Camp Ritchie" in den USA erzählen und seine Rolle als "Ritchie Boy" in Europa - als Mitglied einer Spezialeinheit des US-Militärnachrichtendienstes war er bei Vernehmungen deutscher Kriegsgefangener und Überläufer eingesetzt. Der Gast aus den USA berichtet über seinen Lehrauftrag als Professor, seine Exilliteraturforschung, seine Gastprofessuren in Deutschland und seine Ehrungen. Im Jahr 2004 entstand ein Film über Guy Stern und andere "Ritchie Boys". Immer wieder kam und kommt er nach Deutschland. Er lehnt Pauschalurteile bis heute ab und hat einen differenzierten Blick. In Detroit ist er Direktor eines Holocaust-Museums. Zu seinen Auszeichnungen gehört das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, außerdem ist er Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Hildesheim.

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Mindener Tageblatt, 05./06.11.2016:

"Ritchie Boy" in Petershagen

Guy Stern stellt seine Autobiografie am Gymnasium und im Alten Amtsgericht vor und berichtet über Kindheit, Nazis, Krieg und seine Zeit als "Krukow"

Von Oliver Plöger

Petershagen (mt). Als "Ritchie Boy" erlangte er internationale Bekanntheit. Er entkam den Nazis und wurde Mitglied einer Spezialeinheit des US-Militärnachrichtendienstes. In der Normandie war er bei Verhören deutscher Kriegsgefangener und Überläufer eingesetzt. All das berichtet eine 2004 entstandene preisgekrönte Filmdokumentation. Doch es gibt noch viel mehr zu erzählen: Günther, später "Guy" Stern, geboren 1922 in Hildesheim, studierte Literaturwissenschaften in den USA, lehrte als Professor und veröffentlichte Texte zur Exilliteratur. Jetzt kommt der 94-Jährige nach Petershagen - weil er mit Wolfgang Battermann von der Arbeitsgemeinschaft Alte Synagoge befreundet ist und mit dem gebürtigen Mindener Professor Wolfgang Hempel, seit 2012 ebenfalls Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft. Der 85-jährige Wolfgang Hempel, heute Berlin, gehört dem Kuratorium des Moses-Mendelssohn-Zentrums in Potsdam an.

Seine Ferien hatte der junge Günther in Vlotho verbracht.

Guy Stern will seine bald erscheinende Autobiografie vorstellen: am Mittwoch, 16. November, von 8.15 bis 9.50 Uhr vor 250 Schülerinnen und Schülern im Gymnasium Petershagen. Eine öffentliche Veranstaltung wird es dann ab 19 Uhr im Alten Amtsgericht geben. Berichten wird er über seine Kindheit in der Weimarer Republik und Nazi-Deutschland. Kindheitserinnerungen beziehen sich nicht nur auf Hildesheim, auch auf Vlotho: Hier - in der Heimat seiner Mutter und beim Großvater Israel Silberberg - hatte der junge Günther seine Ferien verbracht. Und: Er hatte schon vor 1933 das Minden-Ravensberger Land und Schaumburg-Lippe kennengelernt.

Für seinen dritten Besuch in Petershagen hat Stern angekündigt, verstärkt auch auf das Vlothoer Kapitel seines Lebens einzugehen. Eingeladen werden auch Mitglieder der dortigen Mendel-Grundmann-Gesellschaft, die sich intensiv mit der Vlothoer Geschichte der Juden-Verfolgung auseinandersetzen und schon seit vielen Jahren gute Kontakte zur Arbeitsgemeinschaft nach Petershagen pflegen. Die Vlothoer haben unter anderem auch die Biografien der Silberbergs aufgearbeitet - also der direkten Verwandten von Guy Stern.

Und dann die Nazis. Stern selbst verlor seine Eltern und Geschwister im Warschauer Getto und im Vernichtungslager Treblinka. Lediglich die Frau und die Tochter von Willy Silberberg überlebten Auschwitz. "Eine durchschnittliche Familie", wie Guy Stern bei seinem ersten Besuch in Petershagen sagte. Der Zweite Weltkrieg, die Flucht, Emigration und sein Leben bei den Ritchie Boys im Camp Ritchie - das alles sind Themen seiner Autobiografie, Arbeitstitel: "Chance Encounters - zufällige Begegnungen".

Wenn Wehrmachtssoldaten die Aussage verweigerten, trat Guy in Fantasieuniform auf.

Wenn sich Wehrmachtssoldaten hartnäckig weigerten, gab es eine Drohung. Sie würden an "Krukow" übergeben, den Verbindungsmann der Roten Armee, die unweit im Zelt wartet. "Krukow" aber war der mit schauspielerischem Talent gesegnete Stern, Mitglied jener vielsprachigen Elitetruppe, die in Maryland ausgebildet worden war.

Gegenüber dem Deutschlandfunk erinnerte sich Guy Stern kürzlich: "Ein Freund von mir spielte den wirklich humanen amerikanischen Soldaten und ich zog mir eine russische Fantasieuniform an und ich spielte die Rolle eines russischen Kommissars. In vielen Fällen wirkte es, und die Luftwaffe war hochzufrieden mit uns." Dass es diese Ritchie Boys gab, war lange Zeit eher unbekannt, bis zum Film von Christian Bauer und zuletzt Veröffentlichungen durch den Spiegel.

Guy Stern kam als Gastprofessor immer wieder nach Deutschland, Pauschalurteile lehnt er bis heute ab. Stern ist in Detroit Direktor eines Holocaust-Museums. Zu seinen Auszeichnungen hier gehört das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, außerdem ist er Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Hildesheim.

Bildunterschrift: Wird in Petershagen über seine Kindheit und über die Zeit als Ritchie Boy berichten: Guy Stern.

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- Donnerstag, 14. Juni 2012 um 19.00 Uhr -


Gespräch mit dem Zeitzeugen Prof. Guy Stern


Veranstaltungsort:

Altes Amtsgericht
Mindener Straße 16
32469 Petershagen


Guy Stern ist einer der führenden Exilliteraturforscher und wurde Anfang dieses Jahres zum Ehrenmitglied der Gesellschaft für Exilforschung ernannt. Am 8. Mai dieses Monats erhielt er die Ehrenbürgerschaft seiner Geburtsstadt Hildesheim. Hier war er in einer anerkannten jüdischen Familie aufgewachsen. Stern emigrierte mit Hilfe eines Onkels nach Amerika. Immer wieder versuchte er, seine fünfköpfige Familie nachzuholen. Ohne Erfolg.

1942 verpflichtete sich Guy Stern zum Kriegsdienst. Nach Kriegsende musste er erfahren, dass seine Familie deportiert und im Warschauer Ghetto ermordet wurde.

Guy Stern wird über seine Jugend in der jüdisch-deutschen Jugendbewegung in Hildesheim erzählen sowie von seiner Familie, den Besuchen bei seinen Großeltern in Vlotho und seiner Emigration in die USA berichten.

Auch sein Einsatz während des Krieges in einer Spezialeinheit der US-Armee, den so genannten "Ritchie Boys", wird Inhalt sein. Die Einheit wurde rekrutiert aus jungen Männern, die im "Feindesland" gelebt hatten und die Psychologie der Deutschen kannten. Ihr Ziel: das Ende des Faschismus.

Zudem geht es um seine Laufbahn in den USA als Professor für deutsche Literatur und Kunst. Stern veröffentlichte zahlreiche Bücher und Sammelwerke zur deutschen Literaturgeschichte, insbesondere zur Emigranten- und Immigrantenliteratur und über seine derzeitige Tätigkeit als Direktor am Holocaust Memorial Center in Farmington Hills, MI, USA.


Eine Veranstaltung der Stadt Petershagen in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Alte Synagoge Petershagen.

Informationen im Internet:

www.synagoge-petershagen.de
www.holocaustcenter.org

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Westfalen-Blatt / Vlothoer Zeitung, 11.06.2012:

Vortrag mit Guy Stern

Jüdisch-deutsche Jugend

Vlotho / Petershagen (VZ). Die Mendel-Grundmann-Gesellschaft in Vlotho weist ihre Mitglieder sowie Freunde und Förderer auf einen Vortrag hin, der am Donnerstag, 14. Juni, ab 19 Uhr im Kulturzentrum und der Begegnungsstätte Altes Amtsgericht in Petershagen stattfindet. Gast ist Professor Guy Stern.

Die Arbeitsgemeinschaft Alte Synagoge Petershagen und die Stadt Petershagen haben Professor Stern aus Detroit / USA, der 1922 in Hildesheim geboren wurde, zu einem Gespräch über sein Leben nach Petershagen eingeladen. Professor Stern kommt mit seinem engen Freund Professor Wolfgang Hempel.

Guy Stern ist einer der führenden Exilliteraturforscher und wurde Anfang dieses Jahres zum Ehrenmitglied der Gesellschaft für Exilforschung ernannt. Am 8. Mai erhielt er die Ehrenbürgerschaft seiner Geburtsstadt Hildesheim. Die Arbeitsgemeinschaft Alte Synagoge hat ihn gebeten, über seine Jugend in der jüdisch-deutschen Jugendbewegung in Hildesheim zu erzählen, über seine Familie und die Besuche bei seinen Großeltern in Vlotho, über seine Emigration in die USA, seinen Einsatz während des Krieges in einer Spezialeinheit der US-Armee, über seine Laufbahn in den USA als Professor für deutsche Literatur und Kunst und seine derzeitige Tätigkeit als Direktor am Holocaust Memorial Center in Farmington Hills.

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Am 16. November 2016 stellte Prof. Dr. Guy Stern aus Detroit, auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft Alte Synagoge Petershagen e.V., seine Autobiografie, Titel: "Chance Encounters, zufällige Begegnungen", vor.

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www.synagoge-petershagen.de

www.facebook.com/synagoge.petershagen

www.holocaustcenter.org


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