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1 Veranstaltung - Nachrichten , 12.02.2020 :

Tages-Chronologie von Mittwoch, 12. Februar 2020

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Veranstaltungskalender:



- Mittwoch, 12. Februar 2020 um 19.00 Uhr -


Vortrag mit Robert Nestler, Equal Rights Beyond Borders (Berlin): Prekäre europäische Realitäten - Junge Geflüchtete in Griechenland


Veranstaltungsort:

Ev.-ref. Kirchengemeinde Detmold-Ost
Gemeindehaus
Marktplatz 6
32756 Detmold

www.kirche-detmold-ost.de


2015 hat die Europäische Union so genannte "Hotspots" als Notfallmechanismen an den EU-Außengrenzen eingeführt. Sie sollten der Umverteilung von Geflüchteten dienen. 2016 kam der EU-Türkei-Deal. Von nun an dienten Hotspots der Vorbereitung der Abschiebung. Und seitdem sitzen Menschen dort fest. Für 7.500 ausgelegt, leben über 40.000 Menschen in diesen Lagern. In Zelten, ohne festen Boden bei Minusgraden, ohne ausreichend funktionierende Toiletten, direkt neben einer Müllkippe unter unmenschlichen Bedingungen.

Die Bedingungen in Griechenland treffen alle: Männer, Familien, Frauen, LGBT*, unbegleitete Minderjährige. Gerade für besonders Schutzbedürftige fehlt es an jeder Infrastruktur.

250 Minderjährige befinden sich unter katastrophalen Bedingungen in Griechenland in "Schutzhaft". 900 Minderjährige sind mindestens obdachlos.

Die Lage wird sich 2020 weiter verschärfen. Ab dem 1. Januar gilt ein neues Asylgesetz, das Rechtsschutz weiter einschränkt, Inhaftierungen weiter vereinfacht und Abschiebungen noch stärker forciert. Es wurde im Schnellverfahren unter Mitarbeit des Bundesinnenministeriums erarbeitet.

Andere europäische Staaten sehen tatenlos zu. Während in Deutschland einige Bundesländer die Aufnahme unbegleiteter Minderjähriger fordern, lehnt das Bundesinnenministerium dies mit Verweis auf vermeintliche Hilfe vor Ort ab und versteckt sich hinter der Forderung nach "europäischen Lösungen".

Gerade kürzlich sei ein ganzer Konvoi mit Bettzeug und verschiedenen Hygiene-Produkten nach Griechenland geschickt worden. Doch was bringen Decken, wenn es nicht mal Betten gibt, auf die sie gelegt werden können?
Im europäischen Asylsystem haben diese Menschen Rechte. Doch was sind diese wert, wenn niemand sie sieht oder hört? Für 4.500 Schutzsuchende auf der ostägäischen Insel Kos steht lediglich ein Rechtsbeistand zur Verfügung.

"Equal Rights Beyond Borders" bietet in dieser Umgebung an Europas Außengrenzen in Griechenland rechtliche Beratung und Vertretung an. Sie setzen sich konsequent für die Stärkung der Rechte Asylsuchender ein. Dabei begleiten sie durch das gesamte Verfahren. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Familienzusammenführung, auf den Rechten unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter, auf unrechtmäßigen Inhaftierungen und auf Rückführungen in die Türkei.


Robert Nestler koordiniert die juristische Arbeit in Deutschland und Griechenland.


Im Anschluss möchten wir über die lokalen Möglichkeiten der Unterstützung und die Kampagne "#WirHabenPlatz" diskutieren.


Eine Veranstaltung der Flüchtlingshilfe Lippe e.V. in Kooperation mit der Lippischen Landeskirche.

www.fluechtlingshilfe-lippe.de

www.lippische-landeskirche.de

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Pressespiegel überregional:


Blick nach Rechts,12.02.2020:
EU: Rechtsaußen-Fraktion wächst

Blick nach Rechts,12.02.2020:
Ungarn: Mekka für Rechtsrock-Fans

die tageszeitung Online, 12.02.2020:
Anklage gegen Italiens Lega-Chef / Salvini drohen 15 Jahre Haft

MiGAZIN, 12.02.2020:
Nur noch Randerinnerung / Anschlag auf das jüdische Altersheim in München vor 50 Jahren

Jüdische Allgemeine Online, 12.02.2020:
Baden-Württemberg / Sieben Polizeischüler suspendiert

Nordkurier Online, 12.02.2020:
Rechtsextreme Kampfsportler in Vereinen aktiv

Welt Online, 12.02.2020:
Bürgerschaftswahl / AfD muss Wahlkampf außerhalb Hamburgs beenden

Focus Online, 12.02.2020:
Seit 2019 Verdachtsfall / Erstmals beobachtet der Verfassungsschutz auch AfD-"Flügel"-Politiker

Süddeutsche Zeitung Online, 12.02.2020:
Stuttgart / AfD-Landesvorstand beschließt geschlossenen Rücktritt

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www.hiergeblieben.de - Zusammenfassung - Mittwoch, 12. Februar 2020


Am 10. Februar 2020 wurde im Rathaus Petershagen die Ausstellung "Kicker, Kämpfer, Legenden - Juden im deutschen Fußball", in Kooperation mit der Fachstelle NRWeltoffen im Kreis Minden-Lübbecke eröffnet.

Am 24. Februar 1935 verstarb, der in Höxter geborene Widerstandskämpfer Hermann Worch, 45-jährig im dänischen Exil, nachdem seine Ehefrau Frieda (in NS-Gefangenschaft) in den Suizid getrieben worden war.

Am 27. Januar 2020 arrangierten Schülerinnen sowie Schüler der "Sekundarschule im Dreiländereck" - den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus im Gewölbe unter dem Rathaus in Beverungen.

Für Anfang März 2020 ist die Gründung eines Bündnisses aus Mitgliedern örtlicher Parteien, interessierten Bürgerinnen sowie Bürgern geplant, um den Einzug der "AfD" in den Stadtrat von Lübbecke zu verhindern.


www.minden-luebbecke.de/Service/Integration/NRWeltoffen/

www.synagoge-petershagen.de

www.facebook.com/synagoge.petershagen

www.spd-hoexter.de

https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Worch

www.sekschube.de

www.beverungen.de

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Artikel-Einträge in der Datenbank:


Neue Westfälische - Zeitung für das Lübbecker Land, 12.02.2020:
Kicker, Kämpfer und Legenden

Mindener Tageblatt, 12.02.2020:
Pioniere des Fußballs

Westfalen-Blatt / Höxtersche Zeitung, 12.02.2020:
SPD erinnert an Worch

Westfalen-Blatt / Höxtersche Zeitung, 12.02.2020:
"Es ist nicht egal, ob du wegschaust"

Neue Westfälische - Zeitung für das Lübbecker Land, 12.02.2020:
Bündnis gegen die AfD bildet sich

Neue Westfälische - Zeitung für das Lübbecker Land, 12.02.2020:
Lübbecke: Bürger und Parteien bilden Bündnis gegen die AfD

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Neue Westfälische - Zeitung für das Lübbecker Land, 12.02.2020:

Kicker, Kämpfer und Legenden

Die Ausstellung im Rathaus Petershagen erinnert an das Schicksal jüdischer Fußballer

Kreis Minden-Lübbecke(nw). Julius Hirsch, Kurt Landauer, Richard "Little Dombi" Kohn, Gottfried Fuchs und Walther Bensemann - sie waren Pioniere des deutschen Fußballs und sie waren Juden. 1933 wurden ihre erfolgreichen Karrieren und die vieler weiterer jüdischer Sportlerinnen und Sportler schlagartig beendet. Die Nationalsozialisten veranlassten, dass jüdische Sportler, Trainer und Funktionäre aus den Vereinen ausgegrenzt und ausgeschlossen wurden.

Die Ausstellung "Kicker, Kämpfer und Legenden" im Rathaus Petershagen, Schloßfreiheit 2, Petershagen, will dieses Kapitel deutscher Fußballgeschichte wieder in Erinnerung rufen, setzt sich aber auch mit den heutigen Entwicklungen im Fußball auseinander. Die Ausstellung ist geöffnet von Montag bis Freitag in der Zeit von 8.30 bis 12.30 Uhr sowie Montag und Donnerstag von 14 bis 17.30 Uhr.

Jüdische Fußballer, Trainer, Journalisten und Funktionäre haben den Fußball in Deutschland populär gemacht. Ab 1933 wurden sie systematisch aus dem deutschen Fußball verdrängt. Sie teilten das Schicksal aller europäischen Juden, wurden verfolgt und zum Teil in Konzentrationslagern ermordet. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben deutsche Juden nie wieder eine vergleichbare Rolle im deutschen Fußball gespielt. Ihre Verdienste wurden verdrängt und gerieten in Vergessenheit. Die Ausstellung spiegelt das Schicksal der jüdischen Fußballer wider. Sie zeigt das Bemühen deutscher Juden um Integration, aber auch ihre Ausgrenzung und Ermordung in der NS-Zeit.

Die Ausstellung wurde vom Centrum Judaicum in Berlin konzipiert und erstmals kurz nach der Fußballweltmeisterschaft 2006 gezeigt.

Die Ausstellung in Petershagen ist eine Kooperationsveranstaltung von NRWeltoffen im Schulamt des Kreises Minden-Lübbecke mit der Stadt Petershagen und dem Verein Alte Synagoge in Petershagen.

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Mindener Tageblatt, 12.02.2020:

Pioniere des Fußballs

1933 endeten die erfolgreichen Karrieren vieler jüdischer Sportler schlagartig / Eine Ausstellung im Rathaus ruft das Kapitel in Erinnerung

Ulrich Westermann

Petershagen. "Kicker, Kämpfer, Legenden - Juden im deutschen Fußball" heißt eine Ausstellung, die im Erdgeschoss des Rathauses Petershagen eröffnet worden ist. Mit Bildern, Schlagzeilen, Biografien und Texten wird auf die Bedeutung der Juden für den deutschen Fußball hingewiesen. Jüdische Spieler, Trainer, Journalisten und Funktionäre wurden umjubelt und verehrt. Ab 1933 veranlassten die Nationalsozialisten, dass die Juden aus Vereinen ausgeschlossen, verfolgt und zum Teil in Konzentrationslager deportiert wurden.

In der Ausstellung ist ein Plakat dem Sturmduo Fuchs und Hirsch gewidmet. Mit diesen Torjägern gewann der Karlsruher FV im Jahr 1910 die Deutsche Fußballmeisterschaft. Zwischen 1911 und 1913 wurden Gottfried Fuchs und Julius Hirsch in der Nationalmannschaft eingesetzt. Beim 5 : 5 in Zwolle gegen Holland im Jahr 1912 erzielte Hirsch vier Tore, eine bis zu diesem Zeitpunkt in der deutschen Länderspielgeschichte nie erreichte Leistung. Eine neue Bestmarke stellte Gottfried Fuchs bei den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm auf. Ihm gelangen beim 16 : 0-Sieg der Fußballnationalmannschaft gegen Russland nicht weniger als zehn Treffer, ein bis heute gültiger nationaler Rekord.

Als der FC Bayern München im Jahr 1932 zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte den deutschen Meistertitel errang, übte Kurt Landauer das Amt des jüdischen Vereinspräsidenten aus. Auch der Bayern-Trainer Richard "Little" Dombi war ein Jude. Beide wurden in München nach dem Titelgewinn gefeiert. Julius Hirsch ist 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet worden.

Gottfried Fuchs gelang es 1937, sich und seine Familie in der Schweiz in Sicherheit zu bringen, 1940 folgte die Ausreise nach Kanada. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Fuchs nur noch aus beruflichen Gründen nach Deutschland. Kontakte und Ehrungen seines früheren Vereins lehnte er ab. Seine Begründung war: "Weil sie den Julius Hirsch ermordet haben". Seit 2005 zeichnet der Deutsche Fußballbund mit dem Julius-Hirsch-Preis jedes Jahr Vereine, Initiativen und Einzelpersonen aus, die sich gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus einsetzen.

In der Ausstellung werden 14 Plakate gezeigt. Die Fachstelle NRWeltoffen des Kreises Minden-Lübbecke hat die Exponate von der Evangelischen Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau ausgeliehen, um sie den Besuchern zu präsentieren.

Die Eröffnung nahm der Leiter der Sozial- und Schulverwaltung, Detlev Scheumann, vor. Dank richtete er an Daniel Kapteina von der Fachstelle NRWeltoffen, der die Ausstellung in den Mühlenkreis holte. Die Stadt beteilige sich an diesem Netzwerk, um mit den demokratischen Partnern der Zivilgesellschaft Strategien und Handlungsoptionen für den Umgang mit Rassismus und Rechtsextremismus zu finden.

Bereits im vergangenen Jahr habe es Schulungsangebote und Veranstaltungen wie den "Tag der offenen Gesellschaft" in Petershagen gegeben. "Auch in unserer ländlichen Region ist kein Platz für Intoleranz, Menschen- und Demokratie-Feindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus. Wir setzen uns ein für eine offene und tolerante Gesellschaft", bekräftigte Scheumann.

Die Ausstellung beleuchte Erfolge und Schicksale großer jüdischer Sportler. Zudem biete Petershagen Orte der Erinnerungskultur und zur Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Nationalsozialismus oder der Ideologie des völkischen Nationalismus an. In diesem Zusammenhang nannte Scheumann die Stolpersteine zur Erinnerung an deportierte jüdische Einwohner, die alte Synagoge und die Aufarbeitung weiterer geschichtsträchtiger Orte.

Der frühere Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Minden, Harald Scheurenberg aus Frille, erinnerte an den Rabbiner Julius Hellmann, der 1934 in Minden den jüdischen Sportverein "Hellmania" für Fußball, Leichtathletik und Turnen ins Leben gerufen habe. Die braunen Machthaber hätten den Sportverein nur einige Jahre, bis 1938, geduldet.

In der Ausstellung geht es darum, dass Juden nach dem Zweiten Weltkrieg nie wieder eine vergleichbare Rolle im deutschen Fußball wie in den Jahren zwischen 1910 und 1932 spielen sollten. Auf einigen Exponaten geht es um Hakoah Berlin. Im März 1947 fanden sich einige jüdische Überlebende in Berlin zusammen und gründeten eine Sportgemeinschaft, anknüpfend an die Tradition des neun Jahre zuvor verbotenen Sportvereins.

Zu den Spielern gehörte der Rundfunkjournalist und spätere "Dalli-Dalli"-Quizmaster Hans Rosenthal. Auf Bildern ist er im Sportdress mit dem brasilianischen Fußballstar Pele und bei einem Spiel auf dem Sportplatz Grunewald 1947 zu sehen. Rosenthal hatte die Nazi-Verfolgung in einem Versteck in Berlin überlebt. Da viele Juden nach Israel oder in die USA auswanderten, musste Hakoah seine Aktivitäten einstellen. Erst 1970 gelang es, mit der Gründung des Turn- und Sportvereins TuS Makkabi Berlin an die Tradition anzuknüpfen.

Öffnungszeiten

Die Ausstellung ist bis Freitag, 28. Februar, geöffnet. Schulklassen, Mitglieder von Sport-vereinen und weitere Besucher sind montags bis freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr sowie montags und donnerstags von 14 bis 17 Uhr willkommen.

Bildunterschrift: "Kicker, Kämpfer und Legenden - Juden im deutschen Fußball" heißt eine Ausstellung, die im Rathaus in Petershagen eröffnet worden ist.

Bildunterschrift: Das Plakat "Fuchs und Hirsch" erinnert an das frühere Sturmduo.

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Westfalen-Blatt / Höxtersche Zeitung, 12.02.2020:

SPD erinnert an Worch

Höxter (WB). Vor 130 Jahren ist Hermann Worch in Höxter geboren worden. Die SPD erinnert aus diesem Anlass an den in der Weserstadt fast vergessenen Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime.

Worchs berufliche Stationen führten nach Schwelm, Coburg und Weimar. Im thüringischen Landeskriminalamt war er 1923 für die Bekämpfung extremistischer verfassungsfeindlicher Verbände zuständig. Politisch führte sein Weg in die SPD. Er wurde 1925 Bürgermeister in Langewiesen (Thüringen). Bereits im August 1932 übernahm die NSDAP dort die Regierungsgewalt. Am 1. Juli 1933 wurde Worch als Bürgermeister abgesetzt. Er emigrierte wenige Tage später nach Prag und von dort in das dänische Greena.

Die Nazis nahmen als Vergeltungsmaßnahme Worchs Ehefrau Frieda und Tochter Gisela in Sippenhaft. Ehefrau Frieda wurde in Gefangenschaft in den Suizid getrieben. Als Hermann Worch von ihrem Tod erfuhr, zerbrach er daran, starb 45-jährig am 24. Februar 1935 im dänischen Exil. Tochter Gisela überlebte, wurde zunächst Juristin in der DDR, später Wissenschaftlerin in den USA.

Helmut Lensdorf, Vorsitzender des SPD-Kreisverbandes Höxter, stieß erst vor wenigen Tagen auf die Familiengeschichte, die in der Kreisstadt ihren Ursprung nahm. In Höxter ist Hermann Worch in Vergessenheit geraten. Die SPD will seine Geschichte nun aufarbeiten und sucht Fotos und andere biografische Details. Hinweise unter Telefon 05271 / 7575.

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Westfalen-Blatt / Höxtersche Zeitung, 12.02.2020:

"Es ist nicht egal, ob du wegschaust"

Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus - Sekundarschüler erinnern und mahnen

Beverungen (WB). Auch in diesem Jahr wurde der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus von den Schülerinnen und Schülern der Sekundarschule im Dreiländereck gestaltet. Unter der Leitung von Elke Stieghorst fand die Veranstaltung im Gewölbe unter dem Rathaus statt.

Zahlreiche Besucherinnen und Besucher waren anwesend, als die Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die russischen Truppen vor 75 Jahren erinnerten und einen Bezug zur heutigen Zeit herstellten. Die Vorbereitungen der Gedenkveranstaltung begannen bereits Anfang November 2019 in vier Lerngruppen im Fach "Praktische Philosophie". Die Begeisterung war sogar so groß, dass sich insgesamt 46 Schülerinnen und Schüler aus den Klassen sechs bis zehn aktiv an der Durchführung beteiligten.

Unterstützt von Bildern auf der Leinwand schilderten sie die Verfolgung und Deportation von Kommunisten, Gewerkschaftlern, Behinderten und Menschen, die einen jüdischen Glauben besaßen. Eindrucksvoll informierten sie über die Abläufe in der "Todesfabrik", in der noch 10.000 Gefangene in der letzten Nacht vor der Befreiung am 27. Januar 1945 ermordet wurden. Zehntausende transportfähige Überlebende wurden in den Westen geschickt, und etwa 7.000 Häftlinge befanden sich bei der Befreiung noch in Auschwitz. Viele überlebten die Rettung nicht lange, da sie so geschwächt waren, dass ihnen niemand mehr helfen konnte.

Zum Gedenken sangen die Schülerinnen und Schüler das Lied "Die Moorsoldaten", welches Häftlinge im Konzentrationslager Börgermoor im Emsland geschrieben hatten und das ihre Gefangenschaft beschreibt. Gemeinsam hielten sie im Anschluss daran eine Gedenkminute für die Opfer der NS-Herrschaft.

Im zweiten Teil mahnten die Jugendlichen an Ausgrenzung und Verfolgung, die heute (teilweise) stattfindet. Sham Ghazi, Schülerin aus der neunten Klasse, musste aus Syrien fliehen und teilte ihre Erinnerung an Bomben, Tod, Angst und Ruinen den Anwesenden in einem berührenden, selbst geschriebenen Gedicht mit.

Einen Bezug zur heutigen Zeit stellte Kimberly Mill, ebenfalls Schülerin der neunten Klasse, mit ihrem Gedeicht "Es ist Vergangenheit ... " her. Sie prangerte Ausgrenzung und Gewalt gegen Menschen mit anderer Herkunft, Hautfarbe, anderem Geschlecht oder sexueller Orientierung an. Zur Frage, was nun jeder Einzelne dagegen tun kann, antworteten die Schülerinnen und Schüler mit dem Refrain des selbst geschriebenen Liedes "Es ist nicht egal, ob du wegschaust".

Schülersprecher Hakirat Warraich bedankte sich am Ende bei allen Anwesenden für ihre Teilnahme und mahnte mit den Worten des Holocaust-Überlebenden Max Mannheimer: "Du bist nicht verantwortlich für das, was geschah, aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon".

Bürgermeister Hubertus Grimm bedankte sich schließlich bei allen Aktiven herzlich für ihre aufrüttelnden Worte und die sehr gelungene Veranstaltung.

Bildunterschrift: Zusammen mit Elke Stieghorst (rechts) haben 46 Schülerinnen und Schüler aus den Klassen sechs bis zehn die Gedenkveranstaltung seit November vergangenen Jahres vorbereitet.

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Neue Westfälische - Zeitung für das Lübbecker Land, 12.02.2020:

Bündnis gegen die AfD bildet sich

Mit der Gründung eines Bündnisses aus politisch interessierten Bürgern und Mitgliedern örtlicher Parteien soll verhindert werden, dass die AfD Minden-Lübbecke bei der Kommunalwahl in weitere Stadträte einzieht

Frank Hartmann

Lübbecke. Vor gut einer Woche hat die frühere NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) beim Besuch des SPD-Ortsverbandes Stemwede in Levern gesagt: "In einer Zeit, wo sich die AfD ausbreitet, ist die SPD gefordert." Es seien "Leute unterwegs, die wollen unser demokratisches System auseinandernehmen. Dagegen müssen wir uns wehren." In Lübbecke ist das jetzt geplant. Allerdings nicht initiiert von der SPD oder einer anderen Partei, sondern von einer 70-jährigen Bürgerin, die verhindern möchte, "dass die AfD im September in den Lübbecker Stadtrat kommt".

Die Idee zur Gründung eines Bündnisses, für das ein Name noch gefunden werden muss, kam der Lübbeckerin, die sich und ihren Mann als "zeitlebens politische Menschen" bezeichnet, weil sie "früh genug etwas tun möchte". So ist für Anfang März ein erstes Treffen geplant, bei dem "zunächst im kleinen Kreis" besprochen werden soll, was zu tun ist. Erste Zusagen hat die Initiatorin, die selbst parteilos ist, bereits von drei der im Lübbecker Stadtrat vertretenen Parteien. Die anderen will sie noch ansprechen und hofft, dass sie auch diese zum Mitmachen bewegen kann. Die Parteizugehörigkeit, sagt sie, "spielt keine Rolle". Ihr geht es vor allem um einen Zusammenschluss von Parteien und Bürgern, der möglichst breit aufgestellt ist.

Lübbecke zeigt Gesicht - das wäre eine Bezeichnung, den die engagierte Frau sich vorstellen könnte. Denn es erinnert sie an die Kundgebung Mitte März vergangenen Jahres auf dem Lübbecker Marktplatz. Dort hatten gut 300 Menschen die Idee von Andreas Schröder und Michael Hafner (beide SPD) umgesetzt und ein klares Bekenntnis für Europa abgegeben - kurz bevor in der Stadthalle AfD-Frontfrau Alice Weidel ihren Vortrag mit den Worten beendete, Deutschland müsse notfalls seinen Austritt aus der EU erklären, wofür sie minutenlange stehende Ovationen bekam. Damals, sagt die 70-Jährige, die zu den Zuhörern in der Stadthalle gehörte, habe sie sich gewünscht, dass die Teilnehmer der Kundgebung auf dem Marktplatz anschließend vor der Stadthalle gegen die AfD protestieren. Nun soll Widerstand in anderer Form entstehen, aus Sorge, dass die AfD "gesellschaftsfähig" werden könnte.

Versuchen will die Partei es. Zu einen, indem sie Referenten ins Lübbecker Land holt und diese wissenschaftliche Erkenntnisse wie den Klimawandel bestreiten lässt ("Klimahype und kein Ende?") oder Syrien an Hand von Fotos, die aus einem Reiseprospekt stammen könnten, zu einem sicheren Herkunftsland erklärt. Zum anderen, indem sie in der Lokalpolitik in Fraktionsstärke mitredet, etwa in Minden. Vor gut zwei Wochen teilte Sebastian Landwehr aus Minden, kommissarischer Vorsitzender der AfD im Mühlenkreis, mit, man werde zur Kommunalwahl im Herbst dieses Jahres voraussichtlich in vielen Kommunen im Kreisgebiet "alle Listenplätze besetzen" können.

Dass der Kreisverband Minden-Lübbecke durch den Rückzug des bisherigen AfD-Vorsitzenden Burkhard Brauns zum Jahreswechsel seine bisherige Ausrichtung verändert, ist nicht zu erkennen. Auch unter der neuen Führung durch Landwehr und Jan Aussieker aus Hüllhorst werden Inhalte bei Facebook gepostet, die dem bisherigen Kurs entsprechen: Zuletzt am 6. Februar übernahm der Kreisverband Inhalte der AfD NRW und gratulierte den Parteikollegen in Thüringen "herzlich zu ihrem Coup".

Zur Erinnerung: Parteivorsitzender der AfD in Thüringen ist Björn Höcke. Nach dessen umstrittener Dresdner Rede, bei der er eine "erinnerungspolitische Wende um 180 Grad" gefordert und gegen das Holocaust-Mahnmal in Berlin gewettert hatte, drohte Höcke ein Parteiausschlussverfahren. Der Kreisverband der AfD Minden-Lübbecke unterstützte das 2017. Markus Wagner, damals noch Kreisvorsitzender, inzwischen Fraktionsvorsitzender in Düsseldorf, sagte in der Lübbecker Stadthalle: "So etwas wollen wir an der Basis nicht."

Auch Wagners damaliger Stellvertreter auf Kreisebene, Burkhard Brauns, zeigte sich distanziert und sagte, es gebe wegen Höcke "Unmut unter unseren Mitgliedern". Er werde immer wieder darauf angesprochen. So wie Höcke Befürworter habe, gebe es innerhalb der Partei auch Gegensprecher. Denen seien Höckes Ansichten "nicht vermittelbar". Geschichtslehrer Höcke hatte sich unter anderem dagegen ausgesprochen, die Erinnerung an den Massenmord der Nazis an den europäischen Juden weiter wachzuhalten. Stattdessen sollten jungen Deutschen vor allem die großen Taten großer Deutscher vermittelt werden.

Bildunterschrift: Dem Auftritt von Alice Weidel (AfD) in der Stadthalle im März 2019 setzten viele Lübbecker kurz zuvor ein Europafest auf dem Marktplatz entgegen.

Kommentar / Geplantes Lübbecker Bündnis

AfD im Stadtrat - nein danke

Frank Hartmann

Die Gründung eines lokalen Bündnisses gegen die AfD habe ich eher von einer Partei als von einer Bürgerin erwartet. Vor allem nach dem jüngsten politischen Debakel in Thüringen und den bekannten Folgen. Aber sei es drum, besser eine solche Initiative geht von einer Privatperson aus, als dass sie gar nicht zustande kommt.

Es ist in jedem Fall richtig, jetzt aktiv zu werden und zu versuchen, den Einzug der AfD in den Lübbecker Stadtrat zu verhindern, als sich später überrascht und erschüttert zu fragen: Wie konnte das passieren?

Sollte es der AfD nämlich gelingen, bei der Kommunalwahl einen oder mehrere Kandidaten in das Stadtparlament zu bringen, würde das die anderen Parteien in ein Dilemma zwingen: Was wäre zum Beispiel, wenn eine Personalie oder ein Mehrheitsbeschluss zu einem Sachthema mit den Stimmen der AfD zustande käme? Oder bei einem sehr knappen Abstimmungsergebnis die AfD-Abgeordneten das Zünglein an der Waage spielen könnte?

Am besten, es gelingt dem Bündnis und anderen, die Wähler von der Gefahr durch die Höcke-Partei AfD zu überzeugen, damit es erst gar nicht erst so weit kommt.

frank.hartmann@nw.de

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Neue Westfälische - Zeitung für das Lübbecker Land, 12.02.2020:

Lübbecke: Bürger und Parteien bilden Bündnis gegen die AfD

Als es um Europa ging, hat Lübbecke auf dem Marktplatz schon einmal Gesicht gezeigt (Foto). Das ist erneut geplant, aber dieses Mal richtet sich die Gründung eines Bündnisses von Bürgern und Parteien gegen die AfD. Das Ziel: Verhindern, dass es der Höcke-Partei bei der Kommunalwahl gelingt, in den Stadtrat zu kommen.

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