2 Veranstaltungen - Nachrichten: 25 Jahre "Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V."
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16.05.2019 :
Tages-Chronologie von Donnerstag, 16. Mai 2019
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Veranstaltungskalender:
- Donnerstag, 16. Mai 2019 von 10.00 bis 18.00 Uhr -
Ausstellung: Synagogen in Deutschland - Eine virtuelle Rekonstruktion
Veranstaltungsort:
Stadtmuseum Paderborn
Am Abdinghof 11
33098 Paderborn
www.paderborn.de/stadtmuseum
Ausstellungsdauer: Vom 30. März bis 30. Juni 2019, dienstags bis sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr.
Das Projekt: virtuelle Rekonstruktion zerstörter Synagogen
An der Technischen Universität Darmstadt werden seit 1995 Synagogen, die 1938 von den Nationalsozialisten zerstört worden sind, am Computer rekonstruiert. Mit den Rekonstruktionen, die unter der Leitung von Dr.-Ing. Marc Grellert erfolgen, soll der kulturelle Verlust aufgezeigt werden. Gleichzeitig gilt es, die bauhistorische Bedeutung der Bauwerke in Erinnerung zu rufen, die Teil deutscher Städte und Straßenbilder waren, Teil der deutschen Kultur. Das Projekt geht der Frage nach, wie mit Hilfe der Informations- und Kommunikationstechnologien neue Formen des kulturellen Gedächtnisses gebildet werden können. Über 60 Studierende der Technischen Universität Darmstadt haben bisher an den Rekonstruktionen gearbeitet und durch ihren Einsatz das Projekt zum Erfolg getragen.
Die Zerstörung der Paderborner Synagoge
1882 weihte die Jüdische Gemeinde mit Beteiligung der Öffentlichkeit eine neue Synagoge mitten in der historischen Altstadt ein. Ein sichtbares Zeugnis der Integration in die Stadtgesellschaft. Sie war bis zur Pogromnacht das Zentrum der circa 300 Personen starken Jüdischen Gemeinde. In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden in Deutschland mehr als 1.000 Synagogen zerstört, Häuser geplündert und Menschen in Konzentrationslager verschleppt.
So auch in Paderborn, wo sich eine Menschenmenge versammelte und zusah, wie SS-Männer die Synagoge in Brand setzten. Die anwesende Feuerwehr verhinderte lediglich das Übergreifen des Feuers auf die Nachbarhäuser. Wenige Wochen später wurde die ausgebrannte Ruine abgebrochen. Heute erinnert ein Mahnmal an das Geschehen und die ermordeten Paderborner Jüdinnen und Juden.
Die Rekonstruktion der Paderborner Synagoge
Einige wenige Postkarten sowie Fotos der Zerstörung zeigen die Paderborner Synagoge. Baupläne oder detaillierte Zeichnungen sind nicht mehr erhalten. Der Innenraum ist nur durch Fotos dokumentiert, die das Feuer der Pogromnacht zeigen.
Dennoch ist es dem Team von Architectura Virtualis, Kooperationspartner der Technischen Universität Darmstadt mit Unterstützung des Stadt- und Kreisarchivs Paderborn gelungen, grundlegende Informationen für die Rekonstruktion zu sammeln. Hierbei spielten auch die Erinnerungen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen eine Rolle, zum Beispiel für die Farbgebung der Außenfassade. Der Innenraum konnte in seiner farbigen Ausgestaltung nicht mehr ermittelt werden, so dass hier eine monochrome Fassung gewählt wurde.
Die Ausstellung
Im Zentrum der Ausstellung stehen 17 rekonstruierte Synagogen aus ganz Deutschland. Hinzu kommt ganz aktuell die Paderborner Synagoge, die für das Stadtmuseum rekonstruiert wurde und erstmals als 3 D-Architekturmodell gezeigt wird. Eingeleitet wird die Ausstellung durch einen Bereich "Wahrnehmung", der die zunehmende Ausgrenzung der deutschen Jüdinnen und Juden 1933 bis 1938 darstellt. Anschließend kommt der Bereich "Eskalation".
Fotos von in der Reichspogromnacht zerstörten Synagogen sowie die über 1.000 Namen der Städte sind dort zu sehen.
Nach einer kurzen Information über die Geschichte jüdischer Sakralbauten betreten die Besuchenden den Hauptbereich "Rekonstruktion". Die Besuchenden können hier in einer simulierten Arbeitsatmosphäre die Arbeitsschritte und Ergebnisse der Rekonstruktion erfahren.
Die Ausstellung wurde vom Institut für Auslandsbeziehungen realisiert und von der Kulturstiftung der Deutschen Bank finanziell gefördert. Ein Begleitband dokumentiert die Ausstellung.
Museumspädagogik
Zur Ausstellung werden Programme für Schulklassen der Sekundarstufe I und II angeboten mit den Schwerpunkten "Paderborn in der NS-Zeit" beziehungsweise "Synagoge und Jüdische Gemeinde in Paderborn". Die Programme können um einen Stadtrundgang erweitert werden.
Kontakt:
Carolin Ferres
Telefon: (05251) 881695
E-Mail: c.ferres@paderborn.de
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- Donnerstag, 16. Mai 2019 um 19.00 Uhr -
Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933 - 1945: Vortrag von Prof. Dr. Olaf Blaschke: Katholischer Antisemitismus in Westfalen im 19. und frühen 20. Jahrhundert
Veranstaltungsort:
Kreismuseum Wewelsburg
Burgsaal
Burgwall 19
33142 Büren-Wewelsburg
www.wewelsburg.de
Eine gängige Erzählung betont gerne das friedliche Zusammenleben von deutschen Jüdinnen, Juden und Christinnen, Christen, auch in Paderborn. Tatsächlich wirkten im 19. Jahrhundert ausgerechnet am Paderborner Priesterseminar einflussreiche Feinde des Judentums, auch Bischof Konrad Martin (1812 bis 1879).
Wie war dieser "Antijudaismus" beschaffen, und ging er bereits in den modernen Antisemitismus über? In welchem religiösen und politischen Kontext entwickelte sich das Bild vom Judentum unter der katholischen Bevölkerung Westfalens? Lassen sich Kontinuitätslinien des "doppelten Antisemitismus" beobachten?
Prof. Dr. Olaf Blaschke promovierte mit seiner Arbeit "Katholizismus und Antisemitismus im Deutschen Kaiserreich" und legte damit eine wichtige Grundsatzarbeit über das katholisch-jüdische Verhältnis im 19. Jahrhundert vor.
Ein Vortrag im Rahmen der Ausstellung ""Aus zwei Quellen" - Vom Leben und Wirken Jakob Loewenbergs 1856 - 1929" vom 7. April bis zum 2. Juni 2019 im Burgsaal der Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933 - 1945.
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Pressespiegel überregional:
Blick nach Rechts, 16.05.2019:
Marine Le Pen auf Werbetour
Belltower.News, 16.05.2019:
Europawahl 2019 / Die Parteienlandschaft rechtsaußen in Frankreich
Jüdische Allgemeine Online, 16.05.2019:
Berlin / "Der politische Diskurs hat sich verschoben"
Blick nach Rechts, 16.05.2019:
Geschichtsrevisionistisches Generationen-Treffen
Blick nach Rechts, 16.05.2019:
NPD-Kundgebung gegen "Regierungs-Veranstaltung"
MiGAZIN, 16.05.2019:
Verfassungsschutz / Mehr Rechtsextremisten in Sachsen
Ruhrbarone, 16.05.2019:
Die Rechte: Nazis wollen BDS-Kampagne unterstützen
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www.hiergeblieben.de - Zusammenfassung - Donnerstag, 16. Mai 2019
Am 16. Mai 2019 referierte Olaf Blaschke in der Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg - Ausstellung "Aus zwei Quellen" - über: "Katholischer Antisemitismus in Westfalen im 19. und frühen 20. Jahrhundert".
Am 16. Mai 2019 verleumdete der (völkisch-nationalistische) "Kreisverband Minden-Lübbecke", der Partei "AfD", erneut einen evangelischen Pfarrer in Minden - " ... warum lügt ein Pfarrerehepaar?" auf Facebook.
Am 14. Mai 2019 verleumdete der völkisch-nationalistische "AfD"-"Kreisverband Minden-Lübbecke", einen evangelischen Pfarrer in Minden als "Plakatedieb auf frischer Tat ertappt: Es war der Pfarrer!" (Facebook).
Am 13. Mai 2019 stellte der völkisch-nationalistische "AfD"-"Kreisverband Minden-Lübbecke" Strafanzeige gegen einen evangelischen Pfarrer in Minden wegen der "Sachbeschädigung" an einem "AfD"-Wahlplakat.
Am 1. Mai 2017 attackierte "AfD"-Rechtsaußen-Politiker Thomas Röckemann (Platz 16 der "AfD"-Liste zur NRW-Landtagswahl) in Minden einen jungen Mann, der ihm ein Plakat entwendet hatte - mit Pfefferspray.
Am 14. April 2017, um 2.40 Uhr, bedrohte ein "AfD"-Mitglied in Minden zwei Männer - die ein "AfD"-Plakat abrissen, mit einer Schreckschusswaffe, und hielt sie per "Jedermann-Anhalte- und Festnahmerecht" fest.
Vom 23. Mai bis 11. Juli 2019 finden vielfältige Veranstaltungen - im Rahmen der zweiten "Aktionswochen gegen Rassismus im Kreis Herford" -, organisiert von der Fachstelle "NRWeltoffen" im Kreis Herford, statt.
Am 16. Mai 2018 publizierte die "Neue Westfälische", dass der Staatsschutz wegen Beleidigungen, auf der "Witze-Seite" im neuen Vereinsheft des Fußballvereins "TUS FA Dünne", wegen Volksverhetzung ermittelt.
Am 14. Mai 2019 lud das Theater Bielefeld, in Kooperation mit der Neuen Westfälischen - im Rahmen der Gesprächsreihe "Lob der Freiheit" - zu einer Podiumsdiskussion unterm Titel "Kulturkampf in Europa" ein.
Am 12. November 2018 teilte die Staatsanwaltschaft Paderborn, auf Anfrage mit, dass gegen das Theater Paderborn kein Ermittlungsverfahren, nach einer Anzeige der "AfD" vom 6. August 2018 eingeleitet werde.
Am 6. August 2018 erstattete der völkisch-nationalistische "AfD"-"Kreisverband Paderborn" Anzeige gegen das Theater Paderborn bei der Staatsanwaltschaft Paderborn wegen "Verleumdung und Volksverhetzung".
Für den 18. Mai 2019 kündigt der völkische "AfD"-"Kreisverband Gütersloh" - ein "EU-Wahlkampf Finale in OWL" mit Alice Weidel, Gottfried Curio, Verena Wester, Uta Opelt, in Gütersloh (Theodor-Heuss-Platz) an.
Am 9. Mai 2019 kündigte der "AfD"-"Kreisverband Gütersloh" ein "EU-Wahlkampf Finale in OWL" mit Alice Weidel, Gottfried Curio, Verena Wester, Uta Opelt am 18. Mai 2019, Gütersloh (Theodor-Heuss-Platz) an.
Am 11. August 2017 fand in Gütersloh eine Wahlkampfkundgebung, des (extrem rechten) "Kreisverbands Gütersloh" der "AfD", mit Alice Weidel, Udo Hemmelgarn, Peter Boehringer (mit 89 Teilnehmenden) statt.
Am 18. Mai 2019 ruft das "Paderborner Bündnis gegen Rechts" unter dem Motto: "No Love for Haters" zur Beteiligung an einer antifaschistischen Demonstration - gegen extrem rechte Strukturen in Paderborn auf.
Am 14. Mai 2019 Dr. Karsten Wilke im Stadtmuseum Paderborn, im Rahmen der Ausstellung "Synagogen in Deutschland - Eine virtuelle Rekonstruktion", über "Die extreme Rechte - Erscheinungsformen in OWL".
Am 19. Mai 1994 wurde der - Verein "Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V." - gegründet, der die Gefangenen in der Abschiebehaftanstalt unterstützt sowie Zeugnis über die Missstände in der Haft ablegt.
www.lap-minden.de
www.facebook.com/MindenGegenRechts/
www.gegenrechts.info
www.gegenrechts.info/aktionswochen.html
www.mobile-beratung-owl.de
www.theater-bielefeld.de
www.facebook.com/B%C3%BCndnis-gegen-Rechts-im-Kreis-G%C3%BCtersloh-424624995037921/
www.facebook.com/events/415455565974334/
www.bgr-paderborn.de
www.facebook.com/paderbornerbuendnisgegenrechts/
www.paderborn.de/stadtmuseum
www.gegenabschiebehaft.de
www.facebook.com/Hilfe-f%C3%BCr-Menschen-in-Abschiebehaft-eV-1437428186488593/
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Artikel-Einträge in der Datenbank:
Neue Westfälische - Paderborn Kreiszeitung, 16.05.2019:
Katholischer Antisemitismus
Neue Westfälische - Zeitung für das Lübbecker Land, 16.05.2019:
AfD streitet mit Pfarrern über Wahlplakate
Westfalen-Blatt, 16.05.2019:
AfD: Kirche will keine Eskalation
Westfalen-Blatt / Vlothoer Zeitung, 16.05.2019:
Wochen gegen Rassismus
Radio Herford, 16.05.2019:
Witze-Seite des TuS Dünne schlägt hohe Wellen
Neue Westfälische Online, 16.05.2019:
Sexismus und Juden-Witze in Sportvereinsheft - Staatsschutz ermittelt
Neue Westfälische - Herforder Kreisanzeiger, 16.05.2019:
Staatsschutz ermittelt wegen Witze-Seite in Vereinsheft
Neue Westfälische, 16.05.2019:
Wie die Kultur Antworten auf den Rechtsruck sucht
Neue Westfälische - Gütersloher Zeitung, 16.05.2019:
Berichtigung
Neue Westfälische - Paderborn Kreiszeitung, 16.05.2019:
Demo gegen rechte Kräfte
Neue Westfälische Online, 16.05.2019:
Nazis in OWL sind in der Gesellschaft stark vernetzt
Neue Westfälische - Paderborn Kreiszeitung, 16.05.2019:
Nazis als Querschnittsphänomen
Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V., 16.05.2019:
Pressemitteilung / 25 Jahre "Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V."
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Neue Westfälische - Paderborn Kreiszeitung, 16.05.2019:
Katholischer Antisemitismus
Büren-Wewelsburg. Zum Thema "Katholischer Antisemitismus in Westfalen im 19. und frühen 20. Jahrhundert" hält Olaf Blaschke am Donnerstag, 16. Mai, im Kreismuseum Wewelsburg einen Vortrag. Im Burgsaal wird der promovierte Historiker im Rahmen der Sonderausstellung "Aus zwei Quellen" - Vom Leben und Wirken Jakob Loewenbergs referieren. Der Vortrag beginnt um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.
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Neue Westfälische - Zeitung für das Lübbecker Land, 16.05.2019:
AfD streitet mit Pfarrern über Wahlplakate
Parteien-Werbung: Die Partei spricht von Sachbeschädigung / Jetzt ermittelt der Staatsschutz
Von Carsten Korfesmeyer
Kreis Minden-Lübbecke (mt). Der Streit um das AfD-Plakat am Laternenpfahl vor der St. Lukas-Kirche schlägt hohe Wellen. Sogar Alice Weidel, Co-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, meldet sich zu Wort und zitiert obendrein das siebte Gebot. "Pfarrer stiehlt und zerstört AfD-Plakate", schreibt sie im Netz. Auch Landessprecher Thomas Röckemann spart nicht mit Vorwürfen. "Dass nun kirchliche Würdenträger selbst Hand anlegen und in antidemokratischer, krimineller Antifa-Manier unsere Plakate abreißen, zeigt, dass die Hetzkampagne, die unter tatkräftiger Mitarbeit der Kirchen gegen die Alternative für Deutschland betrieben wird, auf fruchtbaren Boden gefallen ist", schreibt er. Der Fall liegt jetzt beim Staatsschutz und die Interpretation des Sachverhalts könnte gegensätzlicher kaum sein. Sie dulde keine Wahlwerbung vor ihrer Kirche, sagt Pfarrerin Iris Rummeling von der St. Lukas-Gemeinde. "Egal von welcher Partei", erklärt sie am Dienstagmittag.
Abends zuvor hatten sie und ihr Mann, Pfarrer Clemens Becht, eine verbale Auseinandersetzung mit den AfD-Politikern Burkhard Brauns und Sebastian Landwehr. Der Vorfall ereignete sich, als die Politiker die Pfarrer dabei ertappten, wie sie sich an einem doppelseitigen AfD-Wahlplakat zu schaffen machten, das an einem Laternenpfahl hing. Die Theologen sagen, dass sie das Schild nur so drehen wollten, dass es nicht mehr auf ihr Grundstück ragt. Die Partei hingegen redet von Sachbeschädigung und Beleidigungen.
Wahlhelfer habe Kirchenverbot erhalten
Röckemann schreibt zugleich, dass die Pfarrer schon häufiger Plakate seiner Partei entfernt hätten. Außerdem hätten sie einem der Wahlhelfer ein Kirchenverbot erteilt, das auch für dessen Familienmitglieder gelte. Informationen dieser Zeitung zufolge soll es sich dabei um Landwehr handeln. Iris Rummeling-Becht sieht die Sache ganz anders. "Die sind offensichtlich Patrouille gefahren", sagt sie. Die Politiker hätten den Pfarrern dann unterstellt, dass sie Plakate abnehmen. Das sei aber falsch. Die Theologin dementiert außerdem, das Hausverbot ausgesprochen zu haben. Ihrerseits werde jetzt alles unternommen, um den Sachverhalt aufzuklären. Teilweise sehr heftige Reaktionen hätten sie im Laufe des Dienstags aus den Reihen der AfD-Sympathisanten erreicht, sagt die Theologin. "Schon in kürzester Zeit wurde viel Wirbel gemacht, um uns einzuschüchtern."
Presbyterium erhält "widerwärtige" Protest-Mails
Rückendeckung bekommt das Ehepaar von Manuel Schilling. Auch beim Vorsitzenden des Gesamtpresbyteriums der zur St. Marien gehörenden Lukas-Gemeinde flatterten Protest-Mails offensichtlicher AfD-Anhänger ins Haus. "Widerwärtige", sagt er. Mit jeglicher Wahlwerbung vor einer Kirche habe er grundsätzlich seine Probleme, so dass er das Verhalten und die Beweggründe seiner Kollegen durchaus nachvollziehen könne. "Die anderen Parteien machen das ja auch nicht." Gleichwohl müsse er aber zur Kenntnis nehmen, dass das Aufhängen von Plakaten an diesen Orten in Minden erlaubt ist. "Von anderen Kommunen weiß ich aber, dass es anders ist."
Schon bei der Landtagswahl hatte die AfD Probleme mit der Zerstörung ihrer Plakate. Nach dem jüngsten Vorfall fühlte sich Brauns nun auch persönlich beleidigt und angegriffen. Seinen Worten zufolge ist die verbale Auseinandersetzung entgleist und es soll seitens der Pfarrer sogar Nazi-Vergleiche gegeben haben. Außerdem seien im Bereich Kuhlenkamp gerade in den vergangenen Wochen sehr viele AfD-Plakate zerstört oder entwendet worden. Allein tags zuvor waren es nach seinen Worten etwa 30 Stück. "Das ist für uns ja auch eine erhebliche Kostenfrage", sagt er. Ursprünglich habe er es gar nicht vorgehabt, die Polizei zu rufen. Als die Lage eskalierte, habe er keine Wahl mehr gehabt.
Unterstützung bekommen die St. Lukas-Pfarrer von Superintendent Jürgen Tiemann, der sich nach den Vorwürfen der AfD auch rechtliche Schritte gegen die Partei vorstellen kann. Es habe viel Wirbel gegeben. "Denn Verleumdung steht ja immerhin auch unter Strafe", erklärt er. Den Vorfall bezeichnet er als sehr unglücklich. Es sei grundsätzlich nicht der richtige Weg für eine politische Auseinandersetzung, Plakate abzuhängen oder zu entfernen.
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Westfalen-Blatt, 16.05.2019:
AfD: Kirche will keine Eskalation
Minden (WB/ca). Die Ev. Kirche von Westfalen verzichtet auf eine Strafanzeige gegen Alice Weidel. Die AfD-Politikerin hatte auf Facebook einen Mindener Pastor beschuldigt, Wahlplakate gestohlen und zerstört zu haben. Diesen Vorwurf gibt es aber nach Angaben der Polizei nicht. Landeskirchenrat Dr. Thomas Heinrich sagte, man setze auf menschliche Umgangsformen abseits von Anzeigen und Rechtsstreitigkeiten.
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Westfalen-Blatt / Vlothoer Zeitung, 16.05.2019:
Wochen gegen Rassismus
Vortragsabend macht den Auftakt
Vlotho / Herford (VZ/wst). Die Fachstelle "NRWeltoffen" lädt mit weiteren Gruppen und Institutionen zu "Aktionswochen gegen den Rassismus im Kreis Herford" ein. Auftakt ist ein Vortrag im Elsbach-Haus am 23. Mai. Die Leiterin der Gedenkstätte Wewelsburg, Kirsten John-Stucke, wird von 19.30 Uhr an über die Verfolgung der Zeugen Jehovas im Dritten Reich sprechen. Geplant sind zudem Ausstellungen, Vorträge und Workshops. Themen sind unter anderem am Mittwoch, 12. Juni, in Löhne "Reichsbürger, die unterschätzte Gefahr", "Antifeminismus und Rechtspopulismus" am 13. Juni in Herford und das "gute Klima für alle" am 22. Juni in Herford. Das Vlothoer Bündnis gegen das Collegium Humanum und die Schülervertretung des Weser-Gymnasiums veranstalten am 27. Juni einen Aktions- und Infostand gegen Rassismus. Und das "Café Welcome" der Mariengemeinde Herford lädt Alteingesessene und Neuankömmlinge ein, sich am 6. Juli kennenzulernen. Ebenfalls auf dem Programm steht die Eröffnung des jezidischen Grabfelds auf dem Friedhof "Ewiger Frieden" in Herford am 15. Juni.
Bildunterschrift: "NRWeltoffen" und weitere Gruppen laden zu den Aktionswochen ein: (von links) August-Wilhelm König, Irmgard Pehle, Dennis Heymann, Karola Althoff-Schröder, Sebastian Töbel, Barbara Rodi, Gerit Böhning, Sabine Hoffmann und Erdal Ekinci.
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Radio Herford, 16.05.2019:
Witze-Seite des TuS Dünne schlägt hohe Wellen
Das Vereinsheft des TuS Dünne ist jetzt ein Fall für den Staatsschutz. Ein Bünder hatte Strafanzeige wegen einer Witze-Seite in der aktuellen Ausgabe erstattet, schreibt die Neue Westfälische. Es gehe um den Vorwurf der Beleidigung. Die Witze seien sexistisch und würden unter anderem auf Kosten von Kleinwüchsigen, Juden und Schwule gehen, heißt es.
Der Verein hatte sich nach Bekanntwerden des Vorfalls sofort von den Witzen distanziert und einen Großteil der Auflage entsorgt. Die Seite war ohne Absprache in das Heft gesetzt worden.
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Neue Westfälische Online, 16.05.2019:
Sexismus und Juden-Witze in Sportvereinsheft - Staatsschutz ermittelt
16.05.2019 - 08.23 Uhr
Bünder erstattet Strafanzeige / Zuvor hatte das neue Heft des TuS Dünne bereits für Ärger gesorgt
Von Stefan Boscher
So richtig lustig fand wohl kaum jemand die Witze-Seite, die im aktuellen Vereinsheft des TuS Dünne erschienen ist. Von "geschmacklos", über "unpassend" bis hin zu "kann doch wohl nicht wahr sein" waren die Rückmeldungen zahlreicher Leser auf den entsprechenden Artikel Ende April. Jetzt hat die Seite ein juristisches Nachspiel.
"So etwas ist verwerflich. Das darf man nicht durchgehen lassen", echauffierte sich ein Bünder gegenüber nw.de. Er wolle nicht, dass die Sache im Sande verlaufe und habe deshalb bei der Polizei Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Auf Anfrage von nw.de bestätigte Polizeisprecherin Simone Lah-Schnier den Eingang der Anzeige und auch, dass in diesem Fall nun ermittelt werde. Es gehe um den Vorwurf der Beleidigung, offenbar habe sich der Anzeigeerstatter persönlich beleidigt gefühlt, so die Polizeisprecherin. Ermittelt wird in dem Verfahren nicht von den Herforder Beamten. Alle Vorgänge, die potenziell volksverhetzend sein können, werden beim Staatsschutz gebündelt. So sei auch dieser Fall an die Beamten des Staatsschutzes in Bielefeld weitergeben worden, so Lah-Schnier.
Vereinsvorsitzender spricht von einem "Desaster"
Neben sexistischen Scherzen und abwertenden Aussagen über kleinwüchsige Menschen werden auf der Seite Juden, Schwarze, Chinesen und Schwule beleidigt. Der TuS Dünne hatte sich gleich nach Bekanntwerden des Vorfalls von den Witzen distanziert: "Gegen Witze habe er grundsätzlich nichts", so der Vereinsvorsitzende Martin Lohrie damals: "Aber wie man in einem einzigen Witz Antisemitismus, Rassismus und Schwulen-Feindlichkeit verbinden kann, das ist schon bemerkenswert."
Besonders ärgerlich ist für den Verein, dass die Witze-Seite in dem Heft nicht einmal geplant war. Beim Korrekturlesen sei aufgefallen, dass eine Anzeigenseite doppelt geplant war, so Lohrie. Die vom Verein beauftragte externe Layouterin habe daraufhin eine der Anzeigenseiten gegen die Witze-Seite ausgetauscht. Anschließend sei das Heft in den Druck gegangen, ohne dass es der Verein noch einmal abgenommen habe.
Von einem "Desaster" sprach Lohrie vor einer Woche.
Von der dreistelligen Auflage der Broschüre sei ein Großteil in den Altpapiercontainer gewandert. Lohrie: "So lange ich hier noch im Verein bin, wird so etwas nicht mehr vorkommen. Das ist 100-prozentig sicher."
Bildunterschrift: Geschmacklos: Die Witze-Seite, die nun sogar die Polizei beschäftigt.
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Neue Westfälische - Herforder Kreisanzeiger, 16.05.2019:
Staatsschutz ermittelt wegen Witze-Seite in Vereinsheft
Bünder erstattet Strafanzeige: Zuvor hatte das neue Heft des TuS Dünne bereits für Ärger gesorgt / Großteil der Broschüre ist nunmehr in den Altpapiercontainer gewandert
Von Stefan Boscher
Bünde. So richtig lustig fand wohl kaum jemand die Witze-Seite, die im aktuellen Vereinsheft des TuS Dünne erschienen ist. Von "geschmacklos" über "unpassend" bis hin zu "kann doch wohl nicht wahr sein" waren die Rückmeldungen zahlreicher Leser auf den entsprechenden Artikel Ende April. Jetzt hat die Seite ein juristisches Nachspiel.
"So etwas ist verwerflich. Das darf man nicht durchgehen lassen", echauffierte sich ein Bünder gegenüber der Neuen Westfälischen. Er wolle nicht, dass die Sache im Sande verlaufe und habe deshalb bei der Polizei Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Auf Anfrage von nw.de bestätigte Polizeisprecherin Simone Lah-Schnier den Eingang der Anzeige und auch, dass in diesem Fall nun ermittelt werde. Es gehe um den Vorwurf der Beleidigung, offenbar habe sich der Anzeigeerstatter persönlich beleidigt gefühlt, so die Polizeisprecherin.
Ermittelt wird in dem Verfahren nicht von den Herforder Beamten. Alle Vorgänge, die potenziell volksverhetzend sein können, werden beim Staatsschutz gebündelt. So sei auch dieser Fall an die Beamten des Staatsschutzes in Bielefeld weitergeben worden, so Lah-Schnier.
Neben sexistischen Scherzen und abwertenden Aussagen über kleinwüchsige Menschen werden auf der Seite Juden, Schwarze, Chinesen und Schwule beleidigt. Der TuS Dünne hatte sich gleich nach Bekanntwerden des Vorfalls von den Witzen distanziert: "Gegen Witze habe er grundsätzlich
nichts, so der Vereinsvorsitzende Martin Lohrie damals: "Aber wie man in einem einzigen Witz Antisemitismus, Rassismus und Schwulen-Feindlichkeit verbinden kann, das ist schon bemerkenswert."
Besonders ärgerlich ist für den Verein, dass die Witze-Seite in dem Heft nicht einmal geplant war. Beim Korrekturlesen sei aufgefallen, dass eine Anzeigenseite doppelt geplant war, so Lohrie. Die vom Verein beauftragte externe Layouterin habe daraufhin eine der Anzeigenseiten gegen die Witze-Seite ausgetauscht. Anschließend sei das Heft in den Druck gegangen, ohne dass es der Verein noch einmal abgenommen habe. Von einem "Desaster" sprach Lohrie vor einer Woche.
Von der dreistelligen Auflage der Broschüre sei ein Großteil in den Altpapiercontainer gewandert. Lohrie: "Solange ich hier noch im Verein bin, wird so etwas nicht mehr vorkommen. Das ist 100-prozentig sicher."
Bildunterschrift: Geschmacklos: Die Witze-Seite, die nun sogar die Polizei beschäftigt.
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Neue Westfälische, 16.05.2019:
Wie die Kultur Antworten auf den Rechtsruck sucht
Kulturkampf von rechts: Auf Einladung des Theaters Bielefeld und der Neuen Westfälischen diskutierten Kulturmacher über zunehmende Angriffe rechter Organisationen auf Künstler, Theater und andere Kulturinstitutionen
Von Andreas Klatt
Bielefeld. Bereits Gotthold Ephraim Lessing nannte das Theater eine "Schule der moralischen Welt". Aber wie können Bühnen darauf reagieren, dass Phänomene wie der ausgehöhlte Sozialstaat in breiten Bevölkerungsschichten Unzufriedenheit und Frust zur Folge haben, die sich immer massiver in Form eines politischen Rechtsrucks entladen?
Knapp zwei Wochen vor der Europawahl widmete eine Podiumsdiskussion sich am Dienstagabend im Bielefelder Theater am Alten Markt der komplexen Frage nach dem Spannungsfeld zwischen Kulturinstitutionen und wachsendem Rechtspopulismus.
In der vierten Auflage der Reihe "Lob der Freiheit", die das Stadttheater in Kooperation mit der Neuen Westfälischen veranstaltet, zog Marc Grandmontagne, Geschäftsführer des Deutschen Bühnenvereins, die ernüchternde Bilanz, dass die künstlerische Freiheit als Grundfeste einer lebendigen Demokratie von autoritär agierenden Parteien immer häufiger in Frage gestellt wird.
So versuchte der AfD-Kreisverband Paderborn im vergangenen Sommer vergeblich, gegen eine Grafik im Programmheft des Theaters Paderborn juristisch vorzugehen. Die Kombination von Hakenkreuz und AfD-Logo mit einer Darstellung der Wahlergebnisse von NSDAP und AfD diskreditiere die Mitglieder und Wähler der Partei, hieß es in der Strafanzeige. "Wir leben längst in einer Weltgesellschaft, doch wir haben nicht die Strukturen dafür. Was der Rechtspopulismus suggeriert, ist, dass es aus dieser Welt den Notausgang gibt", machte Grandmontagne deutlich, mit welchen Illusionen rechtspopulistische Parteien locken. "Wir stehen als Gesellschaft extrem unter Spannung, aber es hat niemand einen Fahrplan, der rausführt, denn die Welt ist unfasslich kompliziert geworden."
Der Autor und Regisseur Nuran David Calis plädierte dafür, Bühnen als Ort der Sichtbarmachung von Solidarität zu nutzen. "Wie können wir einander anleuchten, um zu wissen, mit wem wir dieses Land gestalten?", führte Calis aus, dass Theater Begegnung ermöglicht - und damit auch ein Einfühlen in andere Biografien, die das Fremde der Anonymität entreißen.
Volkhard Knigge, Leiter der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, erhielt viel Beifall für sein Bekenntnis zur "aufgeklärten Lakonie": eine Bildungsarbeit, die den illusionären Charakter des rechtspopulistischen Harmonieversprechens mit der Frage entlarvt, ob Menschen mit der damit zwangsläufig einhergehenden permanenten Aggressivität leben wollen. Die Abrutschgefährdeten könne man im Gegensatz zu abgeschotteten Extremisten zurückholen, wenn man sich die Mühe mache, in Diskussion zu gehen. "Menschen wollen mehr als Zuckerwatte, es gibt das Begehren zu wissen, die Sehnsucht nach Faktizität", ermutigte er, Alternativen zum konsumistischen Lebensstil aufzuzeigen.
Der Dystopie mutige Zukunftsvisionen entgegenstellen, darin sieht auch Susanne Keuchel, Präsidentin des Deutschen Kulturrats, ein probates Mittel erfolgreicher kultureller Bildung. "Können wir die Gesellschaft so verändern, dass sich Menschen in einem demokratischen Prozess gut aufgehoben fühlen?"
Kulturinstitutionen komme dabei die Rolle "bezahlter Gesellschaftspflege" zu, waren sich die Diskutierenden im Verlauf der von NW-Kulturchef Stefan Brams moderierten Veranstaltung einig. Häufig zur "Eliten-Kultur" abgestempelt, müsse Kultur offensiv für demokratische Werte eintreten, um im öffentlichen Diskurs nicht in eine defensive Rolle gedrängt zu werden, so Knigge. "Dulden ist ein Mittel, solche Positionen hoffähig zu machen", sprach Knigge sich dafür aus, die subtile Verschiebung politischer Normen nicht stillschweigend hinzunehmen.
Ein Abend, der Mut machte, im Rechtspopulismus auch eine Chance zu sehen, Demokratie zu erneuern.
Bildunterschrift: Nachdenklich gestimmt: Volkhard Knigge, Leiter der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora (v. r.), Marc Grandmontagne, Direktor des Bühnenvereins, Susanne Keuchel, Präsidentin des Kulturrats, sowie Autor und Regisseur Nuran David Calis.
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Neue Westfälische - Gütersloher Zeitung, 16.05.2019:
Berichtigung
In unserer gestrigen Berichterstattung über die Gegen-Demonstrationen zur AfD-Kundgebung ist uns ein Fehler unterlaufen. Wir haben die Initiative "Courage gegen Rechts" den Jusos zugeordnet. Die Initiative wird jedoch von verschiedenen Gruppen und von den Linken unterstützt.
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Neue Westfälische - Paderborn Kreiszeitung, 16.05.2019:
Demo gegen rechte Kräfte
Paderborn. Gegen Paderborner Nazi-Strukturen und rechte Gewalt wird am Samstag, 18. Mai, ab 14 Uhr vor dem Paderborner Hauptbahnhof demonstriert. Dazu ruft das Paderborner Bündnis gegen Rechts auf. Ob Identitäre Bewegung, Hooligan-Gruppen (wie die Domstädter), AfD oder Reichsbürger - Paderborn ist laut einer Pressemitteilung seit langem ein Sammelbecken für verschiedene rechtsradikale Gruppierungen. Unterschieden sich diese Gruppierungen in ihrem Vorgehen, so lägen ihnen doch allen eine rassistische, menschenverachtende, antisemitische und sexistische Ideologie zugrunde, so die Veranstalter.
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Neue Westfälische Online, 16.05.2019:
Nazis in OWL sind in der Gesellschaft stark vernetzt
16.05.2019 - 10.06 Uhr
Der Historiker Karsten Wilke informiert im Stadtmuseum über Rechtsextremismus in Ostwestfalen
Von Dietmar Gröbing
Paderborn. Rechtsextremistisches Gedankengut durchsetzt gleichsam private wie politische (Führungs-)Etagen und ist in allen Teilen Deutschlands heimisch. Auch in Ostwestfalen. Nähere Infos zum Thema lieferte ein Vortrag mit dem Titel "Rechtsextremismus: Erscheinungsformen in OWL".
Im Paderborner Stadtmuseum informierte der Bielefelder Historiker Karsten Wilke rund zwei Dutzend Zuhörer über die gut vernetzte, extrem rechte Szene Ostwestfalens. Diese besteht aus militanten Neonazis, notorischen Holocaust-Leugnern und organisierten Familienzusammenschlüssen. Die Kinder jener Zusammenschlüsse werden von ihren Erziehungsberechtigten im Geiste des Nationalsozialismus erzogen.
Familienverbünde, Kameradschaften und rechte Parteien
Zwischen 200 und 300 Familienclans gibt es laut Karsten Wilke im Bundesgebiet. Regelmäßige Treffen finden meist unter dem Deckmantel organisierter Zeltlager oder Liederabende statt. Das Familienmodell beruht auf der Indoktrinierungsstrategie und besitzt sektenähnliche Struktur, wobei auf die kindlichen Probanden ein perfides Gewaltsystem einwirkt. Jene Gewalt kann sowohl physischer wie psychischer Natur sein.
Auf regionaler Ebene werden mehrere "Kameradschaften" und Parteien dem rechten Rand zugeordnet. Etwa "Der Dritte Weg" oder "Die Rechte". Bei letztgenannter Partei fungiert Ursula Haverbeck als Spitzenkandidatin. Die Holocaust-Leugnerin aus Vlotho sitzt momentan eine Haftstrafe in Bielefeld ab. Vorangegangene Strafprozesse wurden von der 90-Jährigen regelmäßig zu Propaganda-Zwecken genutzt. So inszeniert sich Haverbeck mit Vorliebe als Märtyrerin und Widerständlerin.
In allen Altersgruppen und Schichten verankert
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Rechten einer homogenen Szene angehören. So ist der Nationalsozialismus laut Wilke ein "Querschnittsphänomen". Es zieht sich durch alle sozialen Schichten und Altersgruppen. Für Wilke gibt es demnach "kein Einheitsbild" des typischen Nazis, sondern eine "stilistische Vielfalt", was in erster Linie mit dem Eindringen der Popkultur in die rechte Szene zu tun hat. Rechtes Gedankengut findet sich nicht zuletzt in demokratischen Institutionen wie dem Bundestag, denn "seit Pegida und der AfD ist nationalistisches Denken in der Mitte der Gesellschaft angekommen".
Die zitierte Mitte wird unter anderem durch Ostwestfalen repräsentiert, markiert OWL nach den Worten Karsten Wilkes doch "eine wichtige Region für die rechte Szene". Ihre Mitglieder betiteln den Landstrich gern als "Hermannsland". Wenig überraschend dient das Hermannsdenkmal als Versammlungs- und Kultstätte. Weitere "Pilgerorte" sind die Wewelsburg und die Externsteine.
Immer wieder mobilisiert "Die Rechte" ihre Anhänger, um für Ursula Haverbeck zu demonstrieren, zuletzt Anfang Mai in Bielefeld.
Bildunterschrift: Kennt den braunen Sumpf: Karsten Wilke weiß bestens über die Mechanismen der Szene Bescheid.
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Neue Westfälische - Paderborn Kreiszeitung, 16.05.2019:
Nazis als Querschnittsphänomen
Vortrag: Der Historiker Karsten Wilke informiert im Stadtmuseum über Rechtsextremismus in Ostwestfalen / Wodurch sich die regionale Szene auszeichnet
Von Dietmar Gröbing
Paderborn. Rechtsextremistisches Gedankengut durchsetzt gleichsam private wie politische (Führungs-)Etagen und ist in allen Teilen Deutschlands heimisch. Auch in Ostwestfalen. Nähere Infos zum Thema lieferte ein Vortrag mit dem Titel "Rechtsextremismus: Erscheinungsformen in OWL".
Im Paderborner Stadtmuseum informierte der Bielefelder Historiker Karsten Wilke rund zwei Dutzend Zuhörer über die gut vernetzte, extrem rechte Szene Ostwestfalens. Diese besteht aus militanten Neonazis, notorischen Holocaust-Leugnern und organisierten Familienzusammenschlüssen. Die Kinder jener Zusammenschlüsse werden von ihren Erziehungsberechtigten im Geiste des Nationalsozialismus erzogen.
Zwischen 200 und 300 Familienclans gibt es laut Karsten Wilke im Bundesgebiet. Regelmäßige Treffen finden meist unter dem Deckmantel organisierter Zeltlager oder Liederabende statt. Das Familienmodell beruht auf der Indoktrinierungsstrategie und besitzt sektenähnliche Struktur, wobei auf die kindlichen Probanden ein perfides Gewaltsystem einwirkt. Jene Gewalt kann sowohl physischer wie psychischer Natur sein.
Auf regionaler Ebene werden mehrere "Kameradschaften" und Parteien dem rechten Rand zugeordnet. Etwa "Der Dritte Weg" oder "Die Rechte". Bei letztgenannter Partei fungiert Ursula Haverbeck als Spitzenkandidatin. Die Holocaust-Leugnerin aus Vlotho sitzt momentan eine Haftstrafe in Bielefeld ab. Vorangegangene Strafprozesse wurden von der 90-Jährigen regelmäßig zu Propaganda-Zwecken genutzt. So inszeniert sich Haverbeck mit Vorliebe als Märtyrerin und Widerständlerin.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Rechten einer homogenen Szene angehören. So ist der Nationalsozialismus laut Wilke ein "Querschnittsphänomen". Es zieht sich durch alle sozialen Schichten und Altersgruppen. Für Wilke gibt es demnach "kein Einheitsbild" des typischen Nazis, sondern eine "stilistische Vielfalt", was in erster Linie mit dem Eindringen der Popkultur in die rechte Szene zu tun hat. Rechtes Gedankengut findet sich nicht zuletzt in demokratischen Institutionen wie dem Bundestag, denn "seit Pegida und der AfD ist nationalistisches Denken in der Mitte der Gesellschaft angekommen".
Jene Mitte werde unter anderem durch Ostwestfalen repräsentiert, markiert OWL nach den Worten Karsten Wilkes doch "eine wichtige Region für die rechte Szene". Ihre Mitglieder betiteln den Landstrich gern als "Hermannsland". Wenig überraschend dient das Hermannsdenkmal als Versammlungs- und Kultstätte. Weitere "Pilgerorte" sind die Wewelsburg und die Externsteine.
Bildunterschrift: Kennt den braunen Sumpf: Karsten Wilke weiß bestens über die Mechanismen der Szene Bescheid.
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Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V., 16.05.2019:
Pressemitteilung / 25 Jahre "Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V."
Büren. Am 19. Mai 1994 wurde der Verein "Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V." gegründet. Seitdem unterstützt er die Gefangenen in der Abschiebehaftanstalt Büren, legt Zeugnis ab über Missstände in der Haft und verfolgt mit seiner Öffentlichkeitsarbeit das Ziel, Abschiebehaft abzuschaffen.
Jeden Donnerstag besuchen die aktiven Betreuer und Betreuerinnen des Vereins "Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V." die Gefangenen der größten Abschiebehaftanstalt Deutschlands. Dabei werden sie mit unterschiedlichen Problemen der Gefangenen konfrontiert. Regelmäßig stellen die Gefangenen die Frage, warum sie überhaupt inhaftiert sind. Sie können sich nicht vorstellen, dass man in Deutschland bis zu 18 Monate inhaftiert werden kann, ohne dass man eine Straftat begangen hat. Eine andere drängende Frage ist natürlich, wie man es erreichen kann, aus dem Gefängnis entlassen zu werden. Der Verein hilft bei der Suche nach einem Rechtsanwalt und bespricht mit den Gefangenen die Gerichtspapiere. "Wir müssen feststellen, dass in über 50 Prozent der Fälle, die wir begleitet haben, höhere Gerichte die Haft für unrechtmäßig erklärt haben", so Frank Gockel, Pressesprecher des Vereins "Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V.".
Der Verein hat in der Vergangenheit viele Höhen und Tiefen erlebt. "So beeinträchtigt wie heute war unsere Betreuungsarbeit jedoch noch nie", kritisiert Gockel. Organisatorische Vorgaben der Gefängnisleitung verhindern, dass der Verein die Gefangenen sprechen kann, die zu sprechen er für wichtig hält. Zudem wird die Zuführung in die Besuchsabteilung so in die Länge gezogen, dass sich unnötige und unzumutbare Pausen in der zur Verfügung stehenden ehrenamtlichen Beratungszeit ergeben. "Wenn ich früher pro Nachmittag 10 bis 15 Menschen nach meiner Auswahl sprechen konnte, so muss ich heute froh sein, wenn mir fünf Gefangene, und zwar nach Auswahl des Gefängnisses, zugeführt werden", so Gockel.
"Zuletzt sind die Haftbedingungen für die Inhaftierten zunehmend schlechter geworden. Seit Anfang des Jahres sorgt dafür das neue Abschiebehaftvollzugsgesetz der Landesregierung. Leider nehmen auch die Skandale in der letzten Zeit deutlich zu", so Gockel. Er erinnert unter anderem an die Anweisung einer leitenden Beamtin, Medikamente unter das Essen zu mischen, an Fehlbestände in der Gefängnisapotheke und an den Bericht der Nationalen Stelle zur Verhütung von Folter, in dem zahlreiche Missstände beanstandet werden.
Der Verein setzt sich seit 25 Jahre für die Abschaffung der Abschiebehaft ein. Von 1994 an, wo allein in Nordrhein-Westfalen mehr als 1.000 Menschen gleichzeitig inhaftiert waren, hat sich über die Jahre die Zahl der Häftlinge deutlich reduziert. Im Jahre 2014, als wegen der Trennung von Strafgefangenen und Abschiebehäftlingen die Haftanstalt vorübergehend geschlossen war, waren teilweise unter 10 Gefangene aus NRW. Seit der Wiedereröffnung 2015 steigt die Zahl der in Büren Inhaftierten kontinuierlich. "Aktuell sind circa 140 Menschen inhaftiert. Die Landesregierung möchte im nächsten Schritt 175 Haftplätze schaffen, allerdings scheitert das aktuell am Personalmangel. Kaum einer will in diesem Bereich arbeiten. Aus internen Quellen wissen wir, dass bereits ein Ausbau bis auf 250 Haftplätze anvisiert wird - für Menschen, denen nicht wegen einer Straftat, sondern zur Erleichterung der Arbeit der Behörden das Grundrecht auf Freiheit genommen wird", so Gockel.
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