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Nachrichten , 23.03.2019 :

Tages-Chronologie von Samstag, 23. März 2019

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www.hiergeblieben.de - Zusammenfassung - Samstag, 23. März 2019


Am 14. März 2019 referierte Dr. Stefan Wiesekopsieker (Kooperation mit dem Lippischen Heimatbund) im Schloss Detmold - "Geheimer Kabinettsrat Georg Freiherr von Eppstein (1874 -1942) - eine Spurensuche".

Am 2. Juli 1942 wurde Georg Johannes von Eppstein, mit dem (13.) "Alterstransport" nach Theresienstadt deportiert, wo er Ende September 1942 - ausweislich des Totenscheins, an einer Darminfektion - verstarb.

Am 1. Juni 1921 wurde Georg Johannes Friedrich (geboren am 20. März 1874 in Breslau), mit Familie vom Wohnort Detmold, Schlossplatz 5 (Pavillon 5) nach Berlin-Lichterfelde, Potsdamer Straße 32, abgemeldet.

Am 7. Januar 2019 veröffentlichte der "Allitera Verlag" das Buch: "Zwischen Göttern und Dämonen - Martin Stephani und der Nationalsozialismus" des Historikers Hans-Walter Schmuhl (ISBN-13: 978-3962330545).

In der vierten Märzwoche 2019 fand die Jahreshauptversammlung der "Kreisgruppe Herford-Stadt", in der revanchistischen "Landsmannschaft Schlesien" ("LS") in der Ev.-luth. Kirchengemeinde Herford-Mitte statt.

In der vierten Märzwoche 2019 fand die Jahreshauptversammlung 2019 der "Ortsgruppe Gütersloh" in der revanchistischen "Landsmannschaft Ostpreußen", "LO" im "Gütersloher Brauhaus" mit Eckard Jagalla statt.

Am 23. und 24. März 2019 richtete der (am 23. Mai 1992 im "Collegium Humanum" konstituierte) "Verein Gedächtnisstätte", erneut im thüringischen Guthmannshausen eine geschichtsrevisionistische Tagung aus.

Am 23. März 2019 sprachen Anmelder Ralph Lange, Blomberg, und Andrea Baschke ("Solinger Amazonen Marsch gegen Gewalt an Frauen") auf der Kundgebung: "Recht und Sicherheit für unser Land" in Bielefeld.

Am 23. März 2019 nahm der Bielefelder Florian Schürfeld, Akteur der "Identitären Bewegung" und Mitglied in der "Burschenschaft Normannia-Nibelungen", an der Mini-Kundgebung von Ralph Lange in Bielefeld teil.

Am 23. März 2019 nahmen in Bielefeld gesamt neun Personen an einer Standkundgebung (Motto: "Recht und Sicherheit für unser Land"), aus dem Umfeld der neonazistischen Splittergruppe "Patrioten NRW" teil.

Für den 23. März 2019 wurde unter dem Motto "Recht und Sicherheit für unser Land" aus dem Umfeld der "Patrioten NRW" eine Demonstration - 200 Teilnehmende - durch die Bielefelder Innenstadt angemeldet.

Am 26. Mai 2019 kandidiert Uwe Detert aus Heiden, Sprecher des "AfD"-"Kreisverband Lippe", Beisitzer im "AfD"-"Bezirksverband Detmold / OWL" zur Wahl der Bürgermeisterin, des Bürgermeisters der Stadt Lage.

Am 3. Mai 2019 hat der (völkisch-nationalistische) "Kreisverband Lippe" der "AfD", eine Veranstaltung zur Wahl zum Europäischen Parlament am 26. Mai 2019 in Lage, im Schulzentrum Werreanger, angekündigt.

Für den 12. April 2019 hat der völkisch-nationalistische "AfD"-"Kreisverband Lippe", einen Auftritt von Jörg Meuthen, Guido Reil, Martin Schiller im Schul- und Sportzentrum Werreanger der Stadt Lage angekündigt.

Am 21. März 2019 hatte der (völkisch-nationalistische) "AfD"-"Kreisverband Lippe" bei der Stadt Lage das "Bürgerhaus" für Redner Nicolaus Fest ("Die Europäische Union und der Vertrag von Aachen") angemietet.

Am 20. März 2019 gab der völkisch-nationalistische "AfD"-"Kreisverband Lippe" bekannt, dass Uwe Detert (aus Heiden), am 26. Mai 2019 zur Wahl der Bürgermeisterin / des Bürgermeisters der Stadt Lage antritt.

Am 21. Februar 2019 führte der völkisch-nationalistische "AfD"-"Kreisverband Lippe", im "Bürgerhaus" der Stadt Lage, eine Veranstaltung mit "Kernphysiker Dr. Armin Huke" zum Thema: "Thorium Reaktor" durch.

Am 30. August 2018 führte der völkisch-nationalistische "AfD"-"Kreisverband Lippe" im "Bürgerhaus" Lage eine Veranstaltung mit dem "AfD"-Landtagsabgeordneten Christian Blex, sowie 50 Teilnehmenden, durch.

Am 30. August 2018 hat die Stadt Lage, für einen "Vortrag zur Windkraft und Energiepolitik" von Christian Blex, das "Bürgerhaus", an den völkisch-nationalistischen "Kreisverband Lippe" der Partei "AfD" vermietet.

Am 18. April 2017 beobachtete der Polizeiliche Staatsschutz OWL in Lage nicht den Wahlkampfauftakt der Partei "AfD", sondern, nach eigener Aussage - um "in der Aula einen Blick auf die linke Szene zu werfen".

Am 18. April 2017 haben in Lage circa 430 Menschen gegen den Wahlkampfauftakt in Lippe des - extrem rechten - "Kreisverbands Lippe" der "Alternative für Deutschland" ("AfD") mit Marcus Pretzell demonstriert.

Für die am 25. August 2016 durchgeführte "Compact live"-Veranstaltung mit Christian Blex in Lage, wurde das "Bürgerhaus" von dem extrem rechten "Kreisverband Lippe" der "AfD" bei der Stadt Lage angemietet.

Am 25. August 2016 vermietete die Stadt Lage das "Bürgerhaus" Lage für eine verdeckte "Compact live"-Veranstaltung des "Compact-Magazins" des Verschwörungstheoretikers Jürgen Elsässer mit Christian Blex.

Am 11. April 2019 organisiert der völkisch-nationalistische "AfD"-"Kreisverband Höxter" auf Einladung des Vorsitzenden der "AfD"-Landtagsfraktion in NRW, Markus Wagner, einen Besuch im Düsseldorfer Landtag.

Für den 24. März 2019 kündigt der völkisch-nationalistische "AfD"-"Kreisverband Höxter" um 16.00 Uhr im Historischen Rathaus Höxter (Weserstraße) eine Veranstaltung mit Beatrix von Storch sowie Guido Reil an.

Am 23. März 2019 berichtete sowie kommentierte Redakteur Ansgar Mönter in der "Neuen Westfälischen - Bielefelder Tageblatt" über den Alltagsrassismus, sowie rassistische Diskriminierung in der Stadt Bielefeld.

Am 21. März 2019 sprach David Scholz im Preußenmuseum Minden zu: "Richard Wagners Antisemitismus. Jahrhundertgenie im Zwielicht. Eine Korrektur." - veranstaltet von: "Richard Wagner Verband Minden e.V.".


www.gedenkbuch-detmold.de

www.allitera-verlag.de/wp-content/uploads/2018/12/978-3-96233-054-5_Leseprobe_BZ-1.pdf

www.mobit.org

www.gfcjz-lippe.de

www.bielefeldstelltsichquer.wordpress.com

www.facebook.com/BielefeldStelltSichQuer

www.facebook.com/events/marktplatz/h%C3%B6xter-bunt-statt-braun/409704939591811/

www.ki-bielefeld.de/175-Antidiskriminierungsstelle

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Artikel-Einträge in der Datenbank:


Lippe aktuell, 23.03.2019:
Fulminante Karriere voller Widersprüche

Lippische Landes-Zeitung, 23./24.03.2019:
"Er teilt das Schicksal einer ganzen Generation"

Neue Westfälische Online, 23.03.2019:
Eskalation nach rechter Demo auf Bielefelds Kesselbrink - mit Liveticker

Radio Bielefeld, 23.03.2019:
Demos in Bielefeld

Westfalen-Blatt Online, 23.03.2019:
Eskalation nach rechter Demo

Polizeipräsidium Bielefeld, 23.03.2019:
Versammlungen in der Bielefelder Innenstadt am 23.03.2019 verlaufen überwiegend friedlich

WDR-Nachrichten aus Westfalen-Lippe, 23.03.2019:
Demo gegen Rechts in Bielefeld

Radio Bielefeld, 23.03.2019:
Mehrere Demonstrationen in der Innenstadt

Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt, 23./24.03.2019:
Überraschend: Rechte Demo in der Innenstadt

Westfalen-Blatt / Bielefelder Zeitung, 23./24.03.2019:
Mehrere Demos in der Stadt

Lippische Landes-Zeitung, 23./24.03.2019:
Beifall für Brexit-Sympathisanten

Westfalen-Blatt / Höxtersche Zeitung, 23./24.03.2019:
Mit der AfD nach Düsseldorf

Westfalen-Blatt / Höxtersche Zeitung, 23./24.03.2019:
Alle hoffen auf friedlichen Verlauf

Westfalen-Blatt / Höxtersche Zeitung, 23./24.03.2019:
AfD zahlt Nutzungsgebühr

Westfalen-Blatt / Höxtersche Zeitung, 23./24.03.2019:
Heute im Lokalteil / Kundgebungen gegen AfD

Neue Westfälische - Höxtersche Kreiszeitung, 23./24.03.2019:
Friedensgebet am Sonntag in Höxter

Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt, 23./24.03.2019:
Kommentar / Alltags-Rassismus und Vorurteile / Überall Hornochsen

Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt, 23./24.03.2019:
So erlebt ein Paar Rassismus im Alltag

Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt, 23./24.03.2019:
Bielefeld: Rassistisches Denken als Geisel des Alltäglichen

Mindener Tageblatt Online, 23.03.2019:
Dieter David Scholz sprach über Wagners Antisemitismus

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Lippe aktuell, 23.03.2019:

Fulminante Karriere voller Widersprüche

Historiker Dr. Stefan Wiesekopsieker referiert über das Leben von Georg von Eppstein im Schloss

Detmold. Lange kursierten über den "geheimen Kabinettsrat" von Lippes Fürst Leopold IV. zahlreiche zum Teil widersprüchliche Informationen. Welche Rolle Georg von Eppstein tatsächlich in den spannenden Tagen der Revolution an der Seite seines Fürsten gespielt hat, das rekonstruierte nun an Hand neuen Quellenmaterials der Historiker Dr. Stefan Wiesekopsieker. Zu seinen Ergebnissen hat der Salzufler einen Vortrag im Ahnensaal des Detmolder Schlosses gehalten.

Freiherr, "von" Eppstein, wirklicher geheimer Rat, Exzellenz: Der in Breslau geborene Georg Eppstein sollte in seinem ordens- und verdienstreichen Leben noch viele zusätzliche Titel erlangen, die seine fulminante Karriere im Fürstentum skizzieren. Dennoch stieß Dr. Wiesekopsieker bei seinen Recherchen zu Eppsteins Lebenslauf immer wieder auf schwarze Flecken und grobe Widersprüche: Es gäbe zwar viel Information, natürlich insbesondere im Netz, doch sehr vieles davon sei auch Unfug. So wird Eppstein ein Hochschulstudium, ein dreijähriger Wehrdienst, eine Redakteurs-Ausbildung und ein Doktortitel samt Zeit und Ort zugesprochen. Nur erwies sich bei näherer Betrachtung die dafür anberaumte Zeitspanne an Hand der vorliegenden Datierungen als verdächtig kurz. "Selbst bei unseren heutigen, hochintelligenten Schülern wäre das ein Pensum, das anzuzweifeln ist", meinte der hauptberufliche Gymnasiallehrer mit einem Augenzwinkern.

An den Detmolder Hof, die zentrale Wirkungsstätte seines Lebens, kam Eppstein im Jahr 1904 durch seine journalistischen Verbindungen: In der letzten Phase des Thronfolgestreits engagierte er sich für die ""Biesterfelder Sache" und wurde so zum Assistent des Fürsten. Als Jude geboren, hatte sich Eppstein nicht nur lange zuvor christlich taufen lassen, er hatte sogar veranlasst, dass sein Nachname mit einem Doppel-P geschrieben werden möge, da diese Schreibweise weniger auf seine jüdischen Wurzeln hinwies. Es entbehre, so Dr. Wiesekopsieker, nicht einer gewissen Tragik, dass gerade er als überzeugter Patriot mit einer durchweg konservativen und monarchistischen Einstellung und sogar selbst deutlich judenfeindlichen Einstellungen letztendlich im Jahr 1942 den Tod in Theresienstadt finden sollte.

Trotz aller Mühen seines zeitlebens engsten und später einzigen Freundes, Fürst Leopold, konnte dieser dessen Deportation nach Auflösung der "Misch-Ehe" durch den Tod der Frau Hertha nicht verhindern. Die ausführliche Geschichte Eppsteins ist aktuell während der Öffnungszeiten im Schloss in der Ausstellung nachzuvollziehen, die in Zusammenarbeit vom Lippischen Landesmuseum, dem Lippischen Staatsarchiv sowie der Familie zur Lippe entstand, die bereitwillig ihr privates Archiv für die historischen Nachforschungen von Dr. Wiesekopsieker öffnete.

Bildunterschrift: Historiker Dr. Stefan Wiesekopsieker im Detmolder Schloss.

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Lippische Landes-Zeitung, 23./24.03.2019:

"Er teilt das Schicksal einer ganzen Generation"

Historie: Prof. Hans-Walter Schmuhl stellt Buch über früheren Musikhochschul-Direktor Martin Stephani vor / Es geht um dessen SS-Vergangenheit und die Aufarbeitung

Detmold (rb). Mit seiner Arbeit wolle er dazu beitragen, das Vergangene besser zu verstehen. "Die Wahrheit liegt in der Nuance", sagte der Historiker und Autor Prof. Dr. Hans-Walter Schmuhl den knapp 100 Gästen im Gartensaal des Literaturbüros OWL. Unter dem Titel "Zwischen Göttern und Dämonen - Martin Stephani und der Nationalsozialismus" stellte er dort sein wissenschaftliches Werk über das Leben und Wirken von Martin Stephani vor.

Stephani ist einstiger Dirigent des Sinfonieorchesters der Waffen-SS und späterer Direktor der Hochschule für Musik in Detmold. Initiiert wurde der Vortrag von der Musikwissenschaftlerin Prof. Dr. Rebecca Grotjahn von der Universität Paderborn sowie der Buchhandlung Kafka & Co. und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Schmuhl informierte die Zuhörer über den Werdegang Stephanis, der erstmals mit dem Nationalsozialismus in Kontakt kam, als er während seiner Schulzeit der Hitlerjugend beitrat, um sein Reifezeugnis erhalten zu können und später für ein Studium zugelassen zu werden.

Nach seinem Studium an der Hochschule für Musik in Berlin wurde er 1941 zur Leibstandarte von Adolf Hitler abgeordnet. Kurze Zeit später wechselte er zum Führungshauptamt der Waffen-SS, wo er bis 1944 im Stabsmusikchor aktiv war. Während dieser Zeit prägte Stephani das Musikwesen der Waffen-SS. So wirkte er unter anderem am "Lexikon der Juden in der Musik" mit, einem Schwarzbuch, das eine Liste aller nichtarischen Musiker führte. Stephani wurde am 18. Juni 1945 verhaftet und saß bis 1947 in verschiedenen Internierungslagern ein, unter anderem in Eselheide in der Senne.

Im Rahmen seines Entnazifizierungsprozesses in 1948 wurde Stephani freigesprochen und für unbelastet erklärt. "Die Gesamtbeurteilung dieses Urteils fällt schwer. Das große Manko in Stephanis Lebenslauf ist, dass es von ihm nach Kriegsende keinerlei Reflexion über sein Handeln gegeben hat", erklärte Schmuhl. Stattdessen habe er sich sofort vom Nationalsozialismus distanziert, dabei habe er sich einst willentlich für den Übertritt ins Führungshauptamt der Waffen-SS entschieden und war bei der Verfolgung jüdischer Musiker involviert.

Dies würden Briefwechsel zwischen Stephani und seinen Eltern sowie seinem Bruder belegen, die der Historiker während seiner Arbeit an dem Buch ausfindig machen konnte. Schmuhl: "Es ist nicht vorstellbar, dass sich Stephani seiner Verbrechen nicht bewusst war." Martin Christian Vogel, Besucher und Ex-Rektor der Hochschule für Musik (2001 bis 2014) lobte Schmuhls Arbeit und bedauerte zugleich, dass die Hochschule von einer Jubilarfeier zu Stephanis 100. Geburtstag Abstand nahm, da sich Stephani trotz seiner Vergangenheit große Verdienste erworben habe. Für Schmuhl stand indes fest: Stephani sei durch die Rahmenbedingungen in den Nationalsozialismus hineingezwungen worden, da ihm seine musikalische Karriere am Herzen lag. Somit teilte er das Schicksal einer ganzen Generation.

Das Buch

Vor drei Jahren hatte die Hochschule für Musik Detmold eine historische Aufarbeitung über ihren früheren Direktor Prof. Martin Stephani in Auftrag gegeben. Das Ergebnis liegt in Form einer 356-seitigen Buchpublikation vor. Der Titel: "Zwischen Göttern und Dämonen - Martin Stephani und der Nationalsozialismus" in der von Rebecca Grotjahn herausgegebenen Schriftenreihe "Beiträge zur Kulturgeschichte der Musik, Band 12" beim Münchner Allitera Verlag. Autor ist Hans-Walter Schmuhl.

Bildunterschrift: Stellen das Buch vor: Herausgeberin Prof. Dr. Rebecca Grotjahn und Autor Hans-Walter Schmuhl.

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Neue Westfälische Online, 23.03.2019:

Eskalation nach rechter Demo auf Bielefelds Kesselbrink - mit Liveticker

23.03.2019 - 19.39 Uhr

Keine zehn Teilnehmer sind zu der rechten Demonstration auf dem Kesselbrink erschienen, ihnen stehen rund 200 Gegendemonstranten gegenüber

Von Alexandra Buck

Bielefeld. Kaum zehn Mann kamen zur rechtspopulistischen Demo "Recht und Sicherheit für unser Land" auf den Bielefelder Kesselbrink - und fast 200 protestierten dagegen. Das Geschehen verlief lange Zeit friedlich. Am Ende eskalierte die Lage allerdings.

Die Reden von Demo-Anmelder Ralph Lange aus Blomberg und einer weiteren Sprecherin gingen zunächst großteils in Gesang und gellendem Pfeifkonzert der Gegner unter. Die Sprecherin wurde von einer Bielefelder Schülerin, die plötzlich aus der Menge ans Mikro geeilt war, wegen ihrer Kommentare sogar selbst zur Rede gestellt. Es entwickelte sich ein Wortgefecht.

Noch angespannter wurde die Lage dann am Ende der Demo: Weil die Polizei die Gegenversammlung während der laufenden Rechten-Demo aufgelöst hatte, Gegenprotestler samt Transparenten und Lautsprechern aber blieben, wollten die Beamten von mehreren für Ordnungswidrigkeitsanzeigen Personalien feststellen. Es ging um Verstöße gegen das Versammlungsgesetz. Etliche wurden eingekesselt, es kam zu Gerangel und Beschimpfungen.

Mitglieder des Bündnisses gegen Rechts zeigten die Sprecherin der Rechten-Demo zudem wegen Beleidigung an. Das Geschehen vom Nachmittag zum Nachlesen im Liveticker:

17.37 Uhr: Die Personalienfeststellung ist abgeschlossen, die Lage entspannt sich. Die Polizei will nun das Geschehen auswerten. Polizeisprecher Kötter meldet bereits mehrere Ordnungswidrigkeiten, weitere Informationen sollen folgen.

17.21 Uhr: Es bleibt hitzig. Mitglieder des Bündnisses gegen Rechts wollen die Rednerin der Demo wegen Beleidigung anzeigen. Sie soll gleich mehrere aufs Übelste beschimpft haben. "Ihr seid Abschaum" habe die Frau einer Gruppe hinter den Absperrbändern lautstark entgegengerufen. In der Gruppe: Klaus Rees, Michael Gugat, Murisa Adilovic aus dem Vorstand des Integrationsrates - und auch Jil-Marie Bamberger.

17.15 Uhr: "Einem Beamten wurde von dem Mann zuvor in den Bauch geschlagen", konkretisiert Polizeisprecherin Sonja Rehmert die Gründe für das Vorgehen auf der Kavalleriestraße. "Gegen ihn wurde Strafanzeige erlassen." Es kam bei der Festnahme auch zu verbalen Scharmützeln zwischen Beamten und umstehenden Personen.

17.09 Uhr: Aufruhr plötzlich auch in unmittelbarer Umgebung: Rund 30 Polizisten sind in Richtung Telekom-Hochhaus gesprintet, haben einen Flüchtenden verfolgt und festgesetzt und schließlich zurück zum Kesselbrink zur Personalienfeststellung gebracht. Der Mann soll nach ersten Erkenntnissen einen Polizisten auf dem Kesselbrink tätlich angegangen haben.

16.58 Uhr: Die Demo hat sich aufgelöst, die Rechten bauen betont langsam ab, doch am Rande gibt es Tränen, Streit und wüste Wortgefechte. Die Lage bleibt angespannt. Angesichts des friedlichen Gegenprotests sei der Polizeieinsatz "völlig unverhältnismäßig" ausgeufert, kritisieren Gegner der rechten Demo.

16.51 Uhr: Ein Polizist hat nach einer Schubserei in der Menge auf einen Gegendemonstranten eingeschlagen, ein weiterer Gegendemonstrant wurde von Polizeibeamten zu Boden gezerrt. Bei dem Gegendemonstranten, der zu Boden ging, soll es sich nach ersten Erkenntnissen von Polizeisprecher Michael Kötter um einen Mann gehandelt haben, dessen Personalien zuvor bereits festgestellt werden sollten. Auf dem Boden liegend verweigert der Mann jegliche Auskünfte.

16.41 Uhr: Es gibt Rangeleien zwischen den Gegendemonstranten und der Polizei. Die Beamten kesseln einige der Gegendemonstranten ein und nehmen Personalien von rund 20 Leuten auf. Bei den eingekesselten Personen haben die Beamten wegen eines großen mitgebrachten Transparentes sowie Lautsprechern die Vermutung, dass das nicht "spontan" sein kann, sondern eine Demo ist. Drei Mal wurden sie zum Verlassen des Platzes aufgefordert, sie weigerten sich aber, so Polizeisprecher Kötter.

16.35 Uhr: Bamberger fragte zunächst einen Polizisten und ging dann Richtung Mini-Podest zum Rednerpult. Mit der Rednerin lieferte sie sich ein Wortgefecht. "Es war völlig spontan. Ich wollte ursprünglich nur über den Kesselbrink, wollte gar nicht anhalten. Dann hörte ich Dinge, die am Mikro von der Rednerin gesagt wurden, die ich unfassbar fand", so Bamberger danach.

16.32 Uhr: Eigentlich wollte die Schülerin nur in der Altstadt Blumen kaufen und kam zufällig auf dem Weg zum Auto an der Demo vorbei. Sensibilisiert durch einen Schulbesuch im KZ Buchenwald am Freitag konnte sie die hetzerischen Kommentare nicht unkommentiert stehen lassen, erzählt sie uns.

16.31 Uhr: Außergewöhnliche Aktion von Jil-Marie Bamberger. Die 19-jährige Schülerin der Martin-Niemöller-Gesamtschule hat der Rednerin das Mikro abgenommen und sie selbst zur Rede gestellt.

16.18 Uhr: Hoppla. Eine junge Frau aus dem Bereich der Gegendemonstranten hat plötzlich das Mikro übernommen.

16.05 Uhr: Die Frau redet sich in Rage, schimpft in Richtung der Antifaschisten. "Haut ab, haut ab, haut ab", schallt es ihr aus der Menge entgegen. Ein Reinigungsfahrzeug säubert im Hintergrund ungerührt den Kesselbrink.

16.00 Uhr: Nun hat sich doch noch eine Rednerin gefunden. Sie wendet sich direkt an die Gegendemonstranten.

15.52 Uhr: Klaus Rees vom Bündnis gegen Rechts findet: "Unser Konzept ist aufgegangen, solch eine Kundgebung nicht durch eine angemeldete Gegendemo aufzuwerten."

15.49 Uhr: Die Polizei weiß nicht, wie die weiteren Planungen aussehen. Demo-Anmelder Ralph Lange hat eine Pause angekündigt. Die Rechten essen Pommes.

15.43 Uhr: Der Redner blättert in seinem Manuskript. Und blättert. Und blättert weiter.

15.35 Uhr: Er erzählt nun doch noch ein wenig über kriminelle Ausländer, theoretisiert viel. Nichts Bemerkenswertes, ein Amateur.

15.27 Uhr: Ralph Lange hat seine Rede nun beendet. Niemand weiß, was jetzt passiert. Ob weitere Redner eingetroffen sind, ist nicht bekannt.

15.18 Uhr: Demo-Anmelder Ralph Lange redet und redet. Dann fliegt ein Teil seines Manuskripts zu Boden - die Menge johlt. Die nicht angemeldete Gegenversammlung hat die Polizei übrigens mittlerweile offiziell aufgelöst. Die Beamten kündigen an: "Wer der Auflösung nicht folge leistet, begeht eine Ordnungswidrigkeit."

15.16 Uhr: Erste Bilanz von Polizeisprecher Michael Kötter: Außer dem Kaffeebecher- und einem Orangenwurf bislang keine Zwischenfälle. Ob die Demonstranten noch durch die Stadt ziehen, ist unklar.

15.13 Uhr: Von wegen 200 Teilnehmer. Die Teilnehmerzahl an der rechten Demo hat sich auf ganze 6 erhöht. Lange spricht zu Grundlagen zu Recht und Freiheit. Er wirkt fahrig, verhaspelt sich im Manuskript.

15.00 Uhr: Ralph Lange will gerade weitersprechen, da startet wieder lautes Gebrüll.

14.51 Uhr: Ein Kaffeebecher fliegt haarscharf am Redner vorbei. Er unterbricht seine Rede und sagt der Polizei, dass seine Sicherheit nicht gewährleistet sei.

14.49 Uhr: Ein riesiges Pfeifkonzert beginnt, als Ralph Lange anfängt zu sprechen. "Ich erkläre die Versammlung für eröffnet" geht komplett in Gegendemo-Gesängen unter.

14.44 Uhr: "Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda", rufen die Gegendemonstranten.

14.42 Uhr: Aus den Lautsprechern der Gegendemonstranten tönt dauerhaft Punk-Musik. Eine der Demonstrantinnen für Recht und Sicherheit filmt Gegendemonstranten und Polizisten ab.

14.39 Uhr: Nach wie vor ist kein weiterer Redner eingetroffen. Demo-Anmelder Ralph Lange tigert auf und ab. Er scheint ratlos.

14.35 Uhr: Eine Räumung des Würfelvorplatzes ist nun doch nicht mehr nötig. Die Polizei hat die Lage "neu bewertet".

14.31 Uhr: Die Rechten gehen zwischen all den Gegendemonstranten regelrecht unter. Die Polizei schafft jetzt mit Absperrbändern Platz, damit die Auftaktkundgebung starten kann.

14.26 Uhr: Bekannte Gesichter, die wir aus Gegendemonstrationen kennen: Klaus Rees und Wiebke Esdar vom Bündnis gegen Rechts sind auf dem Kesselbrink.

14.22 Uhr: Die Gegendemonstranten wollen die Treppen am Würfel immer noch nicht verlassen. Stattdessen spielen sie "Schrei nach Liebe" von den Ärzten. Die Polizei mahnt die räumliche Trennung mit Nachdruck an.

14.20 Uhr: Bisher sind vier Demonstranten da, ihnen stehen 150 Gegendemonstranten gegenüber.

14.19 Uhr: Lange gibt an, dass weitere vier Redner auf dem Weg zum Kesselbrink sind. Bislang ist aber offenbar keiner eingetroffen.

14.17 Uhr: Die Polizei bittet die Gegendemonstranten, die Treppen frei zu geben, doch die weigern sich.

14.16 Uhr: Der Anmelder der Demo ist eingetroffen. Ralph Lange möchte an den Treppen des "grünen Würfels" reden, doch die werden von Gegendemonstranten blockiert.

14.03 Uhr: Es hat sich ad hoc ein Versammlungsleiter gefunden. Damit gilt die linke Gegendemo als angemeldet.

13.59 Uhr: Die Polizei fordert die Gegendemonstranten auf, einen Versammlungsleiter zu nennen.

13.53 Uhr: Der Wochenmarkt wird jetzt abgebaut. Es sind rund 100 Gegendemonstranten da. Von den Aktivisten, die für "Recht und Sicherheit für unser Land" demonstrieren wollen, ist noch nichts zu sehen.

13.48 Uhr: Die Polizei ist bereits auf dem Kesselbrink, der Wochenmarkt läuft noch. Auch linke Gegengruppen haben sich eingefunden.

Überraschend hatte die Polizei am Freitag bekannt gegeben, dass für den heutigen Samstag am Kesselbrink eine Demonstration "Recht und Sicherheit für unser Land" angemeldet ist.

"Recht und Sicherheit für unser Land"

Dennoch rechnet die Polizei mit Gegengruppen, die den Verlauf von Demo und Kundgebung stören könnten. Ziel der Einsatzkräfte - unter anderem ist eine Hundertschaft eingesetzt - ist es, die Gruppen voneinander zu trennen.

Bei der zweiten Demonstration handelt es sich um eine Aktion gegen die Artikel 11 und 13 der EU-Urheberrechtsreform. Die Demo startete um 14 Uhr am Bahnhof.

Gleich drei Kundgebungen finden laut Polizei an der Stresemannstraße und auf dem Jahnplatz statt. Erwartet werden jeweils 10 bis 50 Teilnehmer. Die Themen sind Tierrechte, Kriegsprotest und "Freie Medien".

Beeinträchtigungen des Verkehrs

Zwischen 14 und 20 Uhr ist mit Beeinträchtigungen für Anwohner und Autofahrer zu rechnen. Die Polizei richtet Sperr- und Kontrollstellen ein.

Bildunterschrift: Am Boden fixiert: Beamte wollten die Personalien des Mannes feststellen.

Bildunterschrift: Wortgefecht: Jil-Marie Bamberger eilte aufs Mini-Podest, weil sie die Kommentare der Demo-Rednerin "unfassbar" fand.

Bildunterschrift: Eine weitere Sprecherin wendet sich direkt an die Gegendemonstranten.

Bildunterschrift: Auch die Demonstration gegen die Artikel 11 und 13 der EU-Urheberrechtsreform in Bielefeld ist gestartet. Laut Polizei sind rund 1.000 Menschen dabei.

Bildunterschrift: Der Anmelder der Demo, Ralph Lange.

Bildunterschrift: Wir berichten live von der rechten Demo auf dem Kesselbrink in Bielefeld. Es hat sich spontan eine Gegendemonstration angemeldet.

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Radio Bielefeld, 23.03.2019:

Demos in Bielefeld

Am europaweiten Demo-Tag gegen die geplante EU-Urherberrechtsreform und den darin enthaltenen Artikel 13 sind auch in Bielefeld rund 1.000 Demonstranten auf die Straße gegangen. Die Demo startete um kurz nach 14 Uhr am Bahnhof und zog von dort Richtung Rathaus. Die EU-Kommission und viele Urheber verteidigen die Reform. Gegner fürchten eine Zensur des Internets.

Auf dem Kesselbrink versammelten sich ab 13.30 Uhr gut 250 Gegner einer rechten Demonstration, die lediglich sechs Teilnehmer zählte. Die Polizei trennte die Gegner von der Demo. Den Parolen des privaten Demoanmelders schallte lautstark der Unmut der Gegner entgegen. Nur eine weitere Rednerin versuchte gegen die Proteste ihr Statement abzugeben. Eine Bielefelder Schülerin ging jedoch an der Polizeiabsperrung vorbei, schnappte sich das Mikro und hielt dagegen. Im Anschluss kam es zu Rangeleien. Die Polizei musste einschreiten und stellte Personalien fest.

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Westfalen-Blatt Online, 23.03.2019:

Eskalation nach rechter Demo

Polizei kesselt Gegendemonstranten ein - Rangeleien und Festnahme in Bielefeld

Bielefeld (WB/hz). Die rechtsgerichtete Demonstration "Recht und Sicherheit für unser Land" am Samstag auf dem Bielefelder Kesselbrink ist zum Schluss eskaliert. Eine Demo-Rednerin beschimpfte Gegendemonstranten. Nach Rangeleien gab es einen Polizeikessel und eine Verfolgungsjagd durch die Innenstadt.

200 Teilnehmer hatte Demo-Anmelder Ralph Lange aus dem lippischen Blomberg zu seiner Kundgebung auf dem Kesselbrink erwartet. Am Ende waren es sechs, denen hinter einer Polizeikette am Samstagnachmittag in der Bielefelder Innenstadt zeitweise bis zu 150 bis 200 Gegendemonstranten aus dem linken Lager gegenüber standen. Diese skandierten zunächst lauthals Sprüche und spielten Punk- und Rockmusik ab, um den Demo-Anmelder bei seiner Rede zu übertönen. Diese war allerdings so unverständlich wirr und von langen Pausen durchsetzt, dass die Rufe schließlich weitgehend verstummten und sich die Gruppe der Gegendemonstranten in etwa halbierte.

Gegendemonstranten erstatten Anzeige

Nachdem es lange so ausgesehen hatte, als würde alles friedlich zu Ende gehen, eskalierte zum Ende der rechtsgerichteten Demonstration plötzlich die Situation. Die Bielefelder Demo-Rednerin Andrea Baschke, Veranstalterin der rechtsgerichteten "Amazonenmärsche" in Solingen, lieferte sich ein Wortgefecht mit Gegendemonstranten und beschimpfte diese als "Abschaum".

Sechs Gegendemonstranten, darunter die Bielefelder Stadtratsmitglieder Klaus Rees (Bündnis 90 / Die Grünen) und Michael Gugat (Ratsgruppe Bürgernähe / Piraten), erstatteten daraufhin Strafanzeigen gegen Andrea Baschke.

15 Linksautonome eingekesselt

Zeitgleich gingen Polizisten der Bielefelder Bereitschaftspolizei mit Ende der rechtsgerichteten Veranstaltung gegen Gegendemonstranten vor und wollten deren Personalien feststellen. Hintergrund des Einsatzes, bei dem unter anderem etwa 15 Linksautonome eingekesselt und ein Mann auf dem Boden von mehreren Uniformierten fixiert wurde, waren Personalienfeststellungen.

Gegen die Gegendemonstranten sollten Ordnungswidrigkeiten-Anzeigen wegen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz erstattet werden, weil sie vor Beginn der mehrfachen Aufforderung der Polizei zum Räumen des Kesselbrinks nicht nachgekommen waren. Die Polizei wollte rechte und linke Demonstranten voneinander trennen. Die Gegendemo sollte gut 50 Meter entfernt vor das Haus der Volksbank verlegt werden. Allerdings kam keiner der Aufforderung der Beamten nach. Daraufhin hatte die Polizei die nicht angemeldete Gegendemo für aufgelöst erklärt.

Polizist soll in Bauch geschlagen worden sein

Nach einer Rangelei zwischen Linksautonomen und Polizisten wurden etwa 15 Gegendemonstranten auf dem Kesselbrink umstellt und einzeln zur Personalienfeststellung zu einem Polizeiauto geführt. Ein Mann, der sich dieser Maßnahme offenbar entziehen wollte und versuchte wegzulaufen, wurde von Polizisten auf dem Boden fixiert.

Fast gleichzeitig kam es zu einer kurzen Verfolgungsjagd über den Kesselbrink zur gegenüber liegenden Kavalleriestraße. Vorausgegangen war Polizeiangaben zufolge ein Angriff auf einen Polizisten. Ein Mann, der gegenüber dem ehemaligen Bielefelder Telekom-Hochhaus gefasst wurde, soll einen Uniformierten in den Bauch geschlagen haben.

Insgesamt seien bei etwa 30 Personen die Personalien festgestellt worden. Alle festgesetzten Gegendemonstranten seien nach den Maßnahmen wieder entlassen worden, sagte Polizeisprecherin Sonja Rehmert.

Bildunterschrift: Auf dem Kesselbrink kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten.

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Polizeipräsidium Bielefeld, 23.03.2019:

Versammlungen in der Bielefelder Innenstadt am 23.03.2019 verlaufen überwiegend friedlich

23.03.2019 - 18.24 Uhr

Bielefeld (ots) SR / Bielefeld Mitte. Am Samstag, 23.03.2019, fanden in der Bielefelder Innenstadt, zwischen 14.00 Uhr und 17.30 Uhr, insgesamt fünf angemeldete Versammlungen statt. Die Polizei löste eine nicht angemeldete Versammlung aus dem linken und bürgerlichen Spektrum auf dem Kesselbrink auf und gewährleistete die störungsfreie Durchführung der angemeldeten Versammlungen.

Gegen 14 Uhr startete die Versammlung unter dem Motto "Demonstration gegen die Artikel 11 und 13 der EU-Urheberrechtsreform" mit circa 750 Teilnehmern und wuchs während des Aufzugs auf bis zu 1.000 Teilnehmer an. Die Versammlung wurde ohne besondere Vorkommnisse um 15.45 Uhr auf dem Rathausplatz beendet.

An der Versammlung unter dem Motto "Recht und Sicherheit für unser Land" auf dem Kesselbrink nahmen neun Personen teil. Ebenfalls auf dem Kesselbrink bildete sich eine nicht angemeldete Demo mit circa 150 Teilnehmern, die dem linken und bürgerlichen Spektrum zuzuordnen war. Da Transparente und Megafon mitgeführt wurden, bestand der begründete Verdacht, dass die Durchführung geplant war. Die Polizei verhinderte ein Aufeinandertreffen der gegnerischen Gruppierungen. Der Versammlungsleiter der angemeldeten Versammlung verzichtete auf einen Aufzug und führte eine Standkundgebung auf dem Kesselbrink durch.

Die Polizei führte mit einem für die nicht angemeldete Demo benannten Versammlungsleiter ein Kooperationsgespräch und vereinbarte einen Versammlungsort in angemessener räumlicher Distanz von etwa 50 Metern zur angemeldeten Versammlung. Es erfolgten daraufhin mehrfach Ansprachen der Polizei an die nicht angemeldete Gegendemo, dass der kooperierte Versammlungsort aufgesucht werden soll, um eine räumliche Trennung zur angemeldeten Versammlung herzustellen. Der Aufforderung der Polizei, den mit dem Versammlungsleiter vereinbarten Versammlungsort aufzusuchen, wurde seitens der teilnehmenden Personen nicht Folge geleistet. Da den Aufforderungen der Polizei nicht nachgekommen wurde, wurde die nicht angemeldete Demo dann aufgelöst.

Nach Ende der angemeldeten Versammlung auf dem Kesselbrink gegen 16.35 Uhr, führte die Polizei Personalienfeststellungen bei circa 30 Personen durch, die sich nach Auflösung der Demo nicht entfernt und damit eine Ordnungswidrigkeit begangen hatten. Dabei versuchte eine Person, sich der Personalienfeststellung zu entziehen. Sie ließ sich bei Einschreiten der Beamten zu Boden fallen und wurde nach Abschluss der Personalienfeststellung entlassen. Außerdem kam es zu einer Körperverletzung mit Widerstand zum Nachteil eines Polizeibeamten. Der Tatverdächtige, der einem Polizeibeamten in den Bauch geschlagen hatte, konnte zunächst flüchten, wurde aber im Bereich Kavalleriestraße aufgegriffen. Gegen ihn wurde Strafanzeige erstattet, danach wurde er ebenfalls entlassen. Des Weiteren wurde bei der Polizei eine Strafanzeige wegen Beleidigung gegen eine Rednerin der angemeldeten Versammlung auf dem Kesselbrink erstattet.

Die polizeilichen Maßnahmen wurden gegen 17.30 Uhr beendet. Alle kontrollierten Personen konnten den Kesselbrink verlassen. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich insgesamt keine Teilnehmer mehr an den Versammlungsorten.

Die Polizei ist mit dem Verlauf der angemeldeten Versammlungen zufrieden.

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WDR-Nachrichten aus Westfalen-Lippe, 23.03.2019:

Demo gegen Rechts in Bielefeld

23.03.2019 - 16.19 Uhr

In Bielefeld haben am Samstag 300 Menschen gegen eine rechte Demo demonstriert.

Die Kundgebung unter dem Motto "Recht und Sicherheit für unser Land" ging am Samstagnachmittag (23.03.2019) mit deutlich mehr Gegendemonstranten als Teilnehmern zu Ende: Gekommen waren statt der erwarteten 200 weniger als zehn. Pünktlich erschienen waren etwa 300 Gegendemonstranten.

Die Veranstaltung war von der Polizei sehr kurzfristig erst am Freitag angekündigt worden. Um einen gewaltfreien Ablauf sicherzustellen, kamen Bereitschaftspolizei und eine Hundertschaft zum Einsatz. Es wurden Sperr- und Kontrollstellen eingerichtet.

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Radio Bielefeld, 23.03.2019:

Mehrere Demonstrationen in der Innenstadt

Die Polizei in Bielefeld ist heute mit einem Großaufgebot in der Bielefelder Innenstadt. Auch eine Hundertschaft kommt zum Einsatz, heißt es von der Polizei. Zwei Demos und drei Kundgebungen sind in unserer Stadt angemeldet. Unter dem Motto "Recht und Sicherheit für unser Land" ist für 14 Uhr eine Demo von einer privaten Person angemeldet. Etwa 200 Demonstranten werden für die mutmaßlich rechte Demo erwartet. Zeitgleich findet in Bielefeld eine Demonstration gegen die EU-Urheberrechtsreform statt. 400 Menschen sollen erscheinen. Zudem sind drei Kundgebungen für Tierrechte, für freie Medien und eine Anti-Kriegs-Demo angemeldet. Durch die fünf Protest-Veranstaltungen dürfte es zwischen 14 und 20 Uhr größere Verkehrsbehinderungen in der Innenstadt geben. Die Polizei geht davon aus, dass alle Versammlungen friedlich verlaufen.

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Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt, 23./24.03.2019:

Überraschend: Rechte Demo in der Innenstadt

Bielefeld (jr). Die Polizei begleitet heute (Samstag) zwischen 14 und 20 Uhr zwei Demos und drei Kundgebungen in der Innenstadt. Die Polizei wird die Veranstaltungen mit verstärkten Kräften begleiten, betonte Polizeisprecherin Sonja Rehmert. Auch die Bereitschaftspolizei ist im Einsatz.

Denn unter dem Motto "Recht und Sicherheit für unser Land" hat ein privater Anmelder von 14 bis 20 Uhr eine Versammlung mit Aufzug mit 200 Teilnehmern angemeldet. Nach Angaben der Polizei sei der Anmelder noch nicht bekannt. Sehr wohl gehörten aber seine angekündigten Redner dem rechten Spektrum an, so Rehmert. Diese seien bereits bundesweit aufgetreten und gehörten in das Umfeld der Gruppe "Patrioten NRW", die bereits mehrfach im Rheinland und Ruhrgebiet aufgetreten ist. Medien dort sprechen von gewaltbereiten Hooligans und Neonazis. Rehmert: "Wir gehen trotzdem von einem friedlichen Verlauf aus." Die rechte Demo startet am Kesselbrink und zieht über Kavallerie-, Paulus- und Herbert-Hinnendahl-Straße zum Bahnhofsvorplatz. Nach einer Zwischenkundgebung geht es über Nahariya-, Herforder, August-Bebel-, Paulus-, Walter-Rathenau-, Werner-Bock- zum Kesselbrink zurück.

400 Teilnehmer erwarten die Anmelder der "Demonstration gegen die Artikel 11 und 13 der EU-Urheberrechtsreform". Sie startet um 14 Uhr am Bahnhof, anschließend geht es über Bahnhof-, Karl-Eilers- und wieder Bahnhofstraße zum Jahnplatz. Von hier führt die Route über Friedrich-Verleger-, Turner-, Brunnenstraße zum Rathaus.

Darüber hinaus befinden sich an der Stresemannstraße und am Jahnplatz drei Kundgebungen. Die Versammlungen lauten: "Cube of Truth - Tierrechte“, "NATO-Krieg um den Kosovo mahnt. Krieg löst keine Probleme" und "Freie Medien".

Am Samstag kommt es daher zwischen 14 und 20 Uhr zu Beeinträchtigungen für Anwohner, Anliegerverkehr und Gewerbetreibende. "Es wird auch Sperren und Kontrollen geben", so Rehmert.

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Westfalen-Blatt / Bielefelder Zeitung, 23./24.03.2019:

Mehrere Demos in der Stadt

Polizei begleitet rechtsgerichteten Aufzug - Sperrungen

Bielefeld (WB). Die Polizei bereitet sich an diesem Samstag auf mehrere Demos in der Innenstadt vor. Zwischen 14 und 20 Uhr finden zwei Versammlungen mit Aufzügen und drei Standkundgebungen statt.

"Die Polizei befindet sich mit verstärkten Kräften im Einsatz, damit alle Versammlungen störungsfrei durchgeführt werden können", berichtet Polizeisprecherin Sonja Rehmert. Anwohner, Anliegerverkehr und Gewerbetreibende müssen sich zeitweise auf Sperrungen, Kontrollstellen und Einschränkungen einstellen, teilte die Polizei mit. Dabei werden nach ihren Angaben auch Beamte der Einsatzhundertschaft eingesetzt. "Die Polizei geht von einem friedlichen Verlauf der Versammlungen aus", sagt die Sprecherin.

Unter dem Motto "Recht und Sicherheit für unser Land" hat ein privater Anmelder aus dem lippischen Blomberg in der Zeit von 14 bis 20 Uhr eine Versammlung mit Aufzug angemeldet. Es sollen Redner sprechen, die dem rechtsgerichteten Spektrum der "Patrioten NRW" zugerechnet werden. Bis zu 200 Teilnehmer werden erwartet, die sich auf dem Kesselbrink sammeln. Der Aufzug bewegt sich dann auf der Kavalleriestraße über die Paulusstraße, Herbert-Hinnendahl-Straße und die Straße Am Bahnhof zum Bahnhofsplatz. Im Bereich Bahnhofsplatz / Nahariyastraße findet eine Zwischenkundgebung statt. Von hier führt die Route auf die Nahariyastraße, Herforder Straße, August-Bebel-Straße, Paulusstraße, Walter-Rathenau-Straße, Werner-Bock-Straße und Friedrich-Ebert-Straße zurück zum Kesselbrink zur Schlusskundgebung.

Etwa 400 Menschen wollen von 14 bis 18 Uhr unter dem Motto "Demonstration gegen die Artikel 11 und 13 der EU-Urheberrechtsreform" durch die Innenstadt ziehen. Die Teilnehmer sammeln sich am Hauptbahnhof. Von hier bewegt sich der Aufzug auf der Bahnhofstraße, Karl-Eilers-Straße und Bahnhofstraße zum Jahnplatz. Weiter führt die Route auf die Friedrich-Verleger-Straße, die Turnerstraße, die Brunnenstraße und den Niederwall bis zum Rathaus zur Schlusskundgebung.

Zudem gibt es Polizeiangaben zufolge in der Stresemannstraße und auf dem Jahnplatz drei Standkundgebungen mit zehn bis 50 Teilnehmern. Darunter ist eine Friedensinitiative, die unter dem Motto "NATO-Krieg um den Kosovo mahnt: Krieg löst keine Pro­bleme" demonstriert.

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Lippische Landes-Zeitung, 23./24.03.2019:

Beifall für Brexit-Sympathisanten

Gastredner: Dr. Nicolaus Fest kandidiert für die AfD bei der Europawahl im Mai / Bei einem Auftritt in Lage lässt er kein gutes Haar an dem Staatenverbund

Lage (din). Dr. Nicolaus Fest (56), seit zwei Jahren in der AfD, kandidiert jetzt bei der Europawahl für die Partei auf Listenplatz sechs. Am Donnerstagabend hat er im Lagenser Bürgerhaus vor 50 Zuhörern über die Europäische Union gesprochen und dabei nach allen Seiten kräftig ausgeteilt.

Die Mitbewerber anderer Parteien, so urteilte der promovierte Jurist, der in Chefredaktionen beim Axel Springer Verlag tätig war, pauschal, seien "die politisch Wirbellosen, zu jeder Verbiegung bereit". Sie alle hätten "ihr Rückgrat bei der Partei abgegeben" und würden die EU deshalb niemals kritisieren.

Fest ließ kein gutes Haar an dem Staatenverbund. Europa sei keineswegs ein Friedensgarant, außerdem wirtschaftlich, politisch, sozial und moralisch gescheitert. Namentlich griff Nicolaus Fest den Präsidenten der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker, als "Clown" an. "Jemand, der für 500 Millionen Menschen Verantwortung trägt, kann betrügerisch, übergriffig und alkoholkrank sein." Die Fehlentwicklungen und die Geldverschwendung würden von keiner Seite kritisiert, auch nicht von den Medien, behauptete er. "Brüssel ist ein Biotop ohne öffentliche Kontrolle."

Sollte die AfD gewählt werden, "wollen wir uns diese Leute vornehmen". "Es geht ums Überleben", sage Fest und malte Gefahren an die Wand.

Er sah "drei große Bedrohungen für das christlich-freiheitliche Europa": die Migration
("Deutschland würde zum Beutegebiet von Versorgungsnomaden"), den Klimaschutz ("der Weg in einen ökofaschistischen Staat") und die Gender-Debatte ("der Versuch einer orwellschen Sprachkontrolle"). Als seine Gegenstrategie formulierte Fest: "Wir müssen ins Innere, damit es knallt."

Er sympathisiere durchaus mit dem Brexit, bekannte Fest. "Wir brauchen die europäischen Bürokraten nicht." Es sei verständlich, wenn die Engländer wieder allein über sich bestimmen wollten. Und um Handel zu treiben, könnten ja bilaterale Abkommen geschlossen werden. Die AfD war 2013 als EU-skeptische Partei gegründet worden.

In seiner unversöhnlichen Kritik verschärfte Fest den Ton noch weiter. Hinweise auf seine eigenen konkreten politischen Ziele blieben während der zwei Stunden jedoch im Dunkeln. Dem Publikum war es auch so recht, es spendete eifrig Beifall.

Parteisprecherin Sabine Reinknecht-Wörner kündigte an, dass AfD-Spitzenkandidat Jörg Meuthen am Sonntag, 12. Mai, ebenfalls nach Lage kommen werde. Für eine Wahlveranstaltung am Freitag, 3. Mai, hat die AfD die Aula im Schulzentrum bei der Stadt gemietet.

Bildunterschrift: Redner im Bürgerhaus: Dr. Nicolaus Fest hält nichts vom europäischen Staatenbund.

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Westfalen-Blatt / Höxtersche Zeitung, 23./24.03.2019:

Mit der AfD nach Düsseldorf

Höxter (WB). Zu einem Besuch im Düsseldorfer Landtag am Donnerstag, 11. April, lädt der AfD-Kreisverband Höxter ein. An dem Besuchsprogramm können alle politisch Interessierten aus dem Kreis Höxter teilnehmen. Auch Nichtmitglieder sind eingeladen. Neben einem Besuch der Plenarsitzung des Landtages steht eine Diskussion mit dem Vorsitzenden der AfD-Landtagsfraktion, Markus Wagner, auf dem Programm. Wagner ist Mitglied im Innenausschuss. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Deshalb wird um frühzeitige Anmeldung bis zum 22. März gebeten. Anmeldung per E-Mail bei Klaus Meyer unter km@afd-hoexter.de oder Tel. 0176 43105200.

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Westfalen-Blatt / Höxtersche Zeitung, 23./24.03.2019:

Alle hoffen auf friedlichen Verlauf

Proteste, Demos und ein "Fest" vor AfD-Kundgebung mit Beatrix von Storch im Rathaus

Von Michael Robrecht

Höxter (WB). Das wird ein hochpolitisches Wochenende in Höxter. Gegen die Kundgebung der Partei "Alternative für Deutschland" (AfD) am Sonntag, 24. März, ab 16 Uhr im Historischen Rathaus wenden sich inzwischen drei Kundgebungen und Demonstrationen.

Kundgebung 1: Um 12.30 Uhr sammeln sich die Teilnehmer des Protestzuges "Höxter bunt statt braun" am Marktplatz. Um 13 Uhr beginnt die Demo der Grünen Jugend, die vom "Bündnis gegen Rechts" aus Paderborn und dem Höxteraner Aktionsverein "Lichtalben" unterstützt wird. 200 oder 300 Demonstranten würden erwartet, sagte eine Sprecherin der Grünen Jugend. Zusammen mit der Polizei sei der Demonstrationsweg festgelegt worden: Marktstraße, Grubestraße, Wall, Westerbachstraße, Wegetalstraße, Fußgängerzone Stummrige Straße und wieder Marktstraße. Auf dem Marktplatz ende der Protestzug mit Reden, erläuterte das vierköpfige Orga-Team. "Lichtalben" besorge einen Lautsprecherwagen, Studierende der Hochschule kündigten Hilfe bei der Demo an. Der Protestmarsch sei offen "für alle demokratisch gesinnten Kräfte" und sei keine reine Linken-Veranstaltung, so die Junggrünen.

Kundgebung 2: Ab 15 Uhr wird am Sonntag auf dem Marktplatz ein "Fest der Demokratie" gefeiert, das SPD und Grüne mit dem Bündnis "Gemeinsam für Demokratie und Toleranz" veranstalten. Bürgermeister Alexander Fischer (SPD) und Thorsten Klute (AWO) sprechen zu den erwarteten 300 Teilnehmern. "Pulse of Europe", die Gruppe "Gegen Vergessen", der "Paritätische" Höxter, IG Metall, CDU-Stadtverband, "Lichtalben" und eine Hiphop-Band unterstützen den Aktionstag.

Kundgebung 3: In der Hennekenstraße wollen sich die "Lichtalben" (junge Leute aus Höxter, die sich für suburbane Jungkultur einsetzen) am Nachmittag äußern.

AfD-Kundgebung: Im Rathaus beginnt um 16 Uhr die AfD-Veranstaltung. Ab 16.35 Uhr spricht Bundestagsfraktionsvize Beatrix von Storch. AfD-Pressesprecher Peter Eichenseher kündigte an, dass Ordner der Partei Einlasskontrollen vornehmen würden und im Saal für Sicherheit sorgten. Auch sind Personenschützer für Beatrix von Storch im Rathaus.

Höxters Polizeipressesprecher Andreas Hellwig kündigte an, dass Kräfte der Einsatzhundertschaft Bielefeld die Höxteraner Polizei unterstützen würden. Man sei am Rathaus und bei den Kundgebungen sichtbar. Wann die Weserstraße oder andere Straßen in der Innenstadt gesperrt würden, entscheide die Polizeiführung je nach Lage. Die Vorgespräche mit den Kundgebungsveranstaltern seien alle sehr konstruktiv gewesen.

Die Jungen Grünen erklärten gegenüber dem Westfalen-Blatt, dass man mit der "Antifa" Paderborn gesprochen und darauf hingewiesen habe, dass man nur friedliche Demonstranten bei dem Protestzug dulden werde. Man habe bisher keine Hinweise, dass Extreme in Höxter anreisen wollten, so die Jungpolitikerin. Sie werde auch über Facebook in den Gruppen darauf hinweisen, dass man keine Gewalt hinnehme. Sie berichtete auch, dass die Grünen im Vorfeld nicht nur Kritik, sondern auch Drohungen wegen der Proteste bekommen hätten.

Polizei und Veranstalter hoffen auf einen friedlichen Verlauf.

Bildunterschrift: Im Mai 2017 hat es erstmals eine AfD-Kundgebung im Rathaus gegeben. Damals haben Jusos die Treppe besetzt.

Kommentar

Für eine kleine Stadt wie Höxter ist eine offene politische Konfrontation ein seltenes Ereignis. Nach Einschätzung der für die Sicherheit und Organisation der Kundgebungen Verantwortlichen wird ein friedlicher Verlauf erwartet. Dennoch zeigt die Anwesenheit von nicht wenigen Kräften der Polizeihundertschaft, dass man bei 300 oder mehr angekündigten Demonstranten, "Fest"-Teilnehmern und Rathaus-Besuchern nichts dem Zufall überlässt: "Wir sind präsent und dulden keine Gewalt" heißt die Botschaft. Die geht besonders an die Adresse zureisender Protestierer. So eine Botschaft ist notwendig. In Höxter ist kein Platz für Keilereien rund um ein AfD-Event, wie das anderswo die Regel ist. Das sehen die Demo-Veranstalter genau so. Schauen wir mal, wie sich der Sonntag entwickelt. Hoffentlich bleibt es friedlich.

Michael Robrecht

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Westfalen-Blatt / Höxtersche Zeitung, 23./24.03.2019:

AfD zahlt Nutzungsgebühr

Höxter (rob). Ratsherr Georg Leineweber (Unabhängig) hat im Stadtrat in Höxter die Frage thematisiert, was die AfD-Kundgebung an diesem Sonntag überhaupt koste und wer das Treffen im Rathaus bezahle. Bürgermeister Alexander Fischer (SPD) sagte, dass der Veranstalter AfD eine Nutzungsgebühr und Nebenkosten zu entrichten habe. Das sei alles unstrittig und klar geregelt.

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Westfalen-Blatt / Höxtersche Zeitung, 23./24.03.2019:

Heute im Lokalteil / Kundgebungen gegen AfD

Die AfD und ihre Bundestagsfraktionschefin Beatrix von Storch veranstalten in Höxter im Rathaus eine Kundgebung. Drei Gegenveranstaltungen laufen am Sonntag in Höxters Innenstadt.

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Neue Westfälische - Höxtersche Kreiszeitung, 23./24.03.2019:

Friedensgebet am Sonntag in Höxter

Höxter. Menschen aller Religionen und Konfessionen sind eingeladen zum Friedensgebet am Sonntag, 24. März, um 16.15 Uhr in der Kilianikirche Höxter. Motto: Hass schadet der Seele. Der Ton in der politischen Auseinandersetzung in Deutschland, Europa und der Welt wird zunehmend rauer. Persönliche Beleidigungen, Verleumdungskampagnen und Shitstorms sind alltäglich geworden. Anstatt gemeinsame Lösungen für alle Menschen zu suchen erfolgt die Meinungsbildung zunehmend in der Konfrontation und in der Ablehnung anderer.

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Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt, 23./24.03.2019:

Kommentar / Alltags-Rassismus und Vorurteile / Überall Hornochsen

Ansgar Mönter

Nach dem Selbstverständnis fast aller Menschen dürfte es eigentlich so etwas wie Rassismus gar nicht mehr geben. Wer kennt schon jemanden, der noch einigermaßen bei Verstand und zugleich bekennender Rassist ist (wobei letzteres erstes aufheben würde)?

Vorurteile aber tragen trotzdem fast alle Menschen mit sich herum. Und so gibt es heute zahlreiche Varianten von Diskriminierung. Die über die Hautfarbe ist eine altbekannte und äußerst dumme rassistische Version. Andere Formen "gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit", wie es der Akademiker heute ausdrückt, sind aber nicht besser.

So haben akademisch-feministische Kreise den weißen, älteren Mann, auch "Cis-Mann" genannt, als Grund allen Übels der Welt ausgemacht; eher reife Männer dagegen Gender-Fanatikerinnen. Geringverdiener schimpfen über unsoziale Reiche; Wohlhabende über das faule, bildungsferne Prekariat. Ökologisch bewegte Klima-Apokalyptiker bekommen Schnappatmung beim Anblick lustorientierter Groß-SUV-Fahrer. Hedonisten wiederum verlachen Öko-Panikmacher, Allah-Gläubige verachten Ungläubige, Atheisten spotten über Religiöse; AfD-Wähler sind wütend auf Links-Kohorten; die ihrerseits hassen alles, was sie für "Rechts" halten; Kurden mögen Türken nicht, Türken sehen in Kurden PKK-Terroristen; Urdeutsche blicken auf Araber herab, Araber halten Schwarzafrikaner für minderwertig ... und so weiter und so fort.

Jetzt gibt es nur noch die Sorte Übermensch zu erwähnen, die kopfschüttelnd überall Hornochsen wahrnimmt, die das haben, was sie glauben nicht zu haben: Vorurteile.

ansgar.moenter@ihr-kommentar.de

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Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt, 23./24.03.2019:

So erlebt ein Paar Rassismus im Alltag

Diskriminierung: Über viele Kleinigkeiten blickt der in Ghana geborene Bielefelder Kwane-Dankwa Kwarteng hinweg / Manchmal aber wird es auch ihm zu viel - so wie jetzt beim Versuch, Mitglied eines Fitnessstudios zu werden

Von Ansgar Mönter

Bielefeld. Kwane-Dankwa Kwarteng ist in Ghana geboren, britischer Staatsbürger, ehemaliger britischer Soldat und seit fast einem Jahrzehnt in Deutschland. Hier arbeitet er als Mechaniker am Flughafen Paderborn. Kwarteng lebt mit seiner Freundin Anna Karsten in Bielefeld. So weit, so normal.

Doch so normal ist das alles dann doch nicht, wie ihm und seiner Freundin oft von außen widergespiegelt wird. An vielen Reaktionen und Verhaltensweisen im Umfeld merkt Kwarteng: Für einen Menschen mit schwarzer Haut gelten offenbar oftmals noch andere Regeln.

Bei den vielen Kleinigkeiten des Alltags hat sich Kwarteng angewöhnt, über die Seltsamkeiten hinwegzusehen. Manchmal aber reicht es auch ihm, wie jetzt, als er sich im Fitnessstudio anmelden wollte, aber als Mitglied abgelehnt wurde, angeblich aus Kapazitätsgründen. "Das hat man mir nach dem Probetraining geschrieben", sagt er. Der 36-Jährige hat das nicht geglaubt. Er vermutete sofort, dass der wahre Grund der Absage seine Hautfarbe war, nicht die Überfüllung. Freundin Anna sah das auch so und machte den Test. Sie meldete sich bei "All Inklusive Fitness" an - und wurde prompt angenommen.

Kwane-Dankwa Kwarteng ist deshalb sauer. Auch darüber, dass er auf seine Nachfrage lediglich mit einem nach seiner Meinung lavierenden Schreiben von "Fit Control 24" aus Dortmund abgespeist wurde. Der Ärger trieb das Paar schließlich zur Antidiskriminierungsstelle der Stadt Bielefeld. Dort sind Beschwerden über rassistische oder diskriminierende Erlebnisse wie die von Kwarteng zuhauf bekannt.

Menschen mit ausländischem Aussehen klagen gegenüber Emir Ali Sag und Annegret Grewe regelmäßig über Ablehnung an Diskotüren, Fitnessstudios und anderen Orten. Dabei kommen die Betroffenen erst "bei einer Wiederholung der unangenehmen Erfahrung", sagt Sag. "Schmerzhaft" seien solche Vorfälle für die, die sie erleben. Sie fühlen sich aussortiert, gedemütigt - vor allem dann, wenn sie längst in Deutschland integriert oder sogar hier geboren sind.

Mindestens genauso bedrückend aber sind die kleinen alltäglichen Begebenheiten, die nur mit rassistischen Einstellungen zu erklären sind. Kwarteng kann davon erzählen. So wurde er einmal von einem Busfahrer zurechtgewiesen, dass er in Deutschland zu grüßen habe, wenn er in den Bus steige. Alle anderen, die ebenfalls einstiegen, wurden darauf nicht hingesprochen, obwohl auch sie nicht grüßten.

Einmal wurde er im Schuhgeschäft immer wieder darauf hingewiesen, dass die Schuhe, für die er sich interessiere, recht teuer sein, "als ob sie annahmen, ich könnte sie nicht bezahlen", erinnert er sich, immer noch verwundert darüber.

In anderen Läden wird er gar hin und wieder ignoriert. Auch das sei verstörend, wenn zugleich Kunden um ihn herum freundlich bedient werden. Bei einem Herrenausstatter in der Innenstadt passierte das.

Freundin Anna Karsten ist oft dabei, wenn solche Dinge passieren. "Wir sind auch schon in einem Restaurant ungewöhnlich angestarrt worden." In einem weiteren Speiselokal wurde ihnen bei Eintritt mal gesagt, die Küche sei geschlossen, obwohl an den Tischen noch zahlreiche Menschen saßen und gemütlich aßen.

Angestarrt im Restaurant, ignoriert beim Herrenausstatter

Die beiden ignorieren solche Begebenheiten. Meistens. Denn es würde viel Kraft kosten, immer darauf einzugehen. Aber sie tun doch weh.

Für Keith Hamaimbo, promovierter Theologe und Mitarbeiter beim Welthaus Bielefeld, ist genau dieser verschleierte und verdruckste Rassismus Thema des Films, den er kürzlich zeigte. "Ich gehe immer leise" heißt das Werk und beschreibt gerade die Versuche vor allem von Schwarzen, möglichst nicht aufzufallen im Alltag. Denn Ärger droht überall. Sprechen sie im Zugabteil etwas zu laut in einer fremden Sprache, gibt es einen Rüffel; sprechen andere zu laut auf Deutsch, ist das kein großes Thema.

Für Hamaimbo ist das eine "sehr politische Sache", wie er sagt. Als Bildungsreferent versucht er, auf das Problem aufmerksam zu machen. Denn das Ergebnis der alltäglichen Diskriminierung kann allen schaden: Die, die das Signal erhalten, nicht dazu zu gehören, ziehen sich zwangsläufig auf Ihresgleichen zurück. Auch so entstehen die so genannten Parallelgesellschaften.

Drumherum reden bringt nichts: Schwarze stehen - immer noch - unter besonderem Druck, oder besser gesagt unter Beobachtung. "Das zeigt sich auch dadurch, dass sie öfter im öffentlichen Raum kontrolliert werden", sagt Hamaimbo, der aus Sambia stammt.

Kwarteng könnte über Identitätskontrollen nur bei ihm und anderen Schwarzen in einer Reihe von Menschen, etwa bei Veranstaltungen oder vor Club-Türen, Geschichten erzählen. Aber das ist für ihn schon fast zu normal, so etwas vergisst er schnell. Er muss damit umgehen. Er tut es, indem er es lediglich registriert.

Akzeptieren aber sollte er es nie. Die Antidiskriminierungsstelle jedenfalls will möglichst verhindern, dass diese Form von Alltagsrassismus - und kommt er noch so schleichend daher - einfach hingenommen wird. Und da machen Emir Ali Sag und Mitarbeiter zumindest eine positive Beobachtung: "Ich glaube, dass das Sprechen über Rassismus-Erfahrungen zugenommen hat. Mittlerweile wagen es die Menschen, sich zu melden."

Anlaufstelle

Die Antidiskriminierungsstelle für Bielefeld im Kommunalen Integrationszentrum ist eine Anlauf- und Beratungsstelle.

Das Angebot richtet sich an Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, die Diskriminierung und Ausgrenzung erfahren.

Kontakt: Emir Ali Sag (Foto): Tel. (0521) 51-6805; Mail: emirali.sag@bielefeld.de.

Kommentar 2. Lokalseite

Bildunterschrift: Doch nicht "all inklusive": Kwane-Dankwa Kwarteng wurde als Mitglied des Fitnessstudios wegen Überfüllung abgelehnt, seine Freundin Anna Karsten hatte kurz danach kein Problem, dort aufgenommen zu werden. Das ist nur ein Beispiel von vielen, wo offensichtlich wegen einer Hautfarbe Unterschiede gemacht werden.

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Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt, 23./24.03.2019:

Bielefeld: Rassistisches Denken als Geisel des Alltäglichen

Bielefeld. Kwane-Dankwa Kwarteng und Anna Karsten haben schon so manche peinliche Situation erlebt, die sie nur dadurch erklären können, dass er schwarz ist und sie weiß. Im Restaurant angestarrt zu werden ist eine Sache, im Laden ignoriert zu werden, eine weitere. Es gibt aber noch mehr Fälle, wo rassistische Einstellungen offensichtlich sind.

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Mindener Tageblatt Online, 23.03.2019:

Dieter David Scholz sprach über Wagners Antisemitismus

Von Udo Stephan Köhne

Minden (usk). Richard Wagner und der Antisemitismus: ein heikles und selbst die wissenschaftlichen Gemüter unablässig erhitzendes Thema, das kein Ende findet. Jetzt hatte der Mindener Richard Wagner Verband Dieter David Scholz eingeladen, der genau über dieses Thema einst bei dem bekannten Wagner-Experten Peter Wapnewski promoviert hatte, um Licht ins vermeintliche Dunkel zu bringen. War Wagner Antisemit und was folgt daraus für die Deutung seiner Werke? Steht dieses Jahrhundertgenie weiter im Zwielicht, wie der Vortragstitel andeutete? "Eine Korrektur" wolle er vornehmen, ließ Scholz im Untertitel verkünden. Aber welche?

Wenn eine Korrektur der Meinungen vorzunehmen sei, dann die, dass Wagner vom Vorwurf, er habe Hitler und das Dritte Reich vorbereitet, zu befreien sei, so Scholz. Wagner hat sich antisemitisch geäußert, was nicht ungewöhnlich war im 19. Jahrhundert, wo es in der Literatur nur so wimmelt von antijüdischen Äußerungen. Die Abwertung dieser Gruppe war salonfähig, sie war nicht nur im Hause Wagner üblich, sondern zog sich (von wenigen rühmlichen Ausnahmen abgesehen) quer durch die Gesellschaft, auch durch Musik und Kunst: "Das ganze 19. Jahrhundert ist antisemitisch" gewesen, so Dieter David Scholz. Der zu Beginn seines Vortrags beklagt hatte, dass eine sachliche Diskussion dieses Themas kaum möglich sei und selbst renommierte Wagner-Forscher schnell ins "schwadronieren" kämen, wenn hier Position zu beziehen sei.

Im Hauptteil seines Vortrags räumte Scholz mit vier Vorurteilen auf, die beim Thema "Wagner und der Antisemitismus" stets hervorgekehrt werden. So mit der Vermutung, des Komponisten Juden-Abneigung sei Selbsthass eines Menschen, der möglicherweise jüdischer Abstammung sei. Dass Wagners Stiefvater Ludwig Geyer, der mitunter als Erzeuger Wagners ins Spiel gebracht wird, Jude gewesen sei, wies Scholz zurück: dies sei seit 100 Jahren als falsch bewiesen.

Dann beschäftigte sich der Vortragende mit der Frage, ob Wagnersche Opernfiguren wie Mime, Beckmesser und Holländer Juden-Karikaturen seien. Auch hier gab Scholz eine unmissverständliche Antwort: keine dieser Figuren sei es, was mit Wagner-Zitaten und inhaltlichen Überlegungen zu den jeweiligen Opern gestützt wurde.

Auch jene unsägliche Schrift über "Das Judentum in der Musik" kam zur Sprache, eine der gravierendsten Verunglimpfungen von Zeitgenossen durch einen lebenden Komponisten. Eine Torheit sei das gewesen, meinte Scholz, der die Gründe für dieses Pamphlet eher in der Psychologie des Komponisten vermutet als in rassistischen Gedanken.

Schließlich kam die Rede auf jenen "Bayreuther Kreis", der in den 1920er Jahren Richard Wagner für die Nationalsozialisten ideologisch einrichtete, ohne dabei auf die Werke und ihre Bedeutung zu schauen. Dass in den meisten Wagner-Opern die Helden scheitern und eine Kritik am bestehenden System ausgesprochen wird, dass der Komponist zeit seines Lebens linken (ja sogar marxistischen) Ideen anhing, wurde von denen, die in Wagners Musik die idealen Klänge für die Nazi-Diktatur vermuteten, schlicht ignoriert. Auch Hitler habe lieber Lehars "Lustige Witwe" gehört als Wagner, so Scholz.

Das alles wurde glasklar dargestellt, mit Entschiedenheit vorgetragen, durch Zitate untermauert. Wagner als Vorbereiter Hitlers: das sei infam, so ein von Scholz angeführtes Zitat. Ist also jetzt die Diskussion beendet? Mit Sicherheit nicht. Wer Wagner von Vorwürfen reinwaschen will, bekam gute Argumente an die Hand geliefert. Wer schon immer etwas gegen Wagner und seine Musik hatte, wird kaum bekehrt worden sein.

Bildunterschrift: Dieter David Scholz.

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