Neue Westfälische - Gütersloher Zeitung ,
13.02.2018 :
Schüler halten die Erinnerung wach
Schoah-Überlebende: Die Elly-Heuss-Knapp-Schule kooperiert mit Zeitzeugen des Holocausts
Gütersloh (nw). Am 30. Januar 1933 ergriff Adolf Hitler mit der NSDAP die Macht in Deutschland. In der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur geschahen viele Gräueltaten, und das europäische Judentum sollte in den Augen der Nationalsozialisten ausgelöscht werden. Daher hat sich die Elly-Heuss-Knapp-Schule entschieden, an diesem Tag durch ein Projekt mit ihrem Bildungspartner, dem Verein "Heimatsucher", und dem Stadtarchiv zur Erinnerung an Schoah-Überlebende ein Zeichen zu setzen.
"Heimatsucher" ist ein Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Geschichten von Schoah-Überlebenden zu sammeln und weiterzugeben. Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen stehen in einem Kontakt zu den Zeitzeugen und werden zu deren Zweitzeugen. Warum das sinnvoll ist, erklärt Vanessa Eisenhart von "Heimatsucher" zu Beginn des dreistündigen Schülerworkshops in den zehnten Klassen: "Zeitzeugen sind mittlerweile alt und oft auch krank, dennoch wollen sie ihre Geschichte erzählen. Bei manchen geht das Erzählen ihrer Lebensgeschichte so sehr an die Substanz, dass sie Wochen vor und nach den Terminen krank sind. Jedes Mal, wenn sie ihre Geschichte erzählen, durchleben sie diese erneut." Die Mitarbeiter von "Heimatsucher" verbreiten die Geschichten der Zeitzeugen schülergerecht und entlasten diese so. Hinzu kommt, dass einige Zeitzeugen nicht mehr leben. Erst vor zwei Monaten ist ein Zeitzeuge des Programms gestorben. Seine Geschichte lebt nun in den Köpfen der Zehntklässler der Elly-Heuss-Knapp-Schule Gütersloh weiter.
Sie alle haben sich vorgenommen, die Geschichte weiterzuerzählen. Viele sagten, dass sie durch die Geschichte zum Nachdenken angeregt worden sind. Etwas ganz besonderes durften die Schüler zum Abschluss ihres Workshops noch tun: einen Brief an die Zeitzeugen verfassen. "Heimatsucher" schickt die Briefe einmal im Monat an die Zeitzeugen und in einem Video berichten diese davon, wie sehr sie diese Briefe berühren und wie viel sie ihnen bedeuten.
Durch Stadtarchivar Stephan Grimm erfuhren Schüler Genaueres über die Juden-Verfolgung und die Zeit des Nationalsozialismus in Gütersloh. Bei einem historischen Stadtrundgang werden Täter-Orte besucht und die Stolpersteine geputzt.
Bildunterschrift: Bildungspartnerschaft: Durch ein Schild wird die Zusammenarbeit von Schule, Heimatsuchern und Stadtarchiv sichtbar.
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