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07.12.2017 :
Tages-Chronologie von Donnerstag, 7. Dezember 2017
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www.hiergeblieben.de - Zusammenfassung - Donnerstag, 7. Dezember 2017
Am 17. Dezember 2017 gibt es eine Führung durch das Museum Wäschefabrik in Bielefeld mit Vorführung der Filmpräsentation zur tragischen Geschichte des jüdischen Unternehmers Hugo Juhl und seiner Familie.
Am 7. Dezember 2017 berichtete der "Landschaftsverband Westfalen-Lippe" (LWL) über Ausgrabungen in dem Stammlager VI K (326), im Bereich - wo ab 1941 110 französische Kriegsgefangene interniert waren.
Am 9. Dezember 2017 kündigt die "Ortsgruppe Sennestadt" im revanchistischen "Bund der Vertriebenen", "BdV", zum 45. Mal eine Adventsstunde an, Beginn: 15.00 Uhr im "Sennestadthaus", Lindemann-Platz 3.
Für den 12. Dezember 2017, um 14.00 Uhr, ist eine Adventsfeier des "Ortsverbands der Schlesier Rheda" im revanchistischen "Bund der Vertriebenen" im St. Clemens-Pfarrheim Rheda-Wiedenbrück angekündigt.
Am 23. November 2017 lehnte der - Verkehrsausschuss der Stadt Bünde - die Umbenennung der "Lettow-Vorbeck-Straße" ab, am 4. Dezember 2017 wurden Schilder der Bahnhofstraße beklebt: "Adolf-Hitler Str.".
Für den am 9. und 10. Dezember 2017 angekündigten "14. Landesparteitag" des "AfD"-Landesverbandes NRW kandidiert Sonja Schaak vom Rechtsaußen-"Kreisverband Lippe" zur Neuwahl des Landesvorstandes.
www.museum-waeschefabrik.de
www.stalag326.de
www.mobile-beratung-nrw.de
www.mobile-beratung-owl.de
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Artikel-Einträge in der Datenbank:
Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt, 07.12.2017:
Einblicke ins Leben der Wäschefabrik
Die Glocke Online, 07.12.2017:
Erinnerungen an Stalag-Geschichte ausgegraben
Landschaftsverband Westfalen-Lippe, 07.12.2017:
Pressemitteilung / LWL-Archäologen
Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt, 07.12.2017:
Adventsfeier der Vertriebenen
Neue Westfälische - Gütersloher Zeitung, 07.12.2017:
Adventsfeier der Schlesier
Westfalen-Blatt / Bünder Zeitung, 07.12.2017:
Leserbriefe / "Ergebnis unverständlich"
Blick nach Rechts, 07.12.2017:
NRW-AfD: Machtprobe im Wunderland
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Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt, 07.12.2017:
Einblicke ins Leben der Wäschefabrik
Bielefeld. Eine Führung durch das Museum Wäschefabrik mit Vorführung der Medienpräsentation zur jüdischen Geschichte gibt es am Sonntag, 17. Dezember, von 11.30 bis 13 Uhr im Museum. Die Führung gibt Einblicke in das frühere Leben und Arbeiten in der Wäschefabrik Juhl & Helmke.
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Die Glocke Online, 07.12.2017:
Erinnerungen an Stalag-Geschichte ausgegraben
07.12.2017 - 15.19 Uhr
Schloß Holte-Stukenbrock (gl). Erstmals haben Archäologen in Schloß Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh) das ehemalige Kriegsgefangenenlager Stalag 326 aus dem Zweiten Weltkrieg untersucht. Dabei stießen sie auf Funde, die von der bewegten Geschichte des Ortes zeugen.
Die Ausgräber des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) fanden zunächst eine zerbrochene Flasche der seinerzeit in Frankreich beliebten Biermarke "La Meuse". Das Fundobjekt zeuge von der ungleichen Behandlung der Kriegsgefangenen im Stalag 326 und zeige, dass die im Nationalsozialismus vorherrschende Rassenideologie auch in diesem Lager fortgeführt worden sei, erklärt LWL-Archäologe Dr. Sven Spiong. Seine Grabungen fanden genau in jenem Bereich statt, in dem 110 französische Kriegsgefangene ab 1941 untergebracht waren. In einem speziell eingerichteten Lagerbereich gab es einen Theatersaal, eine Kapelle, eine Bücherei und eine eigene Krankenbaracke mit französischen Ärzten. "An Hand der Funde zeigt sich jetzt, dass sich die französischen Kriegsgefangenen sogar heimisches Bier beschaffen konnten", sagt Spiong.
Ganz anders erging es den russischen Kriegsgefangenen, die zur selben Zeit im Lager lebten. Sie fristeten ihr Dasein unter menschenunwürdigen Bedingungen. Unter dem Oberkommando der Wehrmacht starb ein Großteil von ihnen an Hunger und Erschöpfung. Die Zahl der Opfer wird auf bis zu 65.000 geschätzt.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zog das Evangelische Johanneswerk in das ehemalige Kriegsgefangenenlager ein. Bis 1970 beherbergte es Flüchtlinge und Vertriebene. "Der Fund eines Löffels mit der Aufschrift Johanneswerk zeigt, dass die Flüchtlinge dort, nachdem sie alles verloren hatten, mit dem Nötigsten versorgt wurden", erklärt Spiong. Der Löffel stehe gewissermaßen für die enorme Herausforderung bei der Integration der Flüchtlinge aus dem Osten im anfangs so schwachen Nachkriegsdeutschland.
Heute befindet sich im ehemaligen Kriegsgefangenenlager Stalag 326 in Schloß Holte-Stukenbrock eine Dokumentationsstätte. Um deren Arbeit zu sichern und Stalag 326 zu einer Gedenkstätte von nationaler Bedeutung zu entwickeln, hat NRW-Landtagspräsident André Kuper (CDU) im November eine Lenkungs- und Steuerungsgruppe ins Leben gerufen.
Bildunterschrift: Diesen Löffel mit dem Aufdruck Johanneswerk haben LWL-Archäologen auf dem Gelände des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers Stalag 326 in Schloß Holte-Stukenbrock ausgegraben. Das Johanneswerk hatte sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs (bis 1970) auf dem Gelände um Vertriebene und Flüchtlinge gekümmert.
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Landschaftsverband Westfalen-Lippe, 07.12.2017:
Pressemitteilung / LWL-Archäologen
LWL-Archäologen forschen erstmals im Kriegsgefangenenlager Stalag 326 in Schloß Holte-Stukenbrock
Gütersloh (lwl). Wegen Bauarbeiten haben Archäologen in Schloß Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh) zum ersten Mal das ehemalige Kriegsgefangenenlager Stalag 326 aus dem Zweiten Weltkrieg untersucht. Dabei stießen sie auf Funde, die von der bewegten Geschichte des Ortes zeugen, wie der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) berichtet.
Als die Ausgräber den Oberboden vorsichtig abgetragen hatten, fanden sie zwei zunächst unscheinbar aussehende Objekte: eine Bierflasche und einen Teelöffel. Anhand der Aufschrift auf der Glasflasche ließ sich der ursprüngliche Inhalt eindeutig identifizieren: Es handelte sich um das in Frankreich damals sehr beliebte Bier der Marke "La Meuse". "Die Bierflasche zeugt von der ungleichen Behandlung der Kriegsgefangenen und zeigt, dass die im Nationalsozialismus vorherrschende Rassenideologie auch im Kriegsgefangenenlager fortgeführt wurde", erklärt LWL-Archäologe Dr. Sven Spiong.
Die archäologische Untersuchung liegt genau in dem Bereich, wo 110 französische Kriegsgefangene ab 1941 untergebracht waren. In einem speziell eingerichteten Lager gab es einen Theatersaal, eine Kapelle, eine Bücherei und eine eigene Krankenbaracke mit französischen Ärzten. "Anhand der archäologischen Funde zeigt sich jetzt, dass sich die französischen Kriegsgefangenen sogar heimisches Bier beschaffen konnten", so Spiong, Leiter der Außenstelle Bielefeld der LWL-Archäologie für Westfalen.
Ganz anders erging es den über überwiegend russischen Kriegsgefangenen, die zur selben Zeit im Lager lebten: Sie fristeten ihr Dasein unter menschenunwürdigen Bedingungen. Unter dem Oberkommando der Wehrmacht starb ein Großteil von ihnen an Hunger und Erschöpfung. Die Zahl der Opfer wird auf bis zu 65.000 geschätzt.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zog das evangelische Johanneswerk in das ehemalige Kriegsgefangenenlager ein. Bis 1970 beherbergte es Flüchtlinge und Vertriebene. "Der Fund eines Löffels mit der Aufschrift "Johanneswerk" zeigt, dass die Flüchtlinge dort, nachdem sie alles verloren hatten, mit dem Nötigsten versorgt wurden", erklärt Spiong. "Der Löffel steht quasi für die enorme Herausforderung bei der Integration der Flüchtlinge aus dem Osten im anfangs so schwachen Nachkriegsdeutschland." Heute befindet sich im ehemaligen Kriegsgefangenenlager die gleichnamige Dokumentationsstätte.
Für Grabungsleiter Eberhardt Kettlitz steht fest: "Wo auch immer im ehemaligen Kriegsgefangenenlager heute der Spaten oder die Baggerschaufel in den Boden eingreift, sind Funde zu erwarten, die vom Alltag und Leid der Vergangenheit zeugen." Daher sind im Zuge weiterer Baumaßnahmen archäologische Untersuchungen geplant.
Bildunterschrift: LWL-Archäologen stießen bei Untersuchungen im Kriegsgefangenenlager unter anderem auf diesen Fund: Löffel vom Johanneswerk.
Bildunterschrift: Weiteres Fund-Highlight: Bierflasche der Marke "La Meuse" aus dem französischen Teil des Kriegsgefangenenlagers.
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Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt, 07.12.2017:
Adventsfeier der Vertriebenen
Sennestadt. Zum 45. Mal lädt der Bund der Vertriebenen in Sennestadt zur Adventsstunde ein. Diese findet am Samstag, 9. Dezember, ab 15 Uhr im Sennestadthaus, Lindemann-Platz 3, statt. Das Kulturprogramm wird von der Volkstanzgruppe Halle / W. gestaltet. Mitglieder zahlen für die Teilnahme am weihnachtlichen Programm mit Kaffee und Kuchen 5 Euro, Nichtmitglieder 8 Euro. Anmeldungen unter Telefon (05205) 21220.
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Neue Westfälische - Gütersloher Zeitung, 07.12.2017:
Adventsfeier der Schlesier
Rheda-Wiedenbrück (nw). Die Adventsfeier des Schlesier-Ortsverbandes Rheda ist am Dienstag, 12. Dezember, im St. Clemens-Pfarrheim, Wilhelmstraße. Alle Mitglieder sind eingeladen, bei Mohn-und-Streuselkuchen gemütlich Schlesier-Advent zu feiern. Die Adventsfeier beginnt um 14 Uhr.
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Westfalen-Blatt / Bünder Zeitung, 07.12.2017:
Leserbriefe / "Ergebnis unverständlich"
Zu den Entscheidungen von zwei Ausschüssen bezieht ein Leser im folgenden Brief Stellung:
"In den letzten Wochen kam es in zwei Ausschüssen der Stadt zu Entscheidungen, die ich für äußerst bedenklich halte: Zum einen erhielt der Verein International keine Unterstützung bei dem Vorhaben, die Flüchtlings- und Integrationsarbeit künftig im Dietrich-Bonhoeffer-Haus fortzusetzen, zum anderen soll der Straßenname des Kriegsverbrechers Lettow-Vorbeck erhalten bleiben.
Beide Entscheidungen folgten den demokratischen Spielregeln und die beteiligten Akteure ihren Prinzipien und Meinungen. Das Stimmenergebnis war - gemäß den im Rat vertretenen Parteien - denkbar knapp. Das ist Demokratie und damit muss man leben. Ich finde beide Entscheidungen für das Wohl der Stadt dennoch im höchsten Maße unglücklich.
So wird zum einen die Arbeit eines Vereins, der seit vielen Jahren ehrenamtlich die Integration von Menschen unterstützt, die es mehr oder weniger unfreiwillig nach Bünde verschlagen hat, in keiner Weise gewürdigt und gefördert. Man könnte sogar sagen, dass die Stadt, nähme sie selbst diese Aufgaben wahr, deutlich mehr Geld in die Hand nehmen müsste, was allen Beteiligten klar sein dürfte.
In gleicher Weise ist das Abstimmungsergebnis im Verkehrsausschuss völlig unverständlich, eine Straße nicht umbenennen zu wollen, die schon viel zu lange den Namen eines Massenmörders trägt. Die berichteten Argumente gegen eine Umbenennung sind für mich ein Armutszeugnis und zeigen einen erschreckenden Mangel an politischer Bildung und historischer Verantwortung. In diesem Zusammenhang möchte ich an eine Partei, die in dieser Stadt maßgeblich an der täglichen Entscheidungsfindung beteiligt ist und diese Rolle sicherlich auch vielfach zum Wohl der Gemeinde einnimmt, appellieren an das "C" in ihrem Namen zu denken. Dieser Buchstabe steht für moralische Werte, die ich bei beiden Entscheidungen nicht sehen kann."
Martin Fiedler
32257 Bünde
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Blick nach Rechts, 07.12.2017:
NRW-AfD: Machtprobe im Wunderland
Von Rainer Roeser
Nordrhein-Westfalens AfD plant einen Neustart in die Ära nach Marcus Pretzell. Der größte Landesverband der Partei muss am Wochenende einen neuen Vorstand wählen.
Die NRW-AfD zieht es am Samstag und Sonntag in die niederrheinische Provinz. Ganz tief im Westen, in Kalkar, sollen sich die rund 450 Delegierten treffen. Ein paar Kilometer sind es nur bis in die Niederlande. Die nächste deutsche Großstadt, Duisburg, ist über 50 Kilometer entfernt. Sechs Kilometer außerhalb des Ortes und direkt am Rhein wurde vor mehr als drei Jahrzehnten ein Atomkraftwerk gebaut. Der Brutreaktor ging nie in Betrieb. Stattdessen öffnete dort das "Wunderland" seine Pforten - ein Freizeitpark mit Hotels, Restaurants, viel Rummel, aber auch mit Tagungsräumen. Wer sich wie die AfD im einwohnerstärksten Bundesland möglichst abgeschieden treffen will, kommt dort zusammen.
Zeit gewonnen für den innerparteilichen Wahlkampf
Es ist der zweite Anlauf. Eigentlich hatte der Parteitag bereits Mitte Oktober im kaum weniger beschaulichen oberbergischen Wiehl stattfinden sollen (Blick nach Rechts berichtete am 12.10.2017). Doch zwei Tage vorher sagte die AfD die Veranstaltung ab und begründete dies mit "massiven und militanten Drohungen gegen die Teilnehmer und Gäste des Parteitags". Nach Wiehl hätten auch "zahlreiche gewaltbereite Gruppen" kommen wollen. Für diese Annahme sprach zwar nichts und die Polizei befand, aus ihrer Sicht sei "die Durchführung der geplanten Veranstaltung zu keinem Zeitpunkt gefährdet" gewesen, doch die Entscheidungen über einen Neuanfang waren erst einmal aufgeschoben.
Sogar in der Partei wurde gemutmaßt, dass die Absage manchen Funktionären sehr recht kam. Für den Zeitgewinn dürften sie dankbar gewesen sein. Nach den Abgängen von Pretzell, zwei weiteren Landtagsabgeordneten und einem Bundestagsmitglied hatten sich die diversen Gruppen und Grüppchen in der AfD noch nicht neu sortiert. Und den Aspiranten auf den Landesvorsitz blieb so mehr Zeit für ihren innerparteilichen Wahlkampf.
"Seriös" rechtsaußen
Fast drei Jahre lang hatten Marcus Pretzell und der Streit über seine Person die Arbeit in der Landes-AfD geprägt. Dabei ging es um die Frage, wie seriös einer ist, dessen private Finanzkalamitäten auch die eigene Partei belasten und von dem man nicht recht weiß, wo er gerade lebt. Es war aber immer wieder auch ein Streit über politische Strategien. Pretzell trieb die Verbindungen zu europäischen Rechtsaußen-Parteien wie der FPÖ, dem Front National oder der Lega Nord voran, mühte sich aber daheim um ein "seriöses" Bild. In seiner Zeit als Fraktionschef im Landtag wirkte es gar, als wolle er sich Union und FDP als künftiger Partner andienen. Sein Dauergegner und Ko-Landessprecher Martin Renner war von anderem Kaliber, deutlich weiter rechts als Pretzell und recht Höcke-nah, ohne in dessen Jargon zu verfallen.
Pretzell ist mittlerweile (Partei-)Geschichte. Geblieben ist aber der Streit im Landesverband, der mit seinen rund 4.500 Mitgliedern der größte in der Bundesrepublik ist. Drei Gruppen liegen mal mehr, mal weniger im Clinch miteinander. Stärkste waren bislang die (nach AfD-Maßstäben) "Gemäßigten", die nun aber ohne ihren früheren Vormann dastehen. An Leuten wie Alexander Gauland oder Björn Höcke orientiert sich das Lager Renners, wobei sich der Neu-Bundestagsabgeordnete zuletzt um einen konzilianteren Ton bemühte. Rechts von ihm tummeln sich als kleinste Gruppe die Anhänger der "Patriotischen Plattform". Und mittendrin steht eine Gruppe, die sich je nach Sach- oder Personalfrage mal der einen, mal der anderen Richtung zuneigt.
Sieben Kandidaten für Spitzenposten
Wenige Tage vor dem Parteitag sind sieben Kandidaten für den Landesvorsitz im Gespräch. Einen Startvorteil hat dabei der Gelsenkirchener Bundestagsabgeordnete Jörg Schneider, der das Lager der "Gemäßigten" hinter sich versammelt. Ganz weit rechts tritt Sonja Schaak an, die sich auf jene Delegierten stützen kann, die der "Patriotischen Plattform" anhängen. Zwischen den beiden Polen jedoch rangeln fünf Kandidaten um die Stimmen. Auch Renner kann nicht als gesetzt gelten. Bisher profitierte er davon, dass er im Falle eines Falles auch auf die Stimmen der äußersten AfD-Rechten bauen konnte, doch die könnten ihm diesmal die Unterstützung versagen.
Doch ehe es an die Wahl gehen kann, müssen die Delegierten zunächst einmal entscheiden, wie viele Sprecher der Landesverband überhaupt haben soll. Bis zum Abgang Pretzells waren es zwei. Die Satzung erlaubt "bis zu drei". Schneider macht sich für eine Einzelspitze stark. Renner plädierte zuletzt einem Medienbericht zufolge für ein Trio an der Spitze: einer aus dem Bundestag, einer aus dem Landtag sowie eine dritte Person.
Radikalere Delegierte
Vermutlich wird der Parteitag noch viel früher seine ersten Machtproben erleben. Denn wie es bei der AfD üblich ist, liegen einige Anträge vor, mit denen die geplante Tagesordnung über den Haufen geworfen werden soll. Andere Anträge zielen auf das Finanzgebaren des abtretenden Vorstands ab. Mit einem Antrag soll gar die Entlastung des Vorstands verweigert werden.
Größte Unwägbarkeit bei dem Kalkarer Treffen sind die Delegierten selbst. Bisher war ihre Zusammensetzung leicht berechenbar. Pretzell hatten sie in den allermeisten Fällen eine - wenn auch manchmal nur knappe - Mehrheit beschert. Doch manche Kreisverbände der im Ganzen radikalisierten Partei haben mittlerweile neue Vertreter für die Landesparteitage gewählt. Sie könnten radikaler denken und abstimmen als ihre Vorgänger.
"Widerstandsbewegung"
Diese Radikalisierung ist nicht nur auf die Basis der Partei beschränkt. Erfasst hat sie mittlerweile auch die Landtagsfraktion. Seit Pretzells Abgang hat sich dort der Ton verschärft. Mittlerweile fallen nicht nur Christian Blex und Thomas Röckemann, die beiden Rechtsausleger unter den AfD-Abgeordneten, durch scharfe Töne auf. Fraktionsvize Helmut Seifen etwa, bisher einer, der auf Pretzells Linie surfte, nannte kürzlich die Bundesrepublik einen Staat, "der nicht mehr demokratisch ist", wetterte über die "die Freiheit des Mobs" als Ersatz für die Freiheit von Forschung und Lehre und sah eine "Gesinnungsdiktatur" heraufziehen.
Seine Rede bei einer Veranstaltung der Fraktion in Leverkusen stellte er unter die Überschrift: "Im Schatten eines postdemokratischen Staates: Die AfD als bürgerliche Widerstandsbewegung". Die AfD als "Widerstandsbewegung" zu bezeichnen - das dürfte sogar einem wie Björn Höcke gefallen.
Bildunterschrift: Die NRW-AfD sortiert sich am Wochenende neu (Screenshot).
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