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1 Veranstaltung - Nachrichten , 13.09.2017 :

Tages-Chronologie von Mittwoch, 13. September 2017

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Veranstaltungskalender:



- Mittwoch, 13. September 2017 um 17.00 Uhr -


Film-Erstaufführung: "Drei Söhne" (Dokumentarfilm Deutschland 2017, Regie: Birgit-Katrin Weber, 87 Minuten) in Anwesenheit der Filmemacherin Birgit-Karin Weber


Veranstaltungsort:

Hansa-Kino
Neue Torstraße 33
32657 Lemgo

www.kino-lemgo.de


- Reservierungen unter: (05261) 188500


Raphael Wallfisch ist ein international bekannter Cellist, André Laks ein Philosophieprofessor, Thomas Frankl ein Galerist. So unterschiedlich die individuellen Lebensläufe der drei Männer auch sind, so eint sie doch die Vergangenheit ihrer Eltern: Denn sowohl Raphaels Mutter als auch die Väter von André und Thomas sind Künstler. Und sie sind Überlebende von Auschwitz.

Die Filmemacherin Birgit-Karin Weber vereint nun in ihrem Film "Drei Söhne" die Geschichten dieser Menschen, indem sie die Söhne über das Leben von und mit den Eltern erzählen lässt. Dabei wird nicht nur das schwere Schicksal der Überlebenden deutlich, sondern es zeigt sich auch die Bürde der nachfolgenden Generation, die Zeit ihres Lebens mit dem Trauma der Eltern leben musste und es stückweise auch übernommen hat. Denn alle Söhne fühlen sich dafür verantwortlich, die Kunst der Eltern weiter in die Welt zu tragen.

So unterstützt Raphael seine Mutter, die bekannte Anita Lasker-Wallfisch, bei ihren Auftritten und Lesungen mit seiner Musik, Thomas führt in Wien eine Galerie, in der er die Kunst seines Vaters Adolf Frankl ausstellt und André kümmerte sich zeitweise um die Wiederveröffentlichung der Musik seines Vaters Szymon Laks.

In langen Interviews, in denen die große Vertrautheit zwischen den Befragten und der Filmemacherin deutlich wird, sprechen sie offen und ehrlich über die inneren Konflikte, die diese Lebensaufgabe mit sich bringt - und auch über die Mauer des Schweigens, die in allen Elternhäusern aufgebaut wurde und die eine Aufarbeitung der Thematik umso schwieriger macht.

Unterlegt wird Webers Dokumentarfilm von Szymon Laks Kompositionen, die den Ton der Erzählung setzen und sie noch um eine interessante Ebene erweitern. "Drei Söhne" ist ein Dokumentarfilm, der mit großer Ruhe und Tiefe ein wichtiges und vielschichtiges Thema behandelt. Und der dank seiner wunderbar ausgewählten Protagonisten kluge Reflexionen über den Umgang mit Historie und persönlichen Erinnerungen ermöglicht.


Die Lemgoerin Teda Wellner und der Kreis "Frauen für Lemgo" haben das Entstehen dieses Filmes ideell und finanziell gefördert. Er hat das Prädikat "besonders wertvoll" erhalten.


Veranstalterinnen: Lippische Gesellschaft für Politik und Zeitgeschichte e.V. in Kooperation mit den "Frauen für Lemgo".

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www.hiergeblieben.de - Zusammenfassung - Mittwoch, 13. September 2017


Am 10. September 2017 stellten Gesamtschülerinnen und Schüler aus der Arbeitsgemeinschaft "Jüdischer Friedhof Hausberge" ihre Arbeit - "Das Schlageter-Denkmal in der Porta Westfalica - ein Nazi-Erbe?" - vor.

Am 15. September 2017, 16.45 Uhr, findet auf dem Herforder Friedhof "Ewiger Frieden" - die Gedenkfeier mit einer Kranzniederlegung, zum 73. Jahrestag der Hinrichtung des Metallarbeiters Heiko Ploeger - statt.

Am 6. November 2017 diskutiert der Hauptausschuss der Stadt Gütersloh, einen Auftrag der CDU-Fraktion "nach Verbleib von Flughafen-Ausstattung", auch, da "einige der Gegenstände aus der NS-Zeit stammen".

Am 26 August 2017 berichtete das Westfalen-Blatt, dass bei Abgabe des Flughafengeländes in Gütersloh, durch britischen Streitkräfte, historische Ausstattungsgegenstände der NS-Zeit abhanden gekommen sind.

Im Herbst / Winter 1941 / 1942 starben 17 sowjetische Kriegsgefangene - zwischen 29 und 50 Jahren, die am Flugplatz Gütersloh, in Gütersloher Betrieben, bei Bauern im Umland, Zwangsarbeit ausüben mussten.

Ab dem 14. September 2017 müssen sich fünf Neonazis, dabei auch die 48-jährige Jutta V. aus Lage, am Oberlandesgericht Stuttgart (Gründung einer kriminellen Vereinigung und Volksverhetzung), verantworten.

Am 29. Dezember 2016 erhob die Bundesanwaltschaft Anklage gegen Jutta V., und vier weitere Personen, wegen des "Verdachts der Bildung einer rechtsterroristischen kriminellen Vereinigung" u.a. ("Altermedia").

Am 5. Dezember 2016 wurde der am 10. März 2016 - gegen Auflagen außer Vollzug gesetzte - Haftbefehl ("Altermedia") gegen die Neonazistin Jutta V. aus Lage - auf Antrag der Bundesanwaltschaft, aufgehoben.

Am 10. März 2016 wurde der am 28. Januar 2016 erlassene Haftbefehl ("Altermedia-Deutschland") gegen die Neonazistin Jutta V. (Lage), auf Antrag der Bundesanwaltschaft gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt.

Am 28. Januar 2016 ordnete der Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof für die Neonazistin Jutta V. (aus Lage), die der neonazistischen Internet-Plattform "Altermedia" angehören soll, die Untersuchungshaft an.

Am 27. Januar 2016 wurde die 47 Jahre alte Administratoren Jutta V., aus Lage, welche als Rädelsführerin (Bundesanwaltschaft) der neonazistischen Internetplattform "Altermedia" angehören soll, festgenommen.

Am 11. September 2017, um 19.00 Uhr, lud der extrem rechte "Kreisverband Minden-Lübbecke" der "AfD" zum Treffen mit Eugen Schmidt - "Russlanddeutsche für die AfD NRW" - in das Bürgerhaus, in Espelkamp.

Am 28. Juli 2017 hat der Kreiswahlausschuss, für den Bundestagswahlkreis Minden-Lübbecke I (Wahlkreis 134) sechs Vorschläge - dabei auch Jürgen Sprick (aus Petershagen-Buchholz) für die "AfD" - zugelassen.

Am 28. Juli 2017 hat der Kreiswahlausschuss, für den Wahlkreis 135 (Lippe 1) - sieben Vorschläge für die Bundestagswahl (am 24. September 2017), darunter auch Olaf Tünker (1970) für die "AfD" - zugelassen.


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Artikel-Einträge in der Datenbank:


Mindener Tageblatt, 13.09.2017:
Auf Spurensuche

Westfalen-Blatt / Herforder Kreisblatt, 13.09.2017:
Gedenkfeier für Heiko Ploeger

Neue Westfälische - Gütersloh, 13.09.2017:
CDU forscht nach Flughafen-Ausstattung

Westfalen-Blatt / Zeitung für Gütersloh, Rheda-Wiedenbrück, Rietberg und Harsewinkel, 13.09.2017:
CDU lässt nach Göring-Zimmer suchen

Blick nach Rechts, 13.09.2017:
Prozess gegen "Altermedia"-Betreiber

Radio Westfalica, 13.09.2017:
Protest gegen AfD

Mindener Tageblatt, 13.09.2017:
Auf Stimmenfang bei den Aussiedlern

Neue Westfälische - Lübbecke (Altkreis), 13.09.2017:
Kommentar / AfD-Veranstaltung / Armes Deutschland

Neue Westfälische - Lübbecke (Altkreis), 13.09.2017:
Die Russlanddeutschen fest im Blick

Westfalen-Blatt / Espelkamper Zeitung, 13.09.2017:
AfD will Stadtverband gründen

Westfalen-Blatt, 13.09.2017:
Kampf um die alte Heimat

Lippische Landes-Zeitung, 13.09.2017:
Leserbriefe / Niveau der Steinzeit

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Mindener Tageblatt, 13.09.2017:

Auf Spurensuche

Wenige Gehminuten vom Fernsehturm entfernt liegt das nie vollendete Schlageter-Denkmal / Eine Projektgruppe der Portaner Gesamtschule hat sich mit dem Bauwerk jetzt intensiv beschäftigt

Von Michael Grundmeier

Porta Westfalica (mig). Es gibt sie noch, die "bösen Bauten", die vom ehemals 1.000-jährigen Reich und der Nazi-Herrschaft künden. In der Nähe des Fernsehturms steht so ein Denkmal, an dem viele Menschen vorbeikommen. Es sollte an Albert Leo Schlageter erinnern, der als "erster nationalsozialistischer Soldat" firmierte. Das weiß heute kaum noch jemand. Eine Projektgruppe der Portaner Gesamtschule hat das lange vergessene und unvollendete Monument jetzt genauer unter die Lupe genommen.

Die Plattform ist fast vollständig zugewachsen. Das war nach 1945 und im Grunde auch schon kurz nach Baubeginn im Jahr 1933 so, als ein bizarrer Streit die Stadt in zwei Lager teilte. Die Nationalsozialisten hatten versucht, an die frühere Tradition anzuknüpfen, sagt Karl-Wilfried Pultke, Leiter der Projektgruppe. In Albert Leo Schlageter hätten die Nazis einen "deutschen Patrioten und den ersten nationalsozialistischen Soldaten" gesehen. Man habe Schlageter für die eigenen Zwecke eingespannt.

Als die Nationalsozialisten jedoch sahen, dass ein christliches Kreuz die Stätte zieren sollte, waren sie entsetzt. Sie wollten ein riesiges Runenkreuz vom Jakobsberg herabgrüßen lassen. Die Bevölkerung war gespalten, heißt es. Dabei hatten sich die Initiatoren die Sache so schön vorgestellt. Das Mal für Schlageter sollte eingebettet sein zwischen den beiden Symbolen des Kaiserreichs - dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf der anderen Weserseite und dem 1902 erbauten Bismarck-Turm, wo heute der Fernsehturm steht.

Was den konkreten Bau anging, gab es von Anfang an Pleiten, Pech und Pannen. Der Tag der Grundsteinlegung musste um einen Monat auf den 25. Juni 1933 verschoben werden und die Minister Goebbels und Göring konnten auch nicht kommen. Die feierliche Aufstellung und Weihe des fertigen Denkmals wurde für den 27. Mai 1934 angekündigt. Doch dann geriet das Vorhaben - zunächst ohne ersichtlichen Grund - plötzlich ins Stocken. Nur ganz langsam sickerten Hinweise auf die Ursache durch. Es entbrannte ein Streit über den "richtigen" Umgang mit christlicher Symbolik.

Die Nationalsozialisten verboten das Kreuz. Es hagelte Proteste, Vorwürfe und Verdächtigungen. Parteiausschlussverfahren wurden eingeleitet. Kreisleiter Schmidt drohte sogar mit der Totalsprengung der Anlage. Am Verbot des Kreuzes änderte das nichts. Erst als der Vater von Albert Leo Schlageter mit Hitler über das Thema ins Gespräch kam, drehte sich der Wind. Das Kreuz werde errichtet, stand in der "Mindener Zeitung" zu lesen. Passiert ist trotzdem nichts. Der Streit zwischen den beiden Lagern tobte noch Jahre weiter.

Vier Infotafeln zum Denkmal sollen am Fernsehturm aufgestellt werden

"Im Grunde hat der Gauleiter hier einen klaren Führerbefehl missachtet", sagt Pultke. Das sei wohl nur in den Anfangsjahren möglich gewesen, als die Strukturen noch nicht so festgefügt gewesen seien "und jeder irgendwie mitgemischt hat". Das Stahlkreuz steht heute übrigens auf dem Mindener Nordfriedhof. Einen Weihegottesdienst, so Pultke, hätten die Pastoren verweigert. Sie wollten das Kreuz auf dem Berg sehen und nicht auf dem Friedhof.

Heute ist das Bauwerk als Denkmal weitgehend vergessen. Obwohl nur rund zehn Minuten zu Fuß vom Fernsehturm zu gehen sind und viele Wanderer dort unterwegs sind, wird der geschichtliche Aspekt nicht gesehen. Pultke führt das auf die fast vollständig fehlende Beschilderung zurück. Das Denkmal werde rein als Aussichtsplattform wahrgenommen, sagt er. Wer weiß, was sich hier vor weit über 70 Jahren zugetragen hat, sehe es hingegen mit anderen Augen. Der trutzige Bau, die Einschusslöcher - all das seien Spuren des selbst ernannten "Tausendjährigen Reiches". Spuren, die manch einer vielleicht lieber vergessen möchte. Früher war die Umgebung ohne jede Vegetation, heißt es. Inzwischen ist der Wald dicht bewachsen.

Was mit dem "Schlageter-Denkmal" machen? Dieser Frage sind die Schüler der Gesamtschule während ihres Projekts nachgegangen. Für Gunnar Falkenberg steht die Antwort fest: "Man sollte darüber aufklären, was das hier werden sollte und es stehen lassen. Hier können die Menschen etwas aus der Geschichte lernen. Dieses Denkmal erinnert an die Nazi-Zeit und wie schlimm sie war."

Stehen lassen - ja, aber mit geschichtlicher Einordnung. Dieser Ansicht sind Pultke und die Mitglieder der Projektgruppe. Man müsse sicher nicht jedes Denkmal aus dieser Zeit erhalten - "aber an diesem Denkmal lassen sich geschichtliche Ereignisse wie der später so genannte Kirchenkampf studieren", sagt Pultke. Schon allein deshalb sei ein Erhalt sinnvoll. Allerdings: einen anderen Umgang mit dem Denkmal würde sich Pultke schon wünschen. Bisher gebe es kaum eine geschichtliche Einordnung - das will die Projektgruppe jetzt nachholen. Bis spätestens Ende November sollen vier Tafeln am Fernsehturm angebracht werden. Unter anderem finden sich dort Erläuterungen zu Albert Leo Schlageter und dem Streit ums Kreuz.

"Ich finde es sehr wichtig, dass es einen Kontext zu dem Denkmal gibt, damit die Besucher wissen, was hier passiert ist", sagt Pultke. Und die Projektgruppe will nicht zulassen, dass diese Spuren verwischen.

Bildunterschrift: Die Projektgruppe hat sich zum Ziel gesetzt, die Bevölkerung über die Geschichte des Schlageter-Denkmals zu informieren. Bislang wird das Bauwerk eher als Aussichtsplattform gesehen.

Albert Leo Schlageter

Albert Leo Schlageter ist im Jahr 1894 im Schwarzwald geboren worden. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 hatte er sich spontan zum Fronteinsatz gemeldet und sich später verschiedenen Freikorps angeschlossen.

Als französische Truppen 1923 das Ruhrgebiet besetzten, ging er in den Untergrund und verübte Anschläge. Schließlich wurde er verhaftet und von einem französischen Kriegsgericht zum Tode verurteilt.

Am 26. Mai 1923 ist der spätere NS-"Nationalheld" in der Nähe von Düsseldorf erschossen worden. Schon damals wurde Schlageter von vielen Gruppierungen als "Märtyrer" und "vaterländischer Widerstandskämpfer" gefeiert.

Im Vorfeld des zehnten Todestages Schlageters strebte dieser Heldenkult dann einem neuen Höhepunkt entgegen. Wie auch in anderen Städten wurde in Minden über den Bau eines Denkmales nachgedacht. Der Mindener Architekt Hans Korth wurde mit der Gestaltung betraut.

Korths Entwurf sah einen klotzigen Sandsteinsockel vor, auf dessen Plattform ein 15 Meter hohes Stahlkreuz stehen sollte. Zunächst fand dieser Vorschlag auch Zustimmung. Dann kam der Streit.

Heute wird das Schlageter-Denkmal als Aussichtsplattform wahrgenommen. Die Projektgruppe der Gesamtschule will den geschichtlichen Aspekt des Bauwerks wieder stärker in das Bewusstsein rücken.

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Westfalen-Blatt / Herforder Kreisblatt, 13.09.2017:

Gedenkfeier für Heiko Ploeger

Herford (HK). Zum Gedenken an den am 15. September 1944 hingerichteten Arbeiter Heiko Ploeger und zur mahnenden Erinnerung an die Gräuel des nationalsozialistischen Terrors laden Arbeit und Leben im Kreis Herford DGB / VHS, der Deutsche Gewerkschaftsbund, Kreisverband Herford, und das Kuratorium "Erinnern, Forschen, Gedenken" zur Gedenkfeier mit Kranzniederlegung ein.

Heiko Ploeger hörte ausländische Rundfunksender, verboten im Nationalsozialismus. Er wurde verhaftet und hingerichtet. Die Kranzniederlegung wird begleitet vom Gewerkschafts-Chor Herford. Friedenstal-Gesamtschüler tragen Gedichte gegen Krieg und Verfolgung vor. Beginn ist am Freitag, 15. September, um 16.45 Uhr. Treffpunkt ist am Eingang zum Friedhof "Ewiger Frieden".

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Neue Westfälische - Gütersloh, 13.09.2017:

CDU forscht nach Flughafen-Ausstattung

Gütersloh (nw). Sind bei der Übergabe des Gütersloher Flughafens historische Einrichtungsgegenstände verschwunden? Die CDU-Fraktion will die Verwaltung damit beauftragen, dies zu überprüfen. Dabei könnte es sich laut CDU um Gegenstände handeln, die eng mit der Geschichte des Flughafens und mit der Geschichte Güterslohs verbunden sind. Darüber hinaus will die CDU prüfen lassen, ob auf dem Flughafengelände Räume für eine Erinnerungsstätte genutzt werden können.

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Westfalen-Blatt / Zeitung für Gütersloh, Rheda-Wiedenbrück, Rietberg und Harsewinkel, 13.09.2017:

CDU lässt nach Göring-Zimmer suchen

Stadt soll prüfen, ob Gegenstände verschwunden sind

Gütersloh (WB). Die CDU-Ratsfraktion greift den Westfalen-Blatt-Bericht über den Verbleib des Göring-Zimmers in einem Gebäude auf dem ehemaligen Areal der britischen Garnison auf.

In einem Antrag an den Hauptausschuss fordert sie die Stadt auf, zu prüfen, ob bei der Übergabe des Flughafengeländes durch die britischen Streitkräfte historische Einrichtungs- und Ausstattungsgegenstände abhanden gekommen sind. Fraktionsvorsitzender Heiner Kollmeyer: "Es handelt sich um Gegenstände, die eng mit der Geschichte des Flugplatzes und damit auch der Geschichte Güterslohs verbunden sind." Es solle sich dabei zum Beispiel um Erinnerungsstücke aus dem Turmzimmer des ehemaligen Offizierskasinos handeln. Bei der Gütersloher Bevölkerung bestehe ein großes Interesse daran, die Räume auf dem ehemaligen Flughafenareal, das jahrelang militärisches Sperrgebiet war, mit eigenen Augen zu sehen. Dies werde auch am großen Interesse an den Bustouren deutlich.

Gütersloher Bürger möchten Turmzimmer mit eigenen Augen sehen

"Da einige der Gegenstände aus der NS-Zeit stammen, in der der Flugplatz angelegt worden ist, stellt sich Gütersloh mit diesen Erinnerungsstücken auch einem dunklen Kapitel seiner Geschichte", stellt Kollmeyer fest.

Wie die Briten und die Stadt mittlerweile bestätigten, sollen sich die Gegenstände aus dem so genannten Göring-Zimmer in der Bielefelder Catterick-Kaserne befinden. Als zuständiger Projektleiter der Briten soll Hugh Pierson, ehemals Verbindungsoffizier im Landkreis Celle, das Mobiliar, Fotos und Dokumente eingelagert haben.

Die CDU-Fraktion will dennoch prüfen lassen, ob Gegenstände abhanden gekommen sind und wenn ja, wo sich diese befinden. Außerdem soll für den Fall des Verlusts geprüft werden, ob diese Gegenstände nach Gütersloh zurückgebracht werden können. Darüber hinaus fragt die CDU, ob Räume für eine Erinnerungsstätte genutzt werden können und ob Gebäudeteile unter Denkmalschutz gestellt werden sollten.

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Blick nach Rechts, 13.09.2017:

Prozess gegen "Altermedia"-Betreiber

Stuttgart. Vor dem Oberlandesgericht Stuttgart wird ab dem morgigen Donnerstag das Staatsschutzverfahren gegen fünf Angeklagte im Alter zwischen 28 und 63 Jahren stattfinden. Sie sollen sich bei dem abgeschalteten rechtsextremen Hetzportal "Altermedia" betätigt haben.

Zwei Angeklagten, der 48-jährigen Jutta V., und dem 28-jährigen Ralph-Thomas K. sowie einer weiteren Person wird die Bildung und Rädelsführerschaft einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Sie hätten über das im Januar 2016 abgeschaltete Internetportal "Altermedia Deutschland" volksverhetzende Äußerungen verbreitet. Die weiteren Angeklagten Uwe P., Irmgard T. und Talmara S., seien an dieser Vereinigung aktiv als Mitglieder beteiligt gewesen. Alle fünf Angeklagten sollen beim Betrieb von "Altermedia-Deutschland" in wechselnder Beteiligung Straftaten der Volksverhetzung begangen haben.

Die Bundesanwaltschaft hatte die Ermittlungen im Dezember 2014 von der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt / Main übernommen und vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Stuttgart Anklage erhoben (Blick nach Rechts berichtete am 18.01.2017). Vorgeworfen wird den Angeklagten unter anderem, sie hätten das Portal "Altermedia" zu einer "massenhaften und systematischen Verbreitung rechtsextremistischen und nationalsozialistischen Gedankenguts" genutzt. Dazu gehörten unter anderem verbotene nationalsozialistische Grußformeln und Parolen, volksverhetzende Äußerungen, Gewaltaufrufe gegen in Deutschland lebende Migranten und die Leugnung des Holocausts.

Am 18. Mai wurde durch den 5. Strafsenat des Oberlandesgerichts Stuttgart die Anklage des Generalbundesanwalts beim Bundesgerichtshof zugelassen und das Hauptverfahren eröffnet. Weitere Verhandlungstermine sind bis 11. Januar angesetzt.

Bildunterschrift: Rechtes Hetzportal ist seit Januar 2016 abgeschaltet (Screenshot).

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Radio Westfalica, 13.09.2017:

Protest gegen AfD

In Espelkamp haben etwa 100 Menschen friedlich gegen eine Wahlkampfveranstaltung der AfD protestiert. Mit Luftballons und Plakaten wollten sie vor dem Bürgerhaus ein Zeichen für eine bunte Stadt setzen. Bei der Landtagswahl im Mai hatte die AfD in Espelkamp eines der besten Ergebnisse eingefahren - in einem der Wahlbezirke schaffte sie es auf 23,5 Prozent. Sie will deshalb bald auch einen Espelkamper Stadtverband gründen.

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Mindener Tageblatt, 13.09.2017:

Auf Stimmenfang bei den Aussiedlern

Die AfD spricht bei ihrer Veranstaltung in Espelkamp vor allem die "Russlanddeutschen" an - das ist kein Zufall

Von Karsten Schulz

Espelkamp. Vor dem Bürgerhaus, auf dem Bürgersteig an der zentralen Bushaltestelle am Wilhelm-Kern-Platz, hatten sich gut 100 Demonstranten aufgestellt. Nur mit bunten Luftballons und einigen Plakaten ausgestattet, machten sie ihrem Unmut über die gegenüber laufende AfD-Wahlkampfveranstaltung in stillem Protest Luft. Sie hatten bewusst das Motto der "bunten Stadt Espelkamp" aufgegriffen, um damit deutlich zu machen, dass in der nach dem Krieg neu aufgebauten Stadt viele Nationalitäten eine neue Heimat gefunden haben und alle friedlich in der neuen Stadtgesellschaft zusammenleben. Bis heute.

Etwa gleichviele Menschen waren im Gesellschaftsraum des Bürgerhauses zusammengekommen, der jedoch auf Grund des großen Interesses durch das Mittelfoyer erweitert werden musste. Auffällig war die große Zahl vieler junger Männer, die im Einheitslook, schwarzer Anzug und weißes Oberhemd, erschienen waren. In Espelkamp hatte die AfD im vergangenen Landtagswahlkampf eines ihrer besten Ergebnisse in ganz NRW erzielen können. In einem Wahlbezirk konnte die Partei 23,5 Prozent der Stimmen holen. Auf die Gesamtstadt bezogen waren es immerhin noch elf Prozent.

Grund genug für die Protestpartei, ihren Blick ganz besonders auf Espelkamp zu richten. Nach eigenen Analysen war man zu der Erkenntnis gekommen, dass man vor allem in den Stimmbezirken mit hohem Spätaussiedleranteil die meisten Stimmen bekommen hatte. So hatten sich die Redner Montagabend im Bürgerhaus aus wahltaktischen Gründen vor allem auf besagte Personengruppe konzentriert, die auch stark unter den Zuhörern vertreten war.

AfD-Bundestagskandidat Jürgen Sprick begann deshalb seine Ansprache auch gleich in Platt und mit dem Hinweis, dass er früher einmal für die Partei Bibeltreuer Christen (PBC) angetreten ist. Diese hatte in besagten Stimmbezirken vor vielen Jahren bereits sehr hohe Stimmanteile erhalten.

Er appellierte an die anwesenden Russlanddeutschen, sich zu dem zu bekennen, was sie sind. Er wies den Aufruf vom SPD-Fraktionsvorsitzenden Reinhard Bösch aus Espelkamp zurück, gegen die Rechtspopulisten in der AfD einen Aufruf zu starten (die NW berichtete). Außerdem sollten die Espelkamper zur Kenntnis nehmen, dass "der Elternwille derjenigen, die ihre Kinder in christliche Schulen schicken möchten, ernst genommen werden soll". Direkt an "seine" Spätaussiedler wandte sich AfD-Spätaussiedlerbeauftragter Eugen Schmidt. Sie hätten "geduldig ihre Kinder großgezogen, keine Sonderrechte verlangt und Jahrzehnte die CDU gewählt". Unter Frau Merkel sei "unsere Identität, immer Deutsche zu sein, mit Dreck beworfen worden".

"Wenn wir uns gut aufstellen, werden wir in Espelkamp stärkste Kraft." Mit schneidigen Worten wurde der AfD-Beauftragte noch deutlicher. Es würde eine "Politik gegen das eigene Volk" betrieben. Er sprach von der Gefahr der "Umvolkung". Der in Espelkamp beheimatete Dietrich Janzen kündigte in seinem Beitrag an, dass in "absehbarer Zeit auch in Espelkamp ein AfD-Stadtverband" gegründet werden soll.

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Neue Westfälische - Lübbecke (Altkreis), 13.09.2017:

Kommentar / AfD-Veranstaltung / Armes Deutschland

Von Karsten Schulz

Worte können so verräterisch sein. "Wir rütteln Deutschland auf", "Wir bringen Deutschland wieder voran", "Unsere Identität war, immer Deutsche zu sein", "Umvolkungs-Gefahr", "Überfremdung und Islamisierung", "Politik gegen das eigene Volk", "Feinde des deutschen Volkes", "Die Axt an die Grundlagen dieses Volkes gelegt" - die Liste ließe sich schier unendlich fortsetzen. Worte, Phrasen, bestimmte Begriffe, die man aus einer bestimmten sehr unseligen Zeit Deutschlands nur zu Genüge kannte und die eigentlich überwunden sein sollten, auf Grund der damit heraufbeschworenen Ideologie, die zu Millionen Toten führte.

Rassismus und Nationalismus gehen in der Regel unheilige Allianzen miteinander ein. Und genau dies fördern solche Parolen und Hetztiraden, wie sie von Mitgliedern der AfD im Bürgerhaus gehalten wurden.

Ausgerechnet von Menschen, die sich selbst als ausgewiesene Christen bezeichnen. Allein schon beim Gedanken an einen christlichen Gottesstaat dieser Prägung wird mir angst und bange um Deutschland.

karsten.schulz@nw.de

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Neue Westfälische - Lübbecke (Altkreis), 13.09.2017:

Die Russlanddeutschen fest im Blick

Bundestagswahl 2017: AfD hat die Absicht, "in absehbarer Zeit" einen Espelkamper Stadtverband zu gründen / Kampfansage gegen die "Altparteien"

Von Karsten Schulz

Espelkamp. Vor dem Bürgerhaus, auf dem Bürgersteig an der zentralen Bushaltestelle am Wilhelm-Kern-Platz, hatten sich gut 100 Demonstranten aufgestellt. Nur mit bunten Luftballons und einigen Plakaten ausgestattet, machten sie ihrem Unmut über die gegenüber laufende AfD-Wahlkampfveranstaltung in stillem Protest Luft. Sie hatten bewusst das Motto der "bunten Stadt Espelkamp" aufgegriffen, um damit deutlich zu machen, dass in der nach dem Krieg neu aufgebauten Stadt viele Nationalitäten eine neue Heimat gefunden haben und alle friedlich in der neuen Stadtgesellschaft zusammenleben. Bis heute.

Etwa gleichviele Menschen waren im Gesellschaftsraum des Bürgerhauses zusammengekommen, der jedoch auf Grund des großen Interesses durch das Mittelfoyer erweitert werden musste. Auffällig war die große Zahl vieler junger Männer, die im Einheitslook, schwarzer Anzug und weißes Oberhemd, erschienen waren. In Espelkamp hatte die AfD im vergangenen Landtagswahlkampf eines ihrer besten Ergebnisse in ganz NRW erzielen können. In einem Wahlbezirk konnte die Partei 23,5 Prozent der Stimmen holen. Auf die Gesamtstadt bezogen waren es immerhin noch elf Prozent. Grund genug für die Protestpartei, ihren Blick ganz besonders auf Espelkamp zu richten. Nach eigenen Analysen war man zu der Erkenntnis gekommen, dass man vor allem in den Stimmbezirken mit hohem Spätaussiedleranteil die meisten Stimmen bekommen hatte. So hatten sich die Redner Montagabend im Bürgerhaus aus wahltaktischen Gründen vor allem auf besagte Personengruppe konzentriert, die auch stark unter den Zuhörern vertreten war.

AfD-Bundestagskandidat Jürgen Sprick begann deshalb seine Ansprache auch gleich in Platt und mit dem Hinweis, dass er früher einmal für die Partei Bibeltreuer Christen (PBC) angetreten ist. Diese hatte in besagten Stimmbezirken vor vielen Jahren bereits sehr hohe Stimmanteile erhalten. Zur AfD sei er nach den Ereignissen am Silvesterabend in Köln gekommen, wo "viele Frauen auf der Domplatte belästigt und gedemütigt wurden". Wo sei denn da das Mitgefühl der Kanzlerin geblieben, fragte er in die Runde. Und wie hätten die deutschen Sicherheitskräfte reagiert? Er appellierte an die anwesenden Russlanddeutschen, sich zu dem zu bekennen, was sie sind. Er wies den Aufruf vom SPD-Fraktionsvorsitzenden Reinhard Bösch aus Espelkamp zurück, gegen die Rechtspopulisten in der AfD einen Aufruf zu starten (die NW berichtete). Außerdem sollten die Espelkamper zur Kenntnis nehmen, dass "der Elternwille derjenigen, die ihre Kinder in christliche Schulen schicken möchten, ernst genommen werden soll". Direkt an "seine" Spätaussiedler wandte sich AfD-Spätaussiedlerbeauftragter Eugen Schmidt. Sie hätten "geduldig ihre Kinder großgezogen, keine Sonderrechte verlangt und Jahrzehnte die CDU gewählt". Unter Frau Merkel sei "unsere Identität, immer Deutsche zu sein, mit Dreck beworfen worden".

"Wenn wir uns gut aufstellen, werden wir in Espelkamp stärkste Kraft"

Mit schneidigen Worten wurde der AfD-Beauftragte noch deutlicher. Es würde eine "Politik gegen das eigene Volk" betrieben. Er sprach von der Gefahr der "Umvolkung". Die Grünen sind für ihn "innere Feinde des deutschen Volkes".

Der in Espelkamp beheimatete Dietrich Janzen kündigte in seinem Beitrag an, dass in "absehbarer Zeit auch in Espelkamp ein AfD-Stadtverband" gegründet werden soll. Janzen: "23 Prozent hatten wir bereits. Wenn wir uns gut aufstellen, werden wir als stärkste Kraft ins Kommunalparlament einziehen." Er habe seinen "Beitrag für die demografische Gesundung Deutschlands" geleistet. Gott habe ihn und seine Frau mit vielen Kindern "gesegnet".

Bildunterschrift: Stiller Protest: Nur mit bunten Luftballons und mit einigen Plakaten ausgestattet, machten gut 100 Bürger aus Espelkamp und Umgebung ihrem Unmut über die genehmigte AfD-Veranstaltung im Bürgerhaus Luft.

Bildunterschrift: In Espelkamp bald aktiv: Dietrich Janzen will einen Stadtverband der AfD gründen und stärkste Kraft werden.

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Westfalen-Blatt / Espelkamper Zeitung, 13.09.2017:

AfD will Stadtverband gründen

Partei-Versammlung im Bürgerhaus - stille Gegendemonstration vor dem Gebäude

Espelkamp (fq). Stiller Protest draußen - Applaus im Gesellschaftsraum des Bürgerhauses. Während sich vor dem Gebäude etwa 100 Menschen getroffen haben, um gegen die Versammlung der Partei Alternative für Deutschland (AfD) still zu demonstrieren, hat die AfD am Montagabend ihre Wahlkampfveranstaltung ausgerichtet. Ihr Direktkandidat für die Bundestagswahl, Jürgen Sprick, sowie Eugen Schmidt, der bei der AfD das Netzwerk für Russlanddeutsche in NRW leitet, waren ebenso unter den Gästen wie Thomas Röckemann, Mitglied des Landtages.

Noch bevor die Versammlung losging, versammelten sich vor dem Bürgerhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite zahlreiche Bürger, die mit einer stillen Demonstration gegen die AfD-Versammlung protestierten. Mit Schildern wie "Gesicht zeigen für ein buntes Espelkamp" oder einfach "Schämt euch" machten sie ihre Position deutlich. Im Vorfeld hatten die Organisatoren der Demonstration die Aktion mit der Polizei abgesprochen, auf öffentliche Aufrufe zur Demonstration jedoch verzichtet.

Im Gesellschaftsraum erklärte währenddessen Burkhard Brauns, stellvertretender Sprecher der AfD im Kreis Minden-Lübbecke, dass man auf Grund der Wahlergebnisse der vergangenen Landtagswahl in Espelkamp tage. Die AfD erhielt in einem Wahlbezirk 23,5 Prozent der Zweit-Stimmen.

Jürgen Sprick kritisierte in seiner Rede Aussagen des Espelkamper SPD-Fraktionsvorsitzenden Reinhard Bösch. Der hatte sich nach der Landtagswahl Gedanken über das Abschneiden der AfD in der Stadt gemacht und einen Aufruf gestartet, um diesem Ergebnis zu begegnen.

Das Thema Flüchtlinge beschäftigte die AfD-Politiker besonders. Röckemann kritisierte den "Doppelpass" und sagte, dass eine Integration mit diesem nicht möglich sei. Eugen Schmidt lobte die Zeit unter Bundeskanzler Helmut Kohl und die Rückkehr der Russlanddeutschen in die Bundesrepublik. Angela Merkels Integrationspolitik nannte er "bösartig".

Die AfD kündigte an, dass es an der Zeit sei, nun Stadtverbände zu gründen. Dies, so Röckemann, solle in Espelkamp schon in absehbarer Zeit geschehen. Er ging noch weiter und erklärte mit Blick auf die 23,5 Prozent im Wahlbezirk Schule am Erlengrund, wenn sich die Partei gut aufstelle, werde sie in drei Jahren als stärkste Kraft in das Stadtparlament einziehen. Ehe nach einer Pause die Fragerunde begann, stellte sich noch der Espelkamper AfD-Politiker Dietrich Janzen vor. Er warf den "etablierten Parteien" "massives Versagen" vor.

Bildunterschrift: Jürgen Sprick, der Direktkandidat der AfD, ist einer der Redner im Gesellschaftsraum gewesen.

Bildunterschrift: Viele Bürger haben sich vor dem Bürgerhaus zur stillen Demonstration gegen die AfD-Veranstaltung versammelt.

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Westfalen-Blatt, 13.09.2017:

Kampf um die alte Heimat

Wie die AfD in ihrer OWL-Hochburg um Russlanddeutsche wirbt

Von Thomas Hochstätter

Espelkamp (WB). Dietrich Janzen ist fertig mit seinem Vortrag. Eine Botschaft hat der 59-Jährige aber noch: "Wählen Sie Merkel ab! Gott segne Espelkamp, Gott segne Deutschland, Gott segne alle Menschen guten Willens!"

Ein Saal im Bürgerhaus, ein AfD-Abend. Zu Fuß sind es 20 Minuten bis zu dem Wahllokal, in dem die Partei bei der Landtagswahl 23 Prozent Zweitstimmen bekam. In ganz Espelkamp waren es elf Prozent, OWL-Rekord. Hier, in NRWs Nordostzipfel, ein Stadtteil grenzt an Niedersachsen, leben viele Spätaussiedler aus der früheren Sowjetunion. Auch zahlreiche weitere Bewohner der 25. 000-Einwohner-Stadt, nach dem Zweiten Weltkrieg Flüchtlingslager und Vertriebenensiedlung, sind woanders geboren.

Auf einem Tisch liegen Faltblätter, eines auf Russisch. Etwa 80 Zuhörer sind gekommen. Auf der anderen Straßenseite stehen schweigend, mit bunten Luftballons und kritischen Plakaten, etwa gleich viele Gegendemonstranten.

Im Saal deutet Dietrich Janzen auf das Plakat hinter ihm. Frauke Petry, ihr Baby und die Frage "Und was ist ihr Grund, für Deutschland zu kämpfen?" Er hätte "lieber heute als morgen die beiden Frauen ausgetauscht", sagt er und meint wieder Merkel. Vor allem an ihr hat er sich gerade abgearbeitet. Viele AfD-Schlagzeilen und Karikaturen, wie man sie aus dem Internet kennt, hat Janzen an die Wand strahlen lassen. Den Stil bezeichnet er selbst als "Humoreske, Parodie, Ironie und Bissigkeit".

Janzen ist 1977 nach Deutschland gekommen. Er hat zwölf Kinder, wofür er im Saal Beifall bekommt. Fußballer im Altkreis Lübbecke kennen ihn als Schiedsrichter und Torwart der Ü50 des VfB Fabbenstedt. Bald könnte er Gründungsmitglied eines AfD-Stadtverbandes Espelkamp sein.

Einen Kreisverband gibt es in Minden-Lübbecke schon und seit Mai zwei Landtagsabgeordnete. Für die Russlanddeutschen ist an diesem Abend jemand da, der in den Bundestag will. Eugen Schmidt aus Hürth, NRW-Listenplatz 17, nicht aussichtslos. Schmidt (41) wurde in Kasachstan geboren. Sein Akzent ist härter als der von Janzen, er ist noch keine 20 Jahre in Deutschland. Diplom-Informatiker, drei Kinder, Sprecher des Netzwerks "Russlanddeutsche für AfD NRW". Kasachstan habe mittlerweile eine überwiegend muslimische Bevölkerung, erzählt er. Deshalb könne er es sich ganz genau vorstellen, "was uns in Deutschland als christliche Minderheit in einem muslimischen Deutschland erwartet, wenn die Islamisierung durch die Politik der Altparteien weiter voranschreitet". Beifall.

Aus Dankbarkeit zu Helmut Kohls Regierung, die ihnen ermöglicht habe, in ihre alte Heimat zurückzukehren, hätten viele Russlanddeutsche jahrzehntelang treu die CDU gewählt. Doch nun solle ihnen ihre alte Heimat weggenommen werden. Schmidt spricht von "Umvolkung" und "Verratspolitik gegen das eigene Volk". Wieder Beifall.

Er sagt: "Tagtäglich sehen wir die Unfähigkeit des Staates, unser Leben, Gesundheit und Eigentum vor der Gewalt der Islamisten und linken Extremisten zu schützen." Seine Schlussfolgerung: "Eine impotente Staatsmacht, auch wenn sie sich unermüdlich als Demokratie bezeichnet, ist für die Menschen oft schlimmer als eine Diktatur, die Ordnung garantiert."

Lob für Diktaturen von einem Kandidaten für den Deutschen Bundestag? Widerspruch ist nicht zu hören. Vor seinem Wahlaufruf fordert Schmidt noch gute Beziehungen zu Russland. Applaus.

Bildunterschrift: Dietrich Janzen und Eugen Schmidt (rechts) bei der AfD-Veranstaltung in Espelkamp.

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Lippische Landes-Zeitung, 13.09.2017:

Leserbriefe / Niveau der Steinzeit

Zum Artikel "Der Seitenwechsler", LZ vom 30. August.

Wer, wie der AfD-Kandidat im Wahlkreis Lippe I, mit dem Zuzug vom Menschen aus Afrika nach Deutschland eine neue Steinzeit heraufziehen sieht, der bewegt sich intellektuell offenbar auf einem Niveau, was seiner Vorstellung von der Steinzeit entspricht. In Klartext: Selten solch einen Unsinn gelesen. Es wäre zum Lachen, wenn diese Äußerung nicht so diffamierend und menschenverachtend wäre - und zudem von jemandem kommt, der in den Bundestag gewählt werden will.

Dieter Zoremba, Detmold

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