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17.06.2017 :
Tages-Chronologie von Samstag, 17. Juni 2017
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www.hiergeblieben.de - Zusammenfassung - Samstag, 17. Juni 2017
Am 18. Juni 2017 lädt das Historische Museum Bielefeld - zu einem zweistündigen Stadtrundgang auf den Spuren jüdischer Geschichte (Titel: "Jüdisches Leben in Bielefeld") - bis zur Verfolgung in der NS-Zeit, ein.
Am 1. April 1945 befreiten Verbände der amerikanischen Armee, zu Fuß und auf Panzern, Lipperreihe, am 3. April 1945 nahmen die Alliierten Oerlinghausen, nach Häuserkämpfen mit Truppen der Waffen-SS, ein.
Am 2. Juni 2017 wurde in der "Sekundarschule im Dreiländereck Beverungen" die Ausstellung der zehnten Jahrgangsstufen (im Schulprojekt: "Nationalsozialismus"), über die KZ-Gedenkstätte Buchenwald eröffnet.
Am 17. Juni 2017 trug Florian Schürfeld (Bielefeld) bei der Berliner "Identitären Bewegung"-Demonstration ("Zukunft Europa - Für die Verteidigung unserer Identität, Kultur und Lebensweise") das Fronttransparent.
Am 17. Juni 2017 feierten Neonazis, aus dem Umfeld des "Kreisverbandes Ostwestfalen-Lippe" der Partei "Die Rechte" um Sascha Krolzig, nach eigenen Angaben, in Ostwestfalen-Lippe die Sommersonnenwende.
Am 16. Juni 2017 verurteilte das Amtsgericht Bielefeld, einen 30 Jahre alten Mann (Bielefeld-Baumheide), wegen eines volksverhetzenden / rassistischen Eintrags auf "Facebook", zu einer Geldstrafe von Euro 600.
Am 18. Mai 2017 kündigte der (Rechtsaußen)-Politiker Harald Deutsch (CDU Lemgo) die Niederlegung der Ausschusssitze an, die CDU will indes "die Möglichkeit für eine weitere Arbeit in der Fraktion" offen halten.
Am 11. Mai 2017 warf der SPD-Stadtverband Lemgo (in einer Pressemitteilung) Harald Deutsch (CDU) aus Hörstmar vor, beim Netzwerk "Facebook" im Internet "ein antisemitisches Hetzvideo" verbreitet zu haben.
Am 21. Juni 2017 laden Landeszentrale für politische Bildung, Stadtbibliothek Detmold sowie Literaturbüro OW zur Lesung mit Mo Asumang "Mo und die Arier - Allein unter Rassisten und Neonazis" in Detmold ein.
Am 1. und 2. April 2017 gab es in Detmold, auf dem Anwesen von Gerd Ulrich, ehemaliger "Einheitsführer Hermannsland" der HDJ, ein Treffen mit etwa 60 Teilnehmenden, darunter zahlreiche uniformierte Kinder.
www.historisches-museum-bielefeld.de
www.oerlinghausen.de/de-wAssets/docs/unsere-stadt/soziales-gesellschaft/Erinnerungsbuch_NS-Opfer_Oerlinghausen_zweite_Ausgabe.pdf
www.mobile-beratung-owl.de
www.bielefeldstelltsichquer.wordpress.com
HDJ-Kontinuitäten und staatliche Untätigkeit (27.03.2008): www.youtube.com/watch?v=LGjs99BHdIo
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Artikel-Einträge in der Datenbank:
Neue Westfälische - Bielefeld West, 17./18.06.2017:
Jüdisches Leben in Bielefeld
Westfalen-Blatt / Bielefelder Zeitung, 17./18.06.2017:
Jüdisches Leben in Bielefeld
Neue Westfälische - Bielefeld mit Oerlingh.-Leopoldsh., 17./18.06.2017:
Kriegsende in Lipperreihe
Westfalen-Blatt / Höxtersche Zeitung, 17./18.06.2017:
Unbegreifliches begreifbar machen
Westfalen-Blatt / Bielefelder Zeitung, 17./18.06.2017:
Geldstrafe wegen Volksverhetzung
Lippische Landes-Zeitung, 17./18.06.2017:
SPD fordert ein klares Zeichen
Lippische Neueste Nachrichten, 17.06.2017:
Lesung: "Mo und die Arier"
Lippische Landes-Zeitung, 17./18.06.2017:
Leserbriefe / Übereifrige Parteigänger
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Neue Westfälische - Bielefeld West, 17./18.06.2017:
Jüdisches Leben in Bielefeld
Bielefeld. Zu einem Stadtrundgang auf den Spuren jüdischer Geschichte lädt am Sonntag, 18. Juni, das Historische Museum ab 11 Uhr ein. Hintergrund: Seit dem 14. Jahrhundert leben Menschen jüdischen Glaubens in Bielefeld. Der Rundgang führt zu Orten, die mit dem wechselvollen Schicksal der Juden verbunden sind. Sie berichten von ihrem Leben in unserer Stadt von der Frühen Neuzeit bis zur Verfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus. Treffpunkt für die Veranstaltung ist die Museumskasse.
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Westfalen-Blatt / Bielefelder Zeitung, 17./18.06.2017:
Jüdisches Leben in Bielefeld
Bielefeld (WB). Das Historische Museum lädt für diesen Sonntag, 11 Uhr, zum Stadtrundgang auf den Spuren jüdischer Geschichte ein. Der Rundgang führt zu Orten, die mit dem wechselvollen Schicksal der Juden verbunden sind. Sie berichten von jüdischem Leben von der frühen Neuzeit bis zur Verfolgung in der NS-Zeit. Treffpunkt für die Veranstaltung ist die Museumskasse.
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Neue Westfälische - Bielefeld mit Oerlingh.-Leopoldsh., 17./18.06.2017:
Kriegsende in Lipperreihe
Stadtgeschichte: Wie Lehrer Paul Stecker die Tage im April 1945 erlebte / Die Alliierten nahmen den Ort ohne Kampfeinsatz ein - im Gegensatz zu Oerlinghausen
Von Horst Biere
Oerlinghausen. "Die Stille wirkte unheimlich. Gegen 9 Uhr war die Straße plötzlich leer, kein Mensch war zu sehen, keine Detonation mehr zu hören." Paul Stecker, einziger Lehrer der Lipperreiher Schule, ging allein durchs Dorf - vorbei am Pollmannskrug am Morgen des 1. April 1945 kurz vor Kriegsende. "Alle Einwohner hielten sich in ihren Häusern auf, dabei war es ein wunderschöner sonniger erster Ostertag", schreibt er in seinen Erinnerungen. Aber die Wochen zuvor hatten sich als ein schlimmer Albtraum für die Menschen der kleinen Gemeinde erwiesen - wie in vielen Orten Deutschlands.
Auch Lipperreihe lag nun im Bereich der Front. "Flieger waren fast den ganzen Tag über uns, deutsche Soldaten lebten in der Schule und in Blockhäusern. Der Segelflugplatz diente schweren Transportmaschinen als Landeplatz. Vor Oerlinghausen und Dalbke wurden Panzersperren an den Straßen errichtet", schildert Paul Stecker in seinen Erinnerungen die Situation.
Bald trafen die ersten Evakuierten aus den Städten des Ruhrgebiets ein. Sie machten auf Paul Stecker allesamt einen müden, abgehetzten Eindruck. Sie besaßen teilweise nur das, was sie am Leib trugen. Sie brachten viele schulpflichtige Kinder mit, darum stieg in diesen Wochen die Schülerzahl in Lipperreihe auf 80 Kinder an.
Der Lehrer schreibt: "Es mangelte an Büchern, Schreibheften, aber vor allem an Kleidung und Schuhen. Abends hörte man dann oftmals die Stimme von Propagandaminister Goebbels im Radio, der von neuen Wunderwaffen sprach." Ein deutsches Flugzeug stürzte in jenen Tagen in der Nähe des Segelflugplatzes ab und zerbarst in viele Stücke, ein britischer Jagdbomber flog nachts so tief, dass er gegen den Tönsberg prallte und explodierte.
Russische Kriegsgefangene
Dann wurde es voll auf der Holter Straße. "Lange Kolonnen russischer Kriegsgefangener zogen in östlicher Richtung, langsam und müde schleppten sie sich dahin", schildert er die ausgemergelten Gestalten, die von einigen Wachleuten begleitet wurden. Bald folgten ihnen die ersten deutschen Flüchtlinge, Männer, Frauen und Kinder, die durch Lipperreihe Richtung Osten zogen. "Mit Fahrrädern, Hand- und Pferdewagen" erinnert er sich. Tag und Nacht war die Straße voller Menschen. Schließlich sah man immer mehr deutsche Soldaten in Wehrmachtsfahrzeugen, die sich zurückzogen. "Auf einmal kam mein Nachbar, der Gastwirt Pollmann", berichtet Paul Stecker. Deutsche Soldaten hätten ihm Pferde, einen schweren Kutschwagen und den Fahrer August Bentrup weggeholt, um "Heereseigentum abzutransportieren".
Nun aber, am ersten Apriltag, ebbte der Strom der Menschen ab. Es herrschte für einige Stunden vollständige Ruhe. Bald darauf aber hörte der Lehrer ein helles, stärker werdendes Geräusch vieler Motoren aus Richtung Schloß Holte. Das waren offenbar die amerikanischen Panzer. Paul Stecker wanderte weiter allein durchs Dorf zur Panzersperre an der Dalbker Straße. "Ich traf dort noch zwei junge Soldaten mit uralten dänischen Gewehren. Wir unterhielten uns und ich sagte ihnen, die Verteidigung mit solchen Mitteln sei völlig zwecklos." Langsam ging er zurück zu seiner Wohnung im Schulhaus neben dem Pollmannskrug.
US-Soldaten schellten an der Tür
Als er für den Notfall einige Lebensmittel in einen alten Tornister packte, schellte es plötzlich an der Schultür. Es war soweit: Zwei amerikanische Soldaten standen dort, sie nahmen Stecker in die Mitte und durchsuchten gemeinsam mit ihm die Lipperreiher Schule nach deutschem Militär. Als er dann wieder vors Haus trat, sah er zwischen Schule und Pollmannskrug zahllose US-Soldaten, Panzer waren aufgefahren, alle Nachbarn hatten weiße Fahnen aus den Fenstern gehängt.
Zwei amerikanische Offiziere beschlagnahmten die Schule und erklärten Stecker, es kämen 80 Soldaten, die nachts in der Schule schlafen sollten. Vier Tage bleiben die US-Soldaten in der Schule. So lange konnten die letzten deutschen Soldaten in Oerlinghausen im blutigen Häuserkampf den amerikanischen Vormarsch aufhalten. Danach war die Durchfahrt am Tönsberg frei. "Von nun an zogen alle Truppen durch Lipperreihe, ohne sich im Dorf aufzuhalten", schreibt Paul Stecker. "Doch kaum waren die Amerikaner weitergefahren, da wurde das ganze Land von befreiten Kriegsgefangenen unsicher gemacht. In dieser Zeit nahmen die Diebstähle und Überfälle so zu, dass wir im Dorf Nachtwachen einrichteten - je zwei bis drei Mann mit Knüppeln bewaffnet - gingen wir in der Nacht eine bestimmte Strecke ab."
Doch bald griffen die Amerikaner die umherziehenden Gefangenen auf und fuhren sie in die Lager zurück: Polnische und lettische Gefangene nach Augustdorf, russische Gefangene lebten in der Dalbker Papierfabrik. Die Lebensmittel für die ausgehungerten Gefangenen allerdings verlangten die Alliierten von der Gemeinde. Stecker musste mit den US-Soldaten zu den Bauern, Metzgern und Bäckereien fahren, wo man dann die Lebensmittel beschlagnahmte.
Ein grässliches Unglück passierte während des ständigen amerikanischen Durchmarsches, denn an vielen Stellen in Lipperreihe lagen noch scharfe Granaten herum, mit denen die Kinder an den schönen Frühlingstagen spielten. "Sie hatten ja viel Zeit, denn die Schulen waren geschlossen", beschreibt Stecker die Tage. "Zwei Jungen der Familie Gottschall und ein Sohn der Familie Wilhelm Jakobskrüger hatten eine Granate gefunden, die in ihren Händen explodierte. Alle drei Kinder starben." Ihre Namen sind mit auf den Inschriften am Lipperreiher Ehrenmal zu finden.
Langsam aber begann sich das Leben in den nächsten Wochen wieder zu normalisieren. Es gab Lebensmittelkarten, die allerdings bei weitem nicht zum Leben reichten. Die vielen Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten kamen nun auch nach Lipperreihe. Dabei hatte die Gemeinde noch Glück im Unglück, denn kurz vor Ende des Krieges hatte Major von Lentzke von Rittergut Niederbarkhausen das Herrenhaus in Dalbke erworben. Er starb kurz vor Kriegsende, und das große Haus stand leer. Lipperreihes Bürgermeister Prante beschlagnahmte es und konnte dort viele Familien unterbringen.
Bildunterschrift: Kriegsmaterial: Sherman-Panzer der amerikanischen Armee rollten in den letzten Kriegstage auch durch Lipperreihe. Im Gegensatz zu Oerlinghausen fanden im Ort allerdings keine schweren Kämpfe statt, da die Bewohner ihre Häuser mit weißen Fahnen übergaben.
Bildunterschrift: Bauer Bentrup pflügt: In den letzten Kriegstagen zwangen deutsche Soldaten August Bentrup, ihnen mit Pferden und Wagen bei der Flucht zu helfen.
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Westfalen-Blatt / Höxtersche Zeitung, 17./18.06.2017:
Unbegreifliches begreifbar machen
Ausstellung zum Besuch der Abschlussklassen in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald
Beverungen (WB). Geschichte erleben, verstehen und nachvollziehend empfinden - das ist den Schülern der Abschlussklassen der Beverunger Sekundarschule gelungen. Drei Tage waren sie in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald. Ihre Eindrücke haben sie in einer Ausstellung zusammengefasst.
Es ist eine besondere Erfahrung, die Schauplätze der Vergangenheit sehen zu können, um so die vergangene dunkle Geschichte Deutschlands von 1933 bis 1945 verständlicher und anschaulicher zu machen. Damit wahr wird, was der 2016 verstorbene Elie Wiesel als Überlebender in Buchenwald hoffte: "Jeder, der heute einem Zeugen zuhört oder den Ort des Schreckens besucht, wird selbst ein Zeuge werden."
Zum festen Bestandteil des Unterrichts der Klassen 10 gehört an der Sekundarschule im Dreiländereck Beverungen das fächerübergreifende Projekt "Nationalsozialismus". Der intensiven Vorbereitung im Unterricht, an der die Fächer Geschichte, Religion und Deutsch beteiligt sind, folgt der dreitägige Aufenthalt in der KZ-Gedenkstätte. Das Arbeitslager Buchenwald war eines der größten Konzentrationslager auf deutschem Boden. Es wurde im Juli 1937 von der SS auf dem Weimarer Ettersberg errichtet und sein Name "Buchenwald" wurde zum Synonym für die Verbrechen der Nationalsozialisten. Das KZ diente dazu, politische Gegner, Zeugen Jehovas sowie Juden, Sinti und Roma und auch Vorbestrafte, Wohnungslose und Homosexuelle dauerhaft aus dem deutschen Volk auszuschließen. Die Anzahl an inhaftierten Menschen lag bei mehr als 280.000, die auf 136 Außenlager des Konzentrationslagers verteilt waren. Die inhaftierten Menschen starben in erschreckend großer Zahl. Über 56.000 von ihnen auf Grund grausamer Foltermethoden, medizinischer Experimente und an Auszehrung. Eine Tötungsanstalt wurde extra errichtet. Dort wurden rund 8.000 sowjetische Kriegsgefangene erschossen.
Die Fahrt nach Weimar war eine außerschulische Unterrichtsveranstaltung der ganz besonderen Art unter dem Motto "Erlebte Geschichte - drei Tage Nachdenken über Gewalt, Leid und Tod".
An diesem Ort, der Bestandteil eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte ist, erarbeiteten die Jugendlichen unter fachkundiger Betreuung durch besonders geschulte Mitarbeiter der Gedenkstätte in verschiedenen Projekten Aspekte des Alltags in einem Konzentrationslager heraus. Ziel dieser Projektarbeit war es, den jungen Leuten einen emotionalen Zugang zu den an diesem Ort begangenen Verbrechen zu ermöglichen. Dieser emotionale Zugang ist ein wichtiges Element um zu erkennen, mit welcher menschenverachtenden Einstellung Angehörige unterschiedlicher Gruppen wie Juden, so genannte Asoziale oder politisch Andersdenkende behandelt wurden.
Die Schüler haben ihre ganz persönlichen Eindrücke über die menschenverachtende Nazi-Diktatur festgehalten, die in den kommenden Wochen in der Ausstellung in der umgestalteten Pausenhalle der Sekundarschule gezeigt werden.
"Jeder, der heute einem Zeugen zuhört oder den Ort des Schreckens besucht, wird selbst ein Zeuge werden."
Elie Wiesel, Überlebender
Beim Umgang und der Aufarbeitung der Thematik mit dieser Ausstellung wurden die Schülern von den Lehrern Ingrid Finkelmeier (Klassenlehrerin), Judith Gockeln (Klassenlehrerin), Ute Sperber-Krafft (Kunstlehrerin) und Franz Arendes (Lehrer) beim Aufbau der Ausstellung unterstützt, betreut und begleitet.
Bei der Ausstellungseröffnung wies Schulleiter Klaus Oppermann im Beisein von Bürgermeister Hubertus Grimm und Vertretern des Rates auf die Verpflichtung der heutigen Generation hin, die Erinnerung an diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit wachzuhalten und selbst "Zeuge" zu werden.
"Wir müssen uns gemeinsam dafür einsetzen, dass das, was einmal geschehen ist, nie wieder geschehen wird, nicht in Deutschland, aber auch nicht irgendwo anders auf der Welt. Dieser Kontakt mit einem ehemaligen Konzentrationslager hat die Augen bezüglich der grausamen Vergangenheit während der Zeit der Nationalsozialisten geöffnet", sagte Oppermann. Er sei davon überzeugt, dass "die Arbeit am Projekt Nationalsozialismus und die Ausstellung als Ergebnis dieser Arbeit einen großen Beitrag für mehr Verständnis, Toleranz und Respekt in unserer heutigen Zeit leisten kann".
Bildunterschrift: Die Schüler des zehnten Jahrgangs, eingerahmt von ihren Lehrerinnen, bei der Ausstellungseröffnung.
Bildunterschrift: Düstere Zeiten werden in düsteren Farben dargestellt.
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Westfalen-Blatt / Bielefelder Zeitung, 17./18.06.2017:
Geldstrafe wegen Volksverhetzung
Bielefelder (30) beleidigt im Sozialen Netzwerk Asylbewerber
Bielefeld (hz). Der Irrglaube, das Internet ist ein rechtsfreier Raum, in dem man jeden ungestraft beleidigen und bedrohen kann, ist immer noch weit verbreitet. Dass auch Fahnder von Polizei und Staatsanwaltschaft mitlesen und Ermittlungen bei strafbaren Entgleisungen einleiten, ist vielen nicht bewusst.
Wie man sich im Internet zu benehmen hat, das schrieb jetzt Amtsrichter Jan-Hendrik Haarmann einem 30-Jährigen ins Stammbuch. Der Baumheider muss wegen eines volksverhetzenden Eintrags gegen Asylbewerber im Sozialen Netzwerk Facebook 600 Euro Geldstrafe an die Landeskasse zahlen. Kommt der bislang nicht vorbestrafte Mann dieser Auflage nach, wird das Strafverfahren gegen ihn endgültig eingestellt. Die Tat des 30-Jährigen liegt schon eineinhalb Jahre zurück. In der Vorweihnachtszeit 2015 kommentierte der Baumheider einen Eintrag ausgerechnet auf der Facebook-Seite der fremden- und islamfeindlichen Organisation Pegida. Betreiber dieser Facebook-Seite war zur Tatzeit den Angaben der Staatsanwaltschaft zufolge Lutz Bachmann - wegen Diebstahls, Drogenhandels und Volksverhetzung vorbestrafter Frontmann der Pegida-Bewegung.
Auf die Pegida-Behauptung im Sozialen Netzwerk, ein beim Schwarzfahren erwischter Asylbewerber habe einen Polizisten gebissen, reagierte der 30-Jährige mit einer unflätigen Beschimpfung. Er wünsche, dass dem Mann aus dem arabisch-sprachigen Raum die Zähne ausgeschlagen würden und er mit einem Stempel auf seiner Kehrseite dahin zurück geschickt werde, wo er herkomme, ließ der Baumheider auf der Pegida-Seite verkünden.
Vor Amtsrichter Haarmann räumte der 30-Jährige zwar ein, den Facebook-Kommentar verfasst zu haben. Gleichzeitig verteidigte sich der Mann mit der Behauptung, er habe "im Affekt" kommentiert. "Es hat halt ein bisschen Wut in mir ausgelöst, als ich das gelesen habe. Die Art und Weise war vielleicht nicht ganz in Ordnung", zeigte sich der Angeklagte nicht wirklich einsichtig. Immerhin will der Baumheider aus dem gegen ihn gerichteten Strafverfahren gelernt haben. "Ich halte mich komplett zurück und kommentiere nicht mehr auf Facebook", behauptete der Mann.
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Lippische Landes-Zeitung, 17./18.06.2017:
SPD fordert ein klares Zeichen
Antisemitisches Video: Die SPD-Kreisvorsitzende Ellen Stock kritisiert, dass Harald Deutsch für die Kreis-CDU in Ausschüssen mitarbeitet
Kreis Lippe (sew). Der Christdemokrat Harald Deutsch hat Mitte Mai Schlagzeilen produziert, weil er in einem Sozialen Netzwerk ein Video mit antisemitischen Inhalten geteilt hatte. Die CDU Lemgo teilte daraufhin mit, dass Deutsch seine Ausschusssitze aufgegeben hat. In Gremien und Ausschüssen des Kreises Lippe tauchte Deutsch aber auf. Die SPD kann dies nicht nachvollziehen und fordert Konsequenzen.
"Wir haben intern die klare Entscheidung der Lemgoer CDU begrüßt, sich von den Inhalten und der Person Deutsch eindeutig und unmissverständlich zu trennen. Es ist jetzt aber angebracht, dass auch die Kreis-CDU diese Entscheidung übernimmt. Die Vorsitzende Kerstin Vieregge muss dafür sorgen, dass nicht der Eindruck entsteht, dass rechtes Gedankengut in der lippischen CDU toleriert wird", fordert die SPD-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Ellen Stock.
Vieregge hingegen sieht sich als Kreisvorsitzende nicht in der Pflicht, denn Fraktionsvorsitzender sei Andreas Kasper. "Harald Deutsch hat sich aus der ersten Reihe zurückgezogen - er behält aber seine Stellvertreterfunktion und er ist auch nur in einigen wenigen Gremien", sagt Kasper. Er habe den Eindruck gewonnen, dass Harald Deutsch nach den Gesprächen innerhalb der Lemgoer CDU sehr vieles überdacht und eingesehen habe, dass er zu unreflektiert gehandelt hatte.
"Das werden wir natürlich weiter beobachten. Wir haben es aber als positives Zeichen gewertet, dass er seine ordentlichen Ausschusssitze abgegeben hat." Im Kreis sei er ordentliches Mitglied im Rechnungsprüfungsausschuss. "Ich habe bereits vor zwei Wochen erklärt, dass wir in der Sitzung am 6. Juli einen Nachfolger für Deutsch bestimmen werden", sagt Kasper.
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Lippische Neueste Nachrichten, 17.06.2017:
Lesung: "Mo und die Arier"
Mo Asumang hat als Afro-Deutsche Konfrontation mit Hass-Predigern, Neonazis und Rassisten gesucht und darüber ein Buch geschrieben
Detmold. Die bekannte Autorin Mo Asumang liest am Mittwoch, 21. Juni, im Haus Münsterberg, Hornsche Straße 38, aus ihrem Buch "Mo und die Arier - Allein unter Rassisten und Neonazis" vor. Beginn um 19 Uhr.
Asumang ist auch als Moderatorin, Schauspielerin und Regisseurin tätig und widmet sich seit 15 Jahren dem Thema Rassismus. Sie ist unter anderem Botschafterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes und Unterstützerin der Ustinov-Stiftung und des Opferfonds "Cura". In ihrem Buch berichtet sie von ihrem spektakulären, sehr persönlichen Experiment, als Afro-Deutsche die offene Konfrontation mit rechten Hass-Predigern zu suchen und sich ihnen entgegenzustellen.
Sie trifft weltweit Rassisten, Neonazis, Pegida-Mitläufer, Angehörige des Ku-Klux-Klan und chattet sogar auf Nazi-Dating Plattformen.
In Kooperation mit dem Verbund der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen führt die Landeszentrale unter dem Motto "Politische Bildung vor Ort" Lesungen mit renommierten Autoren, die sich mit gesellschaftlich relevanten Themen auseinandersetzen durch.
Die Lesung mit Mo Asumang findet in Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek Detmold und unterstützt durch das Literaturbüro OWL statt.
Der Eintritt ist kostenlos.
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Lippische Landes-Zeitung, 17./18.06.2017:
Leserbriefe / Übereifrige Parteigänger
Zur Sonderseite "Neonazis in Lippe", LZ vom 2. Juni.
Mitbürger öffentlich kriminalisieren, privat observieren, von Dorffesten ausschließen: das nenne ich diskriminieren.
Repressiver sein als die - zum Glück von unseren Gesetzen gebundene - Polizei: das erinnert an übereifrige Parteigänger in DDR und Deutschem Reich. Puh!
Franz Mühlbauer-Keul, Detmold
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