Neue Westfälische 14 - Lübbecke (Altkreis) ,
01.02.2017 :
Swing-Jugend gegen Gleichschritts-Marschmusik
Am Evangelischen Schulzentrum: Auschwitz-Gedenktag an den Birger Forell-Schulen mit mehreren Andachten begangen / Über den Widerstand Jugendlicher in der Nazi-Zeit informiert
Espelkamp (nw). Seit 1996 wird jedes Jahr der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus begangen, so auch an den Birger-Forell-Schulen. Es liegt in der Verantwortung von Schule, den Tag und die Geschehnisse in Erinnerung zu behalten, auch wenn unsere Generationen nicht die Schuldigen waren, damit sich solche Verbrechen wie unter der Nazi-Tyrannei nicht wiederholen. Daher gestalteten die Lehrer Christian Sümening, Sabine Matthäus und Nikolaus Hass mehrere Andachten zu dem Thema in der Schulaula.
In der Andacht für die Jahrgangsstufen 5 und 6 boten Christian Sümening und Nikolaus Hass viel Wissenswertes über das Schicksal von Anne Frank und die Schulzeit von Kindern im Dritten Reich sehr anschaulich dar. Einige Schüler wussten schon ein wenig über diese Themen und die Zeit des Nationalsozialismus. Alle lauschten den Erzählungen mit gespannter Aufmerksamkeit und sehr viel Konzentration.
Die 7. Klassen hörten wichtige Einzelheiten über das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Mit Hilfe von Bildern und sehr lebendigen Schilderungen erklärten die beiden Lehrer, wie die Vernichtung der Häftlinge in Auschwitz ablief. Viele Schüler reagierten sehr betroffen und nachdenklich, stellten aber auch viele Fragen.
In der Stufe 8 beschrieb Christian Sümening das Schicksal von Jugendlichen, die sich nicht der Gleichmacherei der Nationalsozialisten anpassen wollten. Sie wurden unter anderem als schwer Erziehbare in so genannten Jugendstraflagern inhaftiert, zum Beispiel in Moringen bei Göttingen.
Auch im zehnten Jahrgang wurde deutlich gemacht, dass es in Deutschland Jugendliche gab, die mit Hitlers Regierung nicht einverstanden waren. Widerstand formierte sich beispielsweise im Bereich der Musik. Die "Swing-Jugend" (Anhänger des Jazz) stellte der Gleichschritts-Marschmusik der Nazis ihre eigene Musik und Weltanschauung gegenüber und musste dafür auch Verfolgung, Haft und Einweisung in Lager in Kauf nehmen.
Zum Schluss der Andachten warben Christian Sümening und Nikolaus Hass für das Recht des Menschen auf ein selbstbestimmtes Leben. Musikalisch umrahmt wurden die Andachten von Sabine Matthäus und Nikolaus Hass mit Liedern der jüdischen Religion, die auch in Synagogen und an jüdischen Festtagen zu hören sind.
Bildunterschrift: Gedenktag: An den Birger Forell-Schulen gab es mehrere Andachten. Das Foto zeigt Sabine Matthäus und Nikolaus Hass während der musikalischen Umrahmung.
luebbecke@nw.de
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