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Paderborner Kreiszeitung / Neue Westfälische , 11.01.2011 :

Essens-Verweigerung aufgegeben / Häftlinge in Justizvollzugsanstalt beenden Streik

Büren. Am Sonntag haben die letzten 12 Gefangenen in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Büren ihren so genannten Hungerstreik, sie verweigerten die offizielle Essensaufnahme, beendet. "Ohne ihre Ziele zu erreichen", so Frank Gockel vom Verein Hilfe für Menschen in Abschiebehaft. Zu groß sei der Druck gewesen, den die JVA-Leitung auf die Abschiebehäftlinge ausgeübt habe, so Gockel weiter.

Angefangen hatte der Streik nach Weihnachten (die NW berichtete) mit drei Gefangenen. Kurze Zeit später verweigerten über 30 Abschiebehäftlinge die offizielle Anstaltskost. Die damit verbundenen Ziele der Häftlinge waren unterschiedlich. Einige protestierten gegen ihre Abschiebung. Sie haben Angst vor Folter und Repression im Herkunftsland. Andere protestierten damit gegen ihre Behandlung in der JVA.

Die Leitung der JVA Büren versuchte von Anfang an, den Hungerstreik herunter zuspielen, so Gockel, indem sie auf den Einkauf von Gefangenen im Anstaltskiosk hinwies. "Klar kaufen wir in dem Kiosk ein, da wir viele Dinge des täglichen Bedarfs nicht erhalten", zitiert Gockel einen Gefangenen - und weiter: "Würde die Leitung der JVA jedoch einmal in den Unterlagen nachsehen, würde sie merken, dass wir nur Tabak, Zigaretten, Kaffee, Getränke, Körperhygieneartikel und Multivitamintabletten gekauft haben."

Doch nicht nur nach außen habe die JVA gegen die Hungerstreikenden gearbeitet. Hinter den Gefängnismauern wurde nach Auskunft der Abschiebehäftlinge ein enormer Druck auf sie ausgeübt. Dabei hätten die JVA-Bediensteten auch mit Täuschungsmanövern gearbeitet.

Einkauf am Kiosk nur für Tagesbedarf

"Wir sind schockiert, nachdem wir die Berichte der Gefangenen gehört haben", so Gockel, Vorsitzender des Vereins Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V.: "Dass die Mitarbeiter alle Mittel bis hin zur Androhung von Körperverletzung einsetzen, nur um zu verhindern, dass ein Hungerstreik zu lange dauert und an die mediale Öffentlichkeit kommt, ist erschreckend." Gockel forderte erneut die Abschaffung der Abschiebehaft. Für ihn macht das Beispiel des letzten Hungerstreiks wieder einmal deutlich, dass es keine humane Abschiebehaft geben kann.


lok-red.paderborn@neue-westfaelische.de

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