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Mindener Tageblatt , 16.01.2004 :

Begleitprogramm nimmt Formen an / Ausstellung "Aufstand des Gewissens" ab Juni

Von Hans-Jürgen Amtage

Minden (mt). Gut fünf Monate vor Ausstellungsbeginn nimmt das Programm zur Sonderausstellung über den militärischen Widerstand gegen das NS-Regime "Aufstand des Gewissens" klare Konturen an.

"Über die unmittelbare historische, an Fakten orientierte Darstellung des Widerstandes gegen das Regime der Nationalsozialisten hinaus sollen die Konsequenzen, Folgerungen und Impulse für das Verhalten in Gegenwart und Zukunft herausgestellt und insbesondere den jüngeren Generationen aufgeschlossen und verdeutlicht werden", erklärte gestern der Vorsitzende der Sektion Minden der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik, Klaus Suchland, gegenüber dem MT. Gemeinsam mit dem Preußen-Museum NRW organisiert die GfW das umfangreiche Begleitprogramm zu dieser Sonderausstellung, die in Zusammenarbeit mit dem Militärgeschichtlichen Forschungsamt Potsdam präsentiert und am 27. Juni in der ehemaligen Defensionskaserne auf dem Simeonsplatz eröffnet wird (das MT berichtete).

Die Heranwachsenden sollten lernen, kritisch-verantwortungsbewusster und sensibler auf Machtanspruch, Einschränkung der Freiheit und Verletzung der Menschenrechte zu reagieren, so Oberst a. D. Suchland. Denn die Vorbildfunktion der Widerstand Leistenden sei unabhängig vom Erfolg eine wichtige und sinnstiftende Erinnerung an die deutsche Geschichte: "Ein Beispiel politischer Moral, das für unsere jetzige Staats- und Gesellschaftsordnung eine fundamentale Bedeutung hat."

So stehen neben der Ausstellung nicht nur Vorträge und Lesungen in Minden und Bückeburg auf dem Programm, sondern auch Beiträge von Schülerarbeitsgemeinschaften des Besselgymnasiums, des Herder- Gymnasiums, der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule und des Bückeburger Adolfinums. Betreut vom wissenschaftlichen Mitarbeiter des Preußen-Museums, Peter Kock, widmen sich die Schüler unter anderem dem Kreisauer Kreis und der Darstellung des Widerstandes in den Zeitungen, erörtern das Thema "Preußen und Widerstand" und Bertolt Brechts Drama "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui", in dem sich Brecht mit Hitlers (Figur des Gangsterbosses und "Gemüsehändlers" Ui) Machtergreifung auseinander setzt.

Am 60. Jahrestag des unter anderem von Oberst und Stabschef des Befehlshabers des "Ersatzheeres Fromm", Claus Schenk Graf von Stauffenberg, initiierten Attentates auf Adolf Hitler, das am 20. Juli 1944 im Führerhauptquartier Wolfsschanze scheiterte, werden die Schülerinnen und Schüler ab 18 Uhr im Preußen-Museum über ihre Arbeitsergebnisse berichten. Ergänzt wird diese Veranstaltung durch einen Vortrag, in dem sich wahrscheinlich ein Referent des Bundespresseamtes mit Medien in der Diktatur auseinander setzen wird. Titel des Vortrages: Die Wahrheit stirbt als erstes.

In Zusammenarbeit mit der Konrad-Adenauer-Stiftung wird es bereits im Mai ein Fortbildungsseminar für Lehrer geben. Unter dem Thema "Widerstand und Gewissen" sollen, so Klaus Suchland, den Lehrern Angebote zur Gestaltung des Themas im Unterricht gemacht werden. Bedauert wurde gestern von Suchland, dass die Volkshochschule Minden ohne Absprache mit den Ausstellungsorganisatoren in diesem Semester eine kostenpflichtige Filmreihe veranstaltet, in der Filme wie "Es geschah am 20. Juli" gezeigt werden. Diesen und andere Filme zum Thema wollten ursprünglich die Ausstellungsinitiatoren im Rahmen des Begleitprogramms vorführen und damit die Diskussion über den "Aufstand des Gewissens" intensivieren.


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