Lippische Landes-Zeitung ,
15.01.2004 :
Damit die Arbeit weitergeht / Deutsches Rotes Kreuz hofft auf Zuschüsse für Schulaufgabenhilfe
Lage (mib). Bei der Schulaufgabenhilfe des Deutschen Roten Kreuzes geht es multikulturell zu: Montags bis donnerstags treffen sich Kinder aus dem Kosovo, Libanon und dem Kaukasus, aus Tscheschenien, Georgien, Algerien, Afghanistan, Abchasien und dem Irak in der Bredestraße zum Lernen. Sozialamtsmitarbeiter Thomas Köbe-Helbich hat das Angebot vor gut sechs Jahren mit initiiert und auf die Beine gestellt. Mit den Ergebnissen ist er sehr zufrieden.
Wie sollen Kinder aus einem fremden Land dem Unterricht folgen können, wenn sie die Sprache nicht verstehen und ihnen machmal sogar das Schriftbild völlig fremd ist? Ohne Unterstützung funktioniert das nicht. Zumal die meisten der 7- bis 15-jährigen Jungen und Mädchen zu Hause weder ein ruhiges Plätzchen zum Lernen haben noch "Nachhilfe" von ihren Eltern erwarten können.
"In sechs Familien sind die Eltern Analphabeten. Wenn sie eine Unterschrift leisten müssen, machen sie drei Kreuze. Das heißt, sie haben noch viel größere Sprachprobleme als ihre Kinder", berichtet Köbe-Helbich. Er kümmert sich darum, dass die Finanzierung der Hausaufgabenhilfe steht, koordiniert und kontrolliert die Honorarkräfte und fungiert als Kontaktperson zwischen den Familien, Schulen und dem Sozialamt.
Zwei bis drei Mal pro Woche schaut er in der Bredestraße herein, um sich davon zu überzeugen, dass alles gut läuft. Nicht selten drücken Kinder ihm dann mit fragendem Blick Einladungen, Formulare oder Zettel aus der Schule in die Hand - zum Beispiel, wenn der Elternsprechtag an- oder eine Klassenfahrt bevorsteht und die Eltern ihren Nachwuchs verbindlich anmelden sollen. "Bei Elternsprechtagen vermittele ich, wann der Termin bei welchem Lehrer vereinbart wird oder gehe ersatzweise selbst dort hin", nennt der Sozialamtsmitarbeiter weitere Einsatzbeispiele.
In der Bredestraße treffen sich jedes Mal 25 bis 30 Kinder aus der Sonder-, Grund-, Haupt- und auch aus der Realschule zum Lernen. Mit Unterstützung der Honorarkräfte Willi Gering und Pascal Wessel erledigen sie ihre Schulaufgaben, arbeiten so den Unterrichts-Stoff der verschiedensten Fächer - von Deutsch und Mathe über Englisch bis hin zu Erd- oder Sachkunde - auf.
Ein zweites derartiges Angebot für Flüchtlings- und Asylbewerber-Kinder hat die Flüchtlingsberatung der evangelischen Kirchengemeinden Lage im Übergangswohnheim am Bauhof eingerichtet.
2002 hat das Landesjugendamt die Hausaufgabenhilfe in der Bredestraße als Modellprojekt gefördert. Seitdem ist das DRK als Träger auf Spenden und sonstige finanzielle Unterstützung angewiesen. Ob das Landesjugendamt in diesem Jahr einen Zuschuss zahlt, ist noch nicht raus. Köbe-Helbich: "Wir warten noch auf die Antwort."
Lage@lz-online.de
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